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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sandra L., 30.04.2024

    Karges und ärmliches Inselleben um 1940 in der Nähe von Irland. Bis zwei Engländer auf die Insel kommen und die Bewohner schamlos ausnutzen, Wünsche und Träume in ihnen wecken und am Ende nur an sich denken.

    Die Geschichte "Die Tage des Wals" nimmt den Leser mit, auf eine kleine Insel in der Nähe von Irland. Zwölf Familien leben dort und die 18 jährige Manod ist eine von ihnen. Manod hat schon früh die Mutterrolle übernommen und führt dem verwitweten Vater den Haushalt. Sie kümmert sich, so gut sie kann, um die leicht zurückgebliebene jüngere Schwester. Das Leben der Inselbewohner ist karg, hart und sehr einfach. Es lässt kaum Platz und wenig Möglichkeit, für die schönen Dinge des Lebens und so entstehen Träume, Sehnsüchte und Aberglaube. Die Inselbewohner, soweit sie die Insel nicht verlassen, entwickeln sich in ihrem Leben nicht weiter und bleiben naiv und rückständisch.

    Für Aussenstehende mag das alles exotisch wirken und so geschieht es, dass eines Tages zwei junge Engländer auf die Insel kommen und das Leben dort erforschen möchten.

    Manods Wunsch die Insel zu verlassen wächst immer mehr, als sie sich auf die beiden Studierenden einlässt. Zeitgleich strandet auf der Insel ein grosser Wal und ein Krieg auf dem Festland naht.

    Die Autorin hat die Stimmung ganz einfach in kurzen Sätzen eingefangen. Ähnlich wie im Stil eines Tagesbuchs. Oft werden die Momente und das Erlebte ganz abgeklärt und kühl beschrieben. Dennoch sind viele Begebenheiten recht farbig erzählt und der Leser/die Leserin kann sich dadurch, die Gerüche, Farben und Formen sehr gut vorstellen. Die Texte der studierenden Engländern, mit ihren erforschten Geschichten, werden immer wieder in die Erzählung mit eingebunden.

    Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen.
    Ich fand ihn schön leicht zu lesen. Der Erzählstil war anfangs etwas ungewöhnlich für mich aber durchaus interessant. Ich konnte mich gut in die Situationen einfühlen und mir taten die Inselbewohner unheimlich leid. Sie wurden regelrecht von den Engländern in ihrer Naivität und Gastfreundschaft ausgenutzt. Einige Geheimnisse der Inselbewohner und das Ende von Manod und ihrer Familie sind offen gelassen. Ich würde wirklich sehr gern eine Fortsetzung der Geschichte lesen und mehr über diese Zeit und diese Region erfahren. Wobei es sich hier allerdings um eine erfundene Geschichte handelt. Ich denke dennoch, dass es sehr nah an der Wirklichkeit erzählt ist.

    Diesen Roman empfehle ich allen Leserinnen und Lesern, die gern mal etwas anderes lesen möchten, als plüschige Wohlfühlromane. Auch Lesern und Leserinnen, die sich Gedanken machen um das menschliche Miteinander, wie Menschen früher gelebt haben und Geschichten in der Zeit um 1940 mögen, empfehle ich dieses interessante Buch.

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  • 4 Sterne

    Lia48, 19.07.2024

    „Die Flut schwemmte Wasser in breiten, flachen Spiegeln über den Sand, durchbrochen von schmalen Pfaden. Die Wellen schwappten um den Wal herum und wieder hinaus, wie eine Membran um ihre zarte Mitte.“
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    INHALT:
    1938: Manod lebt mit ihrem Vater Tad und ihrer jüngeren Schwester Llinos in einem Cottage auf einer kleinen walisischen Insel.
    Die Menschen dort arbeiten hart und sind den Gezeiten und dem rauen Wetter ausgesetzt. Sie leben überwiegend von der Fischerei und in einfachen Verhältnissen.
    Tad hätte seine 18-jährige Tochter am liebsten bereits verheiratet. Doch diese träumt von einem besseren, selbstbestimmten Leben auf dem Festland - gerne wäre sie Lehrerin geworden.
    Aber seit die Mutter gestorben ist, muss Manod sich um ihre Schwester kümmern, die als „seltsam“ gilt und in ihrer Freizeit am liebsten Knochen sammelt.

