Danse Macabre
Die Welt des Horrors
'Der Name Stephen King ist das Markenzeichen für »Horror vom Feinsten« (STERN). King hat sich zum bekanntesten und erfolgreichsten Autor der Horrorliteratur entwickelt. Die Filmindustrie stürzt sich auf seine literarischen Vorlagen. Hier lernen Sie einen...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Danse Macabre “
'Der Name Stephen King ist das Markenzeichen für »Horror vom Feinsten« (STERN). King hat sich zum bekanntesten und erfolgreichsten Autor der Horrorliteratur entwickelt. Die Filmindustrie stürzt sich auf seine literarischen Vorlagen. Hier lernen Sie einen ganz neuen Stephen King kennen: als Autor eines brillant formulierten Sachbuchs. Es ist Kings ganz persönliche Sicht der Welt des Horros in Literatur und Film - eine Einführung durch den Meister seines Fachs, den "Edgar Allen Poe der Gegenwart" (WESTDEUTSCHE ALLEGMEINE ZEITUNG).'
Klappentext zu „Danse Macabre “
»Wir erfinden Horror, damit wir im wahren Leben besser klarkommen.« Stephen KingDer Meister des Horrors reicht uns die Hand zum Totentanz. Das Grundlagenwerk über die Geschichte des Horrors in Literatur und Film vom Viktorianischen Zeitalter bis heute.
Mit einem neuen Essay: »Über das Unheimliche«
"Danse Macabre - Die Welt des Horrors" bezeichnet ein Sachbuch des Schriftstellers Stephen King, das sich in zehn Kapiteln einer Studie über die Verbreitung von Horror in Büchern, Filmen und Comics widmet.
Ausgezeichnet wurde das Buch im Jahre 1982 - jeweils in der Kategorie "Best Non Fiction" - mit dem Hugo Gernsback Award und dem Locus Award. Als Anhang hat der Schriftsteller seine eigenen Empfehlungen von jeweils einhundert Filmen und Büchern im Bereich des Horrors aus den Jahren 1950-1980 stammend nachgegliedert.
Im englischen Original erschien das Buch 2010 mit einem neuen Vorwort des Autors (einem Essay namens "What's Scary"), dieses Vorwort wird in der Neuedition enthalten sein.
Ausgezeichnet wurde das Buch im Jahre 1982 - jeweils in der Kategorie "Best Non Fiction" - mit dem Hugo Gernsback Award und dem Locus Award. Als Anhang hat der Schriftsteller seine eigenen Empfehlungen von jeweils einhundert Filmen und Büchern im Bereich des Horrors aus den Jahren 1950-1980 stammend nachgegliedert.
Im englischen Original erschien das Buch 2010 mit einem neuen Vorwort des Autors (einem Essay namens "What's Scary"), dieses Vorwort wird in der Neuedition enthalten sein.
Lese-Probe zu „Danse Macabre “
Danse Macabre von Stephen KingAus dem Amerikanischen von Joachim Körber
Über das Unheimliche - ein Vorwort
zur Ausgabe von 2010
Mein ganzes Leben lang bin ich ins Kino gegangen, um mir
Horrorfilme anzusehen - angefangen in den Fünfzigern mit
den Schwarz-Weiß-Monsterfilmen wie THE BLACK SCORPION
oder FLIEGENDE UNTERTASSEN GREIFEN AN
(Originaltitel: EARTH VS. THE FLYING SAUCERS) (ein
Film, in dem die außerirdischen Invasoren den krabbenartigen
Wesen aus dem Film DISTRICT 9 sehr ähnlich sehen),
und obwohl sich seit dieser Zeit, in der die Eintrittskarte
nur einen Vierteldollar kostete und die Butter auf dem Popcorn
noch echt war, sehr viel in meinem Leben verändert
hat, stelle ich mir doch immer noch dieselben drei Fragen.
Erstens: Warum funktionieren viele der sogenannten Horrorfilme,
sogar die mit großem Budget (oder vielleicht besonders
die mit großem Budget) nicht? Zweitens: Warum
gehen Genrefans wie ich so oft mit großen Erwartungen in
einen Horrorfilm und kommen unzufrieden wieder heraus
... und schlimmer noch, ohne sich wirklich gefürchtet
zu haben? Drittens und am bedeutendsten: Warum funktionieren
andere Filme - manchmal die, für die am wenigsten
geworben wurde, mit winzigen Budgets und unbekannten,
unerfahrenen Schauspielern - und überraschen uns mit exzellentem
Horror?
... mehr
Oh, und hier noch eine Bonusfrage: Warum beschäftige
ich mich überhaupt damit? Welcher Teil von mir fühlt sich
dazu getrieben, ein weiteres Remake von THE HILLS
HAVE EYES - HÜGEL DER BLUTIGEN AUGEN (Originaltitel:
THE HILLS HAVE EYES) - nicht sehr gut - oder
MONDO BRUTALE (bzw. DAS LETZTE HAUS LINKS;
Originaltitel: THE LAST HOUSE ON THE LEFT) - brillant
- anzusehen? Ich bin dreiundsechzig Jahre alt und
mein Haar wird grau. Sollte ich diesen ganzen kindischen
Kram nicht längst hinter mir gelassen haben?
Offensichtlich nicht. Und: Zur Hölle, ich möchte ihn
noch nicht einmal hinter mir lassen.
In Danse Macabre, einem Buch, das ich vor fast dreißig
Jahren geschrieben habe, behauptete ich, dass Menschen,
die sich von Geschichten über Monster und Katastrophen
angezogen fühlen, im Grunde ziemlich gesund (wenn auch
manchmal morbid) sind. Kritiker des Buches - und es gab
einige davon - antworteten wie vorherzusehen war: »Ja,
klar, was sollst du auch sonst sagen? Dass ihr alle ein Haufen
kranker Hunde seid?«
Nun, vermutlich sind wir das - aber wir haben auch übermäßig
viel Fantasie (was manchmal ein Segen, zu anderen
Zeiten aber - insbesondere spätnachts, wenn man nicht schlafen
kann - ein Fluch ist). Eine der Beigaben, die man erhält,
wenn man vom Amt für Gene mit übermäßig viel Fantasie
ausgestattet wird, ist, sich viel mehr Sorgen als der Durchschnittsmensch
zu machen. Während Mutter und Vater sich
also eine Etage tiefer Doritos knabbernd American Idol* im
* Die amerikanische Variante von DEUTSCHLAND SUCHT DEN SUPERSTAR
(Anm. d. Red.)
Fernsehen ansehen und sich darum sorgen, dass ihr Lieblingsträllerer
vielleicht aus der Show fliegt, sitzt ihr mit überreicher
Einbildungskraft ausgestatteter kleiner Junge (oder
ihr kleines Mädchen) oben in seinem Zimmer, hört Songs
von Slipknot und fragt sich, ob man von Doritos eigentlich
Krebs bekommen kann.
Fantasievolle Menschen haben eine klarere Vorstellung
von ihrer Verletzlichkeit; fantasievolle Menschen wissen,
dass alles verheerend schieflaufen kann, jederzeit. Fantasievolle
Menschen glauben nicht daran, dass es immer nur
die anderen trifft, von einem Serienmörder umgebracht zu
werden; sie wissen, dass Burschen wie Henry (der Mörder
aus dem Film HENRY: PORTRAIT OF A SERIAL KILLER)
tatsächlich da draußen sind, und es viel wahrscheinlicher
ist, einem von ihnen in die Arme zu laufen als den
350-Millionen-Dollar-Jackpot in der Powerball-Lotterie
zu gewinnen. Und es gibt noch viele andere Serienmörder
da draußen. Sie tragen Namen wie Krebs, Schlaganfall
oder Begegnung mit einem mit Wodka abgefüllten Alkoholiker,
der als Geisterfahrer auf der falschen Spur der Autobahn
- Ihrer Spur - mit 110 Meilen pro Stunde entlangbrettert
und sich einbildet, dass sein beschissener kleiner
Honda Accord der Millennium-Falke ist. In einem solchen
Fall sind Enthauptung und sofortiger Tod vielleicht das
Bester-Fall-Szenario. Der schlimmste Fall? Sie sind querschnittsgelähmt
und müssen die nächsten fünfundzwanzig
Jahre oder so in einen Beutel pissen, der an ihrer Hüfte
hängt. Und der Mensch mit der Fantasie im Übermaß weiß
das.
