Was war hier bloss los?

Muller, Gerda
Gerda Muller, geboren1926 in Naarden, Niederlande, studierte an den Kunstgewerbeschulen von Amsterdam und Paris. Seit 1951 veröffentlichte sie in verschiedenen Ländern zahlreiche Bilderbücher und lebt seit langem in Paris. Über's Büchermachen sagt sie: "Wenn ich ganz allein in meinem Atelier arbeite, ist mir manchmal so, als wäre ein Kind an meiner Seite, das mir zusieht und mich - oftmals - lenkt. Für dieses Kind, und nicht für Eltern oder Verleger, arbeite ich."

Dieser liebevoll illustrierte geheimnisvolle Spaziergang durch den Schnee kommt ganz ohne Worte aus. Allein die Spuren, die ein Junge und sein Hund hinterlassen, erzählen die Geschichte. Schon Kinder ab drei Jahren können aus diesem Buch "vorlesen". Obwohl die beiden Hauptfiguren des Buches erst auf der letzten Seite zu sehen sind, ist an ihren Spuren genau abzulesen, was sie zusammen gemacht und erlebt haben: Die Spuren führen vom Kinderbett ins Bad und zum Frühstückstisch und schliesslich hinaus in den Schnee. Zunächst kann man die Abdrücke nackter Kinderfüsse, dann die von Hausschuhen und später die von Kinderstiefeln erkennen, immer begleitet von kleinen Pfotenabdrücken. Draussen im Garten kommen noch viele andere Spuren hinzu, die von Vögeln, die nach Futter suchen, die eines Pferdes oder die eines vorbei hoppelnden Hasen. Es ist für Kinder ungemein spannend, aus den Abdrücken im Schnee eine Geschichte herauszulesen. Und nur wer genau hinschaut, wird heraus finden, dass der Junge eben nicht einfach nur achtlos durch den Garten läuft, sondern dabei das Pferd füttert, die Vögel beobachtet, auf einem Holzbrett einen kleinen Bach überquert und schliesslich Holzscheite zum Haus transportiert. Kinder werden entzückt sein, wenn sie sehen, dass der Hund hinter einem Strauch Pippispuren hinterlässt, und wenn sie begreifen, warum die Ente so eilig in die Mitte des Teiches schwimmt: Die Hundepfoten, die zum Ufer des Teiches führen, sprechen eine deutliche Sprache. Die Bilder sind ruhig und nicht überladen, sie sind realistisch und doch stimmungsvoll. Der Betrachter hat das Gefühl, selber einen Winterspaziergang gemacht zu haben. Oder er fühlt sich dazu animiert, zieht die dicken Stiefel an und marschiert los. Jetzt aber wird jeder die Augen nach Spuren offen halten. Und dazu braucht man nicht immer Schnee, denn die Welt um einen herum ist immer spannend, und Spuren sind überall zu finden - man muss sie nur wahrnehmen und entdecken! (Rezension von Gabriele Hoffmann aus dem