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  • 3 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marianna T., 05.11.2023

    Als Buch bewertet

    Dröge Erzählung

    Wolf Haas schreibt sich wenige Tage vor dem Tod seiner Mutter ihre Erinnerungen von der Seele. Ihr Leben, geboren 1923, scheint eine einzige Aneinanderreihung von Entbehrungen und einer Verbitterung darüber, die ihren Sohn sehr geprägt hat. Dies wird in der Erzählung sehr deutlich und zeigt sich gut in seinen spitzen und humoristischen Bemerkungen. In der Art, wie er schreibt, bildet sich das Wesen seiner Mutter ab. Da ist ihr ewiges "sparen, sparen, sparen" und ihre Erzählungen von "früher", die wie ein Tänzchen sind: ein Schritt vor und zwei zurück. So braucht es einen ganzen Absatz um etwas zu vermitteln, was auch gut in einem Satz untergebracht werden könnte. Alles erstreckt sich mehr, als es müsste und verdeutlicht gerade dadurch die Mühen eines alten Menschen Erinnerungen in Worte zu packen. Alles widerholt sich bis ins Endlose, zieht Schleifen, fast wie in einem Gedicht. Haas benennt sogar im Laufe der Erzählung Gründe für die Widerholungen. Hinzu kommt, dass er viel östereichische Mundart unterbringt. Sprachlich ist die Erzählung also anregend, aber vorallem anstrengend.
    In der Erzählung wird nicht nur der Kampf seiner Mutter mit den schwierigen Lebensbedingungen deutlich, sondern auch sein Wunsch nach Befreiung von dieser Prägung, aber auch seine Wertschätzung für seine Mutter. Er sucht Trost.
    Dabei geht er immer wieder in die Vergangenheit seiner Mutter. Manchmal bin ich über die unerwarteten Wechsel zwischen den Zeiten und den Erzählperspektiven gestolpert und musste mich erstmal wieder orientieren. Spannung kam dabei nicht auf. Ich hätte nicht erwartet, dass sich die 160 Seiten so lang ziehen.
    Authentische Erzählung über eine Mutter, geboren 1923 rückblickend kurz vor ihrem Tod. Stilistisch authentisch, aber anstrengend und langatmig.

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  • 3 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lesemone, 11.09.2023

    Als eBook bewertet

    Das Thema Eigentum zieht sich wie ein roter Faden durch dieses Buch und nimmt am Ende des Buches eine etwas makabere Bedeutung an. Wolf Haas schreibt die Erzählungen aus dem Leben seiner Mutter nieder, die zu diesem Zeitpunkt nur noch drei Tage lebt. Es geht viel um das Thema Eigentum. Frau Haas ist diesem ihr Leben lang nachgelaufen und kam doch nie ans Ziel. Das dünne Büchlein wird für die Autor eine grosse Bedeutung haben, da es sich um seine Familienerinnerungen handelt. Für den fremden Leser jedoch, ist es etwas langweilig. Ich konnte mit den erzählten Episoden nicht sonderlich viel anfangen. Dazu wurden einige Passagen noch in Dialekt geschrieben, was sehr sperrig zu lesen war. Da zu Beginn des Buches eine komplizierten Mutter-Sohn-Verbindung anklingt, vermute ich mal, dass der Autor dieses Buch schreiben musste, um mit sich selbst im Reinen zu sein und ein Kapitel in seinem Leben abzuschliessen.

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  • 2 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Christiane W., 06.09.2023

    Als Buch bewertet

    leider sind die Erwartungen, die ich nach der Leseprobe hatte, nicht erfüllt worden. "Eigentum" der Titel von Wolf Haases Buch hat mich zuerst vermuten lassen, dass es sich um ein Sachbuch handelt, was auch zu dem schlichten Buchcover gepasst hätte. Skeptisch habe ich dann die Leseprobe gelesen und war überrascht. Wolf Haas schildert die letzten Tage und Gespräche mit seiner Mutter, die im Sterben liegt. Es geht immer wieder ums Sparen, dass in seiner Kindheit, im Leben seiner Mutter, eine grosse Bedeutung hatte. Was in der Leseprobe noch interessant war, erfüllt sich für mich in dem Buch leider nicht. Ich musste mich zum Weiterlesen zwingen, einfach viele Wiederholungen und es kam für mich keine "Spannung" auf, die Lust auf ein Weiterlesen gemacht hat. Gut, dass über Geschmack nicht gestritten werden soll und auch diese Buch hat viele begeisterte Leser gefunden, mich leider nicht.

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  • 3 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    asc259, 03.09.2023