Ich behaupte, dass Menschen, deren Unterhaltungsbedarf
mit American Idol in der Glotze oder einer wilden, ver-
rückten Nacht bei einer Aufführung der Cornpatch Players
von »The Sound of Music« gedeckt werden kann, unter
Fantasieblindheit leiden. Jene unter uns, die mehr fühlen
(und in dunklere Spektren sehen), mögen vielleicht kranke
Welpen sein - aber wir sind auch aufgeweckte Welpen. Und
außerdem mutige Welpen, weil wir trotz unseres Wissens,
was alles schiefgehen kann, dennoch weitermachen. Für
uns sind Horrorfilme ein Sicherheitsventil. Sie sind eine Art
Wachtraum. Und wenn ein Film über normale Menschen,
die normale Leben führen, zu einem blutgetränkten Albtraum
ausartet, können wir den Druck ablassen, der sich
sonst vielleicht solange aufgestaut hätte, bis er uns hoch in
den Himmel schleudert wie der explodierende Kessel, der
das Overlook-Hotel in Shining zerstört (im Buch meine ich;
im Film gefriert ja alles zu einem Eisblock - wie dämlich ist
das denn?).
Wir nehmen Zuflucht in Fantasieschrecken, damit die
echten Schrecken uns nicht überwältigen, indem sie uns auf
der Stelle gefrieren lassen und es uns unmöglich machen,
im Alltag zu funktionieren. Wir begeben uns in die Dunkelheit
eines Kinos, und hoffen darauf, schlecht zu träumen -
weil die Welt in unserem normalen Leben stets so viel besser
aussieht, wenn der schlechte Traum endet. Wenn wir
das im Gedächtnis behalten, ist es eher verständlich, warum
die guten Horrorfilme funktionieren (selbst wenn das, wie
so oft, ein völliger Zufall ist) und warum Hunderte von
schlechten Filmen es nicht tun.
Teure Computeranimation und Spezialeffekte, kunstvolle
Maskenbildnerei und explodierende Kunstblutbeutel
jagen keinem über vierzehn Angst ein (drei Jahre jünger
als man sein muss, um in einen mit R-eingestuften
Film gehen zu können). Die Kinder haben all diese Dinge
schon gesehen. Sie sind laaangweilig. Wenn ein Horrorfilm
funktionieren soll, muss er mehr enthalten als Blut verspritzende
Splatter-Szenen. Einigen Filmemachern gelingt es,
dieses gewisse Extra einzufangen - sei es nun durch Zufall
(wie bei Tobe Hoopers BLUTGERICHT IN TEXAS [Originaltitel:
THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE]) oder durch
Genie (Sam Raimi, Steven Spielberg); sie wühlen in unserem
Unterbewusstsein, finden die Dinge, die so schrecklich
sind, dass wir nicht einmal Worte dafür finden (es sei denn,
man hat das Geld und die Neigung, zwanzig Jahre auf der
Couch eines Psychiaters zu verbringen) und ermöglichen uns,
uns diesen Dingen zu stellen. Allerdings nicht unmittelbar -
nur wenige von uns besitzen den Mut oder die Stärke, dem
Gorgonen direkt ins Auge zu blicken. Menschen können
mit Symbolen besser umgehen - das Kreuz bedeutet Christentum,
das Hakenkreuz bedeutet Nationalsozialismus (oder
Nawzi-ism(us), wenn man Brad Pitt in INGLORIOUS
BASTERDS - in der Originalfassung, Anm. der Red. - ist),
ein Aufkleber mit der Zahl 3 auf der Heckscheibe Ihres
Pick-ups bedeutet, dass Sie den NASCAR-Rennfahrer Dale
Earnhardt immer noch vermissen.
Und deshalb trifft die zentrale These des vor vielen Jahren
geschriebenen Danse Macabre immer noch zu: Eine
gute Horrorgeschichte funktioniert auf symbolischer Ebene
und greift auf fiktionale (und gelegentlich übernatürliche)
Ereignisse zurück, um uns beim Verstehen unserer
eigenen tiefen echten Ängste zu helfen. Und achten Sie darauf,
ich habe »verstehen« gesagt und nicht »ins Auge blicken«.
Ich glaube, ein Mensch, der Hilfe dabei braucht,
seinen Ängsten ins Auge zu sehen, ist streng genommen
geistig nicht ganz gesund. Aber wenn ich davon ausgehe,
dass die meisten Leser von Horrorgeschichten so sind wie
ich - und das tue ich -, dann sind wir geistig ebenso gesund
oder sogar gesünder als jene, die sich nach der Lektüre
des Magazins People, der Tageszeitung oder ein paar
Blogs als bereit für den Tag bezeichnen. Meine Freunde,
Hand aufs Herz: Von Prominenten besessen zu sein und
innig ein paar politische Meinungen zu vertreten, das kann
man nicht als sinnvolles, fantasievolles Leben bezeichnen.
Das ist das Leben eines Käfers, der rein zufällig opponierbare
Daumen hat und über die Fähigkeit verfügt, bis zehn
zu zählen.
Ich bin mir sicher, dass viele der sogenannten Realisten,
die die Welt regieren, uns für durchgeknallte Perverse halten.
Wenn sie sehen, wie wir ein Magazin mit einem verwesenden
Monster auf dem Titelbild kaufen, glauben sie, dass
wir möglicherweise bereit sind, einen Amoklauf in der örtlichen
Highschool zu veranstalten ... aber das ist deren
Problem. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber soweit
es mich betrifft, ist mit einem Kind, das solche Magazine
kauft, alles in Ordnung. Ich bin auch für »make love, not
war« ... solange ich Jason und Freddy haben kann. Die
American-Idol-Leute können von mir aus gern so viele
Glücksbärchis sammeln, wie sie haben wollen; ich mag meine
Angstbärchis.
Außerdem, wie kann man ein Genre nicht lieben, in dem
ein Film (BLAIR WITCH PROJECT, Originaltitel: THE
BLAIR WITCH PROJECT), dessen Produktionskosten
unter 100 000 Dollar lagen, den Dummschwätzern in der
ganzen Welt einen Mordsschrecken einjagen und schwindelerregende
250 Millionen Dollar einspielen kann? Das ist
entweder reine Demokratie oder reine Anarchie. Wählen
Sie den Begriff, der Ihnen besser gefällt; ich halte sie beide
für wunderbar. Dies ist einer dieser Fälle, in denen ein geringes
Budget und unbekannte Schauspieler wesentlich zum
Erfolg des Films beitrugen. An BLAIR WITCH PROJECT
ist nichts Übertriebenes oder Unechtes (so wie in all den
SAW-Filmen, die nach dem Original SAW - WESSEN BLUT
WIRD FLIESSEN (Originaltitel: SAW) und SAW 2 - DAS
SPIEL GEHT WEITER (Originaltitel: SAW II) kamen. Sie
wirkten allesamt übertrieben und unecht - das filmische
Gegenstück der Thanksgiving-Day-Parade-Festwagen). Was
man über BLAIR WITCH PROJECT nicht sagen kann, denn
das sieht alles verdammt echt aus. Und es gibt einem das
Gefühl, dass alles verdammt echt ist. Und weil das so ist, ist
es wie der schlimmste Albtraum, den man je hatte. Der, aus
dem man keuchend und vor Erleichterung weinend aufwacht,
weil man glaubte, lebendig begraben zu sein, und
dann feststellt, dass nur die Katze aufs Bett gesprungen ist
und sich auf der Brust schlafen gelegt hat.
