Altwerden ist nichts für Feiglinge
Joachim Fuchsberger, berühmter und beliebter Schauspieler, der im März 84 Jahre alt wird, schreibt übers Älterwerden: heiter-ironisch, sympathisch - einfach lesenswert!
"Ich denke, es ist Zeit, dass sich die Alten die faltige Haut...
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Produktinformationen zu „Altwerden ist nichts für Feiglinge “
Joachim Fuchsberger, berühmter und beliebter Schauspieler, der im März 84 Jahre alt wird, schreibt übers Älterwerden: heiter-ironisch, sympathisch - einfach lesenswert!
"Ich denke, es ist Zeit, dass sich die Alten die faltige Haut nicht länger über die Ohren ziehen lassen."
Klappentext zu „Altwerden ist nichts für Feiglinge “
Wie man in Würde und mit einem Augenzwinkern alt werden kann- Nachdenken über das Alter - authentisch und unterhaltsam
- Ein lesenwertes, heiter-ironisches Buch von einem Sympathieträger erster Güte
Er ist alt. Er ist bekannt und beliebt. Jetzt macht der Schauspieler Joachim Fuchsberger seinen Altersgenossen und allen Jüngeren, die ja auch irgendwann mal alt werden, Mut, locker mit diesem unvermeidlichen Vorgang im Leben umzugehen:
»Ich denke, es ist Zeit, dass sich die Alten die faltige Haut nicht länger über die Ohren ziehen lassen. Hören wir auf, im stillen Kämmerlein und vor der Glotze auf die Schwätzer aus den Amtsstuben zu hören, lassen wir uns keine Angst mehr einjagen von den Neunmalklugen, wo immer sie sitzen.«
Launig und charmant, nachdenklich, aber nie weinerlich, plaudert der grosse alte Mann des deutschen Unterhaltungsfilms über die Blüte seines Lebens und darüber, wie es sich anfühlt, wenn sie langsam dahinwelkt. Fuchsberger nimmt kein Blatt vor den Mund und empfiehlt, sich den Lebensabend nicht durch demographische Schwarzmalerei verderben zu lassen.
'Joachim Fuchsbergers höchst unterhaltsames Buch 'Altwerden ist nichts für Feiglinge' kann ich guten Gewissens Lesern aller Altersklassen empfehlen. Fuchsberger kommt ungemein sympathisch daher, wenn er heiter-ironisch darüber schreibt, wie man in Würde alt werden kann, ohne geistig daran zu zerbrechen.... Schliesslich ist Altwerden normal und trifft jeden.' -- Berliner Morgenpost, Matthias W.Mehner
"Charmant und nachdenklich lässt der grosse Entertainer in seinem Buch Erlebnisse und Entscheidungen seines bewegten Lebens Revue passieren. Er schildert, wie es sich anfühlt, in einer 'jugendlichen Gesellschaft' alt zu sein, und welche Rolle ihm und seinen Altersgenossen darin zugewiesen wird. Lesenswert!" -- Zevener Zeitung (js)
'Irgendwann trifft es jeden. Die Situation der Alten wird sich nur bessern, wenn das Thema Altwerden auch von den Jüngeren nicht verdrängt wird... Humor immer wieder Humor, um mit dem Leistungsabbau fertig zu werden: Das ist die Grundeinstellung, zu der Fuchsberger ermuntert. Das Leben - speziell das im Alter - müsse als Hindernisrennen begriffen werden...' -- Mittelbayerische Zeitung, Harald Raablen. Fuchsberger kommt ungemein sympathisch daher, wenn er heiter-ironisch darüber schreibt, wie man in Würde alt werden kann, ohne geistig daran zu zerbrechen.... Schliesslich ist Altwerden normal und trifft jeden.' -- Berliner Morgenpost, Matthias W.Mehner
"Charmant und nachdenklich lässt der grosse Entertainer in seinem Buch Erlebnisse und Entscheidungen seines bewegten Lebens Revue passieren. Er schildert, wie es sich anfühlt, in einer 'jugendlichen Gesellschaft' alt zu sein, und welche Rolle ihm und seinen Altersgenossen darin zugewiesen wird. Lesenswert!" -- Zevener Zeitung (js)
'Irgendwann trifft es jeden. Die Situation der Alten wird sich nur bessern, wenn das Thema Altwerden auch von den Jüngeren nicht verdrängt wird... Humor immer wieder Humor, um mit dem Leistungsabbau fertig zu werden: Das ist die Grundeinstellung, zu der Fu
"Charmant und nachdenklich lässt der grosse Entertainer in seinem Buch Erlebnisse und Entscheidungen seines bewegten Lebens Revue passieren. Er schildert, wie es sich anfühlt, in einer 'jugendlichen Gesellschaft' alt zu sein, und welche Rolle ihm und seinen Altersgenossen darin zugewiesen wird. Lesenswert!" -- Zevener Zeitung (js)
'Irgendwann trifft es jeden. Die Situation der Alten wird sich nur bessern, wenn das Thema Altwerden auch von den Jüngeren nicht verdrängt wird... Humor immer wieder Humor, um mit dem Leistungsabbau fertig zu werden: Das ist die Grundeinstellung, zu der Fuchsberger ermuntert. Das Leben - speziell das im Alter - müsse als Hindernisrennen begriffen werden...' -- Mittelbayerische Zeitung, Harald Raablen. Fuchsberger kommt ungemein sympathisch daher, wenn er heiter-ironisch darüber schreibt, wie man in Würde alt werden kann, ohne geistig daran zu zerbrechen.... Schliesslich ist Altwerden normal und trifft jeden.' -- Berliner Morgenpost, Matthias W.Mehner
"Charmant und nachdenklich lässt der grosse Entertainer in seinem Buch Erlebnisse und Entscheidungen seines bewegten Lebens Revue passieren. Er schildert, wie es sich anfühlt, in einer 'jugendlichen Gesellschaft' alt zu sein, und welche Rolle ihm und seinen Altersgenossen darin zugewiesen wird. Lesenswert!" -- Zevener Zeitung (js)
'Irgendwann trifft es jeden. Die Situation der Alten wird sich nur bessern, wenn das Thema Altwerden auch von den Jüngeren nicht verdrängt wird... Humor immer wieder Humor, um mit dem Leistungsabbau fertig zu werden: Das ist die Grundeinstellung, zu der Fu
Lese-Probe zu „Altwerden ist nichts für Feiglinge “
Altwerden ist nichts für Feiglinge von Joachim Fuchsberger Dieses Buch habe ich meiner Frau Gundel und
meinem Sohn Thomas gewidmet, als Thommy
noch lebte.
Am 14. Oktober 2010 ging unser gemeinsames
Leben grausam zu Ende. Unser Sohn hat als
Erster die letzte Hürde übersprungen.
Wir danken ihm für die Liebe, die er uns Zeit
seines Lebens geschenkt hat.
Der Tod kommt oft unverhofft ...
Eine Betrachtung des Unabänderlichen
Ach ja, früher, zwei Stufen auf einmal, manchmal
sogar drei, kam darauf an, wohin. Bei einer normalen
Haustreppe mit sagen wir fünfzehn Stufen betrug der
Zeitaufwand, um von einem Stockwerk in das nächst
höhere zu gelangen, ein paar Sekunden.
Heute, fünf Stufen, langsam nacheinander, dann
zehn Sekunden Pause, dann wieder fünf Stufen, bei
ständigem Wechsel des Kraftaufwandes von den Beinen
in die Arme, die den schwer gewordenen Körper
am Handlauf des Treppengeländers hochziehen.
