Zwischen Stigma und Nische: Philosophie der Technik in der DDR und der BRD bis 1989. Eine vergleichende Untersuchung auf der Grundlage des unterschiedlichen politisch-wirtschaftlichen Selbstverständnisses beider deutscher Staaten
Dissertationsschrift
Die Technikphilosophie, das "Nachdenken über Technik", über das, was Technik ist, was sie mit uns macht und was wir mit ihr machen, führt trotz ihrer immensen Bedeutung für unser Leben und unsere Zukunft noch immer, so zumindest der erste Eindruck, ein...
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Produktinformationen zu „Zwischen Stigma und Nische: Philosophie der Technik in der DDR und der BRD bis 1989. Eine vergleichende Untersuchung auf der Grundlage des unterschiedlichen politisch-wirtschaftlichen Selbstverständnisses beider deutscher Staaten “
Klappentext zu „Zwischen Stigma und Nische: Philosophie der Technik in der DDR und der BRD bis 1989. Eine vergleichende Untersuchung auf der Grundlage des unterschiedlichen politisch-wirtschaftlichen Selbstverständnisses beider deutscher Staaten “
Die Technikphilosophie, das "Nachdenken über Technik", über das, was Technik ist, was sie mit uns macht und was wir mit ihr machen, führt trotz ihrer immensen Bedeutung für unser Leben und unsere Zukunft noch immer, so zumindest der erste Eindruck, ein Nischendasein in der Gesamtheit der philosophischen Veröffentlichungen in Deutschland.Genaueres Nachforschen zeigt allerdings, dass de facto zahlreiche technikphilosophische Arbeiten existieren, die allerdings selten von einer grösseren interessierten Öffentlichkeit wahrgenommen wurden. Einen Sonderfall stellen dabei die diesbezüglichen Leistungen der DDR dar, die bis dato überhaupt noch nicht wissenschaftlich erforscht wurden und daher auch in Vergessenheit zu geraten drohen. Von daher leistet die vorliegende Dokumentation, die diesen Bereich erstmalig erforscht, Pionierarbeit. Darüber hinaus stellt der Autor aber auch zahlreiche wichtige technikphilosophische Publikationen aus der BRD bis 1989 vor, deren Bedeutung bisher kaum wahrgenommen oder zumindest stark unterschätzt wurde. All dies geschieht in dem Wissen, dass bei einer solchen philosophiegeschichtlichen Untersuchung der gesamtgesellschaftliche Hintergrund, auf dem sich ein philosophisches Gedankengebäude entwickelt, stets detailliert mitbedacht werden muss. Der Autor setzt sich daher ausführlich mit der Entwicklung des unterschiedlichen politisch-wirtschaftlichen Selbstverständnisses der beiden deutschen Staaten auseinander und untersucht anschliessend vor diesem Hintergrund die verschiedensten technikphilosophischen Veröffentlichungen in Ost und West.
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'Textprobe:Kapitel 3.1.2 Das philosophische Feld der DDR:
Die Reinstitutionalisierung der Philosophie in der SBZ/DDR begann im Wintersemester 1947/48 mit der Wiedereröffnung der philosophischen Institute der Universitäten Berlin, Jena und Leipzig. Angeboten wurde zunächst ein achtsemestriges Studium. Im Abschnitt 2.2.1.2.1 wurde bereits auf nähere Einzelheiten eingegangen. In diesem Zusammenhang wurde auch erwähnt, dass bereits 1946 seitens der SED mit dem Aufbau "hochschulartiger Institutionen" unter dem direkten Einfluss der Parteiführung begonnen wurde, an denen die ersten Lehrstühle für Marxismus-Leninismus eingerichtet wurden. Entsprechende Lehrstühle wurden ebenso an den neuen Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultäten einiger Universitäten eingerichtet. Hier sollte zunächst in erster Linie dem Mangel an linientreuen Philosophiedozenten an den Universitäten abgeholfen werden. In zweijährigen Kursen, die überwiegend im Selbststudium durchgeführt wurden, bildete die SED Parteifunktionäre, Exilkommunisten und Antifaschisten (u.a. neben Journalisten und Literaten auch Naturwissenschaftler und Historiker) zu Philosophiedozenten aus. Hierzu zählten u.a. Klaus, Harig, Mende, Ley, Havemann und Harich. Ausbildungsfächer waren die direkt von der KPdSU übernommene Kombination "Dialektischer Materialismus", "Historischer Materialismus" und "Politische Ökonomie", die in diesem Zusammenhang behandelten Themen u.a. "Physik und Marxismus", "Fragen der mathematischen Logik und Dialektik" und "Hegel und der Marxismus".