Auf den ersten Blick scheint es, als wären Horrorfilme,
ebenso wie Komödien, leicht zu machen. Bei dem einen
wirft man jemandem vor laufender Kamera eine Torte ins
Gesicht. Bei dem anderen spritzt man jemandem vor laufender
Kamera Blut ins Gesicht. Das muss doch funktionieren,
oder?
Nein, das tut es eben nicht. Horror ist kein feinfühliges
Genre - an Filmen, in denen sich Menschen in blubbernden
Glibber verwandeln, wenn sie von einer außerirdischen
Landplage bei lebendigem Leib gefressen werden, ist nichts
Feinfühliges oder Kultiviertes - aber es ist mysteriös. Was
einmal funktioniert (wie beispielsweise, die letzte Handaus-
dem-Grab-Gruselszene in CARRIE) funktioniert oft
kein zweites Mal ... aber manchmal eben doch. Was in
einem Super-Low-Budget-Streifen wie BLAIR WITCH PROJECT
funktionierte, wird vielleicht in einem Film mit größerem
Budget nicht funktionieren (die Fortsetzung BOOK
OF SHADOWS: BLAIR WITCH 2, beispielsweise - mir hat
der Film gefallen, aber mit dieser Meinung stand ich ziemlich
allein auf weiter Flur).
Einen erfolgreichen Horrorfilm zu drehen ist, als wollte
man Licht in einer Flasche einfangen - und selbst den talentiertesten
Filmemachern gelingt es vielleicht nur ein- oder
zweimal im Leben. Als Sam Raimi schließlich mit DRAG
ME TO HELL (Originaltitel: DRAG ME TO HELL) zu seinen
Wurzeln zurückkehrte, schuf er einen Film, der einen
Riesenspaß macht ... aber nicht besonders furchterregend
ist. Wenn man es furchterregend haben will, muss man
auf TANZ DER TEUFEL (Originaltitel: THE EVIL DEAD)
zurückgreifen (oder auf DER FLUCH DES DÄMONEN
[sic!], Originaltitel: CURSE OF THE DEMON bzw. NIGHT
OF THE DEMON, der britische Film, der DRAG ME TO
HELL inspirierte), und selbst das mag inzwischen ein vergeudeter
Trip sein. Ein guter Horrorfilm ist in vielerlei Hinsicht
wie ein guter Witz: Wiederholt man die Pointe zu oft,
verschleißt sie.
Wenn Sie sich schon eine Weile mit Horrorfilmen befasst
haben, wird Ihnen aufgefallen sein, dass dieselben Themen
und Buhmänner wieder und wieder auftauchen (und oft
tragen sie sogar dieselben Hockeymasken). Das liegt zum
Teil daran, dass wir dazu neigen, zu dem zurückzukehren,
was uns Angst macht (im wirklichen Leben nennen wir dieses
Bedürfnis Zwangsneurose), und zum Teil daran, dass -
he, machen wir uns nichts vor - Horror heimischer Boden
für Hochstapler und Künstler ist, die schnelles Geld machen
wollen. Filmstudios und unabhängige Produzenten
neigen dazu, derselben Idee immer wieder und wieder
grünes Licht zu geben - und die Gelddruckmaschine solange
laufen zu lassen, bis der letzte Cent herausgepresst
worden ist.
Dieses Pressen resultiert in klaren Zyklen, die Fans des
Genres schon oft gesehen haben: Ein Genie gebiert das
perfektionierte Genie; das perfektionierte Genie gebiert
eine unerleuchtete Nachahmung (denken Sie bloß an jeden
x-beliebigen, direkt für Video gedrehten Geisterhausstrei-
fen oder die fürs TV produzierten Dämonenkind-Filme,
bei denen Sie sich zu Tode gelangweilt haben); die unerleuchtete
Nachahmung gebiert eine Komödie, dann ruht
die Grundidee eine Weile, bevor sie erneut zum Leben erwacht
(wie ein Vampir in seinem Sarg). Hier sind drei spezielle
Beispiele dafür, beginnend mit BLAIR WITCH PROJECT.
Zum ersten Mal sah ich BLAIR WITCH PROJECT in
einem Krankenhauszimmer zwölf Tage, nachdem ein unachtsamer
Fahrer in einem Minivan mich auf einer Landstraße
zu Brei gefahren hat. Ich war sozusagen der perfekte
Zuschauer: gepeinigt von Kopf bis Fuß und mit Schmerz-
mitteln vollgestopft sah ich mir eine schlechte Schwarzkopie
auf einem tragbaren Fernseher an. (Woher ich die
Kopie hatte? Das tut hier nichts zur Sache.) Etwa zu der
Zeit, als die drei angehenden Filmemacher Heather Donahue,
Joshua Leonard und Michael Williams (die zufällig
von Heather Donahue, Joshua Leonard und Michael Williams
gespielt wurden) seltsame von den Bäumen hängende
Lovecraftsche Symbole entdeckten, bat ich meinen Sohn,
der mit mir gemeinsam das Video sah, das verdammte Teil
abzuschalten. Das mag wohl das einzige Mal in meinem
Leben gewesen sein, dass ich einen Horrorfilm in der Mitte
abbrach, weil ich zu viel Angst hatte, ihn weiter anzuschauen.
Teilweise lag dies am wackeligen Filmmaterial
(das mit einer Hi-8-Kamera und 16-mm-Schultercamcorders
aufgenommen worden war), zum Teil auch an den
Schmerzmitteln - aber im Grunde lag es daran, dass ich vor
Angst fast ausgeflippt bin. Das sah nicht nach einem Holly-
wood-Wald aus; es sah nach einem echten Wald aus, in
dem Menschen wirklich verlorengehen konnten.
Ich fand, dass BLAIR WITCH PROJECT ein Werk voll
beunruhigenden, zufälligen Horrors war, und die weiteren
Male, die ich mir den Film ansah (dann tatsächlich bis zum
Ende), haben meine Meinung darüber nicht geändert. Die
Situation ist ganz einfach gehalten: Die drei Jugendlichen
wollten eine Dokumentation über eine eindeutig erfundene
Hexenlegende machen und verschwinden während des
Filmdrehs. Wir wissen, dass sie niemals wiederauftauchen
werden, denn auf einer Texttafel, die am Anfang des Filmes
eingeblendet wird, lesen wir, dass sie bis heute nicht gefunden
wurden. Nur das wackelige, unzusammenhängende,
unheimliche Filmmaterial, das sie aufgenommen haben, ist
von ihnen geblieben.