    Als Buch bewertet

    Der Autor erzählt uns von den letzten Tagen seiner Mutter. Sie war die Generation meiner Mutter und das ist der Grund, weswegen ich mich für dieses Buch interessierte. Es ist alles andere als ein Lobgesang auf die Mutter. Er hat seinen Gedanken freien Lauf gelassen und die Erzählweise der Mutter so aufgeschrieben, wie sprach. Einige seiner Gedanken fand ich pietätlos, doch dann waren diese gera-de deswegen authentisch. Die Bäckersfrau aus dem Dorf sagte, die Mutter wäre eine schwierige Per-son gewesen und sie hat alle Leute rundum beleidigt. Daher wohl der sarkastische Ton des Sohnes. Die Monologe der Mutter geben viel über ihr Leben preis. Ich habe mich recht gut in diese einlesen können und sie haben mich keineswegs gelangweilt. Warum ich dennoch nur drei Sterne vergebe liegt an den teilweise schwer zu nachzuvollziehenden Gedankenspielen des Autors, z.B. die Überlegungen zur Musik und all den theoretischen Berechnungen zu den Grundpreisen.
    Marianne Haas hatte kein einfaches Leben. Als eines von zehn Kindern musste sie schon als Kind mit anpacken, wurde bereits mir zehn Jahren auf einen Bauernhof „ausgeborgt“. Eine Ausbildung zur „Servierkraft“ scheiterte zunächst am Kriegsbeginn. Sie wurde zum Arbeitsdienst verpflichtet und nach „Kriegsschluss“ ist sie drei Tage lang nach Hause gelaufen. Sie machte später doch noch ihre Ausbildung in einer Hotelfachschule in der Schweiz, arbeitete dort acht Jahre lang und schickte ihr gesamtes Geld nach Hause, weil die Familie Haus baute. Sie kam schwanger zurück und erstritt sich in dem von ihr mitfinanzierten Haus 28 Quadratmeter in denen sie mit ihrer Familie viele Jahre wohnte bis sie endlich eine Mietwohnung beziehen konnte. Mit fast neunzig Jahren wurde sie aus dieser dann raus-geklagt und ihre letzten Jahre verbrachte sie im Altersheim.

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  • 5 Sterne

    3 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Brenda_wolf, 11.09.2023

    Als Buch bewertet

    Arbeit und Sparen, das Leben der Marianne Haas


    Ich mochte Wolf Haas´Brenner-Romane sehr gerne, so war ich auf diesen Roman sehr gespannt.

    Die fünfundneunzigjährige Mutter des Autors liegt im Sterben. Ihr Leben lang ging es ihr nicht gut, jetzt drei Tage vor ihrem Tod verkündet sie plötzlich, es ging ihr gut. Haas erinnert sich an Szenen ihres gemeinsamen Lebens und an die Erzählungen seiner Mutter. Seine Mutter war eine sparsame Frau. Sie strebte danach, es im Leben zu was zu bringen. Wir erfahren von ihrem Grossvater, einem Kleinbauern, der einen kleinen Hof, ein sogenanntes Lechn, hatte, der aber damit nicht zufrieden war. Er verkaufte immer wieder sein Lechn um ihn gegen ein grösseres einzutauschen, bis die Inflation kam und das Geld nichts mehr wert war. Der Lechn war futsch und aus dem Bauern wurde ein Knecht. So wollte die Mutter nicht leben, sie wollte raus aus der Armut. Und sie tat alles dafür, um sich was Eigenes zu schaffen. Aber sie war auch ein schwieriger Mensch. So sagte die Wirtin im Gasthaus zu Haas: `Deine Mutter war ein schwieriger Mensch. Sie hat fast jedem im Dorf einmal beleidigt.‘ Die Mutter konnte so vieles, sie konnte Strümpfe stopfen, zehn Bierkrüge auf einem Tablett auf einer Hand in den Biergarten tragen, blind mit Zehnfingersystem tippen, konnte Englisch und Französisch, aber sie konnte es nicht mit Menschen.

    Ihr Leben bestand aus Arbeit und sparen. Bereits als Zehnjährige kam sie zu einem Bergbauern, denn zuhause war wenig Platz mit zehn Kindern. Marianne Haas war ihr Leben lang fleissig. Später musste sie Geld verdienen, um die Eltern beim Hausbau zu unterstützen

    Am Ende schloss sich der Kreis. Die Mutter starb im selben Haus, in dem sie ihre beiden Söhne zur Welt gebracht hatte. Früher war es eine Gebärklinik, jetzt ein Altenheim.

    Es ist kein Buch, dass man in einem Rutsch lesen kann. Es setzt Denkprozesse in Gang. Haas lässt mit seiner Mutter Marianne die Kriegsgeneration aufleben. Die Lebenseinstellung war damals eine deutlich andere, als die Vorstellung der Menschen heute von einem guten Leben. Die Menschen früher strebten nach Eigentum, waren fleissig und sparsam, drehten jeden Pfennig dreimal um, bevor sie ihn ausgaben. Heute ist sparen eher uncool. Man gibt sein Geld viel leichter aus, setzt auf Freizeitaktivitäten und Konsumgüter, man pflegt die Wegwerfmentalität, materielle Dinge werden angeschafft, kurze Zeit später trennt man sich schon wieder leichten Herzens davon. Es muss was Neues her. Der Wert der Dinge wird nicht mehr geschätzt. Okay, vielleicht haben sie auch keinen Wert. Uns allen wächst der Krempel über den Kopf.

    Passend zum Inhalt ist das Cover, es vermittelt den Eindruck von Packpapier. Ich erinnere mich, dass meine Oma früher Bücher in Packpapier einband, z. B ihr Kochbuch. Ja auch da wurde gespart.

    Die Sprache des Autors ist, wie in allen seinen Büchern, geradeheraus. Wolf Haas schreibt authentisch. Er schaut den Leuten aufs Maul. Und obwohl er seine Mutter kritisch beleuchtet, spürt man durch die Zeilen doch den Respekt und die Liebe zu seiner Mutter.

    Fazit: Unbedingt lesenswert.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Magnolia, 18.09.2023

    Als Buch bewertet

    Vom lebenslangen Sparen

    Sein Leben lang hat er von seiner Mutter gehört, wie schlecht es ihr gehe. Und nun sitzt er an ihrem Bett, das sie nicht mehr verlassen wird, und sie trägt ihm auf, der Verwandtschaft zu sagen, dass es ihr gut gehe. Mit dem Handy soll er anrufen, ins Jenseits wohl, denn sie alle sind schon lange tot. Soll er ihr liebe Grüsse zurück ausrichten? Falls sie danach fragt? Und dass lediglich der Vater einen Schnupfen hat, er aber auf dem Weg der Besserung ist? Nun, so wird er es machen, drei Tage vor ihrem Tod, denn mit fast fünfundneuzig Jahren darf man sich schon von dieser Welt verabschieden. Schon die ersten Seiten sind geprägt von Sprachwitz und Lässigkeit, das Lesen ist ein Genuss.

