Jenseits des Eurozentrismus
Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften
Standardwerk der postkolonialen Theorie
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Produktinformationen zu „Jenseits des Eurozentrismus “
Standardwerk der postkolonialen Theorie
Klappentext zu „Jenseits des Eurozentrismus “
Dieses Standardwerk enthält zentrale Texte zu postkolonialen Ansätzen in den Geschichts- und Kulturwissenschaften. Es lädt dazu ein, die europäische Geschichte im Kontext von Kolonialismus und Imperialismus neu zu denken und den Blick zu öffnen für die Verflechtungen zwischen der europäischen und der aussereuropäischen Welt. Die 2., erweiterte Auflage wurde um aktuelle Texte ergänzt, die das postkoloniale Europa der Gegenwart beleuchten. Die Einleitung zur Neuauflage erörtert, warum eine postkoloniale Perspektive unerlässlich ist - ebenso für die gegenwärtige Wissensproduktion wie für ein kritisches Verständnis heutiger europäischer Gesellschaften und Politik.Mit Beiträgen von Manuela Boatca, Dipesh Chakrabarty, Jean Comaroff, John L. Comaroff, Sebastian Conrad, Fernando Coronil, Prasenjit Duara, Andreas Eckert, Steven Feierman, Stuart Hall, Wolf Lepenies, Achille Mbembe, Timothy Mitchell, Anthony Pagden, Sheldon Pollock, Shalini Randeria, Regina Römhild, Ann Laura Stoler, Michel-Rolph Trouillot und Albert Wirz.
Grossformatiges Paperback. Klappenbroschur
Lese-Probe zu „Jenseits des Eurozentrismus “
Das postkoloniale Europa: Verflochtene Genealogien der Gegenwart - Einleitung zur erweiterten Neuauflage (2013)Shalini Randeria und Regina RömhildWas als Ausblick die Einleitung zur ersten Auflage beschloss, steht im Mittelpunkt der hier vorliegenden erweiterten Textauswahl: nämlich eine postkoloniale Perspektive auf die globalisierte Gegenwart zu entwickeln, die von der Geschichte der Verflechtungen aus- und zugleich über sie als historisches Momentum hinausgeht; eine Perspektive, die auch die Gegenwart Europas - als diskursive Formation und als politisches Projekt - ins Verhältnis globaler Relationen und Bewegungen zu setzen vermag. Ausgangspunkt für diese thematisch breit angelegte, transdisziplinäre Neuauflage ist daher die Überzeugung, dass postkoloniale Perspektiven ebenso relevant wie unerlässlich sind, um Gesellschaft, Politik, Kultur und Wirtschaft in Europa heute zu verstehen.
Europa sei buchstäblich ein Produkt der Dritten Welt, schrieb Frantz Fanon provokativ in seinem Werk Die Verdammten dieser Erde (1961). Mit dieser brillanten Einsicht in die Wechselwirkungen von kolonisierenden und kolonisierten Gesellschaften, die konstitutiv für beide Seiten waren, formulierte Fanon eine radikale postkoloniale Position. Eine an diese Einsicht anschliessende, postkolonial informierte Perspektive auf die Gegenwart Europas scheint uns nach wie vor ein Desiderat zu sein. Während die theoretische Auseinandersetzung mit Begriffen und Konzepten der Postcolonial Studies in den Kultur- und Sozialwissenschaften im deutschsprachigen Raum noch am Anfang steht, zeigt sich der Einfluss postkolonialer Ansätze vor allem in den Geschichtswissenschaften, wo die Überwindung nationaler, territorial geschlossener Erzählungen zugunsten einer Verortung historischer Entwicklungen, Akteure und Räume innerhalb einer verflochtenen »Globalgeschichte« mittlerweile fast eine etablierte Position darstellt.
So zeugen etwa die Bände der von Sebastian Conrad, Andreas
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Eckert und Ulrike Freitag seit 2007 herausgegebenen Buchreihe »Globalgeschichte« von dieser produktiven Resonanz in den Geschichtswissenschaften (Conrad, Eckert & Freitag 2007). Dass dabei Gesellschaften, ihre Politik, Wirtschaft und Kultur nicht mehr in einem nationalstaatlichen Rahmen, sondern in einem globalgeschichtlichen Zusammenhang betrachtet werden, führt zu einer wesentlichen Horizonterweiterung. Die in diesen Studien analysierten Akteursnetzwerke und institutionellen Konstellationen, kulturellen Prägungen und politischen Strategien weisen auf die Notwendigkeit hin, den als »national« konzipierten Raum als Produkt transnationaler Verflechtungen wahrzunehmen. Dadurch lassen sich einerseits neue Einsichten in transnationale Verschränkungen gewinnen, die auch die deutsche Geschichte geprägt haben (u.a. Conrad & Osterhammel 2004; Conrad 2006; Conrad 2008) und bis in die Gegenwart fortwirken. Andererseits ermöglicht der Fokus auf das bis dahin kaum einbezogene Deutschland eine Bereicherung und Verschiebung des räumlichen Spektrums postkolonialer Ansätze, die sich üblicherweise stark auf die historischen Kolonialmächte England, Frankreich, Belgien und die Niederlande konzentrieren.