Ganz egal wohin!
Dieser Vorgang kann inzwischen bis zu einer Minute
in Anspruch nehmen. An schlechten Tagen
brauchst du also für den Aufstieg in die obere Etage
deines Hauses ungefähr zehnmal so lang.
Damit wäre ein wesentlicher Teil des Problems
»Altwerden« bereits beschrieben. Es ist das Verhältnis
von Kraft und Zeit.
Dieses Buch soll kein Lamento werden, nur eine
subjektive Schilderung des derzeitigen physischen
Zustandes eines Betroffenen. Und Besserung ist da
kaum zu erwarten.
Was berechtigt mich, ein Buch über das Altwerden
zu schreiben? Ganz einfach - ich bin alt.
Da ich diese Zeilen zu Papier bringe, zähle ich
zweiundachtzig Jahre, sechs Monate und vierundzwanzig
Tage. Ein paar Stunden kämen auch noch
dazu, aber wir wollen nicht kleinlich sein.
... mehr
Hape Kerkelings Horst Schlämmer würde jetzt sagen:
»Isch hab Rücken, isch hab Hals und isch hab
Herz - weißte Bescheid ...«
Ich weiß Bescheid. Derzeit reden ja viele über
das Alter, auch ganz Junge, und viele reden da einen
ziemlichen Blödsinn. Ein vermutlich ehrenwerter
Politiker fragt, ob die Alten noch ein Recht auf neue
Hüften hätten? Ob sich das noch lohne? Ich wünsch
ihm eine, die recht wehtut, im Alter. Ein vermutlich
respektabler Journalist versteigt sich zu der Frage,
ob die Alten nicht selber schuld daran sein könnten,
wenn sie von Jungen zusammengeschlagen und halb
tot getreten werden. Dankeschön! Das wünsche ihm
nicht, wenn er alt ist.
Was ist überhaupt Alter? Für Politiker offenbar
eine künftige Katastrophe, die sie gern als »Demografie
« im Munde führen. Auf Deutsch heißt das Bevölkerungswissenschaft.
Der zufolge nehmen wir Alten den Jungen die Zukunft
weg, einfach dadurch, dass wir zu lange leben.
Punkt! Ein Offenbarungseid!
Alter ist nicht nur eine biologische Unabänderlichkeit,
sondern auch ein mentaler, also geistiger
Vorgang. Dieser wurde dem normal gebildeten Bundesbürger
erst bewusst, seit er gern als Qualitätsmerkmal
in die Volkssportarten Tennis, Golf, Boxen,
Strandvolley- und Fußball Eingang gefunden und damit
überragende Bedeutung erlangt hat.
Die »großen Alten« in dieser und anderen Sportarten
zählen durchschnittlich knapp über dreißig
Lenze, ein Alter also, in dem bei manchen Stars das
Mentale, also das Geistige, zwangsläufig einen gewissen
Nachholbedarf aufweist.
Einige »große Alte« haben bemerkenswerte Aussagen
über das Alter gemacht.
Mae West, das erste Hollywood-Sex-Symbol (1893
bis 1980) muss, anstandshalber, als Erfinderin des
Titels dieses Buches genannt werden. Als sich ihre
berückenden Maße in bedrückende Masse verwandelten,
soll sie einem respektlosen Journalisten auf
die Frage nach ihren Rundungen geantwortet haben:
»Listen, young man, aging is not for cowards!«
Sir Peter Ustinov (1921 bis 2004) gab mir als Vermächtnis
seine Erkenntnis mit auf den Weg: »Wir
alten Männer sind gefährlich, weil wir keine Angst
mehr vor der Zukunft haben. Wir können sagen, was
wir denken, wer will uns denn dafür bestrafen?«
Robert Boyle (geboren 1909), Alfred Hitchcocks
Bühnenbildner, wurde 98-jährig mit dem Ehren-Oscar
2008 ausgezeichnet. Von zwei äußerst attraktiven,
sehr spärlich bekleideten Damen zum Mikrofon geführt,
kümmerte er sich einen Dreck um die limitierte
Zeit für die Dankesadresse, betrachtete seine
Begleiterinnen mit erkennbarem Genuss und meinte
dann mit zittriger Stimme: »Ladies and Gentlemen
- dies sind die Freuden des Alters. Der Rest ist nicht
mehr sehr empfehlenswert!«
Erich Glowatzki, in den Dreißigerjahren nach
Australien ausgewanderter und zum Multimillionär
aufgestiegener Sachse, brachte das Alterungsproblem
auf den einfachen Nenner: »Nu, wenn de jung
bist, haste Zähne zum Beißen, aber nischt zu fressen.
Wenn de alt bist, haste genug zum Fressen, aber keene
Zähne mehr zum Beißen!« Voilà!
Man kann sich dem Problem des Älterwerdens
auch akademisch nähern. Die Wissenschaft bezeichnet
die »Lehre von den verschiedenen Altersvorgängen
«, also den unaufhaltsamen Niedergang von Saft
und Kraft im Menschen, als »Gerontologie«, und die
kommt zur der unwiderlegbaren Erkenntnis: So ist
das nun mal!
Man kann die ganze Sache auch weniger akademisch
betrachten und einfach dem gesunden Menschenverstand
überlassen. Der sagt: »Scheiße!«
Ich persönlich behandle das zugegebenermaßen
nicht immer einfache Problem nach Josef Kirschner,
dessen Buch »Die Kunst, ein Egoist zu sein« mir geholfen
hat, als es mir sehr dreckig ging. Drei Monate
lang mit einer infektiösen Hepatitis im Krankenhaus,
wehrte ich mich mit Erfolg gegen lebende Schafsläuse,
die man mir zum Schlucken geben wollte.
Alle guten Ratschläge gegen das Altern durch intelligenten
Umgang mit dem menschlichen Verfallsdatum
hängen weitestgehend von der Situation ab,
in der sich das dem Verfall ausgelieferte Individuum
zu diesem Zeitpunkt befindet. Fest steht: Früher
oder später bist du dran! Also mach das Beste daraus.
Kümmere dich nur noch um dich. Mach aus den gegebenen
Umständen das Beste für dich. Nur wenn du
mit dir selbst zufrieden bist, kannst du auf andere positiv
einwirken. Hört sich gut an. Oder?
Als Kind wird man oft gefragt: »Was willst du
denn mal werden?« Ich glaube, die Frager haben da
schon eine bestimmte Erwartung, was die Antworten
der lieben Kleinen betrifft. Lokomotivführer,
Fußballspieler, Rennfahrer scheinen bevorzugte Be-
rufe von Kindern zu sein, die mit den Füßen auf der
Erde bleiben wollen. Solche, die schon im Kindesalter
nach Höherem streben, entscheiden sich eher für
Pilot, Astronaut oder Schornsteinfeger. Zu meinem
Lebensziel befragt, soll ich geantwortet haben: »Unabhängig
will ich werden!« Ich kann mich nicht erinnern,
wie alt ich bei dieser Antwort war und ob ich
überhaupt schon wusste, was Unabhängigkeit bedeutete.
Wann fängt das Altern an? Es gibt junge Alte, alte
Alte, manche scheinen bereits alt auf die Welt gekommen
zu sein, und dann die, die bewusst vergessen,
alt zu werden. Sie können oder wollen nicht alt werden
oder sind schlicht und einfach zu dumm, dem
Unabänderlichen mit Anstand zu begegnen. Rosa
Hemden, bis zum Nabel geöffnet, schwere Goldketten
mit Kreuz auf gefärbtem Brusthaar, das sind vergebliche
Versuche, darüber hinwegzutäuschen, dass
im Ernstfall nur noch Viagra über die Runden hilft.