    Wolf Haas erzählt von seiner Mutter und von deren Lebensmotto: Sparen, Sparen, Sparen. Und das auf eine sowohl liebevolle als auch grimmige, ja grantige Art und Weise. Erzählt vom harten, entbehrungsreichen Leben einer, die 1923 geboren wird und immer nur eins wollte: Eigentum. Darauf hat sie gespart, dafür hat sie hart gearbeitet, dafür hat es sie zum Arbeiten und Geldverdienen von ihrer Heimat in Österreich in die Schweiz verschlagen. Sie hat alles Geld heimgeschickt, das ins Haus, das ihre Familie baut, gesteckt wird. Letztendlich hat es ihr nicht viel genützt, sie musste sich irgendwo einmieten. Der Traum vom Eigenheim war somit wieder mal ausgeträumt.

    Mit Leichtigkeit und sehr viel Sprachwitz setzt er seiner Mutter ein Denkmal. Als er etwa zum Friedhof und dann wieder zurück geht, erinnert er sich an sein Geburtshaus, an den Weg, den seine Mutter vor vielen Jahren auch gegangen ist, als sie ihn zur Welt gebracht hat und „jetzt ging der Embryo fast sechzig Jahre später in die Gegenrichtung.“ Der damalige Embryo wird noch die letzten Stunden an ihrem Sterbebett sitzen. Der erinnert sich an Armutssachen und Depressionsgeschichten, er lässt das Leben der Mutter Revue passieren. Es ist aber beileibe kein depressives Buch geworden. Es ist schön und traurig zugleich, mit einem hintergründigen, einem feinsinnigen Humor.

    Er verpackt seine Erzählung in eine liebevolle Ehrlichkeit, ist wütend und traurig. Es ist ein warmherziges Buch geworden und das Nokia, das er ihr noch besorgt hat, wird er wohl angemeldet lassen. So kann er ihr nahe sein, könnte sie jederzeit anrufen. Auch wenn er weiss, dass das nicht geht, tröstet es ihn doch. Und ihre Telefonnummer wird er nie löschen, muss er nie löschen, auch das ein Trost.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Webervogel, 09.10.2023

    Als Buch bewertet

    Der österreichische Autor Wolf Haas erzählt in „Eigentum“ von seiner fast 95-jährigen Mutter. Er schildert die Gespräche mit der Hochbetagten an ihren letzten Lebenstagen im Altenheim, gibt ihre Erinnerungen wieder und lässt seinen Gedanken freien Lauf. Diese springen zwischen der Situation, der Vergangenheit, einer anstehenden Poetikvorlesung und der zu planenden Beerdigung hin und her. Das Ganze liest sich keineswegs schwermütig, sondern ist eine feine Mischung nüchterner, anrührender und skurriler Betrachtungen – und eine Hommage an die Mutter.

    Marianne Haas war offensichtlich kein einfacher Charakter und tickte ganz anders als der Autor selbst. Man war sich vermutlich fern, fremd und nah zugleich, wie das nur in engen familiären Beziehungen der Fall sein kann. 1923 in ärmlichen Verhältnissen geboren, hatte die Frau ein oft hartes und karges Leben und immer ein Ziel vor Augen, das der Autor auch als Titel seines Romans gewählt hat: Eigentum. Doch Marianne Haas konnte nie Eigentum erwerben, trotz „sparen, sparen, sparen“ (sie war eine Liebhaberin von dreifachen Wortwiederholungen). Die notwendige Anzahlung wurde immer erhöht, wenn das Sparziel in greifbarer Nähe schien, Inflation entwertete das Geld – im Jahr der Hyperinflation geboren, scheint sich dieses Motiv durch ihr Leben zu ziehen. Erst als ihr Mann beerdigt und auf dem Friedhofskreuz auch bereits ihr Name verewigt ist, ist dem Gefühl nach eigener Grund und Boden da – wenn auch anders als vom Leben erhofft.

    Wolf Haas lässt seine Mutter selbst zu Wort kommen, wenn es um ihre Lebenserinnerungen geht. Familiengeschichte, Servierkurs, Arbeit im Grandhotel, Kriegserinnerungen werden aus ihrer Perspektive und in einem ihr eigenen, unemotionalen Erzählstil geschildert. Dazwischen hängt der Sohn seinen Gedanken nach. „Eigentum“ ist ein schmales Büchlein von 157 Seiten mit keinerlei Längen. Es betrachtet ein Leben und das Leben äusserst kurzweilig, liest sich mal tragisch, mal amüsant und hat mich so manches Mal wegen einer knapp geäusserten Lebensweisheit, einer scharfsinnigen Betrachtung, eines bittersüssen Einschubs oder ein paar unerwarteten Humorfunken innehalten lassen. Ein gutes Buch, eine gelungene Hommage. Lesen, lesen, lesen.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    carola1475, 25.09.2023