    „Und so spielten sich die Tage ab, während ich darauf wartete, dass etwas geschah.“

    Als eines Tages ein Wal am Strand angespült wird, was für manche Insulaner*innen ein schlechtes Omen darstellt, werden auch Wissenschaftlerin Joan und Wissenschaftler Edward aus England auf die Insel aufmerksam. Sie wollen ein Buch über die abgeschiedenen Menschen dort schreiben, führen dazu Interviews und halten eigene Beobachtungen fest.

    Während Manod den Neuankömmlingen über mehrere Wochen bei der Übersetzung hilft und ihnen das Leben auf der Insel versucht, näherzubringen, entwickeln sich Freundschaften, Sehnsüchte, Zukunftswünsche, aber auch weibliche Stärke.

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    MEINUNG:
    Mittlerweile mag ich Bücher, die auf kleineren Inseln spielen, überaus gerne – sie haben ihren Reiz.
    Deshalb hat mich auch der Klappentext von „Die Tage des Wals“ direkt angesprochen. Durch den gestrandeten Wal und die Wissenschaftler*innen, die auf die Insel kommen, hatte ich direkt die möglichen Parallelen zu Dörte Hansens „Zur See“ im Hinterkopf.
    Zwar ist O‘Connors Buch ebenfalls atmosphärisch geschrieben, doch der Wal steht nicht im Vordergrund (was ich durch den Titel angenommen hatte) und die Wissenschaftler*innen befassen sich mit Ethnologie, also nicht mit dem Wal. So bin ich erst mal mit falschen Erwartungen gestartet.
    Doch der Titel beschreibt mehr den Zeitraum, in dem das Buch spielt: Es beginnt, als der Wal angespült wird und endet kurz nach dessen Beseitigung, sodass das Meerestier eher als „Begleiter“ durch die Lektüre fungiert. Eigentlich ein schöner Schachzug, wenn ich dabei nicht das Gefühl gehabt hätte, dass mit meinen Erwartungen ein wenig „gespielt“ wurde.

    Der Schreibstil gefiel von Zeile zu Zeile immer besser. Die Übersetzerin Astrid Finke hat hier eine tolle Arbeit geleistet.
    Ich hatte direkt Bilder vor Augen, man spürt den rauen Wind, der einem ins Gesicht peitscht und lauscht dem rauschenden Meer.

    Die Kapitel des Buches sind äusserst kurz. Häufig bestehen sie lediglich aus 1/4 -1 Seite, manchmal auch aus ein paar wenigen Seiten, sodass man jederzeit eine Pause einlegen kann.
    Insgesamt werden zahlreiche kurze Momentaufnahmen aus Manods Sichtweise aneinandergereiht, die sich zwischendurch mit Interviews und Beobachtungen der Engländer*innen abwechseln.
    Inhaltlich haben mir diese sehr zugesagt, ich fand die Einblicke in ihr Leben interessant (z. B. wie abgeschieden die Menschen im Winter sind, wenn das Wasser gefroren ist oder wenn nur alle paar Monate mal die Post kommt. Auch viele Sagen und Geschichten rund um das Meer finden ihren Platz). Persönlich hatte ich jedoch vor allem mit der Kürze dieser Szenen meine Probleme. Erst gegen Ende konnte ich mich in Manod einfühlen. Davor waren mir die Kapitel nicht lange genug, um im Lesefluss zu bleiben.