Die Idee ist rundum genial, und ein großes Budget hätte
sie ruiniert. Für einen Apfel und ein Ei geschossen (einen
kleinen Apfel und ein kleines Ei) erhält dieser Doku-Horror
seine Kraft nicht, obwohl die »Schauspieler« kaum
spielen, sondern weil sie kaum spielen. Wir haben zunehmend
mehr Angst um diese Menschen - selbst um die nervige,
alles kontrollieren wollende Heather, die nie die Klappe
hält und weiterhin darauf beharrt, alles sei absolut in Ordnung,
obschon ihre beiden männlichen Begleiter (und jeder
Zuschauer) längst weiß, dass es das nicht ist. Ihre letzte
Szene - eine extrem qualvolle Nahaufnahme, in der sie, mit
einer glitzernden Träne auf den Lidern ihres rechten Auges
die Verantwortung übernimmt - hat eine derartig einschlagende
Wirkung, mit der sich nur wenige Hollywoodfilme,
selbst solche von großartigen Regisseuren, bisher messen
können. Die furchtlose Regisseurin, die zuversichtlich verkündete
»ich weiß genau, wo's langgeht« hat sich in eine
zu Tode geängstigte Frau verwandelt, die am Rande des
Wahnsinns steht. Und als sie nach sechs Nächten in den
Wäldern in dem dunklen Zelt sitzt, die Hi-8-Kamera auf ihr
eigenes Gesicht gerichtet, erkennen wir, dass sie es weiß.
BLAIR WITCH PROJECT scheint mir ein Film über
Wahnsinn zu sein - denn was ist Wahnsinn schon anderes,
als sich in Wäldern zu verirren, die selbst in den vernünftigsten
Köpfen existieren? Das Filmmaterial wird immer
wackeliger, die Schnitte merkwürdiger, die Gespräche zunehmend
realitätsferner. Als sich der Film nach seinem kurzen
Verlauf dem Ende nähert, was nach gerade mal etwa
achtzig Minuten einer zusammengeschusterten, mit Dynamit
vollgestopften Boden-Boden-Rakete gleichkommt [eine
Rakete, die vom Boden aus gegen Bodenziele abgefeuert
wird, Anm. der Red.]), verschwindet das Bild über längere
Zeit - so wie das rationale Denken ausgeschaltet wird,
wenn ein Mensch den Bezug zur Realität verliert. Wir werden
alleingelassen mit einer meist dunklen Leinwand, Keuchen,
kurzen Dialogzeilen (von denen wir einige verstehen
und bei anderen nur raten können), Geräuschen aus den
Wäldern, die von menschlichen Wesen stammen können
oder auch nicht - und dem gelegentlich und unvermittelt
auftauchenden, verschwommenen Bild: ein Baumstamm,
ein herausragender Ast, eine Zeltwand in einer solch intensiven
Nahaufnahme, dass das Material aussieht wie grüne
Haut.
»Es ist nur wegen mir so gekommen, dass wir jetzt hier
sind, dass wir hungrig sind, frieren und verfolgt werden«,
flüstert Heather. »Ich hab Angst davor, die Augen zuzumachen
und ich hab Angst, sie aufzumachen.«
Mir ging es genauso, als ich sah, wie sie immer mehr in
die Irrationalität abglitt.
Der Film erreicht seinen Höhepunkt, als Heather und
Michael tief im Wald ein verfallenes Haus entdecken. An
diesem Punkt ist er fast ausschließlich auf 16-mm-Schwarz-
Weiß-Film aufgenommen und konfrontiert uns mit einer
Reihe von Bildern, die gleichzeitig prosaisch und schwer zu
ertragen sind - der Trümmerhaufen im Haus scheint böse zu
starren. Mit immer noch laufender Kamera stürzt Heather
die Treppe hinauf. An diesem Punkt scheint es, als kämen
die Stimmen ihrer Freunde von überall, und das sich willkürlich
drehende Auge der Kamera fliegt über Fingerabdrücke
der Kinder, die mit beinahe absoluter Sicherheit in diesem
Haus umgebracht worden sind. Das Ganze wird nicht
von dramatischer Musik untermalt, weder in dieser noch in
irgendeiner anderen Szene des Films; BLAIR WITCH PROJECT
braucht solche Steroide nicht. Die einzigen Geräusche
sind schlurfende Schritte, schreiende Stimmen (die von
überall kommen!) und Heathers sich allmählich in Panik
steigernde Angstlaute.
Schließlich stürmt sie in den Keller, wo sich herausstellt,
dass eine der erfundenen Geschichten, die man ihnen vor
dem übereilten Aufbrechen in den Wald erzählte, doch kein
Humbug ist. Michael (oder war es Josh?) steht in der Ecke
und wartet stumm darauf, dass das Ding aus den Wäldern
tut, was auch immer es tun will. Man hört ein dumpfes
Geräusch, als das unsichtbare Ding von hinten über
Heather herfällt. Die Kamera fällt zu Boden und zeigt ein
verzerrtes Nichts. Und damit endet der Film. Und wenn Sie
so sind wie ich, dann versuchen Sie während des Abspanns
wieder herauszuschlüpfen aus der Haut des zu Tode erschrockenen
Zehnjährigen, in den Sie sich zurückverwandelt haben.
Angesichts der absurd hohen Einpielergebnisse, gibt es
viel weniger Nachahmer des Dokumentarstils von BLAIR
WITCH PROJECT, als man erwarten könnte. Das liegt
meiner Meinung nach daran, dass die für den Massenmarkt
produzierenden Hollywoodmogule die mit einer Kamera
herumspielenden Amateure grundsätzlich als eine Beleidigung
empfinden und sie selbst ganz sicherlich nicht wie
Amateure wirken wollen. In einer Szene von BLAIR WITCH
PROJECT hört man ein Flugzeug dröhnen, und obwohl es
sich in das Konzept des Films fügt, kann ich mir nicht einen
einzigen Hollywoodproduzenten vorstellen, der sich bei
diesem Geräusch nicht die Haare im Schnittraum ausreißen
würde. Oder wie wär's mit dem leitenden Angestellten des
Filmstudios, der sich eine solche Bemerkung nicht verkneifen
kann: »Diese Kinder haben nichts vorzuweisen. Können
wir sie nicht ersetzen? Wer ist derzeit eine heiße Nummer
bei Disney?«
Die Pseudo-Dokus für den Massenmarkt, die mir einfallen
- CLOVERFIELD (Originaltitel: CLOVERFIELD),
QUARANTÄNE (Originaltitel: QUARANTINE, das Remake
des spanischen Films [REC]), DIARY OF THE DEAD - sind
alle ziemlich gut, aber nur George A. Romeros DIARY OF
THE DEAD ist annähernd so puristisch wie BLAIR WITCH
PROJECT. Erst mit DISTRICT 9 finden wir perfektioniertes
Genie. Es ist nicht »puristisch«, in dem Sinne, dass die
Idee nur von Amateuren mit Kameras umgesetzt wird -
und natürlich ist DISTRICT 9 auch kein reiner Horrorfilm
-, doch die Technik erlaubt dem Film eine Realitätsnähe,
die man in dem alten Monster-aus-dem-All-Genre
nur selten sieht. Durch die Mischung verschiedener Medien
- Dokumentationsmaterial, falsche Nachrichtenbe-
richte und sogar etwas, was nach Amateurfilmen aussieht -
ist DISTRICT 9 näher an Orson Welles Radioversion von
»Kampf der Welten« (Originaltitel: »The War of the Worlds«),
als an einem unterhaltsamen aber letztlich austauschbaren
Big-Budget-Streifen wie INDEPENDENCE DAY.