    Als Buch bewertet

    Wolf Haas ganz persönlich

    Wolf Haas schreibt über seine Mutter, eine Frau, die sich selbst als ewiges Opfer sah, wenn sie erzählte. Sie wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden, sie starb mit fast 95 und Haas schildert ihr Leben. Erzählungen aus ihrer Perspektive, authentisch und im ihr eigenen Sprachstil wiedergegeben, die er abwechselnd mit seinen eigenen, oft assoziativen Überlegungen und Kommentaren niederschreibt, auch mit der Angst im Hinterkopf, die Erinnerungen der Mutter nie mehr loswerden zu können. Zu oft hat sich ihm die rhetorische Trias eingeprägt, die die Mutter meisterlich beherrschte. Trotz Arbeit, Arbeit, Arbeit und sparen, sparen, sparen blieb ihr der Erwerb von Eigentum verwehrt, ihr lebenslanger grosser Kummer.
    Haas verbringt während der letzten drei Tage seiner Mutter viel Zeit bei ihr im Pflegeheim und trotz ihrer Demenz gelingt es ihm immer wieder, zu ihr durchzudringen. Seine Erzählung zeugt von Respekt und Liebe, ist aber auch eine Auseinandersetzung mit der Kindheit als Sohn dieser Mutter. Haas reflektiert seine Prägung, sein Tun, sein Leben, arbeitet sich an der Mutter ab, erzählt auch von seinen eigenen Erinnerungen. Dabei schreibt er feinsinnig humorvoll, bewegend, mit scheinbarer Leichtigkeit, pointiert und lässt teilhaben am Leben der Marianne Haas, das sicherlich dem Leben vieler Menschen ihrer Generation ähnelt, wie Geschichten aus meiner eigenen Familie vermuten lassen.

    Das Cover ist aussergewöhnlich, es sieht aus wie gebrauchtes Packpapier mit einem auffälligen Stempel und passt perfekt zum Buch. Unter dem Schutzumschlag kommt überraschend die Zeichnung eines alten Handys zum Vorschein, dessen Bedeutung für den Autor am Ende des Romans klar wird und mich abschliessend berührt. 'Eigentum' zeigt eine sehr persönliche Seite des Autors, die ich gern kennengelernt habe.
    Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    stina23, 02.09.2023

    Als Buch bewertet

    Kann man von Leben schreiben? Ja, Wolf Haas kann!
    In seinem neuesten Buch schreibt er über die letzten Tage seiner Mutter. Sie lebt in einem Altersheim, er verbringt viel Zeit mit ihr und es ist abzusehen, dass der Abschied naht. Wieviel Autobiographisches und wieviel Fiktion in seinem Werk stecken, bleibt unerklärt.
    Schon bei der Beschreibung ihrer kleinen, gebeugten Gestalt, die sich mit Mühe im Rollstuhl, der an den Esstisch geschoben wurde, versucht aufzurichten, wurde ich unweigerlich an meine Grossmutter erinnert. Obwohl sie ein ganz anderer Typ Mensch als die Mar. Haas war, gleichen sich ihre Erzählstile. Die Wiederholungen, das sich während des erzählens-doch-wieder-an Details-Erinnern, die Berichte über die Entbehrungen während des Kriegs und danach,… sind mit sehr vertraut. Marianne Haas ist getrieben, Eigentum zu erwerben, Grund, der ihr gehört, den ihr niemand wegnehmen kann. Dies gelingt ihr schlussendlich erst bei der Beisetzung im Familiengrab. So tragisch einiges in diesem Buch auch ist, der Autor schreibt darüber trocken aber nicht unemotional. Auf mich wirkte das richtiggehend wohltuend.
    Haas springt in seinem Werk zwischen dem Abschiednehmen und den Erinnerungen der Mutter, die in ihren jungen Jahren ein sehr ereignisreiches Leben geführt hat und eine sehr eigenwillige Person war. Vor allem eines wird dabei klar. Er liebt seine Mutter. Er beschreibt sie und all ihre Eigenschaften mit Humor, einer liebevollen Bissigkeit, einer Schonungslosigkeit und immer mit einer tiefen Verbundenheit.
    Die Passagen, in denen sich die Mutter erinnert, sind mit vielen österreichischen Dialektausdrücken gespickt. Das macht die Erzählungen sehr authentisch. Besonders schön finde ich, dass sich am Ende der Kreis der Geschichte durch einige Sätze über eine Alltäglichkeit schliesst.
    Für mich fühlte es sich an, als ob ich 157 Seiten lang in Wolf Haas‘ Hirn und Herz zu Gast war. Es war ein sehr schöner und auch aufschlussreicher Besuch. Danke, gerne wieder.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Larischen, 17.09.2023

    Als Buch bewertet

    Sparen, sparen, sparen - das ist der Dreiklang, der Wolf Haas von seiner Mutter wohl am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben ist. Ein Leben ausgerichtet auf den Erwerb von Eigentum steht nun, mit fast 95 Jahren, vor dem Ende. Im Angesicht des Todes geht es ihr nun zum ersten Mal gut und sie scheint zufrieden. Ein Zustand, der dem Sohn bei seiner Mutter bisher noch nie begegnet ist.

    In „Eigentum“ nimmt der Autor Wolf Haas Abschied von seiner Mutter und blickt dabei zurück auf ein Leben, das geprägt war von von Armut und dem Willen, eigenen Besitz zu erwirtschaften.

    Obwohl man von Beginn an auf den Tod wartet, ist das Buch sehr humorvoll. Wer nicht hinter die Fassade schaut, der könnte allerdings den Eindruck gewinnen, dass der Autor sich über seine Mutter lustig macht. So skurril sind einige Szenen und Eigenheiten, von denen er berichtet. Tatsächlich ist das Buch aber, trotz des besonderen Humors, ein liebevoller Rückblick auf das Leben einer 95jährigen Frau, das alles andere als gradlinig oder einfach war.

    Der Schreibstil ist geprägt vom scharfzüngigen Humor, der die Lektüre durchaus unterhaltsam macht. Einige Sprechakte seziert Wolf Haas geradezu, was mir unheimlich gefallen hat, da er den Kern trifft und Verborgenes hervorholt.