Entsprechend richtet sich die Kritik am Postkolonialismus oft auf dessen überwiegenden Fokus auf das Britische Empire und seine Kolonien. So wurde versucht, die Bedeutung des »indischen Modells« zu relativieren bzw. die britischen Kolonien als Sonderfall darzustellen. Ein wichtiger Einwand gegen postkoloniale Ansätze betraf etwa ihre Tendenz, den europäischen Kolonialismus am britischen Modell auszurichten und damit zu homogenisieren. So machen neuere Forschungsarbeiten zu französischen (Mbembe 2000; Mbembe in diesem Band), italienischen (Mellino 2005), portugiesischen (Sousa Santos 2002) und deutschen (Conrad 2008) Erfahrungen des Kolonialismus darauf aufmerksam, dass postkoloniale Perspektiven und Studien ausserhalb des angelsächsischen Raums bis vor wenigen Jahren auf wenig oder nur sehr verhaltenes I
Entsprechend richtet sich die Kritik am Postkolonialismus oft auf dessen überwiegenden Fokus auf das Britische Empire und seine Kolonien. So wurde versucht, die Bedeutung des »indischen Modells« zu relativieren bzw. die britischen Kolonien als Sonderfall darzustellen. Ein wichtiger Einwand gegen postkoloniale Ansätze betraf etwa ihre Tendenz, den europäischen Kolonialismus am britischen Modell auszurichten und damit zu homogenisieren. So machen neuere Forschungsarbeiten zu französischen (Mbembe 2000; Mbembe in diesem Band), italienischen (Mellino 2005), portugiesischen (Sousa Santos 2002) und deutschen (Conrad 2008) Erfahrungen des Kolonialismus darauf aufmerksam, dass postkoloniale Perspektiven und Studien ausserhalb des angelsächsischen Raums bis vor wenigen Jahren auf wenig oder nur sehr verhaltenes I
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Inhaltsverzeichnis zu „Jenseits des Eurozentrismus “
InhaltDas postkoloniale Europa: Verflochtene Genealogien der Gegenwart - Einleitung zur erweiterten Neuauflage (2013) 9Shalini Randeria und Regina Römhild
Einleitung: Geteilte Geschichten - Europa in einer postkolonialen Welt 32Sebastian Conrad und Shalini Randeria
I. Epistemologien
Undenkbare Geschichte: Zur Bagatellisierung der haitischen Revolution 73Michel-Rolph Trouillot
Die Auslöschung der Differenz: Der Kolonialismus und die Ursprünge des Nationalismus bei Diderot und Herder 104Anthony Pagden
Europa provinzialisieren: Postkolonialität und die Kritik der Geschichte 134Dipesh Chakrabarty
Ex Oriente Nox: Indologie im nationalsozialistischen Staat 162Sheldon Pollock
Wann gab es »das Postkoloniale«?: Denken an der Grenze 197Stuart Hall
Frankreich provinzialisieren? 224Achille Mbembe
II. Transgressionen
Hausgemachte Hegemonie 267John L. und Jean Comaroff
Foucaults »Geschichte der Sexualität« und die koloniale Ordnung der Dinge 301Ann Laura Stoler
Die östlichen Ränder des Empire: Kolonialität im Rumänien des 19. Jahrhunderts 322Manuela Boatc
Abwesende Anwesenheit: Die Diskurse des Kryptokolonialismus 345Michael Herzfeld
Kämpfe für Gerechtigkeit an den Grenzen: Die Suche nach einem neuen politischen Subjekt im globalen Zeitalter 379Sandro Mezzadra
III. Raumordnungen
Afrika in der Geschichte: Das Ende der universalen Erzählungen 405Steven Feierman
Die Welt als Ausstellung 438Timothy Mitchell
Jenseits des Okzidentalismus: Unterwegs zu nichtimperialen geohistorischen Kategorien 466Fernando Coronil
Wir nicht, die Anderen auch: Deutschland und der Kolonialismus 506Andreas Eckert und Albert Wirz
Asien neu denken: Zum Verständnis einer zusammenwachsenden Region526Prasenjit Duara
Autorinnen und Autoren554
Nachweise559
Autoren-Porträt
Sebastian Conrad ist Professor für Neuere Geschichte am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin. Shalini Randeria ist Professorin für Sozialanthropologie und Soziologie am Graduate Institute of International and Development Studies Geneva. Regina Römhild ist Professorin am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin.
Bibliographische Angaben
- 2013, 2., erweiterte Auflage, 560 Seiten, Masse: 13,9 x 21,3 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Herausgegeben: Sebastian Conrad, Shalini Randeria, Regina Römhild
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593395177
- ISBN-13: 9783593395173
- Erscheinungsdatum: 07.11.2013
Rezension zu „Jenseits des Eurozentrismus “
03.01.2003, Frankfurter Allgemeine Zeitung Wir sind eben nicht vernünftiger "Äusserst lesenswert und ein guter Überblick über den Stand der postkolonialen Theorie."22.04.2003, Süddeutsche Zeitung Das Heulen des Ägypters "Wer möchte, kann sich in dem ausführlich und kundig eingeleiteten Band schnell und fundiert informieren. Dass es sich bei den abgedruckten Texten nicht um theoretische Texte im engeren Sinn handelt, sondern das Forschungsfeld über exemplarische Arbeiten erschlossen wird, erhöht die Lesbarkeit ungemein."
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