    Dennoch mochte ich die Figurenzeichnung gerne.
    Das Leben der Engländer*innen auf dem Festland unterscheidet sich von der Abgeschiedenheit auf der Insel. Die Wissenschaftler*innen machen sich manchmal ein wenig lustig über die Insulaner*innen, die ihnen wie aus der Zeit gefallen erscheinen. Eine interessante Dokumentation mit gestellten Szenen ist ihnen wichtiger, als das wahre Leben dieser Menschen abzubilden.
    Dies ruft beim Lesen Wut und Ärger hervor. Auch Manod ist darüber alles andere als erfreut, was ich gut nachvollziehen konnte.
    Sie selbst befindet sich zwischen den Stühlen: Soll sie wirklich auf ihrer Heimatinsel bleiben, oder am Festland eine neue Zukunft planen, wo Bildung und Selbstbestimmung auch für Frauen mittlerweile möglich sind?
    Zwei unterschiedliche Welten treffen aufeinander …
    Ich mochte die Stärke, die Manod entwickelt und auch die Figur von Llinos, die aus der Masse heraussticht. Man erfährt im Buch nicht, was Letztere genau hat. Doch sie wirkt auf Manod jünger, und „ungewöhnlicher“ als andere Kinder in ihrem Alter und benötigt im Alltag die Unterstützung ihrer Schwester. Beiden fehlt durch den Tod der Mutter eine weibliche, erwachsene Bezugsperson, die sie auf das Leben als Frau vorbereitet oder zumindest einen Vater, der dies übernimmt (was damals und dort auf der Insel wohl unvorstellbar war). Verständlich, dass Manod sich deshalb ihrer Schwester annimmt und sich für sie verantwortlich fühlt.

    FAZIT: Insgesamt ein ruhiges, melancholisches, atmosphärisch geschriebenes Buch, rund um das beschwerliche Leben auf einer kleinen walisischen Insel und dem Wunsch nach weiblicher Selbstbestimmung und Bildung. Inhaltlich, von den Figuren und vom Schreibstil her, hat mir die Lektüre gut gefallen.
    Falsche Erwartungen (der Wal spielt nur eine kleine begleitende Rolle) haben mich etwas enttäuscht, die äusserst kurzen Kapitel haben meinen Lesefluss stark gebremst – da war ich nicht ganz die richtige Person. Wer sich jedoch an kurzen Kapiteln erfreuen kann, dem kann ich die Lektüre empfehlen. 3,5-4/5 Sterne.

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    (C. N.: Töten von Tieren & tote Tiere)

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  • 4 Sterne

    Sigrid, 05.05.2024

    Dieses Buch hat vor allen Dingen klar gezeigt, dass die Welt im Jahre 1938 nicht nur ganz anders war als heute, sondern die Lebensbedingungen und die Traditionen sich auf dieser kleinen walisischen Insel sogar sehr von der Welt dieser Zeit auf dem Festland unterscheidet. Und das war wohl auch gut bekannt, denn warum sonst hätte man schon Ethnografen auf die Insel geschickt. Interessant fand ich es auch, dass man ihr Interesse vermeintlich mehr dem gestrandeten Wall zugeschrieben hat. Aber dafür haben sie doch die Bewohner zu sehr befragt und sich über die Sitten und Gebräuche erkundigt. Für die Bewohner und besonders für die Protagonistin Manod war es ein besonderes Ereigniss und brachte den Hauch der grossen und meist unbekannten Welt mit sich. Mir hat Manod jedenfalls sehr gut gefallen. Sie war etwas Besonderes und unterschied sich meiner Meinung nach, auch sehr von den anderen Bewohnern. Diese wollten zwar auch oft die Insel gerne verlassen, aber Manod machte sich doch mehr Gedanken über alles und kam auch zu anderen Schlussfolgerungen. Sie liess sich nach aussen hin nichts anmerken und lebte ihr Leben genau wie alle anderen auch. Sie half dem Vater bei der Arbeit, den anderen Frauen und war natürlich immer für ihre kleine Schwester da. Aber in Gedanken war sie viel weiter und lernte auch schon vorsorglich gut die englische Sprache, damit sie auf dem Festland besser zurechtkommen würde. Sie war belesen und zielstrebig. Für Manod war die Ankunft der Wissenschafter und besonders der Frau in dem Team Joan, eine Lichtblick und ein Weg von der Insel. Sie arbeitet auch für sie und freundet sich mit ihnen an. Mit Joan verbindet sie viel, aber Edward soll ihr Begleiter aufs Festland werden. Beim Lesen des Buches habe ich mich auch manchmal als Ethnograf gefühlt, denn ich habe die detailreichen Schilderungen des Alltagslebens auf der Insel sehr genau verfolgt. Man erfährt viel über die damalige Zeit und natürlich über die besonderen Verhältnisse, die auf dieser abgelegenen und manchmal auch abgeschnittenen Insel herrschen. Die Bewohner haben zwar Kontakt zum Festland und die Kinder fahren sogar jeden Tag mit dem Boot dorthin zur Schule, aber es wirkt trotzdem so, als würden die Ereignisse auf der Welt immer erst mit einer grossen Verspätung zu ihnen gelangen. Man kann in dem Buch die erzählten Geschichten für die Ethnografen immer leicht erkennen, denn am Ende steht immer der Name des Erzählenden und woher diese Geschichte kommt. Und auch die Aufzeichnungen der Wissenschaftler sind durch den Fettdruck gut vom normalen Text zu unterscheiden. Die kurzen Kapitel fand ich auch immer gut, denn dann konnte man für sich immer seine Gedanken machen und dann erst weiterlesen. Der Text lässt sich auch gut lesen, man bleibt im Geschehen drin und erfährt viel über die unterschiedlichsten Menschentypen, die für Manod eine grosse Rolle spielen. Aber die Insel ist klein und daher kennt eh jeder jeden. Ich hatte mit Manod gehofft und gebangt, aber zum Schluss war ich über das Ende doch zufrieden. Denn für mich steht jetzt auch fest, dass Manod ihre eigenen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt treffen und ihre Wünsche verwirklichen wird. Und zwar ohne die Hilfe und Abhängigkeit von anderen Menschen, denn Manod ist eine starke Frau. Das hat sie eigentlich immer wieder bewiesen und sie lässt sich auch nicht von ihrem erträumten Ziel abbringen. Ich fand die Schilderungen sehr fesselnd und diese interessante Geschichte hat eine Zeit und einen Ort sehr authentisch mit all seinen Bewohnern lebendig werden lassen.