Selbst das D9-Mutterschiff wirkt echt. Im Gegensatz zu
der Ehrfurcht einflößenden, beinahe himmlischen Erscheinung
des Mutterschiffs in UNHEIMLICHE BEGEGNUNG
DER DRITTEN ART (Originaltitel: CLOSE ENCOUNTERS
OF THE THIRD KIND) sieht dieses Baby aus wie ein abgewürgter
Sattelschlepper, den der wahrscheinlich betrunkene
Fahrer im Halteverbot stehen gelassen hat. DISTRICT 9
ist hinsichtlich seiner Botschaft nicht vergleichbar mit BLAIR
WITCH PROJECT - Neill Blomkamps Film dreht sich eher
um Fremdenfeindlichkeit denn um Wahnsinn -, aber ich
behaupte, dass es ohne BLAIR WITCH PROJECT DISTRICT
9 nicht gegeben hätte ... zumindest nicht in seiner
derzeitigen Form. Und bevor wir jetzt mit BLAIR WITCH
PROJECT abschließen, möchte ich noch Daniel Myricks
letzten Film, THE OBJECTIVE empfehlen. Er ist zwar nicht
so erfolgreich wie BLAIR WITCH PROJECT, aber er ist
bemerkenswert ambitioniert und hat die gleiche gruselige
Atmosphäre.
Die Komödie-Horror-Doku gibt es bislang noch nicht,
ich bin aber zuversichtlich, dass wenigstens drei in Arbeit
sind. Doch jetzt genug von heidnischen Symbolen und verfallenen,
tief im Wald versteckten Häusern. Reden wir über
Zombies.
In Filmen gibt es sie schon seit Langem. ICH FOLGTE
EINEM ZOMBIE ([Originaltitel: I WALKED WITH A ZOMBIE],
großartiger Titel, nicht ganz so großartiger Streifen)
Neubearbeitete, vollständige Taschenbuchausgabe 03/2011
Copyright © 1981 by Stephen King
Copyright © 1988, 2011 der deutschsprachigen Ausgabe by
Wilhelm Heyne Verlag, München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Printed in Germany 2011
Neubearbeitung: Corinna Wieja
Redaktion: Momo Evers
Umschlaggestaltung und Illustration: David Hauptmann, Hauptmann
und Kompanie Werbeagentur, Zürich
Satz: C. Schaber Datentechnik, Wels
Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-453-43573-5
www.heyne.de
Oh, und hier noch eine Bonusfrage: Warum beschäftige
ich mich überhaupt damit? Welcher Teil von mir fühlt sich
dazu getrieben, ein weiteres Remake von THE HILLS
HAVE EYES - HÜGEL DER BLUTIGEN AUGEN (Originaltitel:
THE HILLS HAVE EYES) - nicht sehr gut - oder
MONDO BRUTALE (bzw. DAS LETZTE HAUS LINKS;
Originaltitel: THE LAST HOUSE ON THE LEFT) - brillant
- anzusehen? Ich bin dreiundsechzig Jahre alt und
mein Haar wird grau. Sollte ich diesen ganzen kindischen
Kram nicht längst hinter mir gelassen haben?
Offensichtlich nicht. Und: Zur Hölle, ich möchte ihn
noch nicht einmal hinter mir lassen.
In Danse Macabre, einem Buch, das ich vor fast dreißig
Jahren geschrieben habe, behauptete ich, dass Menschen,
die sich von Geschichten über Monster und Katastrophen
angezogen fühlen, im Grunde ziemlich gesund (wenn auch
manchmal morbid) sind. Kritiker des Buches - und es gab
einige davon - antworteten wie vorherzusehen war: »Ja,
klar, was sollst du auch sonst sagen? Dass ihr alle ein Haufen
kranker Hunde seid?«
Nun, vermutlich sind wir das - aber wir haben auch übermäßig
viel Fantasie (was manchmal ein Segen, zu anderen
Zeiten aber - insbesondere spätnachts, wenn man nicht schlafen
kann - ein Fluch ist). Eine der Beigaben, die man erhält,
wenn man vom Amt für Gene mit übermäßig viel Fantasie
ausgestattet wird, ist, sich viel mehr Sorgen als der Durchschnittsmensch
zu machen. Während Mutter und Vater sich
also eine Etage tiefer Doritos knabbernd American Idol* im
* Die amerikanische Variante von DEUTSCHLAND SUCHT DEN SUPERSTAR
(Anm. d. Red.)
Fernsehen ansehen und sich darum sorgen, dass ihr Lieblingsträllerer
vielleicht aus der Show fliegt, sitzt ihr mit überreicher
Einbildungskraft ausgestatteter kleiner Junge (oder
ihr kleines Mädchen) oben in seinem Zimmer, hört Songs
von Slipknot und fragt sich, ob man von Doritos eigentlich
Krebs bekommen kann.
Fantasievolle Menschen haben eine klarere Vorstellung
von ihrer Verletzlichkeit; fantasievolle Menschen wissen,
dass alles verheerend schieflaufen kann, jederzeit. Fantasievolle
Menschen glauben nicht daran, dass es immer nur
die anderen trifft, von einem Serienmörder umgebracht zu
werden; sie wissen, dass Burschen wie Henry (der Mörder
aus dem Film HENRY: PORTRAIT OF A SERIAL KILLER)
tatsächlich da draußen sind, und es viel wahrscheinlicher
ist, einem von ihnen in die Arme zu laufen als den
350-Millionen-Dollar-Jackpot in der Powerball-Lotterie
zu gewinnen. Und es gibt noch viele andere Serienmörder
da draußen. Sie tragen Namen wie Krebs, Schlaganfall
oder Begegnung mit einem mit Wodka abgefüllten Alkoholiker,
der als Geisterfahrer auf der falschen Spur der Autobahn
- Ihrer Spur - mit 110 Meilen pro Stunde entlangbrettert
und sich einbildet, dass sein beschissener kleiner
Honda Accord der Millennium-Falke ist. In einem solchen
Fall sind Enthauptung und sofortiger Tod vielleicht das
Bester-Fall-Szenario. Der schlimmste Fall? Sie sind querschnittsgelähmt
und müssen die nächsten fünfundzwanzig
Jahre oder so in einen Beutel pissen, der an ihrer Hüfte
hängt. Und der Mensch mit der Fantasie im Übermaß weiß
das.
Ich behaupte, dass Menschen, deren Unterhaltungsbedarf
mit American Idol in der Glotze oder einer wilden, ver-
rückten Nacht bei einer Aufführung der Cornpatch Players
von »The Sound of Music« gedeckt werden kann, unter
Fantasieblindheit leiden. Jene unter uns, die mehr fühlen
(und in dunklere Spektren sehen), mögen vielleicht kranke
Welpen sein - aber wir sind auch aufgeweckte Welpen. Und
außerdem mutige Welpen, weil wir trotz unseres Wissens,
was alles schiefgehen kann, dennoch weitermachen. Für
uns sind Horrorfilme ein Sicherheitsventil. Sie sind eine Art
Wachtraum. Und wenn ein Film über normale Menschen,
die normale Leben führen, zu einem blutgetränkten Albtraum
ausartet, können wir den Druck ablassen, der sich
sonst vielleicht solange aufgestaut hätte, bis er uns hoch in
den Himmel schleudert wie der explodierende Kessel, der
das Overlook-Hotel in Shining zerstört (im Buch meine ich;
im Film gefriert ja alles zu einem Eisblock - wie dämlich ist
das denn?).
Wir nehmen Zuflucht in Fantasieschrecken, damit die
echten Schrecken uns nicht überwältigen, indem sie uns auf
der Stelle gefrieren lassen und es uns unmöglich machen,
im Alltag zu funktionieren. Wir begeben uns in die Dunkelheit
eines Kinos, und hoffen darauf, schlecht zu träumen -
weil die Welt in unserem normalen Leben stets so viel besser
aussieht, wenn der schlechte Traum endet. Wenn wir
das im Gedächtnis behalten, ist es eher verständlich, warum
die guten Horrorfilme funktionieren (selbst wenn das, wie
so oft, ein völliger Zufall ist) und warum Hunderte von
schlechten Filmen es nicht tun.
