Die Burg / Kommissar Toppe Bd.12
Eine englische Historiengruppe stellt in Kleve eine Schlacht aus dem 80jährigen Krieg nach. Unter Kanonendonner, Musketensalven und dem Klirren von Lanzen wird die Schwanenburg gestürmt. Hunderte von...
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Eine englische Historiengruppe stellt in Kleve eine Schlacht aus dem 80jährigen Krieg nach. Unter Kanonendonner, Musketensalven und dem Klirren von Lanzen wird die Schwanenburg gestürmt. Hunderte von Zuschauern verfolgen begeistert das Spektakel - bis unter der Tribüne eine echte Bombe detoniert. Die Soko, die Hauptkommissar Toppe vom Klever KK11 einberuft, steht vor einem Rätsel: ein Terroranschlag - in einer Kleinstadt? Oder galt das Attentat einer bestimmten Person? Das Klever KK11 bedient sich ungewöhnlicher Methoden, und bald erweist sich: die Spur führt nach England ...
Deutschlands berühmtestes Autorentrio schlägt wieder zu!
Die Burg vonHiltrud Leenders,Michael Bay und Artur Leenders
LESEPROBE
Eins
«Fertig», zwitscherte Katharina undsprang von der Bank. «Ich geh hoch, ja, kann ich? Ich muss die Ponybildereinkleben, die Opa mir geschenkt hat.»
«Du hast dein Ei nicht gegessen»,erwiderte Astrid. «Und ich habe dich zweimal gefragt, ob du wirklich eins möchtest.»
«Aber wenn ich doch satt bin!», kames trotzig zurück.
Helmut Toppe nahm die Zeitungherunter. «Flitz los, Maus. Das Ei kannst du später noch essen.»
Katharina schaute ihre Mutter an,dann grinste sie und stürmte aus der Küche.
«Mit deinen Söhnen warst dustrenger», stellte Astrid trocken fest.
Toppe lächelteschief. «Ja, leider.» Dann schüttelte er den Kopf. «Ponybilder - sag mal, wielange hat dieser Pferdefimmel eigentlich bei dir angehalten?»
«So bis siebzehn, achtzehn.»
«Himmel!» Toppe schluckte.«Da haben wir ja noch einiges vor uns.»
Astrid schmunzelte. «Nichtunbedingt, die meisten Mädchen verlieren nach vier, fünf Jahren die Lust daran.Bei mir ist das erst viel später losgegangen. Als ich anfing, mich für Jungszu interessieren, fanden meine EItern, dass Pferdeeine gute Ablenkung wären, und haben reich zum Reiten gebracht.»
«Und wie alt warst du da?»
«Zwölf.»
«Donnerwetter, ganz schön frühreifl»
«Nicht wahr?» Sie grinste. «Michhaben meine Eltern allerdings nicht so verwöhnt, wie sie es jetzt mit Katharinatun. Ich habe nicht sofort ein eigenes Pony bekommen. Bei ihrem Enkelkind sindsie grosszügiger.»
«Na, Gott sei Dank, sonst wärst duwahrscheinlich eine ganz schöne Zicke geworden.»
Er griff zur Kaffeekanne. «Möchtestdu auch noch einen?»
«Danke, ja.» Sie räkelte sichausgiebig. «Ich kann's kaum glauben, dass wir tatsächlich einmal gleichzeitig dienstfreihaben, und das auch noch über Ostern.»
Toppe beugtesich über den Tisch und küsste sie. «Du weisst, dass ich heute Nachmittag zuMeinhards offizieller Verabschiedung muss?»
«Ja, sicher. Glaubst du, dass siekommt?»
Charlotte Meinhard, die Leiterin derKlever Kommissariate, war vor einem Dreivierteljahr an Brustkrebs erkrankt undhatte umgehend einen Antrag auf Frühpensionierung gestellt. Keiner hatte sieseither gesehen, und man munkelte, dass sie längst nicht mehr in Kleve wohnte,sondern zu ihrem Sohn nach Kanada gezogen war.