    Haas erzählt immer wieder aus unterschiedlichen Perspektiven (seine und seiner Mutter). Obwohl die Abschnitte nicht gekennzeichnet sind, weiss man immer genau wo man sich gerade befindet. Dazu trägt auch der Dialekt der Mutter bei, der in genau dem richtigen Mass eingearbeitet wurde.

    Auf nur etwas über 150 Seiten schafft Wolf Haas es mit „Eigentum“, einen tiefen Einblick in das Leben seiner Mutter zu geben, vor der ich eine gewisse Hochachtung entwickelt habe.

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  • 5 Sterne

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    Frau M. aus M., 28.08.2023

    Als Buch bewertet

    Ich weiss ja, wo ich einsteigen muss
    Das Cover dieses Buches ist mir sofort ins Auge gefallen. Ich finde es genial in seiner Schlichtheit. Das Ölpapier mit dem verrutschten Stempel, der gleichzeitig ein Exlibris ist, war vor 60 bis 70 Jahren vielleicht ein normales "Kleid" für viele Bücher. Der Autor erzählt von seiner Mutter, die in dieser Zeit jung war, jetzt jedoch 95 Jahre alt ist und dement. Es ist spannend, wie Mutter und Sohn sehr eng miteinander interagieren, dabei aber in sehr weit voneinander entfernten Welten unterwegs sind. Aus einem inneren Zwang heraus, "muss ich jetzt ihr Leben nachstricken. ...und dann bin ich es los." Und so ist der Leser in den letzten drei Tagen des Lebens der Mutter direkt dabei, wie der Sohn einerseits die letzten Momente mit ihr erlebt, andererseits die Lebensstationen der Mutter erinnert. Geboren im Jahr 1923 war ihr ganzes Leben vom Trauma der Weltwirtschaftskrise geprägt, das sie nie überwinden konnte und das auch der Sohn schon mit der Muttermilch verabreicht bekommen hat. Noch viele weitere schlimme Zeiten waren zu überstehen, die die Mutter hart gemacht haben. "Sie konnte nicht mit den Leuten." Und die Leute konnten dann wohl auch nicht mit ihr.
    Einen besonderen Charme bekommt das Buch durch die sehr authentische Wiederholung von Gedanken, so wie es besonders bei sehr alten Menschen stattfindet. Auch der rhetorische Trias, der eine Spezialität der Mutter ist (putzen, waschen, kochen), durchdringt den gesamten Text. Bei aller Traurigkeit ist das Buch von einem grossartigen herzerwärmenden Humor durchzogen. Liebevoller Respekt klingt in jeder Szene an.
    Ich bin sehr froh, dass dieses Buch zu mir gefunden hat. Sehr gern gebe ich eine klare Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

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    ikatzhorse2005, 10.09.2023

    Als Buch bewertet

    Eigentum von Wolf Haas (Hanser Verlag)

    Das Altenheim war damals noch eine Gebärklinik gewesen. Man hatte irgendwann die Zeichen der Zeit erkannt und die Gebärklinik auf Altenheim umgemodelt. Jetzt starb meine Mutter dort, wo sie uns zur Welt gebracht hat. S.39

    Wolf Haas schreibt von seiner Mutter und spannt ein breites Tuch über die Geschehnisse des 20. Jahrhunderts. Erlebnisse, die man kennt oder die durch Erzählungen, Aussagen und typische Floskeln auf die nachkommenden Generationen projiziert worden sind. So ist man irgendwie unmittelbar beteiligt, berührt und fühlt sich selbst angesprochen. Wolf Haas ist ein grandioser Erzähler! Bei dieser Lektüre darf man sich nicht einfach zurücklehnen, hier ist Aktionismus gefragt.
    Daher musste ich mich erst in den Erzählstil und die Gedanken des Autors einlesen. Doch nach einiger Zeit war es das reinste Vergnügen der Erzählung und den Geschichten von früher und heute zu folgen. Ein Einlassen und Akzeptieren lohnt sich!

    Der schwarzhumorige Aspekt versteckt sich souverän hinter den Sätzen und schiesst plötzlich und unerwartet hervor. Manch Gesagtes scheint beiläufig. Ganz zufällig. Nebenbei erkennt man Details, die gleichzeitig zum Nachdenken, Losweinen und Lachen animieren. Hier taucht man in einen höchst unterhaltsamen intellektuellen Schreibstil ein, der seinesgleichen sucht.

    Fazit: Ein interessanter Autor und eine wunderbare Neuentdeckung für mich! Eigentum war mein erstes Buch von Wolf Haas. Es hat mich sehr angesprochen. Eine Hommage an die Mama und ein kurzweiliges Vergnügen, welches man öfter zur Hand nehmen kann. Gern dürfen es das nächste Mal ein wenig mehr Seiten sein!

