Briefwechsel
Briefe 1949-1975
Dieser bisher unveröffentlichte Briefwechsel zwischen Ernst Jünger und Martin Heidegger geht aus Gesprächen der Nachkriegszeit über ein grossangelegtes Zeitschriften-Projekt hervor, an dem neben Jünger und Heidegger auch Gerhard Nebel, Friedrich Georg Jünger...
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Produktinformationen zu „Briefwechsel “
Dieser bisher unveröffentlichte Briefwechsel zwischen Ernst Jünger und Martin Heidegger geht aus Gesprächen der Nachkriegszeit über ein grossangelegtes Zeitschriften-Projekt hervor, an dem neben Jünger und Heidegger auch Gerhard Nebel, Friedrich Georg Jünger und Werner Heisenberg beteiligt sein sollten. Ein Vorhaben, das nicht verwirklicht wurde - und das doch einen schriftlichen Austausch zwischen den beiden Autoren initiierte, der bis zum Tod Heideggers dauerte.
Klappentext zu „Briefwechsel “
Neben der Organisation des schriftstellerischen Lebens, den Publikationen und öffentlichen Reaktionen auf sie, den Einladungen und polemischen Einwürfen gegen den Zeitgeist sind es vor allem Betrachtungen zur Sprache, denen dieser Austausch gilt. Die Verflachung unseres Sprachgebrauchs durch Spezialisierung, der Wert der (rapide verschwindenden) Dialekte, die Rolle der Sprache als Erkenntnismittel, die Sprachphilosophie Rivarols - das sind einige der wichtigen Stichworte dieser Dokumente.Zusätzlich aufgenommen in diesen Band sind die Festschrift Jüngers zu Heideggers 60. Geburtstag, »Über die Linie«, Heideggers Aufsatz »Zur Seinsfrage« und die Texte des Bändchens »Federbälle« - Sprachnotizen, von Jünger dem Philosophen zum 80. Geburtstag als Privatdruck gewidmet.
Neben der Organisation des schriftstellerischen Lebens, den Publikationen und öffentlichen Reaktionen auf sie, den Einladungen und polemischen Einwürfen gegen den Zeitgeist sind es vor allem Betrachtungen zur Sprache, denen dieser Austausch gilt. Die Verflachung unseres Sprachgebrauchs durch Spezialisierung, der Wert der (rapide verschwindenden) Dialekte, die Rolle der Sprache als Erkenntnismittel, die Sprachphilosophie Rivarols - das sind einige der wichtigen Stichworte dieser Dokumente.
Zusätzlich aufgenommen in diesen Band sind die Festschrift Jüngers zu Heideggers 60. Geburtstag, "Über die Linie", Heideggers Aufsatz "Zur Seinsfrage" und die Texte des Bändchens "Federbälle" - Sprachnotizen, von Jünger dem Philosophen zum 80. Geburtstag als Privatdruck gewidmet.
Der Herausgeber
Günter Figal, Professor für Philosophie an der Universität Freiburg. Studium der Philosophie und Germanistik in Heidelberg. Habilitation 1987. Herausgeber des "Internationalen Jahrbuchs für Hermeneutik. Veröffentlichungen u. a.: Theodor W. Adorno. Das Naturschöne als spekulative Gedankenfigur (1977), Martin Heidegger, Phänomenologie der Freiheit (3. Aufl., 2001), Nietzsche. Eine philosophische Einführung (1999). Gegenständlichkeit (2006).
Zusätzlich aufgenommen in diesen Band sind die Festschrift Jüngers zu Heideggers 60. Geburtstag, "Über die Linie", Heideggers Aufsatz "Zur Seinsfrage" und die Texte des Bändchens "Federbälle" - Sprachnotizen, von Jünger dem Philosophen zum 80. Geburtstag als Privatdruck gewidmet.
Der Herausgeber
Günter Figal, Professor für Philosophie an der Universität Freiburg. Studium der Philosophie und Germanistik in Heidelberg. Habilitation 1987. Herausgeber des "Internationalen Jahrbuchs für Hermeneutik. Veröffentlichungen u. a.: Theodor W. Adorno. Das Naturschöne als spekulative Gedankenfigur (1977), Martin Heidegger, Phänomenologie der Freiheit (3. Aufl., 2001), Nietzsche. Eine philosophische Einführung (1999). Gegenständlichkeit (2006).
Lese-Probe zu „Briefwechsel “
Martin Heidegger an Ernst Jünger
Freiburg i. Br. 1949. 23. Juni
Lieber Herr Jünger!