Aufgrund des Widerstandes der noch an den philosophischen Fakultäten verbliebenen "altbürgerlichen" Dozenten konnte der von der Sowjetunion übernommenen Disziplinenkanon zunächst nicht ohne Weiteres auf die universitäre Philosophieausbildung übertragen werden. Nachdem diese Dozenten allerdings im Zuge der Umgestaltung der SED zur "Partei neuen Typus" nach dem Vorbild der KPdSU um 1948 weitgehend ausgewandert oder entlassen worden waren, wurde mit der "II.
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Hochschulreform", die am 1.9.1952 in Kraft trat, das Philosophiestudium grundlegend umgestaltet. Ein zweijähriges Studium des Marxismus-Leninismus wurde für Studierende aller Disziplinen, also auch der Philosophie, verpflichtend eingeführt. Damit wurde eine grundsätzliche Trennung von Marxismus-Leninismus und Philosophie etabliert und nach und nach institutionell und personell umgesetzt. Nach sowjetischem Vorbild wurden an allen Universitäten "Sektionen für Marxismus-Leninismus" etabliert, die für die Durchführung des zweijährigen Pflichtstudiums zuständig waren. Da der Marxismus-Leninismus die grundsätzliche Weltanschauungslehre der DDR war und bis zu deren Ende blieb, wurde die in der DDR ab 1952 in einem fünfjährigen Studium vermittelte Philosophie in Abgrenzung zum westlichen Pendant in der Regel als "Marxistisch-Leninistische Philosophie" bezeichnet.
Die inhaltliche Trennung von Marxismus-Leninismus und Marxistisch-Leninistischer Philosophie ist schwieriger als die institutionelle. Eine Kurzdarstellung des Unterschiedes kann daher nur einen stark vereinfachenden Charakter haben:
Der Studium des Marxismus-Leninismus befasste sich primär mit dem Kennenlernen gewisser "Klassiker" des Marxismus und Leninismus in der stalinistischen Lesart, unterteilt in dialektischen und historischen Materialismus und Politökonomie, Geschichte der Arbeiterbewegung, insbesondere der KPdSU(B) auf der Grundlage von Stalins "Kurzem Lehrgang", aber auch mit der Marxistisch-Leninistischen Philosophie. Marxismus-Leninismus selbst benötigte, wie in 2.1.2.1 bereits dargelegt, nach gängiger Auslegung ja keine über den Einzelwissenschaften stehende Gesamtphilosophie, wohl aber die philosophische Lehre vom Denken und seinen Gesetzen - die formelle Logik und Dialektik, da diese als "objektive Gegebenheiten" angesehen wurden.
In diesem Zusammenhang wurde auch bereits darauf hingewiesen, dass die Marxisti
Die inhaltliche Trennung von Marxismus-Leninismus und Marxistisch-Leninistischer Philosophie ist schwieriger als die institutionelle. Eine Kurzdarstellung des Unterschiedes kann daher nur einen stark vereinfachenden Charakter haben:
Der Studium des Marxismus-Leninismus befasste sich primär mit dem Kennenlernen gewisser "Klassiker" des Marxismus und Leninismus in der stalinistischen Lesart, unterteilt in dialektischen und historischen Materialismus und Politökonomie, Geschichte der Arbeiterbewegung, insbesondere der KPdSU(B) auf der Grundlage von Stalins "Kurzem Lehrgang", aber auch mit der Marxistisch-Leninistischen Philosophie. Marxismus-Leninismus selbst benötigte, wie in 2.1.2.1 bereits dargelegt, nach gängiger Auslegung ja keine über den Einzelwissenschaften stehende Gesamtphilosophie, wohl aber die philosophische Lehre vom Denken und seinen Gesetzen - die formelle Logik und Dialektik, da diese als "objektive Gegebenheiten" angesehen wurden.
In diesem Zusammenhang wurde auch bereits darauf hingewiesen, dass die Marxisti
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Autoren-Porträt von Michael P. Veit
Michael Veit, 1952, studierte Sozialwissenschaften, Evangelische Theologie, Pädagogik und Philosophie an verschiedenen westdeutschen Universitäten. Nach Abschluss der Studiengänge Sozialwissenschaften und Theologie arbeitete er viele Jahre im kirchlichen und öffentlichen Dienst. Sein aus diesem Grund unterbrochenes Studium der Philosophie nahm er mit Eintritt in den Ruhestand wieder auf und erlangte an der Ruhr-Universität Bochum den Grad eines BA, MA und Doktors in dieser Disziplin. Während des Studiums entwickelte sich neben der Hermeneutik insbesondere die Technikphilosophie zu seinem Spezialgebiet. Die praktisch nicht vorhandene Erforschung dieser Thematik im Hinblick auf die DDR bewog ihn dazu dieses Problem zum Schwerpunkt der vorliegenden Dissertation zu machen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Michael P. Veit
- 2016, 392 Seiten, Masse: 15,5 x 22 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: disserta
- ISBN-10: 3959353162
- ISBN-13: 9783959353168
- Erscheinungsdatum: 29.08.2016
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