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Maria B., 24.08.2023

    Als Buch bewertet

    Sparen, anzahlen, abzahlen

    Der Autor Wolf Haas begleitet seine Mutter während ihrer letzten drei Lebenstage. Wie schon so oft erzählt sie aus ihrem Leben, in dem es recht turbulent zugegangen ist. Eines aber war ihr stets wichtig: ein wenigstens kleines Wohneigentum respective der Erwerb desselben. Danach strebte sie ihr ganzes Leben lang. Es gelang ihr jedoch nie, denn wegen der häufigen Geldentwertungen lief es ihr ständig davon, wie beim Hunderennen der Hase vor dem Greyhound.
    Sparen sparen sparen könnte deshalb als Titel ihrer Biografie gelten. Zu guter (?) Letzt erfüllt sich ihr Wunsch mit dem Tod: die letzten zwei Quadratmeter gehören ihr, sind ihr Eigentum. Sogar mit Lift. Mit Absenklift.
    Es ist ein echter Wolf Haas. Weil ihr müsst eines wissen: Er schreibt haargenau so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Authentischer geht es wohl kaum. Und auch seine Mutter lässt er in ihrem heimatlichen Idiom zu Wort kommen, samt nit und gell.
    Und wie es so oft ist, und beileibe nicht nur bei den Senioren, zu denen auch die Rezensentin gehört, wird vieles wiederholt, es wird drei-, viermal wiedergekäut, eindringlich, litaneimässig, aber keineswegs langweilig. Ich habe jede Seite genossen.
    Der Humor kommt auch nicht zu kurz. Aus Las Vegas macht der Autor „Lass weg Haas“ und fungiert dabei als sein eigener Rotstift. Besonders gefiel mir aus der Sicht des Knaben Wolf die Schilderung des Flügelhornisten und seines Instruments bei Begräbnissen. Auch das wird dreimal erzählt. Mindestens.
    Erst als ich das Buch in Händen hielt, fiel mir die Originalität des Covers auf. Denn da steht auf einem Schildchen: Eigentum von Wolf Haas, ebenso wie die Leihbücherei in und auf ihre Medien druckt: Eigentum der Bibliothek XY. Fast hätte ich es respektvoll wieder hingelegt. Zum Glück nicht, denn der Roman ist lesenswert. Ich empfehle ihn allen, die gern etwas anderes als 08/15 lesen.

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  • 5 Sterne

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    Simone F., 01.09.2023

    Als Buch bewertet

    "Eigentum" von Wolf Haas ist ein (auto)biographisch geprägter Roman über die letzten Lebenstage seiner Mutter, die 95jährig in einem Pflegeheim verstirbt. Passagen des Ich-Erzählers Wolf Haas, der die letzten Stunden bei seiner Mutter in seinem Heimatort verbringt, wechseln sich mit Rückblenden ab, in denen er seine Mutter als Ich-Erzählerin von ihrem Leben berichten lässt. Diese Erinnerungen sind umgangssprachlich und mit dialektalen Einsprengseln gehalten. Der Sprachduktus hat mich sehr an die Erzählweise meiner eigenen Grossmutter erinnert. Einige Erinnerungen sind bewusst widersprüchlich gehalten, manches wiederholt sich, als würde man tatsächlich einem alten Menschen beim Erzählen zuhören. Bereits durch diese sprachlichen Mittel hatte ich ein lebendiges Bild seiner Mutter vor Augen.


    Für die Mutter, 1923 geboren, waren die Kriegsjahre und die erlebten Inflationen prägend. Der Wunsch nach Eigentum war immer da, erfüllte sich zu Lebzeiten jedoch nie - erst mit dem Begräbnis, so sinniert Wolf, bezieht sie erstmals eigenen Wohnraum, die letzte Wohnung für die Ewigkeit, 1,7 qm im bester Lage, unverbaubar.

    Das Buch ist geprägt von dem für Wolf Haas typischen Humor und seiner Kunst, die Alltagssprache authentisch einzufangen und literarisch anspruchsvoll zu verarbeiten. Trotz seines manchmal recht bissigen Humors, auch im Angesicht des Todes, und des klaren Blicks auf die Ecken und Kanten seiner Mutter spürt man eine grosse Zuneigung aus seinen Worten, und das Buch ist eine schöne Hommage an sie und vielleicht auch an viele Frauen aus dieser Generation, die ein ähnliches Leben geführt haben. Lesenswert!

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  • 5 Sterne

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    AnnaMagareta, 13.09.2023

    Als Buch bewertet

    Grossartig geschrieben – berührend & humorvoll zugleich

    "Eigentum" ist ein sehr persönliches Buch des in Wien lebenden Autors Wolf Haas.
    Es geht um die letzten drei Tage im Leben seiner Mutter Marianne, die inzwischen 95 Jahre und ein wenig dement ist.

    Die Handlung wird im Wechsel aus der Perspektive des Autors – wie er seine Mutter erlebt hat – und der von Marianne erzählt. So erfährt man viel über ihr Leben, aus ihrer Kindheit und Jugend, den entbehrungsreichen Kriegsjahren, ihrem Kampfgeist und permanenten Wunsch nach Eigentum.
    Dabei berichtet Wolf Haas in einer ihm ganz eigenen Art, die mir sehr gut gefiel. Einige Äusserungen von ihm erscheinen grenzwertig, da sie ein wenig bissig sind, gleichzeitig bekommt der Leser so ein umfassendes Bild von der Familie und der gesamten Situation.

    Das Schicksal der Mutter ist tragisch, ihren Wunsch nach Eigenheim konnte sie sich nicht erfüllen und anderen Menschen gegenüber wurde sie schwierig. Ihr Verhalten ist aber - durch das, was sie erleben musste - durchaus nachvollziehbar.

    Es ist ein Buch, das wirklich aus dem Leben gegriffen ist. Viele Situationen kennt man so oder ähnlich, es kommen Erinnerungen hoch und man wird nachdenklich. Während des Lesens habe ich geschmunzelt, sogar gelacht, aber auch einige Tränen verdrückt.

    Der Autor zieht hier auf bissige, ironische und humorvolle Art und Weise schonungslos Bilanz. Dabei ist das gesamte Werk in sich stimmig abgerundet, vom Originalton der Mutter bis hin zur perfekten Gestaltung des Covers.