Ich danke Ihnen für Ihren Brief. der sich mit meinen Überlegungen trifft. Zunächst möchte ich Sie aber bitten, den »Professor« wegzulassen.
Ich erinnere noch genau die Stelle des Weges, auf dem wir im vorigen Herbst von der äussersten Gefährdung derer sprachen, die heute versuchen, am Wesentlichen zu bleiben; dass es nicht Flucht sei, sondern höchste Freiheit, die Einsamkeit auszustehen.
Aber der natürliche Drang, unmittelbar zu helfen, Stützen und Leitseil zu bieten, drängt dann Dinge zu versuchen, die sich bei strenger Besinnung als irrig herausstellen. [...]
Es gibt eine Nachlassaufzeichnung von Nietzsche, die Sie gewiss kennen, aus der Zeit der »Fröhlichen Wissenschaft«: »Hundert tiefe Einsamkeiten bilden zusammen die Stadt Venedig - dies ihr Zauber. Ein Bild für die Menschen der Zukunft.«
Mir scheint, dass sich hier ein Gesetz für die künftig Dichtenden und Denkenden verbirgt, zu dessen unscheinbarer Vorübung wir vielleicht bestimmt sind.
Darum meine ich, wir sollten das Vorhaben zurücknehmen und seine Bestimmung erst noch länger wachsen lassen. Wir dürfen der fortbestehenden, aber inzwischen schlauer gewordenen Rachsucht nicht das letzte zum Frass vorwerfen; wir müssen im eigentlichen unangreifbar bleiben. Die beste Taktik hülfe nichts; wir sind da längst überholt. Vor wenigen Tagen erhielt mein Freund, der als oberschlesischer Flüchtling bei uns wohnt, einen Brief von einem jüdischen Emigranten (Prof. i. U.S.A.), worin er schreibt, er (d. h. man) sei ausserordentlich gespannt darauf, was aus der neuen Zeitschrift von Jünger und Heidegger würde. -
Ich freue mich. dass Sie im oberschwäbischen Land, das ich liebe, heimisch geworden sind und ich hoffe, dass ich Sie dort einmal besuchen kann. Wir gehen erst Ende der Woche auf die nicht mehr so wetterfeste Hütte.
Einen herzlichen Gruss
Ihr
Martin Heidegger
Ernst Jünger an Martin Heidegger
Ravensburg.
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Wilhelm-Hauff-Strasse 18 25.6.49.
Lieber Herr Heidegger,
Ihre Lagebeurteilung trifft wohl das Richtige. Der Gedanke, ein Organ für die letzten selbständig Denkenden und schaffenden zu bilden, hatte etwas Verlockendes. Er hätte aber vielleicht auch zu stärkerem Aufwande geführt, als es in der Absicht der Beteiligten lag. Im Laufe der letzten Jahre ist mir ganz deutlich geworden, dass Schweigen die stärkste Waffe ist, vorausgesetzt, dass sich dahinter etwas verbirgt, das das Verschweigen lohnt.
Gern komme ich bei Gelegenheit einmal herauf, vielleicht in Gesellschaft von Friedrich Georg oder Vittorio Klostermann. Zur Zeit bin ich recht in der Arbeit, von alten und neuen Manuscripten bedrängt.
Mit herzlichem Gruss
Ihr
Ernst Jünger
Ernst Jünger an Martin Heidegger
Ravensburg, 6.1.1950.
Lieber Herr Heidegger,
Noch immer habe ich Ihnen zu danken für das Geschenk Ihres »Feldweges«. Durch diese Gabe wurden mir besondere Aufschlüsse über die Art Ihres Denkens zuteil.
Wie unser gemeinsamer Verleger Vittorio Klostermann Ihnen berichtet hat, möchte ich Ihnen meinen Dank nicht nur für Ihr Geschenk, sondern für Ihre Existenz durch einen Beitrag zu der Festschrift abstatten, die anlässlich Ihres Jubiläums erscheint. Die Gabe wird vielleicht nicht homogen sein, doch dafür, wie ich hoffe, echt.
Von Herrn Barth, einem meiner Leser, erhielt ich einen ausführlichen Bericht über Ihren Bremer Besuch. Ich weiss nicht, ob die Diskussion in ihren Einzelheiten von ihm genau geschildert worden ist. Es fiel mir darin auf, dass Sie von »meiner« neuen Theologie gesprochen habe
Lieber Herr Heidegger,
Ihre Lagebeurteilung trifft wohl das Richtige. Der Gedanke, ein Organ für die letzten selbständig Denkenden und schaffenden zu bilden, hatte etwas Verlockendes. Er hätte aber vielleicht auch zu stärkerem Aufwande geführt, als es in der Absicht der Beteiligten lag. Im Laufe der letzten Jahre ist mir ganz deutlich geworden, dass Schweigen die stärkste Waffe ist, vorausgesetzt, dass sich dahinter etwas verbirgt, das das Verschweigen lohnt.
