Cloudward (CD)

Halvorson, die von NPR als "die derzeit zukunfts-weisendste Gitarristin? beschrieben wird, gilt schon seit Langem als provokant originelle Stimme im Ausloten des Grenzgebietes zwischen Jazz/Nicht-Jazz. Eine Erklärung findet sich in ihrem Temperament - sie ist sowohl eine rastlos Suchende, als auch eine schonungslose Kritikerin ihrer eigenen Arbeit, die gleichermassen auf die spontane Entladung und die sorgfältig überdachte Partitur gepolt ist. Die rasante Entwicklung ist durchgehend in den acht berauschenden, Vignette-artigen Kompositionen von "Cloudward" hörbar. Halvorsons neue Stücke führen die reichen Texturen von Amaryllis fort, legen dabei jedoch mehr Gewicht auf das Zusammenspiel des Sextetts und betonen stärker die individuellen Stimmen. Die Stücke bezeichnen mehr als die sonst typischen Ausgangssituationen für Improvisationen. Sie sind eindringliche visuelle Szenarien, in denen subtile, interne Ent-scheidungsfindungen sich zu dröhnend rasenden Höhen aufbäumen. In einem Stück mit dem Namen "Ultramarine? wird der geordnete, beruhigend wohl-klingende Ablauf eines barocken Kanons einer spannungsgeladenen Fantasia auf der chromatischen Skala gegenübergestellt. In einem anderen, das hypnotisierend tempolose "Incarnadine?, wird die Atmosphäre von Laurie Andersons überirdischen Geigenharmonien getragen. Jede dieser Szenen ist von grossem Detailreichtum.