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  • 5 Sterne

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    buchmachtkluch, 04.09.2023

    Als Buch bewertet

    Tragikomisch…
    … nennt man bekanntlich Ereignisse, die Tragisches mit Komischem verbinden. Und genau damit kommt Wolf Haas in seinem neuen Buch daher. Schon skurril, dass seine 95-jährige Mutter zeit ihres Lebens immer wieder betonte, wie schlecht es ihr doch gehe und jetzt, drei Tage vor ihrem Tod, plötzlich erstmals behauptet, es gehe ihr gut. Wie reagiert man als Sohn darauf, der davon überzeugt ist, dass die Erinnerungen an seine Mutter trist sein und nur aus „lauter so Armutssachen und Depressionsgeschichten“ bestehen werden? Was antwortet man auf die Frage der alten Frau, wie es ihrem Vater gehe? Die lakonische Antwort des Sohnes, begleitet von seinen Zweifeln, ob er eine solche Antwort geben dürfe, und überhaupt seine Art der Sterbebegleitung lassen mich beim Lesen grübeln, schmunzeln, irritiert innehalten, befreit lachen. Dieser Wechsel von Tragik und Komik macht den Reiz dieser Mutter-Sohn-Beziehung aus, die Wolf aus seiner Perspektive reflektiert, immer wieder unterbrochen vom O-Ton der Mutter. Dabei erweist sich der Autor als sehr persönlich, offen, ehrlich und schonungslos gegenüber seiner Mutter, die „nicht mit den Leuten konnte“ und keine Hemmungen hatte, sie aufs Gröbste zu beleidigen. Eine zwiespältige Person, die sich zunehmend zur „spinnerten Alten“ entwickelte, nachdem sie ihren Traum vom eigenen Haus als ihr Eigentum aufgegeben hatte und die Mietwohnung kaum noch verliess. Ein eher ungewöhnliches Schicksal, eine sehr ambivalente Beziehung und gerade deshalb ein lesenswertes Buch.

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  • 4 Sterne

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    dj79, 23.09.2023

    Als Buch bewertet

    Fehlendes Eigentum als Lebenslast
    Mit „EIGENTUM von WOLF HAAS“ beschriftet halten wir ein mit Packpapier umwickeltes Päckchen in den Händen. Eine interessante Aufmachung für ein Cover. Nimmt man den Schutzumschlag ab, ist ein altbekanntes Handy mit unendlicher Akkureichweite abgebildet und man fragt sich, was das Ganze zu bedeuten hat. Die Auflösung des Rätsels, sowie die Ausführungen zum Telefonieren an sich sind ein wahres Vergnügen.

    Schon von Kindheitsbeinen an musste sich der Ich-Erzähler aus Wolf Haas‘ Eigentum anhören, worauf es im Leben ankommt, auf Arbeiten und Sparen. Grund hierfür ist der Erwerb von Eigentum als Lebensziel, am Besten in Form eines Häuschens im Grünen. Die Mutter des Erzählers ist diesem Traum ihr Leben lang hinterher gelaufen, ohne es je zu erreichen. Jetzt liegt sie im Sterben, ihr Sohn ist bei ihr und blickt auf das Leben der Mutter zurück. Er stellt noch ein paar letzte Fragen.

    Die Stimmung im Zimmer der sterbenden Mutter ist dabei gar nicht so betrübt, wie man aufgrund des nahenden Verlusts meinen mag. Die Fünfundneunzigjährige ist bereit, sie freut sich auf ein Wiedersehen mit den längst Verschiedenen. Der Erzähler fokussiert die finanziellen Herausforderungen im Leben der Mutter und hängt der ewigen, früher nervenden Litanei vom Sparen nach.

    Aus den kreisenden Gedanken des Erzählers lese ich Selbstironie und ganz viel Liebe für die Mutter heraus. Manche Position löste ein Schmunzeln beim Lesen aus, obwohl oder gerade weil ich ähnliche Gedanken auch gegenüber meinen Eltern hege. Gerade die im Alter schrullig wirkenden Züge machen sie einzigartig und besonders liebenswürdig. Dieser Tenor zieht sich durch den gesamten Roman.

    Insgesamt ein kurzweiliges Lesevergnügen.

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    Marcellasbuchbox, 08.09.2023

    Als Buch bewertet

    Dieses Buch steht auf der Longlist des Österreichischen Buchpreises 2023. Von Anfang an war ich wie eingesogen in diese so persönliche Geschichte des Autors. Die Erzählung nimmt in einem Altersheim ihren Anfang. Die letzten Lebenstage seine über 90 Jährigen Mutter sind angebrochen. Wolf Haas, einer von zwei Söhnen, verbringt diese finale Zeit mit einer Rückschau auf das Leben der Mutter. Diese Lebensgeschichte hat ihn immer sehr eingenommen. So soll das noch einmal durchgehen der Vita seiner sterbenden Mutter einen Abschluss bringen. Mich hat es sehr bewegt, wie der Autor hier mit seinen Gefühlen umgeht, dass er bereit war die Geschichte seiner Mutter von der eigenen abzuspalten und doch mit ihr verbunden zu bleiben. Der bodenständige und an den richtigen Stellen mit einem leisen Wortwitz gewürzte Schreibstil hat es mir sehr angetan. Das Thema war nicht leicht hat sich aber in diesem Buch relativ leicht gelesen. Ich musste an all die Frauen dieser Generation denken. Was haben sie erlebt, was hat ihnen gefehlt und wie kann man als erwachsenes Kind mit dem Früher und dem Jetzt umgehen ohne eines zu verdrängen. Ein schlichter Einband, ein starker Text, ein wertvolles Buch.