Das dazu notwendige Körperteil wird in betont engen,
künstlich durchlöcherten Jeans zur Schau gestellt.
Im Kopf nicht viel, oben drauf gar nichts, oder
aber eine künstliche, in beliebigen Farben und Längen
erhältliche Spielwiese. Diese »Playgreise« werden
gern in einschlägigen Blättern oder TV-Magazinen
als »ewig jung« angeboten, obwohl es angebracht
wäre, sie einfach zu übersehen.
Zu welcher Altenart gehöre ich eigentlich? Ich vermag
mich da nur schwer zu kategorisieren. Wann begann
bei mir das Unabänderliche? Vielleicht, als ich
mit zwölf anfing zu rauchen? Oder war es, als ich als
Vierzehnjähriger, auf dem Düsseldorfer Rathausturm,
beim ersten Bombenangriff die halbe Altstadt mit
einem Teil der Bevölkerung in die Luft fliegen sah?
Oder vielleicht, als ich mit achtzehn Jahren, am
2. Mai 1945, bei Bad Kleinen in russische Kriegsgefangenschaft
geriet und mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit davon ausgehen konnte, liquidiert
zu werden?
War es ein paar Monate später im Bergwerk, tausend
Meter tief, im siebzig Zentimeter niedrigen
Streb, vor Angst zitternd, wenn der Berg sich unter
Donnergrollen über mir bewegte? Aus dieser Zeit
stammt die Platzangst, unter der ich heute noch leide.
Aufzüge in hohen Häusern zum Beispiel, wenn sie
eng sind und nicht verspiegelt, bereiten mir Atemnot.
Wenn so ein Käfig dann auch noch ein bisschen
ruckelt, habe ich wieder das Gefühl, mit zwanzig anderen
Kumpels in einen Förderkorb gepresst mit sieben
Meter pro Sekunde in die Tiefe zu rasen, nicht
wissend, ob wir je wieder ans Tageslicht kommen!
Oder bin ich alt geworden, als ich die Dreharbeiten
in dem Film »Die feuerrote Baroness« in Berlin
unterbrechen musste, um nach München zu fliegen,
wo meine Frau nach einer Fehlgeburt mit dem Tod
rang?
Bin ich alt geworden, als unser Sohn Thomas innerhalb
von acht Monaten einundzwanzig Eingriffe
in Vollnarkose überstehen musste, und wir nicht
wussten, ob wir ihn verlieren würden?
Für jeden Menschen gibt es Ereignisse, die ihn im
Innersten aufwühlen, ihn verändern, sein Denken in
andere Bahnen lenken, ihn reifer machen, erfahrener,
älter eben. Wie der Einzelne solchen Situationen begegnet,
das hängt zum großen Teil davon ab, wie unabhängig
er ist, ob er frei entscheiden kann, in welchem
sozialen Umfeld er lebt.
Wann ich mit dem Älterwerden begonnen habe,
weiß ich also nicht mehr. Aber ich erinnere mich
daran, dass ich bei meiner Altersangabe immer log.
Nach oben. Immer so um die zwei Jahre drauf. Meine
Umgebung lachte darüber. »Wart' mal, bis du zwanzig
bist ...!«
Dreißig, vierzig, fünfzig, sechzig, es blieb so. Ich
machte mich immer älter. Scheint ein Tick zu sein
bei mir. O.W. Fischer, der Große, von mir damals bewundert,
nannte mich mal bei einem Streitgespräch
»Junger Freund« - womit er bei mir verschissen hatte.
»Junger Freund« war für mich gleichbedeutend
mit »noch nicht trocken hinter den Ohren«. Ich fühlte
mich nicht für voll genommen, schlichtweg eine
Beleidigung. Auf »junger Mann« reagiere ich heute,
mit bald dreiundachtzig, immer noch allergisch,
obwohl ich weiß, dass es scherzhaft gemeint ist. Ich
kann's einfach nicht hören. Ein paar Macken hat doch
jeder. Basta! Hängt vermutlich mit der manchmal
unterentwickelten Vorstellungskraft von Filmproduzenten
oder Regisseuren zusammen. »Zu jung ...« ist
eine gern gebrauchte Ausrede, wenn sie dich nicht in
einer Rolle sehen, die du gern gespielt hättest.
Neulich soll einer der Mächtigen, die im Auftrag
der Anstalten des Öffentlichen Rechts produzieren,
über mich gesagt haben: »Der ist zu alt, um einen alten
Mann zu spielen ...!«
Der Mann weiß Bescheid!
»Wie alt wollen Sie denn werden?«, werde ich oft
gefragt.
»Ich möchte so lange leben, wie mein Kopf einwandfrei
arbeitet!«
»Wollen Sie so alt werden wie Heesters?«
»Bitte nein!«
»Warum nicht?«
»Weil ich unabhängig bleiben will!«
»Sind Sie's?«
»Ich glaube ja!«
»Was heißt, Sie glauben ...?«
»Ich kann ablehnen, wenn mir ein Angebot nicht
gefällt!«
»Tun Sie's?«
»Immer öfter. Gute Angebote werden seltener.«
»Was haben Sie zuletzt gemacht?«
»Für ARD und ORF ›Live is Life‹, eine köstliche
Komödie, die im Altenheim spielt, dessen Insassen
dagegen rebellieren, wie unmündige Kinder behandelt,
bevormundet und drangsaliert zu werden. Leider
wurde der Titel umgeändert in ›Die Spätzünder‹,
was meiner Meinung nach schon an Diskriminierung
für uns alte Leute grenzt. Wir sind keine Spätzünder,
sondern Menschen, die nach einem langen Arbeitsleben
ihren wohlverdienten Frieden und ihre Ruhe
suchen. Was heißt da ›Spätzünder‹?«
Zwischen Toleranz und Wurstigkeit
Jetzt kommt eine Monumental-Platitude: Ob Karl
Marx oder Friedrich Engels, Karl Liebknecht oder
Rosa Luxemburg, ob Franz Müntefering oder »Reichtum-
für-alle-Gregor-Gysi«: Soziale Unterschiede gab
es, gibt es, und wird es immer geben. Alle Versprechungen,
diese soziale Ungerechtigkeit zu beseitigen,
sind mehr oder weniger gut gemeinte Illusionen,
meist aber nur demagogisches Politikergefasel. Die
Rattenfänger sind mit ihren »Ismen« unterwegs.
Kommunismus, Sozialismus, Kapitalismus, Liberalismus,
Buddhismus, Humanismus und sonst noch
was. Alle »Ismen« sind idealistische oder ideologische
Ideen, die nicht funktionieren, weil Menschen
nicht danach gemacht sind. Für Ismen sind wir eine
glatte Fehlkonstruktion. An die sechs Milliarden Individuen,
bei unterschiedlichen Lebensbedingungen
in unterschiedlichen politischen Systemen, lassen
sich nicht »ver-ismen«, lassen sich nicht über einen
Kamm scheren.
Zu welcher Alten-Art gehöre ich eigentlich? Junger
Alter, alter Alter, alt geboren? Wenn ich mich selber
einstufe, würde ich sagen: ein Alt-Alter. Abgesehen
von den zunehmenden Wehwehchen, bin ich gern
alt. Genieße den mir erwiesenen Respekt, freue mich,
wenn Regierende erzählen, dass sie am Abend meine
Sendungen sehen durften, wenn sie am Nachmittag
ihre Schulaufgaben anständig gemacht hatten.