Gern komme ich bei Gelegenheit einmal herauf, vielleicht in Gesellschaft von Friedrich Georg oder Vittorio Klostermann. Zur Zeit bin ich recht in der Arbeit, von alten und neuen Manuscripten bedrängt.
Mit herzlichem Gruss
Ihr
Ernst Jünger
Ernst Jünger an Martin Heidegger
Ravensburg, 6.1.1950.
Lieber Herr Heidegger,
Noch immer habe ich Ihnen zu danken für das Geschenk Ihres »Feldweges«. Durch diese Gabe wurden mir besondere Aufschlüsse über die Art Ihres Denkens zuteil.
Wie unser gemeinsamer Verleger Vittorio Klostermann Ihnen berichtet hat, möchte ich Ihnen meinen Dank nicht nur für Ihr Geschenk, sondern für Ihre Existenz durch einen Beitrag zu der Festschrift abstatten, die anlässlich Ihres Jubiläums erscheint. Die Gabe wird vielleicht nicht homogen sein, doch dafür, wie ich hoffe, echt.
Von Herrn Barth, einem meiner Leser, erhielt ich einen ausführlichen Bericht über Ihren Bremer Besuch. Ich weiss nicht, ob die Diskussion in ihren Einzelheiten von ihm genau geschildert worden ist. Es fiel mir darin auf, dass Sie von »meiner« neuen Theologie gesprochen habe
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Autoren-Porträt von Ernst Jünger, Martin Heidegger
Ernst Jünger, am 29. März 1895 in Heidelberg geboren. 1901-1912 Schüler in Hannover, Schwarzenberg, Braunschweig u. a. 1913 Flucht in die Fremdenlegion, nach sechs Wochen auf Intervention des Vaters entlassen 1914-1918 Kriegsfreiwilliger 1918 Verleihung des Ordens »Pour le Mérite«. 1919-1923 Dienst in der Reichswehr. Veröffentlichung seines Erstlings »In Stahlgewittern«. Studium in Leipzig, 1927 Übersiedlung nach Berlin. Mitarbeit an politischen und literarischen Zeitschriften. 1936-1938 Reisen nach Brasilien und Marokko. »Afrikanische Spiele« und »Das Abenteuerliche Herz«. Übersiedlung nach Überlingen. 1939-1941 im Stab des Militärbefehlshabers Frankreich. 1944 Rückkehr Jüngers aus Paris nach Kirchhorst. 1946-1947 »Der Friede«. 1950 Übersiedlung nach Wilflingen. 1965 Abschluss der zehnbändigen »Werke«. 1966-1981 Reisen. Schiller-Gedächtnispreis. 1982 Goethe-Preis der Stadt Frankfurt/Main.1988 Mit Bundeskanzler Kohl bei den Feierlichkeiten des 25. Jahrestags des Deutsch-Französischen Vertrags. 1993 Mitterrand und Kohl in Wilflingen. 1998 Ernst Jünger stirbt in Riedlingen. Martin Heidegger wurde am 26. September 1889 in Messkirch geboren und starb am 26. Mai 1976 in Freiburg. Er ist einer der einflussreichsten und bedeutendsten Denker des 20. Jahrhunderts.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Ernst Jünger , Martin Heidegger
- 2008, 1. Aufl. 2008, 317 Seiten, 5 Abbildungen, Masse: 13,9 x 21,7 cm, Gebunden, Deutsch
- Herausgegeben: Günter Figal
- Verlag: Klett-Cotta
- ISBN-10: 3608936416
- ISBN-13: 9783608936414
- Erscheinungsdatum: 08.04.2008
Rezension zu „Briefwechsel “
»Ernst Jünger und Martin Heidegger sind zwei Geistesgrößen, die gemeinsam eine lange, bewegte Zeit durchlebten: das Kaiserreich, den Hurrah-Patriotismus des Ersten Weltkriegs, die zaghafte Demokratie der Weimarer Republik ... Diese ruhelose Zeit war zweifellos für beide prägend - ein Briefwechsel dokumentiert sie. [...] Der Briefwechsel enthüllt sehr gut, wie in den Zeiten des eskalierenden Kalten Krieges selbst die intellektuellen Grabenkämpfe mit schwerem Gefecht ausgetragen wurden.«Klaus Englert, Deutschlandfunk, 13.8.2008
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