Augen zu, kleiner Tiger!

Kate Banks, geboren 1961 in Maine (USA), studierte und arbeitete in New York, bevor sie für 8 Jahre nach Rom zog und nun als Kinderbuchautorin mit ihrem Mann und zwei Söhnen in Südfrankreich lebt. Georg Hallensleben, geboren 1958 in Wuppertal, zeichnet und malt seit seiner Kindheit. Nach seiner Schulzeit verbrachte er fast zwanzig Jahre in Rom und lebt nun als freier Künstler in Paris. Seine Bilderbücher erscheinen in vielen Ländern. Susanne Koppe, geboren 1963, stammt aus München, wo sie Germanistik studierte. Heute betreibt sie eine Agentur für Literatur und Illustration in Hamburg.

Sie ist eine sehr kluge Mama, die grosse Tigerin, denn sie hat auf jede Ausflucht ihres kleinen Tigerchens eine passende Antwort. Immer wenn er ihr erklärt, warum er die Äuglein nicht schliessen kann, um einzuschlafen, erklärt sie ihm überzeugend, warum er das sehr wohl kann. Das immer wiederkehrende "Doch, das kannst du" ist nicht nur Ritual, es ist auch eine wunderbare Bestätigung für das Kind, das ja immer schon gross sein will. Die Freiheit, die es damit verbindet, braucht als notwendige Voraussetzung die Sicherheit, dass man allein bewältigen kann, was man tun muss: schlafen zum Beispiel. Aber natürlich auch alle anderen Fertigkeiten und Fähigkeiten, die man auf dem Weg zum Selbstständigwerden erwerben muss, sind im Ansatz ja schon beim ganz kleinen Kind angelegt, und die weise Mutter zeigt ihrem Kind, was es schon alles kann: z.B. im Traum zwischen den Wolken schweben, geborgen in der Mondsichel, oder mit den vielen bunten Vögeln fliegen. Und sie, die Mutter, wird immer zur Stelle sein, wenn es fällt, sie wird es immer finden, wenn es verloren geht, und sie wird immer da sein, wenn ihr Kind aufwacht. Sie wird auch immer wissen, wie sie trösten kann, wenn die Angst vor der Dunkelheit kommt, denn "die Dunkelheit ist nur die andere Seite des Lichts" - das kann man ja auch bei den Streifen im Fell der Tiger sehen, dass Hell und Dunkel sich immer ablösen. Der Text dieses Bilderbuches lebt von der Kommunikation zwischen der Tigermutter und ihrem Kind, es sind ganz einfache Aussagen, aber sie sind getragen von innigster Zuneigung, und genau diese bedingungslose Zugewandtheit greifen die Illustrationen auf. Nur wenn sie mit ihrer grossen roten Zunge sein Gesicht wäscht, schliesst sie voller Behagen ihre Augen, sonst hat sie es immer im Blick und sieht mit ihm zusammen seine Angst und seine Lebendigkeit. Es selber kann noch nicht einschlafen, weil seine grossen Kulleraugen noch so viel sehen können. Aber weil die Mutter seine Wahrnehmung zu ihrer macht, kann sie immer wieder

"Wer könnte diesen riesengrossen, wachen Augen widerstehen?" Saarbrücker Zeitung