Bundespräsident Herzog nannte mich im Gedränge
vor der Münchner Staatsoper »Freudenspender
seiner Freizeit«. Donnerwetter! Ministerpräsident
Horst Seehofer verkündete den Fotografen, als er
mich im Defilee zu seinem Neujahrsempfang entdeckte:
»Dort kommt meine Jugend, mit dem Blacky
bin ich aufgewachsen!« Auch nicht schlecht.
Also sind wir Alten bei den jungen Mächtigen
doch was wert. Vielleicht könnten wir eine Art GPS
sein, ein »Navi« für die Jugend. »Wenn möglich, bitte
wenden« - »nächste Straße bitte rechts« - »im
Kreisverkehr zweite Ausfahrt!« Möglicherweise wäre
damit vielen geholfen, die die Orientierung verloren
haben und keinen Ausweg finden. Es scheinen immer
mehr zu werden.
Auf der anderen Seite: Das Altengefasel »Früher
war alles besser« kann ich nicht mehr hören. Stimmt
ja auch nicht. Früher war keineswegs alles besser,
vieles war anders. Als wir jung waren, war die Welt
weniger kompliziert, denke ich. Das Angebot war geringer,
die Verwirrung kleiner. Die Menschen konnten
ihre Angelegenheiten noch selber regeln, eigene
Entscheidungen treffen. Es wurde ihnen nicht so viel
dreingeredet oder vorgeflunkert, von allen möglichen
und unmöglichen Organisationen, die vorgeben, ihre
Interessen zu vertreten. Im Lauf der Zeit haben wir
uns einlullen lassen, haben uns daran gewöhnt, dass
andere sich um unseren Dreck kümmern, für Geld
natürlich, und uns mit falschen Versprechungen
die Sorgen nehmen, die uns mehr und mehr bedrücken
und überfordern. Wir haben verlernt, uns um
uns selbst zu kümmern, und merken, dass wir mehr
oder weniger schleichend entmündigt werden. Der
»mündige Bürger« wird Mangelware. Wer ist damit
denn überhaupt gemeint? Die revoltierenden Jungen,
die im Komasaufen verblöden? Die resignierenden
Alten, die sich auf Parkbänken oder am Stammtisch
über die schlechten Zeiten beklagen?
Die Parteien verstricken sich mehr und mehr im
Machterhalt um jeden Preis, machen sich gegenseitig
schlecht, bezichtigen sich ungeniert der Unfähigkeit
oder der Unlauterkeit und untergraben damit jeglichen
Respekt vor der Obrigkeit.
Die Gewerkschaften kommen drauf, dass die zu
Recht und notwendig erkämpfte Macht beginnt, sich
gegen sie selbst zu richten.
Die Kirchen verlieren viele ihrer Gläubigen, weil
sie im Zeitalter weltweiter Kommunikation weiterhin
auf ihren nicht mehr haltbaren Dogmen und Glaubenssätzen
bestehen.
Der Staat ist zu einem aufgeblähten Bürokratiemonster
geworden und zu einem Selbstbedienungsladen,
dem die Bürger in zunehmendem, langsam beängstigendem
Maße die Achtung verweigern.
Also wohin?
Sollen wir auf den Rat der Weisen hören - oder
eher auf die Sachverständigengremien? Ziehen vielleicht
die Untersuchungsausschüsse die diversen
Karren aus dem Dreck?
Wenn gar nichts mehr geht, haben wir ja immer
noch die Schlichtungskommissionen. Die werden's
schon richten. Oder?
Wo bin ich da hingeraten? Ist das nun seniles Resignationsgewäsch
oder berechtigte Altersrevolte? Ich
will weder ein Klagelied anstimmen noch auf die Barrikaden
steigen, will weder Jammerlappen noch mürrischer
alter Mann sein. Was mich beschäftigt, ist der
Unterschied zwischen Toleranz und Wurstigkeit. Wo
beginnt das eine, und wo hört das andere auf? Ich habe
das Gefühl, im Alter immer intoleranter zu werden.
Ich lasse mir immer weniger gefallen, es sei denn, mir
ist etwas vollkommen egal. Ich kann mich nicht mehr
für alles interessieren, schon gar nicht verantwortlich
fühlen. Wenn du spürst, dass deine Zeit begrenzt ist,
ach was, wenn du weißt, dass der Vorhang jeden Augenblick
fallen kann, musst du selektieren. »Was will
ich noch?« Das ist eine, wenngleich relativ begrenzte
Möglichkeit. So viele hast du ja gar nicht mehr. Der
andere Weg scheint mir realistischer: »Was will ich
nicht mehr?« Das wiederum ist eine ganze Menge.
Nach zahlreichen, manchmal vergeblichen, natürlich
auch zeitbedingten Versuchen hatte ich das
Glück, dem Filmregisseur Paul May zu begegnen.
Der Sohn von Peter Ostermeyer, Gründer der Bavaria
Filmstudios in München-Geiselgasteig, sollte
nach der Vorlage von Hans Helmut Kirsts Roman
»Die abenteuerliche Revolte des Gefreiten Asch« den
Film »08/15« drehen. Er kam auf die ebenso abenteuerliche
Idee, mir die Rolle der Titelfigur anzubieten.
Einem absoluten Laien, einem Nichtschauspieler. Das
Ergebnis führte zu meiner endgültigen Berufswahl.
Mit dieser Rolle, in diesem Film, zu dieser Zeit, mit
diesem Regisseur war der Erfolg vorprogrammiert.
Millionen Zuschauer schenkten dem Leinwandgrünschnabel
ihre nachhaltige Zuneigung. Davon lebe ich
bis heute. Ich hatte großes Glück, habe gut verdient -
ob verdient oder unverdient, diese Beurteilung überlasse
ich gerne allen, die sich dazu berufen fühlen.
Philemon und Baucis
Das größte Glück und bestimmend für mein Leben
war die Begegnung mit einer ausnehmend hübschen
jungen Dame namens Gundula Maria, Tochter
eines Rechtsanwalts, Komponisten, Dichters und
Sängers. Diese Vielseitigkeit war gleichzeitig auch
sein Problem. Die standesbewusste Anwaltskammer
wollte sich mit seiner »Tingelei« nicht abfinden.
Möglicherweise war es vor allem seine Zugehörigkeit
zum Kabarett »Die Elf Scharfrichter« als »Frigidius
Strang«. Man stellte ihn kurzerhand vor die Entscheidung:
entweder weiterhin ehrenwertes Mitglied der
Anwaltskammer - oder weiter auf dem Schwabinger
Abweg. Ich habe meinen Schwiegervater leider nicht
mehr kennen gelernt. Er muss ein bemerkenswerter
Mann gewesen sein. Gern hätte ich ihn gefragt, woran
er zuerst dachte, als er sich kurz entschlossen auf
den Weg zur Anwaltskammer machte, um sein Verbleiben
im Reich der Paragrafen kundzutun. Fiel die
Entscheidung unter dem Druck des Standesbewusstseins,
fiel sie in der Vorausschau auf eine mögliche
Altersversorgung? Auf jeden Fall kann ich ihn nicht
nur gut verstehen, sondern bewundere ihn dafür,
dass er auf der Treppe kehrtmachte und seine Entscheidung
widerrief.
»Ich bleibe lieber Lautensänger, Poet und Schriftsteller«,
verkündete er den erstaunten Rechtsvertretern
und ging. Für immer. Vermutlich befreit und
auch stolz darauf, seinem Gefühl und nicht einem
Versorgungsdenken gefolgt zu sein. Wie recht er hatte,
erfuhr er später, als ihm begeisterte Studenten in
Berlin die Pferde vor seiner Kutsche ausspannten und
ihn im Triumph über den Kurfürstendamm zogen.
