Das Mädchen am Rande der Stadt

Hanli ist ein schönes chinesisches Mädchen. Sie lebt auf dem Land bei ihren Großeltern, aber ihre einzige Sehnsucht ist, den Eltern in die große Stadt folgen zu dürfen, wo sie als Wanderarbeiter ihren kargen Lebensunterhalt verdienen. Aber dort gibt es Schulen, und Hanli will lernen, um endlich für sich und ihre Familie menschenwürdige Bedingungen ermöglichen zu können. Und nun ist es soweit: Nach sieben Jahren darf sie sich aufmachen nach Peking, um dort eine Ausbildung zu machen; begleitet wird sie von ihrem Freund Wen-Dong, der ebenfalls diesen Traum pflegt. Man spürt als Leser von der ersten Seite an, dass dieses Buch mit der Absicht geschrieben wurde, europäischen Kindern von der Ungerechtigkeit des chinesischen Bildungs- und Gesellschaftssystems zu erzählen. Die beiden Helden - sie sind wirklich Helden der Zivilcourage der besonderen Art - entwickeln sich mit ihren Erfahrungen zu gewaltlosen Kämpfern für ihre Ideale von Gleichberechtigung und Chancengleichheit für alle. Sie müssen dabei aber den Glanz der Fassaden der großen Bank- und Bürogebäude überwinden, in sich selber und in den Vorurteilen der Mitschüler und Lehrer, denn der äußerliche Reichtum trübt den Blick auf die wahren Reichtümer wie Begabung, Zielstrebigkeit und Solidarität im Gegensatz zu Oberflächlichkeit, Dummheit und Arroganz. Hanli und Wen-Dong müssen einen langen, mühsamen Weg gehen, bis sie endlich an ihr Ziel kommen und mit einem die Leser berührenden Erfolg die Anerkennung ernten können, die sie sich erwünscht haben. Die Leser erhalten hier so viel Detailwissen über das moderne China, dass dieses Buch hervorragend als Klassenlektüre geeignet ist, denn viele Kinder träumen heimlich davon, eines Tages im Schüleraustausch dieses faszinierende, erfolgreiche Land näher kennenzulernen. Gabriele Hoffmann