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    Kleine-Mami, 10.09.2023

    Als Buch bewertet

    Bei dem knapp 160 Seiten „starken“ Buch des mir bis dahin unbekannten Autors Wolf Haas handelt es sich um einen Nachruf auf seine verstorbene Mutter Marianne.
    Schaut man sich die Todesannoncen in der Tageszeitung an, so sind sich diese doch immer recht ähnlich. Von einem „treusorgenden Mutterherz“ ist dort zu lesen, von „nimmer ruhenden Händen“, von „Fleiss und Mühe“ und „liebevollen Erinnerungen“. Natürlich, denn die eigene Mutter ist für eine lange Zeit (vielleicht für immer?) der wichtigste Mensch in Deinem Leben und prägt Dich wie wohl kaum ein Anderer. Sie trägt Dich 40 Wochen unter ihrem Herzen und bringt Dich unter Schmerzen zur Welt, sie kühlt Dir Deine fiebernde Stirn und wiegt Dich in den Schlaf, an ihrer Hand machst Du Deine ersten Schritte, sie trocknet Deine Tränen, sie lacht mit Dir, auf sie kannst Du Dich immer verlassen.
    Auf dieses Buch war ich sehr neugierig, denn es beginnt mit den Worten:
    „Ich war angefressen. Mein ganzes Leben lang hat mir meine Mutter weisgemacht, dass es ihr schlecht ging. Drei Tage vor dem Tod kam sie mit der Neuigkeit daher, dass es ihr gut ging. Es musste ein Irrtum vorliegen. Wir waren die, denen es schlecht ging! Ich hatte mich daran gewöhnt, ich hatte mir die ewig gleiche Platte seit dem Tag meiner Geburt angehört. Schon in der Fruchtblase hatte ich mich eingeschwungen: Schlecht geht es uns. Jetzt ging es ihr auf einmal gut...“
    Das klang nach einer komplizierten Mutter-Sohn-Beziehung, nach vielen unausgesprochenen Dingen, vielleicht auch nach Unfrieden. Gab es keine Liebe für den kleinen Wolf? Hatte die Mutter vielleicht zu wenig Zeit für ihren Sohn? War eventuell sogar die Ehe der Eltern zerrüttet und der Junge hat zeitlebens darunter gelitten? Dies alles herauszufinden war mein Plan.
    Tatsächlich las ich nichts von durchwachten Nächten am Kinderbett, vom abendlichen Vorlese-Ritual beim Zu-Bett-Gehen oder vom morgendlichen Abschiedskuss auf dem Weg zur Schule. Liebevoll zubereitete Pausenbrote fehlten ebenso in den notierten Erinnerungen des Autors wie auch die herzliche Umarmung seiner Mutter.
    Stattdessen bekam er von klein auf „Gardinenpredigten“ über die viele Arbeit, die Inflation, die Ungerechtigkeit des Lebens, den Krieg sowie ihre eigene Kindheit in Armut und Elend von seiner Mutter „eingetrichtert“, quasi schon mit der Muttermilch verabreicht. All ihre unschönen Erinnerungen wurden somit auch zu seinen und er fragte sich zu Recht: „Bin ich auf die Welt gekommen, um die externe Festplatte meiner Mutter zu sein?“ (S. 84)
    Aber warum wurde seine Mutter so wie sie wahr? Es kommt ja niemand schon so auf die Welt... Was hat sie erlebt? Was musste sie erdulden? Welches Schicksal hatte sie zu tragen?
    All dem nähern wir uns während der Lektüre mit kleinen, teils humorvoll hinterlegten Schritten an. Und wir erkennen, dass die Mutter des Autors eindeutig ein Opfer der damaligen Zeit war, in der vieles an Besitztümern gemessen wurde. Arbeitsam und fleissig war sie, doch es hat bis zum Ende nicht für das ersehnte Eigentum gereicht. Und vielleicht ist sie daran zerbrochen...
    Der Titel des Buches mag – genauso wie der Einband in braunem Packpapier – auf den ersten Blick seltsam erscheinen, aber er ist perfekt auf die Geschichte abgestimmt und macht als „Gesamtkunstwerk“ absolut Sinn.
    Mehr möchte ich hier auch gar nicht verraten. Nur soviel sei noch gesagt: es ist keine leichte Lektüre, man muss sich schon darauf einlassen und auch ein Stück weit bereit sein, seine vorgefertigte Meinung zu Eltern-Kind-Beziehungen zum Einen und Nachworten zum Anderen zu überdenken.

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    Julia H., 26.08.2023

    Als Buch bewertet

    Wolf Haas begleitet seine demente Mutter, die im Altersheim lebt und in drei Tagen sterben wird. Er erinnert sich an seine Kindheit, besucht den Ort seiner Kindheit, erinnert sich an Erzählungen seiner Mutter, an Gegenstände und lässt uns an Gesprächen zwischen ihnen teilhaben.
    Wolf Haas gewährt uns hier einen sehr privaten Einblick! Ich selbst habe eine demente Grossmutter, die auch in einem Altersheim lebt und einige Dinge kannte ich sehr gut aus unserem Leben. Durch diese Identifikation habe ich das Buch verschlungen. Sein aussergewöhnlicher Schreibstil, den wir schon aus zahlreichen anderen Bestsellern kennen, begegnet uns auch hier. So beinhalten beispielsweise die Erzählungen der Mutter zahlreiche Wiederholungen und Dialekt.
    Das Cover des Buches ist sehr ansprechend, es wirkt sehr schlicht, ein bisschen wie eine Akte. Der Stempel "Eigentum von Wolf Haas" ist ein toller Titel. Denn diese Geschichte ist wirklich das Eigentum von Wolf Haas. Schön, dass er es mit uns geteilt hat.

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