Ich bin überzeugt davon, dass schon in den frühen
Jahren eines Menschenlebens die Weichen für das Alter
gestellt werden. Dabei darf es weniger auf die Versorgung
ankommen als vielmehr auf Zufriedenheit
mit dem, was man tut - oder noch mehr - mit wem
man das tut. Das ist für mich das Wichtigste. Jeder
Mensch kommt in Situationen, in denen er jemanden
braucht, der ihm zeigt, wo es langgeht, wenn er an
die Mauer rennt. Der wichtigste Lebensabschnitt für
mich war der Übergang vom »Nichts anbrennen lassen
- nur nichts auslassen« zum »Da gehör' ich hin
- da bin ich daheim, und da bleib ich«.
Wie man das schafft? Verdammt schwer. Es ist
die konsequente Abkehr vom »Ich« zu einem bedingungslosen
Bekenntnis zum »Wir«. Leichter gesagt
als getan, ich weiß, aber wenn man es geschafft hat,
merkt man, wie viel leichter das Leben wird, wenn
man Freud und Leid mit einem Partner teilen kann.
Freude wird verdoppelt, Leid halbiert.
»Mit vollen Hosen kann man gut stinken« - ein
wenig feiner Spruch, aber er stimmt. Heute, nach
sechsundfünfzig Jahren Ehe, wissen meine Frau und
ich, wovon wir reden.
An unserem Hochzeitstag im Jahr 1954 habe ich
meiner vierundzwanzig Jahre alten Braut den Brocken
zu verdauen gegeben: »Ich glaube, ich kann gut
verdienen und ein Leben lang für dich sorgen, und
sollten wir Kinder haben, auch für die! Sollten wir
aber irgendwann mal kein Geld mehr haben, ist es
deine Schuld!«
Gundula hat das nicht nur zur Kenntnis genommen,
sondern von Anfang an dafür gesorgt, dass
nichts verplempert wurde. Mit strenger Hand hielt
sie die Finanzen zusammen und achtete darauf, dass
jede Investition wertbeständig war. Wir waren da
nicht immer einig, aber sie hatte immer recht. Gelernt
hatte sie das bei ihrem Vater, der, wie sie mir
nicht gerade schmeichelhaft sagte, ein ähnlicher
Schlamper gewesen sei wie ich. Akkuratesse und Eifer
erschöpften sich meinerseits im Beruf. Aber auch
als Dompteuse zeigte Gundula beachtliches Talent.
Schon zu Beginn unserer Ehe wurde klar, dass sie im
Begriff war, mich zum gefügigen Untertanen zu machen
und zu dem zu werden, wie ich sie seit Jahren
nenne: »Meine Regierung«! Sie wurde zur einzigen
Obrigkeit, die ich akzeptiere, weil ich weiß: Was sie
tut, tut sie zu meinem Besten, auch wenn ich manchmal
nicht sofort begreife, was das Beste für mich
ist. Vom Augenblick an, als ich verstanden hatte,
Unverkäufliche Leseprobe
Joachim Fuchsberger
Altwerden ist nichts für Feiglinge
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 224 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-579-06760-5
© Gütersloher Verlagshaus
Erscheinungstermin: Januar 2011
Hape Kerkelings Horst Schlämmer würde jetzt sagen:
»Isch hab Rücken, isch hab Hals und isch hab
Herz - weißte Bescheid ...«
Ich weiß Bescheid. Derzeit reden ja viele über
das Alter, auch ganz Junge, und viele reden da einen
ziemlichen Blödsinn. Ein vermutlich ehrenwerter
Politiker fragt, ob die Alten noch ein Recht auf neue
Hüften hätten? Ob sich das noch lohne? Ich wünsch
ihm eine, die recht wehtut, im Alter. Ein vermutlich
respektabler Journalist versteigt sich zu der Frage,
ob die Alten nicht selber schuld daran sein könnten,
wenn sie von Jungen zusammengeschlagen und halb
tot getreten werden. Dankeschön! Das wünsche ihm
nicht, wenn er alt ist.
Was ist überhaupt Alter? Für Politiker offenbar
eine künftige Katastrophe, die sie gern als »Demografie
« im Munde führen. Auf Deutsch heißt das Bevölkerungswissenschaft.
Der zufolge nehmen wir Alten den Jungen die Zukunft
weg, einfach dadurch, dass wir zu lange leben.
Punkt! Ein Offenbarungseid!
Alter ist nicht nur eine biologische Unabänderlichkeit,
sondern auch ein mentaler, also geistiger
Vorgang. Dieser wurde dem normal gebildeten Bundesbürger
erst bewusst, seit er gern als Qualitätsmerkmal
in die Volkssportarten Tennis, Golf, Boxen,
Strandvolley- und Fußball Eingang gefunden und damit
überragende Bedeutung erlangt hat.
Die »großen Alten« in dieser und anderen Sportarten
zählen durchschnittlich knapp über dreißig
Lenze, ein Alter also, in dem bei manchen Stars das
Mentale, also das Geistige, zwangsläufig einen gewissen
Nachholbedarf aufweist.
Einige »große Alte« haben bemerkenswerte Aussagen
über das Alter gemacht.
Mae West, das erste Hollywood-Sex-Symbol (1893
bis 1980) muss, anstandshalber, als Erfinderin des
Titels dieses Buches genannt werden. Als sich ihre
berückenden Maße in bedrückende Masse verwandelten,
soll sie einem respektlosen Journalisten auf
die Frage nach ihren Rundungen geantwortet haben:
»Listen, young man, aging is not for cowards!«
Sir Peter Ustinov (1921 bis 2004) gab mir als Vermächtnis
seine Erkenntnis mit auf den Weg: »Wir
alten Männer sind gefährlich, weil wir keine Angst
mehr vor der Zukunft haben. Wir können sagen, was
wir denken, wer will uns denn dafür bestrafen?«
Robert Boyle (geboren 1909), Alfred Hitchcocks
Bühnenbildner, wurde 98-jährig mit dem Ehren-Oscar
2008 ausgezeichnet. Von zwei äußerst attraktiven,
sehr spärlich bekleideten Damen zum Mikrofon geführt,
kümmerte er sich einen Dreck um die limitierte
Zeit für die Dankesadresse, betrachtete seine
Begleiterinnen mit erkennbarem Genuss und meinte
dann mit zittriger Stimme: »Ladies and Gentlemen
- dies sind die Freuden des Alters. Der Rest ist nicht
mehr sehr empfehlenswert!«
Erich Glowatzki, in den Dreißigerjahren nach
Australien ausgewanderter und zum Multimillionär
aufgestiegener Sachse, brachte das Alterungsproblem
auf den einfachen Nenner: »Nu, wenn de jung
bist, haste Zähne zum Beißen, aber nischt zu fressen.
Wenn de alt bist, haste genug zum Fressen, aber keene
Zähne mehr zum Beißen!« Voilà!
Man kann sich dem Problem des Älterwerdens
auch akademisch nähern. Die Wissenschaft bezeichnet
die »Lehre von den verschiedenen Altersvorgängen
«, also den unaufhaltsamen Niedergang von Saft
und Kraft im Menschen, als »Gerontologie«, und die
kommt zur der unwiderlegbaren Erkenntnis: So ist
das nun mal!
