Die rote Antilope
Roman
Ein ebenso spannender wie poetischer Roman vom Bestsellerautor, dessen Name sonst für Krimis steht.
Hier erzählt er die Geschichte eines schwarzen Waisenjungen, der Ende des 19. Jahrhundert von einem wohlmeinenden Weissen nach Schweden gebracht wird....
Hier erzählt er die Geschichte eines schwarzen Waisenjungen, der Ende des 19. Jahrhundert von einem wohlmeinenden Weissen nach Schweden gebracht wird....
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Produktinformationen zu „Die rote Antilope “
Ein ebenso spannender wie poetischer Roman vom Bestsellerautor, dessen Name sonst für Krimis steht.
Hier erzählt er die Geschichte eines schwarzen Waisenjungen, der Ende des 19. Jahrhundert von einem wohlmeinenden Weissen nach Schweden gebracht wird.
Doch ''Daniel'' findet dort keine Heimat, seine Sehnsucht nach Afrika bleibt.
Hier erzählt er die Geschichte eines schwarzen Waisenjungen, der Ende des 19. Jahrhundert von einem wohlmeinenden Weissen nach Schweden gebracht wird.
Doch ''Daniel'' findet dort keine Heimat, seine Sehnsucht nach Afrika bleibt.
Klappentext zu „Die rote Antilope “
Eine Geschichte über das Heimweh und ein erschütterndes Gleichnis über die Wurzeln des Fremdenhasses.»Ich sehe den Jugen vor mir, mutterseelenallein auf den lehmigen Äckern in Schonen, im Nebel. Wie er dasteht und horcht nach den Trommeln in der Ferne ...« (Henning Mankell)
Im Jahre 1877 findet der schwedische Foschungsreisende Hans Bengler am Rande der Kalahariwüste einen verwaisten Eingeborenenjungen und beschliesst, für ihn zu sorgen. Dazu muss er ihn nach Europa mitnehmen. Doch obwohl Daniel (der eigentlich Molo heisst) die schwedische Sprache rasch versteht, wird er sich in diesem kalten Land nie heimisch fühlen. Er muss Schuhe tragen, an Türen klopfen und sich pausenlos anstarren lassen: die meisten Schweden haben nie zuvor einen Schwarzen gesehen.
Als sein Ziehvater mit dem Gesetz in Konflikt gerät, kommt Daniel zu einem kinderlosen Bauernpaar, wo man ihn zum Christentum bekehren will. Angeregt durch die biblische Geschichte, beschliesst er zu lernen, wie Jesus auf dem Wasser zu gehen, um über das Meer nach Afrika zurückzukehren. Doch diese Sehnsucht wird ihm zum Verhängnis.
Lese-Probe zu „Die rote Antilope “
Bengler schenkte sich ein Glas Portwein ein, um sich selber für die Zukunft Mut zu machen und um zu feiern, dass der Kohlenschlepper auf der Reise von Rouen nicht untergegangen war. Von draussen hörte man ein zischendes Geräusch und Kinder, die lachten. Er sass mit dem Glas in der Hand auf dem knarrenden Bett, als Daniel plötzlich aufstand und zum Fenster ging. Bengler war schon halb auf dem Sprung, weil er fürchtete, Daniel würde sich hinausstürzen. Aber der Junge ging ganz langsam, fast schleichend, als wäre er auf der Jagd und nähere sich vorsichtig einer Beute. Bengler sah, wie er am Fenster stehenblieb, halb hinter der Gardine versteckt, und beobachtete, was auf dem Hof geschah. Er stand da und rührte sich nicht. Behutsam erhob sich Bengler vom Bett und stellte sich neben ihn. Unten auf dem Hof hüpften zwei Mädchen seil. Sie waren ungefähr im gleichen Alter wie Daniel. Eins von den Mädchen war dick, das andere sehr schmal. Sie hatten ein Seil, vielleicht eine Schot von einem Segelboot, die sie in der passenden Länge abgeschnitten hatten. Sie wechselten sich beim Hüpfen ab, lachten, wenn sie stolperten, und fingen dann wieder von vorn an. Lange stand Daniel ganz still, wie erstarrt. Bengler beobachtete ihn und versuchte sein aufmerksames Betrachten des Spiels auf dem Hof zu deuten. Dann drehte sich Daniel zu ihm um, sah ihm direkt in die Augen, und in seinem Gesicht sprang ein Lächeln hervor.Es war das erste Mal, dass Bengler seinen Adoptivsohn lächeln sah. Ein Lächeln, das kein Grinsen war, keine aufgesetzte Maske, sondern ein Lächeln, das von innen kam. Für Bengler war es, als wäre ein lange erwartetes Wunder endlich geschehen. Jetzt hatte Daniel endlich die unsichtbaren Trosse gekappt, die ihn an den Verschlag in Anderssons Handelsstation banden. Trosse, die ihn an Erinnerungen fesselten, von denen Bengler nichts wusste, ausser dass Blut und Grauen darin vorkamen, tote Menschen, zerhackte Gliedmassen, verzweifelte Schreie und danach die Stille, in der nur der