    Es ist ein besonderes Buch und ich kann es mit einem guten Gewissen weiterempfehlen.

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  • 4 Sterne

    PoetryandCoffee, 02.05.2024

    Sprachgewaltige Geschichte mit fehlendem Tiefgang

    Elizabeth O'Connor schreibt in ihrem Debütroman über das karge und schwere Leben auf einer walisischen Insel am Vorabend des Zweiten Weltkriegs. Die achtzehnjährige Protagonistin Manod träumt davon, der Abgeschiedenheit und Trostlosigkeit ihres Daseins eines Tages zu entfliehen. Als der titelgebende Wal ans Ufer gespült wird, kommen zwei Engländer*innen aus Oxford auf die Insel und die achtzehnjährige Manod sieht eine Möglichkeit, ihre Träume von Bildung und einem weniger beschwerlichen Leben zu verwirklichen.

    Der 206 Seiten schmale Roman oszilliert zwischen den Beiträgen der Protagonistin Manod, Berichten der Forscher*innen zum Inselleben, mythologischen Geschichten und Volksliedern der Insel. Alles zusammen ergibt für die Lesenden eine Vorstellung der zeitgenössischen Lebensumstände auf der Insel, die die Autorin mit einer grossartig klaren und kraftvollen Sprache beschreibt. Leider bleibt meiner Meinung nach der Plot hinter der Sprache zurück. Die Figuren wirken seltsam emotionslos und nicht wenige Erzählstränge in der Geschichte bleiben offen, was ein tiefergehendes Verständnis der Charaktere erschwert.

    Wer einen Eindruck der überzeugenden Erzählkraft der Autorin bekommen möchte, keine Scheu vor offenen Enden hat, spröde Charaktere und Landschaften mag, der ist hier richtig. Auf jeden Fall macht das Buch neugierig auf weitere Werke aus der Feder der Autorin.