Teure Computeranimation und Spezialeffekte, kunstvolle
Maskenbildnerei und explodierende Kunstblutbeutel
jagen keinem über vierzehn Angst ein (drei Jahre jünger
als man sein muss, um in einen mit R-eingestuften
Film gehen zu können). Die Kinder haben all diese Dinge
schon gesehen. Sie sind laaangweilig. Wenn ein Horrorfilm
funktionieren soll, muss er mehr enthalten als Blut verspritzende
Splatter-Szenen. Einigen Filmemachern gelingt es,
dieses gewisse Extra einzufangen - sei es nun durch Zufall
(wie bei Tobe Hoopers BLUTGERICHT IN TEXAS [Originaltitel:
THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE]) oder durch
Genie (Sam Raimi, Steven Spielberg); sie wühlen in unserem
Unterbewusstsein, finden die Dinge, die so schrecklich
sind, dass wir nicht einmal Worte dafür finden (es sei denn,
man hat das Geld und die Neigung, zwanzig Jahre auf der
Couch eines Psychiaters zu verbringen) und ermöglichen uns,
uns diesen Dingen zu stellen. Allerdings nicht unmittelbar -
nur wenige von uns besitzen den Mut oder die Stärke, dem
Gorgonen direkt ins Auge zu blicken. Menschen können
mit Symbolen besser umgehen - das Kreuz bedeutet Christentum,
das Hakenkreuz bedeutet Nationalsozialismus (oder
Nawzi-ism(us), wenn man Brad Pitt in INGLORIOUS
BASTERDS - in der Originalfassung, Anm. der Red. - ist),
ein Aufkleber mit der Zahl 3 auf der Heckscheibe Ihres
Pick-ups bedeutet, dass Sie den NASCAR-Rennfahrer Dale
Earnhardt immer noch vermissen.
Und deshalb trifft die zentrale These des vor vielen Jahren
geschriebenen Danse Macabre immer noch zu: Eine
gute Horrorgeschichte funktioniert auf symbolischer Ebene
und greift auf fiktionale (und gelegentlich übernatürliche)
Ereignisse zurück, um uns beim Verstehen unserer
eigenen tiefen echten Ängste zu helfen. Und achten Sie darauf,
ich habe »verstehen« gesagt und nicht »ins Auge blicken«.
Ich glaube, ein Mensch, der Hilfe dabei braucht,
seinen Ängsten ins Auge zu sehen, ist streng genommen
geistig nicht ganz gesund. Aber wenn ich davon ausgehe,
dass die meisten Leser von Horrorgeschichten so sind wie
ich - und das tue ich -, dann sind wir geistig ebenso gesund
oder sogar gesünder als jene, die sich nach der Lektüre
des Magazins People, der Tageszeitung oder ein paar
Blogs als bereit für den Tag bezeichnen. Meine Freunde,
Hand aufs Herz: Von Prominenten besessen zu sein und
innig ein paar politische Meinungen zu vertreten, das kann
man nicht als sinnvolles, fantasievolles Leben bezeichnen.
Das ist das Leben eines Käfers, der rein zufällig opponierbare
Daumen hat und über die Fähigkeit verfügt, bis zehn
zu zählen.
Ich bin mir sicher, dass viele der sogenannten Realisten,
die die Welt regieren, uns für durchgeknallte Perverse halten.
Wenn sie sehen, wie wir ein Magazin mit einem verwesenden
Monster auf dem Titelbild kaufen, glauben sie, dass
wir möglicherweise bereit sind, einen Amoklauf in der örtlichen
Highschool zu veranstalten ... aber das ist deren
Problem. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber soweit
es mich betrifft, ist mit einem Kind, das solche Magazine
kauft, alles in Ordnung. Ich bin auch für »make love, not
war« ... solange ich Jason und Freddy haben kann. Die
American-Idol-Leute können von mir aus gern so viele
Glücksbärchis sammeln, wie sie haben wollen; ich mag meine
Angstbärchis.
Außerdem, wie kann man ein Genre nicht lieben, in dem
ein Film (BLAIR WITCH PROJECT, Originaltitel: THE
BLAIR WITCH PROJECT), dessen Produktionskosten
unter 100 000 Dollar lagen, den Dummschwätzern in der
ganzen Welt einen Mordsschrecken einjagen und schwindelerregende
250 Millionen Dollar einspielen kann? Das ist
entweder reine Demokratie oder reine Anarchie. Wählen
Sie den Begriff, der Ihnen besser gefällt; ich halte sie beide
für wunderbar. Dies ist einer dieser Fälle, in denen ein geringes
Budget und unbekannte Schauspieler wesentlich zum
Erfolg des Films beitrugen. An BLAIR WITCH PROJECT
ist nichts Übertriebenes oder Unechtes (so wie in all den
SAW-Filmen, die nach dem Original SAW - WESSEN BLUT
WIRD FLIESSEN (Originaltitel: SAW) und SAW 2 - DAS
SPIEL GEHT WEITER (Originaltitel: SAW II) kamen. Sie
wirkten allesamt übertrieben und unecht - das filmische
Gegenstück der Thanksgiving-Day-Parade-Festwagen). Was
man über BLAIR WITCH PROJECT nicht sagen kann, denn
das sieht alles verdammt echt aus. Und es gibt einem das
Gefühl, dass alles verdammt echt ist. Und weil das so ist, ist
es wie der schlimmste Albtraum, den man je hatte. Der, aus
dem man keuchend und vor Erleichterung weinend aufwacht,
weil man glaubte, lebendig begraben zu sein, und
dann feststellt, dass nur die Katze aufs Bett gesprungen ist
und sich auf der Brust schlafen gelegt hat.
Auf den ersten Blick scheint es, als wären Horrorfilme,
ebenso wie Komödien, leicht zu machen. Bei dem einen
wirft man jemandem vor laufender Kamera eine Torte ins
Gesicht. Bei dem anderen spritzt man jemandem vor laufender
Kamera Blut ins Gesicht. Das muss doch funktionieren,
oder?
Nein, das tut es eben nicht. Horror ist kein feinfühliges
Genre - an Filmen, in denen sich Menschen in blubbernden
Glibber verwandeln, wenn sie von einer außerirdischen
Landplage bei lebendigem Leib gefressen werden, ist nichts
Feinfühliges oder Kultiviertes - aber es ist mysteriös. Was
einmal funktioniert (wie beispielsweise, die letzte Handaus-
dem-Grab-Gruselszene in CARRIE) funktioniert oft
kein zweites Mal ... aber manchmal eben doch. Was in
einem Super-Low-Budget-Streifen wie BLAIR WITCH PROJECT
funktionierte, wird vielleicht in einem Film mit größerem
Budget nicht funktionieren (die Fortsetzung BOOK
OF SHADOWS: BLAIR WITCH 2, beispielsweise - mir hat
der Film gefallen, aber mit dieser Meinung stand ich ziemlich
allein auf weiter Flur).
Einen erfolgreichen Horrorfilm zu drehen ist, als wollte
man Licht in einer Flasche einfangen - und selbst den talentiertesten
Filmemachern gelingt es vielleicht nur ein- oder
zweimal im Leben. Als Sam Raimi schließlich mit DRAG
ME TO HELL (Originaltitel: DRAG ME TO HELL) zu seinen
Wurzeln zurückkehrte, schuf er einen Film, der einen
Riesenspaß macht ... aber nicht besonders furchterregend
ist. Wenn man es furchterregend haben will, muss man
auf TANZ DER TEUFEL (Originaltitel: THE EVIL DEAD)
zurückgreifen (oder auf DER FLUCH DES DÄMONEN
[sic!], Originaltitel: CURSE OF THE DEMON bzw. NIGHT
OF THE DEMON, der britische Film, der DRAG ME TO
HELL inspirierte), und selbst das mag inzwischen ein vergeudeter
Trip sein. Ein guter Horrorfilm ist in vielerlei Hinsicht
wie ein guter Witz: Wiederholt man die Pointe zu oft,
verschleißt sie.