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Sand zu hören war, der in der Wüste rieselte. Sie gingen hinunter auf den Hof. Die Mädchen hörten sofort mit dem Seilhüpfen auf, als sie Daniel erblickten. Bengler wurde klar, dass sie noch nie einen schwarzen Menschen gesehen hatten. Er wusste, dass es eine Schuhcreme gab, deren Deckel ein Mohr mit dicken Lippen und einem Grinsen im Gesicht schmückte. Aber jetzt entdeckten die kleinen Mädchen, dass es den schwarzen Menschen in Wirklichkeit gab. Auf diesem schmutzigen Hinterhof dämmerte es Bengler, dass er gerade Zeuge von etwas wurde, das vielleicht eine neue Aufgabe für ihn bereit hielt. Den unaufgeklärten Schweden zu zeigen, dass es tatsächlich Menschen gab, die schwarz waren. Lebende Menschen, keine Dosendeckel. Sogleich fing er ein Gespräch mit den Mädchen an. Sie waren ärmlich gekleidet, und vom emsigen Hüpfen rochen sie stark nach Schweiss. Er fragte, wie sie hiessen, und verstand nur mit Mühe, was sie sagten. Die eine, die Magere, hiess Anna, und die Dicke hiess vielleicht Elin oder möglicherweise Elina. Bengler erklärte, der Junge neben ihm heisse Daniel, komme aus einer fernen Wüste in Afrika und sei gerade erst in Simrishamn eingetroffen. - Was macht er hier? fragte das Mädchen, das Anna hiess. Bengler blieb ihr die Antwort schuldig. Auf diese simple Frage wusste er plötzlich nichts zu erwidern. - Er ist vorübergehend in Schweden zu Besuch, sagte er schliesslich. Er war sich unsicher, ob die Mädchen überhaupt verstanden, was er sagte. Er sprach einen ausgeprägten småländischen Dialekt. - Wieso hat er so krause Haare? Hat er sie gekräuselt? Es war immer noch das Mädchen namens Anna, das fragte. - Sie sind von Natur aus kraus, erwiderte Bengler. - Darf man sie anfassen? Bengler betrachtete Daniel. Er lächelte immer noch. Dann nickte Bengler. Vorsichtig näherten sich die Mädchen und berührten Daniels Kopf. Bengler war ständig auf der Hut, als würde er auf einen Hund aufpassen, der ohne Vorwarnung aggressiv werden und beissen könnte. Aber Daniel lächelte. Als das dicke Mädchen, das vielleicht Elin hiess, ihm die Hand auf den Kopf legte, streckte er selber die Hand aus und zog vorsichtig an ihren mausfarbenen Haaren. Sie stiess einen spitzen Schrei aus und machte einen Satz zur Seite. Daniel lächelte weiter. - Er möchte euch gern beim Seilhüpfen zusehen, sagte Bengler. Könnt ihr es ihm nicht zeigen? Die Mädchen hüpften. Als die Dicke stolperte, fing Daniel an zu lachen. Es war ein heftiges Lachen, das tief aus dem Inneren aufstieg, ein aufgestauter Vulkan, der endlich zum Ausbruch kam. - Kann er hüpfen? Bengler nickte Daniel zu und deutete auf das Seil. Ohne zu zögern nahm Daniel es in die Hand. Er sprang federleicht, machte Doppelsprünge und schlug in raschem Tempo das Seil vorwärts und rückwärts. Bengler war völlig verblüfft. Er wäre nie darauf gekommen, dass Daniel seilhüpfen konnte. Dieses Erlebnis erfüllte ihn mit Scham. Hatte er sich eigentlich vorgestellt, dass Daniel etwas anderes beherrsch-te als Schweigen und Verschlossenheit? Hatte er ihn nicht selbst eher als Tier betrachtet denn als Menschen? - Er schwitzt ja nicht mal, schrie die Dicke. Daniel hüpfte weiter. Und er schien nicht müde zu werden. Bengler überkam ein Gefühl, als würde Daniel nicht wirklich auf und ab hüpfen, sondern als sei er irgendwohin auf dem Weg, als würde er in Wirklichkeit rennen. Er ist zurück in der Wüste, dachte Bengler. Dort ist er. Nicht hier, auf einem verdreckten Hinterhof in Simrishamn.
Die rote Antilope. von Henning Mankell. Copyright © by dtv / Zsolnay
Die rote Antilope. von Henning Mankell. Copyright © by dtv / Zsolnay
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Autoren-Porträt von Henning Mankell
Henning Mankell, geboren 1948 in Härjedalen, war einer der grossen schwedischen Gegenwartsautoren, von Lesern rund um die Welt geschätzt. Sein Werk wurde in über vierzig Sprachen übersetzt, es umfasst etwa vierzig Romane und zahlreiche Theaterstücke. Nicht nur sein Werk, sondern auch sein persönliches Engagement stand im Zeichen der Solidarität. Henning Mankell lebte abwechselnd in Schweden und Mosambik, wo er künstlerischer Leiter des Teatro Avenida in Maputo war. Er starb am 5. Oktober 2015 in Göteborg. Seine Taschenbücher erscheinen bei dtv.
Bibliographische Angaben
- Autor: Henning Mankell
- 2003, 5. Aufl., 384 Seiten, Masse: 12 x 19,1 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Reichel, Verena
- Übersetzer: Verena Reichel
- Verlag: DTV
- ISBN-10: 342313075X
- ISBN-13: 9783423130752
- Erscheinungsdatum: 08.04.2003
Rezension zu „Die rote Antilope “
»Es ist ein Buch, das einen mit abgrundtiefer Traurigkeit erfüllt und zugleich eines, das man nicht aus der Hand legen kann. ... Mankell erzählt diese Geschichte mit betörender Eindringlichkeit, in Bildern und Sequenzen von jener durchsichtigen Klarheit, wie Träume sie haben.« Susanne Mayer, Die Zeit 32/01
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