Man kann die ganze Sache auch weniger akademisch
betrachten und einfach dem gesunden Menschenverstand
überlassen. Der sagt: »Scheiße!«
Ich persönlich behandle das zugegebenermaßen
nicht immer einfache Problem nach Josef Kirschner,
dessen Buch »Die Kunst, ein Egoist zu sein« mir geholfen
hat, als es mir sehr dreckig ging. Drei Monate
lang mit einer infektiösen Hepatitis im Krankenhaus,
wehrte ich mich mit Erfolg gegen lebende Schafsläuse,
die man mir zum Schlucken geben wollte.
Alle guten Ratschläge gegen das Altern durch intelligenten
Umgang mit dem menschlichen Verfallsdatum
hängen weitestgehend von der Situation ab,
in der sich das dem Verfall ausgelieferte Individuum
zu diesem Zeitpunkt befindet. Fest steht: Früher
oder später bist du dran! Also mach das Beste daraus.
Kümmere dich nur noch um dich. Mach aus den gegebenen
Umständen das Beste für dich. Nur wenn du
mit dir selbst zufrieden bist, kannst du auf andere positiv
einwirken. Hört sich gut an. Oder?
Als Kind wird man oft gefragt: »Was willst du
denn mal werden?« Ich glaube, die Frager haben da
schon eine bestimmte Erwartung, was die Antworten
der lieben Kleinen betrifft. Lokomotivführer,
Fußballspieler, Rennfahrer scheinen bevorzugte Be-
rufe von Kindern zu sein, die mit den Füßen auf der
Erde bleiben wollen. Solche, die schon im Kindesalter
nach Höherem streben, entscheiden sich eher für
Pilot, Astronaut oder Schornsteinfeger. Zu meinem
Lebensziel befragt, soll ich geantwortet haben: »Unabhängig
will ich werden!« Ich kann mich nicht erinnern,
wie alt ich bei dieser Antwort war und ob ich
überhaupt schon wusste, was Unabhängigkeit bedeutete.
Wann fängt das Altern an? Es gibt junge Alte, alte
Alte, manche scheinen bereits alt auf die Welt gekommen
zu sein, und dann die, die bewusst vergessen,
alt zu werden. Sie können oder wollen nicht alt werden
oder sind schlicht und einfach zu dumm, dem
Unabänderlichen mit Anstand zu begegnen. Rosa
Hemden, bis zum Nabel geöffnet, schwere Goldketten
mit Kreuz auf gefärbtem Brusthaar, das sind vergebliche
Versuche, darüber hinwegzutäuschen, dass
im Ernstfall nur noch Viagra über die Runden hilft.
Das dazu notwendige Körperteil wird in betont engen,
künstlich durchlöcherten Jeans zur Schau gestellt.
Im Kopf nicht viel, oben drauf gar nichts, oder
aber eine künstliche, in beliebigen Farben und Längen
erhältliche Spielwiese. Diese »Playgreise« werden
gern in einschlägigen Blättern oder TV-Magazinen
als »ewig jung« angeboten, obwohl es angebracht
wäre, sie einfach zu übersehen.
Zu welcher Altenart gehöre ich eigentlich? Ich vermag
mich da nur schwer zu kategorisieren. Wann begann
bei mir das Unabänderliche? Vielleicht, als ich
mit zwölf anfing zu rauchen? Oder war es, als ich als
Vierzehnjähriger, auf dem Düsseldorfer Rathausturm,
beim ersten Bombenangriff die halbe Altstadt mit
einem Teil der Bevölkerung in die Luft fliegen sah?
Oder vielleicht, als ich mit achtzehn Jahren, am
2. Mai 1945, bei Bad Kleinen in russische Kriegsgefangenschaft
geriet und mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit davon ausgehen konnte, liquidiert
zu werden?
War es ein paar Monate später im Bergwerk, tausend
Meter tief, im siebzig Zentimeter niedrigen
Streb, vor Angst zitternd, wenn der Berg sich unter
Donnergrollen über mir bewegte? Aus dieser Zeit
stammt die Platzangst, unter der ich heute noch leide.
Aufzüge in hohen Häusern zum Beispiel, wenn sie
eng sind und nicht verspiegelt, bereiten mir Atemnot.
Wenn so ein Käfig dann auch noch ein bisschen
ruckelt, habe ich wieder das Gefühl, mit zwanzig anderen
Kumpels in einen Förderkorb gepresst mit sieben
Meter pro Sekunde in die Tiefe zu rasen, nicht
wissend, ob wir je wieder ans Tageslicht kommen!
Oder bin ich alt geworden, als ich die Dreharbeiten
in dem Film »Die feuerrote Baroness« in Berlin
unterbrechen musste, um nach München zu fliegen,
wo meine Frau nach einer Fehlgeburt mit dem Tod
rang?
Bin ich alt geworden, als unser Sohn Thomas innerhalb
von acht Monaten einundzwanzig Eingriffe
in Vollnarkose überstehen musste, und wir nicht
wussten, ob wir ihn verlieren würden?
Für jeden Menschen gibt es Ereignisse, die ihn im
Innersten aufwühlen, ihn verändern, sein Denken in
andere Bahnen lenken, ihn reifer machen, erfahrener,
älter eben. Wie der Einzelne solchen Situationen begegnet,
das hängt zum großen Teil davon ab, wie unabhängig
er ist, ob er frei entscheiden kann, in welchem
sozialen Umfeld er lebt.
Wann ich mit dem Älterwerden begonnen habe,
weiß ich also nicht mehr. Aber ich erinnere mich
daran, dass ich bei meiner Altersangabe immer log.
Nach oben. Immer so um die zwei Jahre drauf. Meine
Umgebung lachte darüber. »Wart' mal, bis du zwanzig
bist ...!«
Dreißig, vierzig, fünfzig, sechzig, es blieb so. Ich
machte mich immer älter. Scheint ein Tick zu sein
bei mir. O.W. Fischer, der Große, von mir damals bewundert,
nannte mich mal bei einem Streitgespräch
»Junger Freund« - womit er bei mir verschissen hatte.
»Junger Freund« war für mich gleichbedeutend
mit »noch nicht trocken hinter den Ohren«. Ich fühlte
mich nicht für voll genommen, schlichtweg eine
Beleidigung. Auf »junger Mann« reagiere ich heute,
mit bald dreiundachtzig, immer noch allergisch,
obwohl ich weiß, dass es scherzhaft gemeint ist. Ich
kann's einfach nicht hören. Ein paar Macken hat doch
jeder. Basta! Hängt vermutlich mit der manchmal
unterentwickelten Vorstellungskraft von Filmproduzenten
oder Regisseuren zusammen. »Zu jung ...« ist
eine gern gebrauchte Ausrede, wenn sie dich nicht in
einer Rolle sehen, die du gern gespielt hättest.
Neulich soll einer der Mächtigen, die im Auftrag
der Anstalten des Öffentlichen Rechts produzieren,
über mich gesagt haben: »Der ist zu alt, um einen alten
Mann zu spielen ...!«
Der Mann weiß Bescheid!
»Wie alt wollen Sie denn werden?«, werde ich oft
gefragt.