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  • 4 Sterne

    Normanfips, 01.05.2024

    Vielversprechendes Debüt

    Im Jahr 1938 lebt Manod, ein achtzehnjähriges Mädchen, zusammen mit ihrer jüngeren Schwester und ihrem Vater auf einer kleinen Insel vor Wales. Das Leben ist einfach und hart. Eines Tages kommen Joan und Edward auf die Insel, um das Leben dort zu studieren und aufzuzeichnen. Da Manod neben Walisisch sehr gut Englisch spricht, beginnt sie für die beiden als Übersetzerin zu arbeiten. Die Ethnografen wecken dabei Sehnsüchte und Hoffnungen in ihr.
    Elizabeth O’Connor hat ein interessantes Setting gewählt und schafft es mit knappen Schilderungen und kurzen Kapiteln die Atmosphäre der Insel einzufangen. Der Schreibstil ist bildhaft und so hat man das Gefühl, das Meer riechen und hören zu können und wähnt sich fast auf der Insel. Die Sprache spiegelt die Rauheit und Kargheit des Insellebens wider. Alles wirkt unterkühlt, besonders auch die Emotionen der Protagonisten.
    Vieles wird in diesem Roman nur angedeutet und nicht auserzählt. An manchen Stellen hätte das vielleicht aber ganz gut getan. Mir gefielen das Setting und der zeitgeschichtliche Hintergrund, wie mich auch die Sprache beeindruckt hat. Allerdings fehlte irgendwie das i-Tüpfelchen, um diese Geschichte zu einem sehr guten Buch zu machen. Dennoch ein wirklich lesenswertes und interessantes Debüt.

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  • 3 Sterne

    Sternzauber, 28.04.2024

    Tolle Atmosphäre mit passender Sprache, aber leider viele offene Fragen und für mich zu wenig Emotionen bzw. Tiefgang

    Ich mag das Cover von „Die Tage des Wals“ unglaublich gerne! Die künstlerisch abstrakt gestaltete Darstellung einer Küstenlinie mit Meer hat mich vom ersten Blick an in ihren Bann gezogen und ich kann regelrecht darin versinken. Die Farben sind harmonisch aufeinander abgestimmt und auch die weisse Schrift des Titels ist für mich sehr stimmig – einfach wunderbar!

    Die Geschichte spielt auf einer walisischen Insel, mit recht wenigen Einwohnern, die ständig dem harten Leben mit den Gezeiten, harten Wettern und der rauen Landschaft ausgesetzt sind. Auch die 18jährige Manod lebt dort mit ihrer kleinen Schwester und dem Vater, doch sie wünscht sich mehr vom Leben, als das, was sie um sich herum sieht. Als ein Wal auf der Insel strandet und kurz darauf auch Engländer auftauchen, die das Leben auf der Insel erforschen wollen, ändert sich etwas in Manods Leben und Denken, doch wo wird es sie hinführen?

    Der Roman ist in grossen Teilen aus der Sicht Manods als Ich-Erzählerin aufgebaut, beinhaltet aber auch Aufzeichnung der Forscher in verschiedener Form und bietet somit ein Kaleidoskop verschiedenster Eindrücke des Geschehens. Die Kapitel sind sehr kurz und sehr unterschiedlich, was meiner Meinung nach jedoch sehr gut zum Erzählstil des Buches passt.

    Auch der Ausdruck der Autorin entspricht sehr dem rauen Charakter der beschriebenen Insel, denn sie ist kantig, rau, teilweise ungeschliffen und nüchtern gehalten. Eigentlich gefällt mir dieses Miteinander und die Abstimmung von Inhalt und Sprache sehr, ich muss jedoch gestehen, dass die Geschichte dadurch für mich auf Distanz gehalten wird und unnahbar bleibt. Die Erzählung wirkt hauptsächlich wie ein sachlicher Bericht und bleibt sehr an der Oberfläche des Geschehens. Viele Fragen, die sich aus dem Verlauf oder aus Details ergeben bleiben offen und ich hatte als Leserin nicht die Möglichkeit tiefer ins Geschehen einzutauchen.

    Auch bei der Hauptperson Manod, die ich grundsätzlich als Charakter sehr mag und interessant finde, hätte ich mir sehr gewünscht, dass ich ihr hätte näher kommen können. So konnte ich sie leider nur aus der Entfernung beobachten und musste ihr Innenleben grösstenteils erraten, was einfach schade ist und der Geschichte viel an Tiefe genommen hat. Neben Manod finde ich als Charakter besonders ihre kleine Schwester sehr interessant, aber es gibt auch noch andere Figuren, die durchaus Potential zeigen und über die ich gerne mehr erfahren hätte, als es in diesem Text möglich war.