Wenn Sie sich schon eine Weile mit Horrorfilmen befasst
haben, wird Ihnen aufgefallen sein, dass dieselben Themen
und Buhmänner wieder und wieder auftauchen (und oft
tragen sie sogar dieselben Hockeymasken). Das liegt zum
Teil daran, dass wir dazu neigen, zu dem zurückzukehren,
was uns Angst macht (im wirklichen Leben nennen wir dieses
Bedürfnis Zwangsneurose), und zum Teil daran, dass -
he, machen wir uns nichts vor - Horror heimischer Boden
für Hochstapler und Künstler ist, die schnelles Geld machen
wollen. Filmstudios und unabhängige Produzenten
neigen dazu, derselben Idee immer wieder und wieder
grünes Licht zu geben - und die Gelddruckmaschine solange
laufen zu lassen, bis der letzte Cent herausgepresst
worden ist.
Dieses Pressen resultiert in klaren Zyklen, die Fans des
Genres schon oft gesehen haben: Ein Genie gebiert das
perfektionierte Genie; das perfektionierte Genie gebiert
eine unerleuchtete Nachahmung (denken Sie bloß an jeden
x-beliebigen, direkt für Video gedrehten Geisterhausstrei-
fen oder die fürs TV produzierten Dämonenkind-Filme,
bei denen Sie sich zu Tode gelangweilt haben); die unerleuchtete
Nachahmung gebiert eine Komödie, dann ruht
die Grundidee eine Weile, bevor sie erneut zum Leben erwacht
(wie ein Vampir in seinem Sarg). Hier sind drei spezielle
Beispiele dafür, beginnend mit BLAIR WITCH PROJECT.
Zum ersten Mal sah ich BLAIR WITCH PROJECT in
einem Krankenhauszimmer zwölf Tage, nachdem ein unachtsamer
Fahrer in einem Minivan mich auf einer Landstraße
zu Brei gefahren hat. Ich war sozusagen der perfekte
Zuschauer: gepeinigt von Kopf bis Fuß und mit Schmerz-
mitteln vollgestopft sah ich mir eine schlechte Schwarzkopie
auf einem tragbaren Fernseher an. (Woher ich die
Kopie hatte? Das tut hier nichts zur Sache.) Etwa zu der
Zeit, als die drei angehenden Filmemacher Heather Donahue,
Joshua Leonard und Michael Williams (die zufällig
von Heather Donahue, Joshua Leonard und Michael Williams
gespielt wurden) seltsame von den Bäumen hängende
Lovecraftsche Symbole entdeckten, bat ich meinen Sohn,
der mit mir gemeinsam das Video sah, das verdammte Teil
abzuschalten. Das mag wohl das einzige Mal in meinem
Leben gewesen sein, dass ich einen Horrorfilm in der Mitte
abbrach, weil ich zu viel Angst hatte, ihn weiter anzuschauen.
Teilweise lag dies am wackeligen Filmmaterial
(das mit einer Hi-8-Kamera und 16-mm-Schultercamcorders
aufgenommen worden war), zum Teil auch an den
Schmerzmitteln - aber im Grunde lag es daran, dass ich vor
Angst fast ausgeflippt bin. Das sah nicht nach einem Holly-
wood-Wald aus; es sah nach einem echten Wald aus, in
dem Menschen wirklich verlorengehen konnten.
Ich fand, dass BLAIR WITCH PROJECT ein Werk voll
beunruhigenden, zufälligen Horrors war, und die weiteren
Male, die ich mir den Film ansah (dann tatsächlich bis zum
Ende), haben meine Meinung darüber nicht geändert. Die
Situation ist ganz einfach gehalten: Die drei Jugendlichen
wollten eine Dokumentation über eine eindeutig erfundene
Hexenlegende machen und verschwinden während des
Filmdrehs. Wir wissen, dass sie niemals wiederauftauchen
werden, denn auf einer Texttafel, die am Anfang des Filmes
eingeblendet wird, lesen wir, dass sie bis heute nicht gefunden
wurden. Nur das wackelige, unzusammenhängende,
unheimliche Filmmaterial, das sie aufgenommen haben, ist
von ihnen geblieben.
Die Idee ist rundum genial, und ein großes Budget hätte
sie ruiniert. Für einen Apfel und ein Ei geschossen (einen
kleinen Apfel und ein kleines Ei) erhält dieser Doku-Horror
seine Kraft nicht, obwohl die »Schauspieler« kaum
spielen, sondern weil sie kaum spielen. Wir haben zunehmend
mehr Angst um diese Menschen - selbst um die nervige,
alles kontrollieren wollende Heather, die nie die Klappe
hält und weiterhin darauf beharrt, alles sei absolut in Ordnung,
obschon ihre beiden männlichen Begleiter (und jeder
Zuschauer) längst weiß, dass es das nicht ist. Ihre letzte
Szene - eine extrem qualvolle Nahaufnahme, in der sie, mit
einer glitzernden Träne auf den Lidern ihres rechten Auges
die Verantwortung übernimmt - hat eine derartig einschlagende
Wirkung, mit der sich nur wenige Hollywoodfilme,
selbst solche von großartigen Regisseuren, bisher messen
können. Die furchtlose Regisseurin, die zuversichtlich verkündete
»ich weiß genau, wo's langgeht« hat sich in eine
zu Tode geängstigte Frau verwandelt, die am Rande des
Wahnsinns steht. Und als sie nach sechs Nächten in den
Wäldern in dem dunklen Zelt sitzt, die Hi-8-Kamera auf ihr
eigenes Gesicht gerichtet, erkennen wir, dass sie es weiß.
BLAIR WITCH PROJECT scheint mir ein Film über
Wahnsinn zu sein - denn was ist Wahnsinn schon anderes,
als sich in Wäldern zu verirren, die selbst in den vernünftigsten
Köpfen existieren? Das Filmmaterial wird immer
wackeliger, die Schnitte merkwürdiger, die Gespräche zunehmend
realitätsferner. Als sich der Film nach seinem kurzen
Verlauf dem Ende nähert, was nach gerade mal etwa
achtzig Minuten einer zusammengeschusterten, mit Dynamit
vollgestopften Boden-Boden-Rakete gleichkommt [eine
Rakete, die vom Boden aus gegen Bodenziele abgefeuert
wird, Anm. der Red.]), verschwindet das Bild über längere
Zeit - so wie das rationale Denken ausgeschaltet wird,
wenn ein Mensch den Bezug zur Realität verliert. Wir werden
alleingelassen mit einer meist dunklen Leinwand, Keuchen,
kurzen Dialogzeilen (von denen wir einige verstehen
und bei anderen nur raten können), Geräuschen aus den
Wäldern, die von menschlichen Wesen stammen können
oder auch nicht - und dem gelegentlich und unvermittelt
auftauchenden, verschwommenen Bild: ein Baumstamm,
ein herausragender Ast, eine Zeltwand in einer solch intensiven
Nahaufnahme, dass das Material aussieht wie grüne
Haut.
»Es ist nur wegen mir so gekommen, dass wir jetzt hier
sind, dass wir hungrig sind, frieren und verfolgt werden«,
flüstert Heather. »Ich hab Angst davor, die Augen zuzumachen
und ich hab Angst, sie aufzumachen.«
Mir ging es genauso, als ich sah, wie sie immer mehr in
die Irrationalität abglitt.