»Ich möchte so lange leben, wie mein Kopf einwandfrei
arbeitet!«
»Wollen Sie so alt werden wie Heesters?«
»Bitte nein!«
»Warum nicht?«
»Weil ich unabhängig bleiben will!«
»Sind Sie's?«
»Ich glaube ja!«
»Was heißt, Sie glauben ...?«
»Ich kann ablehnen, wenn mir ein Angebot nicht
gefällt!«
»Tun Sie's?«
»Immer öfter. Gute Angebote werden seltener.«
»Was haben Sie zuletzt gemacht?«
»Für ARD und ORF ›Live is Life‹, eine köstliche
Komödie, die im Altenheim spielt, dessen Insassen
dagegen rebellieren, wie unmündige Kinder behandelt,
bevormundet und drangsaliert zu werden. Leider
wurde der Titel umgeändert in ›Die Spätzünder‹,
was meiner Meinung nach schon an Diskriminierung
für uns alte Leute grenzt. Wir sind keine Spätzünder,
sondern Menschen, die nach einem langen Arbeitsleben
ihren wohlverdienten Frieden und ihre Ruhe
suchen. Was heißt da ›Spätzünder‹?«
Zwischen Toleranz und Wurstigkeit
Jetzt kommt eine Monumental-Platitude: Ob Karl
Marx oder Friedrich Engels, Karl Liebknecht oder
Rosa Luxemburg, ob Franz Müntefering oder »Reichtum-
für-alle-Gregor-Gysi«: Soziale Unterschiede gab
es, gibt es, und wird es immer geben. Alle Versprechungen,
diese soziale Ungerechtigkeit zu beseitigen,
sind mehr oder weniger gut gemeinte Illusionen,
meist aber nur demagogisches Politikergefasel. Die
Rattenfänger sind mit ihren »Ismen« unterwegs.
Kommunismus, Sozialismus, Kapitalismus, Liberalismus,
Buddhismus, Humanismus und sonst noch
was. Alle »Ismen« sind idealistische oder ideologische
Ideen, die nicht funktionieren, weil Menschen
nicht danach gemacht sind. Für Ismen sind wir eine
glatte Fehlkonstruktion. An die sechs Milliarden Individuen,
bei unterschiedlichen Lebensbedingungen
in unterschiedlichen politischen Systemen, lassen
sich nicht »ver-ismen«, lassen sich nicht über einen
Kamm scheren.
Zu welcher Alten-Art gehöre ich eigentlich? Junger
Alter, alter Alter, alt geboren? Wenn ich mich selber
einstufe, würde ich sagen: ein Alt-Alter. Abgesehen
von den zunehmenden Wehwehchen, bin ich gern
alt. Genieße den mir erwiesenen Respekt, freue mich,
wenn Regierende erzählen, dass sie am Abend meine
Sendungen sehen durften, wenn sie am Nachmittag
ihre Schulaufgaben anständig gemacht hatten.
Bundespräsident Herzog nannte mich im Gedränge
vor der Münchner Staatsoper »Freudenspender
seiner Freizeit«. Donnerwetter! Ministerpräsident
Horst Seehofer verkündete den Fotografen, als er
mich im Defilee zu seinem Neujahrsempfang entdeckte:
»Dort kommt meine Jugend, mit dem Blacky
bin ich aufgewachsen!« Auch nicht schlecht.
Also sind wir Alten bei den jungen Mächtigen
doch was wert. Vielleicht könnten wir eine Art GPS
sein, ein »Navi« für die Jugend. »Wenn möglich, bitte
wenden« - »nächste Straße bitte rechts« - »im
Kreisverkehr zweite Ausfahrt!« Möglicherweise wäre
damit vielen geholfen, die die Orientierung verloren
haben und keinen Ausweg finden. Es scheinen immer
mehr zu werden.
Auf der anderen Seite: Das Altengefasel »Früher
war alles besser« kann ich nicht mehr hören. Stimmt
ja auch nicht. Früher war keineswegs alles besser,
vieles war anders. Als wir jung waren, war die Welt
weniger kompliziert, denke ich. Das Angebot war geringer,
die Verwirrung kleiner. Die Menschen konnten
ihre Angelegenheiten noch selber regeln, eigene
Entscheidungen treffen. Es wurde ihnen nicht so viel
dreingeredet oder vorgeflunkert, von allen möglichen
und unmöglichen Organisationen, die vorgeben, ihre
Interessen zu vertreten. Im Lauf der Zeit haben wir
uns einlullen lassen, haben uns daran gewöhnt, dass
andere sich um unseren Dreck kümmern, für Geld
natürlich, und uns mit falschen Versprechungen
die Sorgen nehmen, die uns mehr und mehr bedrücken
und überfordern. Wir haben verlernt, uns um
uns selbst zu kümmern, und merken, dass wir mehr
oder weniger schleichend entmündigt werden. Der
»mündige Bürger« wird Mangelware. Wer ist damit
denn überhaupt gemeint? Die revoltierenden Jungen,
die im Komasaufen verblöden? Die resignierenden
Alten, die sich auf Parkbänken oder am Stammtisch
über die schlechten Zeiten beklagen?
Die Parteien verstricken sich mehr und mehr im
Machterhalt um jeden Preis, machen sich gegenseitig
schlecht, bezichtigen sich ungeniert der Unfähigkeit
oder der Unlauterkeit und untergraben damit jeglichen
Respekt vor der Obrigkeit.
Die Gewerkschaften kommen drauf, dass die zu
Recht und notwendig erkämpfte Macht beginnt, sich
gegen sie selbst zu richten.
Die Kirchen verlieren viele ihrer Gläubigen, weil
sie im Zeitalter weltweiter Kommunikation weiterhin
auf ihren nicht mehr haltbaren Dogmen und Glaubenssätzen
bestehen.
Der Staat ist zu einem aufgeblähten Bürokratiemonster
geworden und zu einem Selbstbedienungsladen,
dem die Bürger in zunehmendem, langsam beängstigendem
Maße die Achtung verweigern.
Also wohin?
Sollen wir auf den Rat der Weisen hören - oder
eher auf die Sachverständigengremien? Ziehen vielleicht
die Untersuchungsausschüsse die diversen
Karren aus dem Dreck?
Wenn gar nichts mehr geht, haben wir ja immer
noch die Schlichtungskommissionen. Die werden's
schon richten. Oder?
Wo bin ich da hingeraten? Ist das nun seniles Resignationsgewäsch
oder berechtigte Altersrevolte? Ich
will weder ein Klagelied anstimmen noch auf die Barrikaden
steigen, will weder Jammerlappen noch mürrischer
alter Mann sein. Was mich beschäftigt, ist der
Unterschied zwischen Toleranz und Wurstigkeit. Wo
beginnt das eine, und wo hört das andere auf? Ich habe
das Gefühl, im Alter immer intoleranter zu werden.
Ich lasse mir immer weniger gefallen, es sei denn, mir
ist etwas vollkommen egal. Ich kann mich nicht mehr
für alles interessieren, schon gar nicht verantwortlich
fühlen. Wenn du spürst, dass deine Zeit begrenzt ist,
ach was, wenn du weißt, dass der Vorhang jeden Augenblick
fallen kann, musst du selektieren. »Was will
ich noch?« Das ist eine, wenngleich relativ begrenzte
Möglichkeit. So viele hast du ja gar nicht mehr. Der
andere Weg scheint mir realistischer: »Was will ich
nicht mehr?« Das wiederum ist eine ganze Menge.
Nach zahlreichen, manchmal vergeblichen, natürlich
auch zeitbedingten Versuchen hatte ich das
Glück, dem Filmregisseur Paul May zu begegnen.
Der Sohn von Peter Ostermeyer, Gründer der Bavaria
Filmstudios in München-Geiselgasteig, sollte
nach der Vorlage von Hans Helmut Kirsts Roman
»Die abenteuerliche Revolte des Gefreiten Asch« den
Film »08/15« drehen. Er kam auf die ebenso abenteuerliche
Idee, mir die Rolle der Titelfigur anzubieten.
Einem absoluten Laien, einem Nichtschauspieler. Das
Ergebnis führte zu meiner endgültigen Berufswahl.