    Sehr gut gelungen ist der Autorin meiner Meinung nach die Beschreibung der Stimmung und der Atmosphäre auf der Insel, die ich gut nachempfinden konnte. Und ich muss auch sagen, dass es ein Buch ist, dass viel zum Nachdenken und Hinterfragen anregt, was mir sehr gefällt. Wer viel Handlung erwartet, wird in dieser Geschichte nicht auf seine Kosten kommen, aber das hat mich hier überhaupt nicht gestört. Ganz im Gegenteil zeichnet die Geschichte gerade dadurch, dass es kein grosses Geschehen gibt eine sehr zarte Erzählung in der rauen Umgebung der Insel, die ihren ganz eigenen Scharm hat.

    Ich würde das Buch auf jeden Fall wieder lesen, denn es gibt einiges, was ich sehr mochte, doch ich bleibe zum Teil auch leider sehr unzufrieden zurück, da für mich viel zu viele Fragen offen bleiben und mir die emotionale Beteiligung total gefehlt hat. Lange habe ich überlegt, wie viele Sterne dieses Buch von mir erhält und ich habe mich im Endeffekt für 3 Sterne entschieden, da sich „Freude und Frust“ mit der Geschichte relativ die Waage halten… Empfehlen würde ich „Die Tage des Wals“ allen LeserInnen, die Lust haben, sich auf ein raues Inselleben mit vielen offenen Fragen und Interpretationsspielraum einzulassen – viel Spass beim Lesen!

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  • 3 Sterne

    Laura M., 28.04.2024

    Bei „Die Tage des Wals“ handelt es sich um den Debütroman der Autorin Elizabeth O'Connor. Die Geschichte spielt auf einer abgeschiedenen Insel. Die Protagonistin Manod erzählt von dem einfachen Inselleben und wie dieses durch zwei Fremde für sie verändert wird.

    Zum Ersten ist zu sagen, dass man bei der Geschichte trotz des Titels nicht erwarten darf, dass es viel um eine Wal geht. Dieser spielt nur eine Nebenrolle und scheint eher ein Sinnbild für die Inselbewohner zu sein. Zum Anderen darf man bei diesem Buch keinen „normalen“ Roman über das Leben auf einer Insel vor Wales erwarten. Es ist eher ein Buch, dass mit unterschiedlichen stilistischen Mitteln arbeitet und zum Denken und Interpretieren einlädt.

    Für mich das Buch leider nichts. Der Anfang war sehr zäh. Der Schreibstil bzw. der Erzählstil von Manod wirkte sehr unterkühlt und sachlich, eventuell auch durch die kurzen Sätze. Vielleicht sollte es das harten Inselleben und den sich damit entwickelnden Charakter darstellen, aber bei mir hat es nur dazugeführt, dass ich keine Sympathie für sie entwickeln konnte und kein emotionale Bildung zum Buch aufbauen konnte. Auch die anderen Charaktere wirken nicht herzlich, sondern eher abgestumpft. Die Unruhe, die die Engländer mit ihrem Erscheinen reingebracht haben, war dass einzige was etwas Spannung in die Geschichte gebracht hat.

    Ich habe das Buch in einer Leserunde gelesen. Viele dort haben mehr in die bildgewaltige Sprache rein interpretiert, was auch durchaus Sinn gemacht hat. Ich habe es jedoch nicht geschafft, vermutlich auch weil ich was anderes erwartet habe. Auf Grund der Tatsache, dass ich vermutlich nicht der Zielgruppe dieses Buches angehörte und die Gedanken, die meine Mitleser hatten, Sinn machten, habe ich mich entschlossen es nicht schlecht zu bewerten.

    Fazit: Ein Buch für Leute, die gerne Interpretieren und in dem Geschriebenen einen tieferen Sinn suchen. Eher nichts für Leser, die Unterhalten werden wollen und die Worte als genau das nehmen was dort steht.

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  • 3 Sterne

    Elke F., 15.05.2024

    S. 40: "Und so spielten sich die Tage ab, während ich darauf wartete, dass etwas geschah." Ganz ehrlich: so ging es mir über weite Strecken beim Lesen des Buches. Obwohl ich Romane mag, in denen augenscheinlich nichts passiert, oder in denen es eine sehr lange Einleitungsphase gibt um Charaktere und Gegend kennenzulernen, konnte ich mich hier nur schwer einfinden.