«Kann ich mir nicht vorstellen», antworteteToppe. Als Charlotte Meinhard nicht wieder in den Dienst zurückgekehrt war,hatte man ihm kommissarisch den Posten übertragen, eine Aufgabe, die er nurwiderstrebend erfüllte. Die Verwaltungsarbeit, die damit verbunden war, machteihm wenig Freude, er fühlte sich in seinem neuen, piekfeinen Büro imVerwaltungstrakt immer noch nicht wohl, und er vermisste sein Team.
Astrid lächelte. «Jetzt grummel nicht. Wir sind alle froh, dass du der neue Chefbist. Etwas Besseres hätte uns doch gar nicht passieren können. Ausserdemschreibt dir doch kein Mensch vor, wie du deinen neuen Job zu machen hast. Essteht nirgendwo geschrieben, dass du ständig in Schlips und Kragen rumlaufenmusst, und wenn du weiter vor Ort ermitteln willst, kann dich niemand davonabhalten.» Sie stand auf, uni den Tisch abzuräumen. «Ich bin heute Nachmittagauch unterwegs, mit Katharinas Klasse. Wir schauen uns dieses historische Campan.»
«Ach ja», sagte er und blätterte inder Zeitung, «darüber habe ich doch eben was gelesen. Hier, eine Stadtmilizaus Worcester, nicht?»
«Kleves Partnerstadt, genau. UnserBürgermeister hat alle Schulen angeschrieben, man solle sich das Lager unbedingtanschauen. Sie würden dort ziemlich originalgetreu das 17. Jahrhundertnachstellen.»
«Englischer Bürgerkrieg», murmelteToppe und blätterte die Zeitung uni. «Die Truppe scheint sich nicht nurFreunde zu machen, hier sind allein drei Leserbriefe. So wie es aussieht,ballern die in ihrem Camp mit Schwarzpulver herum. Eine Frau Thinnes schreibt, dass ihr bei jedem Schuss fast das Herz stehenbleibt. (Mein Mann und ich haben im Krieg genugdurchgemacht.> Und Rudolf Coenders regt sich überdie Lärmbelästigung auf. <Wir wohnen gute vierhundert Meter weg, und trotzdemklingeln uns die Ohren. Und darüber hinaus: Hat man denn alles vergessen? Wersind wir denn, dass wir die Engländer hei uns Krieg spielen lassen? Wer hat dasgenehmigt? Man müsste den mal aufklären und ihm die Leviten lesen!>»
Astrid lachte. «Sehr gelungen.»
Toppe faltete die Zeitung zusammen,stapelte Aufschnitt, Käse und Butter und brachte sie zum Kühlschrank. «Wir sollten möglichst bald zumEinkaufen fahren. Nachher ist bestimmt die Hölle los, schliesslich ist morgenFeiertag. Hast du eigentlich Ostereierfarbe gekauft?»
Astrid schlug sich gegen die Stirn. «Ach, verdammt, das hab ich malwieder vergessen. Ostern scheint nicht mein Fest zu sein.»
«0 weh!» Toppe umfasste sie. «Wenn wirKatharina wieder mit Tee, Rote-Bete-Saft undCurrypulver kommen, gibt esÄrger. Sie hat sich schon letztes Jahr beschwert, dass die Eier nicht buntgenug waren. Deine Batikmethode mit Nylonstrümpfen und hübschen Blättern hatsie nicht überzeugt.» Sie küsste ihn aufs Kinn. «Irgendwo werden wir schon nochein paar Knallfarben auftreiben, vielleicht im Drogeriemarkt.»
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© Rowohlt Verlag
- Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
- 2010, 3. Aufl., 240 Seiten, Masse: 11,6 x 18,9 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499241994
- ISBN-13: 9783499241994
- Erscheinungsdatum: 22.05.2007
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