Mit dieser Rolle, in diesem Film, zu dieser Zeit, mit
diesem Regisseur war der Erfolg vorprogrammiert.
Millionen Zuschauer schenkten dem Leinwandgrünschnabel
ihre nachhaltige Zuneigung. Davon lebe ich
bis heute. Ich hatte großes Glück, habe gut verdient -
ob verdient oder unverdient, diese Beurteilung überlasse
ich gerne allen, die sich dazu berufen fühlen.
Philemon und Baucis
Das größte Glück und bestimmend für mein Leben
war die Begegnung mit einer ausnehmend hübschen
jungen Dame namens Gundula Maria, Tochter
eines Rechtsanwalts, Komponisten, Dichters und
Sängers. Diese Vielseitigkeit war gleichzeitig auch
sein Problem. Die standesbewusste Anwaltskammer
wollte sich mit seiner »Tingelei« nicht abfinden.
Möglicherweise war es vor allem seine Zugehörigkeit
zum Kabarett »Die Elf Scharfrichter« als »Frigidius
Strang«. Man stellte ihn kurzerhand vor die Entscheidung:
entweder weiterhin ehrenwertes Mitglied der
Anwaltskammer - oder weiter auf dem Schwabinger
Abweg. Ich habe meinen Schwiegervater leider nicht
mehr kennen gelernt. Er muss ein bemerkenswerter
Mann gewesen sein. Gern hätte ich ihn gefragt, woran
er zuerst dachte, als er sich kurz entschlossen auf
den Weg zur Anwaltskammer machte, um sein Verbleiben
im Reich der Paragrafen kundzutun. Fiel die
Entscheidung unter dem Druck des Standesbewusstseins,
fiel sie in der Vorausschau auf eine mögliche
Altersversorgung? Auf jeden Fall kann ich ihn nicht
nur gut verstehen, sondern bewundere ihn dafür,
dass er auf der Treppe kehrtmachte und seine Entscheidung
widerrief.
»Ich bleibe lieber Lautensänger, Poet und Schriftsteller«,
verkündete er den erstaunten Rechtsvertretern
und ging. Für immer. Vermutlich befreit und
auch stolz darauf, seinem Gefühl und nicht einem
Versorgungsdenken gefolgt zu sein. Wie recht er hatte,
erfuhr er später, als ihm begeisterte Studenten in
Berlin die Pferde vor seiner Kutsche ausspannten und
ihn im Triumph über den Kurfürstendamm zogen.
Ich bin überzeugt davon, dass schon in den frühen
Jahren eines Menschenlebens die Weichen für das Alter
gestellt werden. Dabei darf es weniger auf die Versorgung
ankommen als vielmehr auf Zufriedenheit
mit dem, was man tut - oder noch mehr - mit wem
man das tut. Das ist für mich das Wichtigste. Jeder
Mensch kommt in Situationen, in denen er jemanden
braucht, der ihm zeigt, wo es langgeht, wenn er an
die Mauer rennt. Der wichtigste Lebensabschnitt für
mich war der Übergang vom »Nichts anbrennen lassen
- nur nichts auslassen« zum »Da gehör' ich hin
- da bin ich daheim, und da bleib ich«.
Wie man das schafft? Verdammt schwer. Es ist
die konsequente Abkehr vom »Ich« zu einem bedingungslosen
Bekenntnis zum »Wir«. Leichter gesagt
als getan, ich weiß, aber wenn man es geschafft hat,
merkt man, wie viel leichter das Leben wird, wenn
man Freud und Leid mit einem Partner teilen kann.
Freude wird verdoppelt, Leid halbiert.
»Mit vollen Hosen kann man gut stinken« - ein
wenig feiner Spruch, aber er stimmt. Heute, nach
sechsundfünfzig Jahren Ehe, wissen meine Frau und
ich, wovon wir reden.
An unserem Hochzeitstag im Jahr 1954 habe ich
meiner vierundzwanzig Jahre alten Braut den Brocken
zu verdauen gegeben: »Ich glaube, ich kann gut
verdienen und ein Leben lang für dich sorgen, und
sollten wir Kinder haben, auch für die! Sollten wir
aber irgendwann mal kein Geld mehr haben, ist es
deine Schuld!«
Gundula hat das nicht nur zur Kenntnis genommen,
sondern von Anfang an dafür gesorgt, dass
nichts verplempert wurde. Mit strenger Hand hielt
sie die Finanzen zusammen und achtete darauf, dass
jede Investition wertbeständig war. Wir waren da
nicht immer einig, aber sie hatte immer recht. Gelernt
hatte sie das bei ihrem Vater, der, wie sie mir
nicht gerade schmeichelhaft sagte, ein ähnlicher
Schlamper gewesen sei wie ich. Akkuratesse und Eifer
erschöpften sich meinerseits im Beruf. Aber auch
als Dompteuse zeigte Gundula beachtliches Talent.
Schon zu Beginn unserer Ehe wurde klar, dass sie im
Begriff war, mich zum gefügigen Untertanen zu machen
und zu dem zu werden, wie ich sie seit Jahren
nenne: »Meine Regierung«! Sie wurde zur einzigen
Obrigkeit, die ich akzeptiere, weil ich weiß: Was sie
tut, tut sie zu meinem Besten, auch wenn ich manchmal
nicht sofort begreife, was das Beste für mich
ist. Vom Augenblick an, als ich verstanden hatte,
Unverkäufliche Leseprobe
Joachim Fuchsberger
Altwerden ist nichts für Feiglinge
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 224 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-579-06760-5
© Gütersloher Verlagshaus
Erscheinungstermin: Januar 2011
... weniger
Autoren-Porträt von Joachim Fuchsberger
Joachim "Blacky" Fuchsberger, geboren am 11. März 1927 in Stuttgart, deutscher Schauspieler und Entertainer, wuchs in Heidelberg und Düsseldorf auf. Seine Film- und Fernsehkarriere begann er 1954 und erhielt dafür viele Auszeichnungen wie z. B. die Goldene Kamera, Bambi, Bundesverdienstkreuz, Grosses Bundesverdienstkreuz, Bayerischer Fernsehpreis für sein Lebenswerk sowie den "Deutschen Fernsehpreis 2011", ebenfalls für sein Lebenswerk und den Ehrenpreis des "Deutschen Nachhaltigkeitspreises" für sein Engagement für UNICEF. 2008 wurde er mit der Bayerischen Staatsmedaille für soziale Verdienste ausgezeichnet. Sein erfolgreiches Buch "Altwerden ist nichts für Feiglinge" ist mittlerweile in der 23. Auflage erhältlich. Er starb am 11. September 2014 in seinem Haus in Grünwald.
Bibliographische Angaben
- Autor: Joachim Fuchsberger
- 2011, 27. Aufl., 222 Seiten, Masse: 14,1 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Gütersloher Verlagshaus
- ISBN-10: 3579067605
- ISBN-13: 9783579067605
- Erscheinungsdatum: 19.01.2011
Rezension zu „Altwerden ist nichts für Feiglinge “
"Nun altert ein Star, wie der 84-jährige Fuchsberger komfortabler als ein Sozialrentner, doch auch für ihn werden die Treppen steiler, das Gehör unsensibler... Glückwunsch jedenfalls zu diesem erklärtermassen gottlosen, aber humanem Welken...." (Martin Hohnecker, Stuttgarter Zeitung, 18.03.2011)
Pressezitat
"Charmant und nachdenklich lässt der grosse Entertainer in seinem Buch Erlebnisse und Entscheidungen seines bewegten Lebens Revue passieren. [...] Lesenswert!" Zevener Zeitung (js)
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