    Der Schreibstil ist sehr sachlich und somit eher beschreibend als erzählend und emotional, was es mir nicht leichter gemacht hat, einen Zugang zu den Figuren, vor allem Manod, zu finden und selbst einschneidende Ereignisse verlieren so ihre Dramatik und werden leicht überlesen. Klar, die Eintönigkeit und Ödnis des Lebens auf der Insel werden damit perfekt eingefangen, aber das brachte eben auch mit sich, dass ich nicht völlig fasziniert und mit Feuereifer weitergelesen habe, sondern eher um zu erfahren ob sich nicht doch noch etwas ändert und die Geschichte mich "packt".

    Manods eintöniges Leben ist geprägt von den Widrigkeiten der Insel und der harten Arbeit. Erst als Joan und Edward, die vorgeben ein Buch über die Insel und die Menschen die dort leben schreiben zu wollen, auf die Insel kommen, verändert sich etwas: Manod bekommt Einblicke in das Leben auf dem Festland und die Möglichkeiten, die sich dort bieten. Und so beginnt sie, ihr bisheriges Leben zu hinterfragen und eine Alternative auf dem Festland in Betracht zu ziehen.

    Fazit: ein unaufgeregtes Buch, das aus vielen kleinen Geschichten besteht, die wie ein Mosaik Manods Geschichte zusammensetzen. Inhaltlich sehr interessant, aber sprachlich zur karg und daher leider nicht meins.

    Fussnote: der kleine Font, in dem kurze Kapitel mit Aufzeichnungen über die Insel gedruckt sind, ist leider eine Herausforderung, wenn die Augen nicht mehr so fit sind. Da finde ich es durchaus ärgerlich, wenn zentimeterweise Rand verschenkt wird und sich der Text kaum leserlich in die Mitte quetscht. Das hätte man wirklich besser machen können.

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  • 5 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sabine W., 03.05.2024

    Ein kurzes Inseljahr
    1938 träumt die achtzehnjährige Manod auf einer abgelegenen Insel vor Wales von einer Zukunft auf dem Festland. Als ein Wal strandet, deuten die Fischer dies als schlechtes Omen. Kurz darauf betreiben Edward und Joan aus Oxford ethnografische Studien auf der Insel. Die kluge und zielstrebige Manod ist fasziniert von den Wissenschaftern und wird deren Übersetzerin und Gehilfin. Diese Zweckgemeinschaft wird bald zu einer Art Freundschaft, aufgeladen ist mit Hoffnungen und Sehnsüchten.
    Das Cover mit dem stilisierten Küstenabschnitt ist unscheinbar, die Seitenanzahl recht überschaubar. Dennoch hat es dieses Buch in sich und man sollte sich Zeit dafür nehmen, selbst wenn die Abschnitte recht knapp gehalten sind. So bleibt genügend Platz für eigene Überlegungen und Interpretationen. Rasch wechseln kurze Erzählungen der Ich-Erzählerin Manod mit Volksliedern oder Geschichten, die man auf der Insel den Kindern erzählt, und denen eine Quellenangabe angehängt ist. Die gewählte Sprache passt hervorragend zu einer abgelegenen Insel; die kurzen, etwas sperrigen Sätze lassen einen sofort die Kargheit der Insel, die wenigen Ereignisse, das Leben, das so wenig Raum für Entfaltung bietet, spüren. Und dennoch findet die Autorin in diesen kurzen Sätzen genügend Platz für grossartige Sprachbilder. Darin verarbeitet sie das harte Leben der Fischer und den Aberglauben der Inselbewohner, aber auch die Überheblichkeit der beiden Wissenschafter vom Festland und deren romantisierte und verfälschte Sicht auf das Inselleben. Die Protagonistin Manod entpuppt sich dabei als überaus kluge und gewitzte junge Frau, die es durchaus schaffen kann, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Trotz der recht kurzen Zeitspanne, in der die Geschichte spielt, dann man ihre Entwicklung deutlich spüren.
    Das Buch ist ein sehr gelungener Debütroman, einzigartig in seiner Form.

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