Der Film erreicht seinen Höhepunkt, als Heather und
Michael tief im Wald ein verfallenes Haus entdecken. An
diesem Punkt ist er fast ausschließlich auf 16-mm-Schwarz-
Weiß-Film aufgenommen und konfrontiert uns mit einer
Reihe von Bildern, die gleichzeitig prosaisch und schwer zu
ertragen sind - der Trümmerhaufen im Haus scheint böse zu
starren. Mit immer noch laufender Kamera stürzt Heather
die Treppe hinauf. An diesem Punkt scheint es, als kämen
die Stimmen ihrer Freunde von überall, und das sich willkürlich
drehende Auge der Kamera fliegt über Fingerabdrücke
der Kinder, die mit beinahe absoluter Sicherheit in diesem
Haus umgebracht worden sind. Das Ganze wird nicht
von dramatischer Musik untermalt, weder in dieser noch in
irgendeiner anderen Szene des Films; BLAIR WITCH PROJECT
braucht solche Steroide nicht. Die einzigen Geräusche
sind schlurfende Schritte, schreiende Stimmen (die von
überall kommen!) und Heathers sich allmählich in Panik
steigernde Angstlaute.
Schließlich stürmt sie in den Keller, wo sich herausstellt,
dass eine der erfundenen Geschichten, die man ihnen vor
dem übereilten Aufbrechen in den Wald erzählte, doch kein
Humbug ist. Michael (oder war es Josh?) steht in der Ecke
und wartet stumm darauf, dass das Ding aus den Wäldern
tut, was auch immer es tun will. Man hört ein dumpfes
Geräusch, als das unsichtbare Ding von hinten über
Heather herfällt. Die Kamera fällt zu Boden und zeigt ein
verzerrtes Nichts. Und damit endet der Film. Und wenn Sie
so sind wie ich, dann versuchen Sie während des Abspanns
wieder herauszuschlüpfen aus der Haut des zu Tode erschrockenen
Zehnjährigen, in den Sie sich zurückverwandelt haben.
Angesichts der absurd hohen Einpielergebnisse, gibt es
viel weniger Nachahmer des Dokumentarstils von BLAIR
WITCH PROJECT, als man erwarten könnte. Das liegt
meiner Meinung nach daran, dass die für den Massenmarkt
produzierenden Hollywoodmogule die mit einer Kamera
herumspielenden Amateure grundsätzlich als eine Beleidigung
empfinden und sie selbst ganz sicherlich nicht wie
Amateure wirken wollen. In einer Szene von BLAIR WITCH
PROJECT hört man ein Flugzeug dröhnen, und obwohl es
sich in das Konzept des Films fügt, kann ich mir nicht einen
einzigen Hollywoodproduzenten vorstellen, der sich bei
diesem Geräusch nicht die Haare im Schnittraum ausreißen
würde. Oder wie wär's mit dem leitenden Angestellten des
Filmstudios, der sich eine solche Bemerkung nicht verkneifen
kann: »Diese Kinder haben nichts vorzuweisen. Können
wir sie nicht ersetzen? Wer ist derzeit eine heiße Nummer
bei Disney?«
Die Pseudo-Dokus für den Massenmarkt, die mir einfallen
- CLOVERFIELD (Originaltitel: CLOVERFIELD),
QUARANTÄNE (Originaltitel: QUARANTINE, das Remake
des spanischen Films [REC]), DIARY OF THE DEAD - sind
alle ziemlich gut, aber nur George A. Romeros DIARY OF
THE DEAD ist annähernd so puristisch wie BLAIR WITCH
PROJECT. Erst mit DISTRICT 9 finden wir perfektioniertes
Genie. Es ist nicht »puristisch«, in dem Sinne, dass die
Idee nur von Amateuren mit Kameras umgesetzt wird -
und natürlich ist DISTRICT 9 auch kein reiner Horrorfilm
-, doch die Technik erlaubt dem Film eine Realitätsnähe,
die man in dem alten Monster-aus-dem-All-Genre
nur selten sieht. Durch die Mischung verschiedener Medien
- Dokumentationsmaterial, falsche Nachrichtenbe-
richte und sogar etwas, was nach Amateurfilmen aussieht -
ist DISTRICT 9 näher an Orson Welles Radioversion von
»Kampf der Welten« (Originaltitel: »The War of the Worlds«),
als an einem unterhaltsamen aber letztlich austauschbaren
Big-Budget-Streifen wie INDEPENDENCE DAY.
Selbst das D9-Mutterschiff wirkt echt. Im Gegensatz zu
der Ehrfurcht einflößenden, beinahe himmlischen Erscheinung
des Mutterschiffs in UNHEIMLICHE BEGEGNUNG
DER DRITTEN ART (Originaltitel: CLOSE ENCOUNTERS
OF THE THIRD KIND) sieht dieses Baby aus wie ein abgewürgter
Sattelschlepper, den der wahrscheinlich betrunkene
Fahrer im Halteverbot stehen gelassen hat. DISTRICT 9
ist hinsichtlich seiner Botschaft nicht vergleichbar mit BLAIR
WITCH PROJECT - Neill Blomkamps Film dreht sich eher
um Fremdenfeindlichkeit denn um Wahnsinn -, aber ich
behaupte, dass es ohne BLAIR WITCH PROJECT DISTRICT
9 nicht gegeben hätte ... zumindest nicht in seiner
derzeitigen Form. Und bevor wir jetzt mit BLAIR WITCH
PROJECT abschließen, möchte ich noch Daniel Myricks
letzten Film, THE OBJECTIVE empfehlen. Er ist zwar nicht
so erfolgreich wie BLAIR WITCH PROJECT, aber er ist
bemerkenswert ambitioniert und hat die gleiche gruselige
Atmosphäre.
Die Komödie-Horror-Doku gibt es bislang noch nicht,
ich bin aber zuversichtlich, dass wenigstens drei in Arbeit
sind. Doch jetzt genug von heidnischen Symbolen und verfallenen,
tief im Wald versteckten Häusern. Reden wir über
Zombies.
In Filmen gibt es sie schon seit Langem. ICH FOLGTE
EINEM ZOMBIE ([Originaltitel: I WALKED WITH A ZOMBIE],
großartiger Titel, nicht ganz so großartiger Streifen)
Neubearbeitete, vollständige Taschenbuchausgabe 03/2011
Copyright © 1981 by Stephen King
Copyright © 1988, 2011 der deutschsprachigen Ausgabe by
Wilhelm Heyne Verlag, München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Printed in Germany 2011
Neubearbeitung: Corinna Wieja
Redaktion: Momo Evers
Umschlaggestaltung und Illustration: David Hauptmann, Hauptmann
und Kompanie Werbeagentur, Zürich
Satz: C. Schaber Datentechnik, Wels
Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-453-43573-5
www.heyne.de
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Autoren-Porträt von Stephen King
Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Bislang haben sich seine Bücher weltweit über 400 Millionen Mal in mehr als 50 Sprachen verkauft. Für sein Werk bekam er zahlreiche Preise, darunter 2003 den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk und 2015 mit dem Edgar Allan Poe Award den bedeutendsten kriminalliterarischen Preis für Mr. Mercedes. 2015 ehrte Präsident Barack Obama ihn zudem mit der National Medal of Arts. 2018 erhielt er den PEN America Literary Service Award für sein Wirken, gegen jedwede Art von Unterdrückung aufzubegehren und die hohen Werte der Humanität zu verteidigen.Seine Werke erscheinen im Heyne-Verlag.
Bibliographische Angaben
- Autor: Stephen King
- 2011, 688 Seiten, Masse: 12,1 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Joachim Körber
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453435737
- ISBN-13: 9783453435735
- Erscheinungsdatum: 04.02.2011
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