Faktencheck Psyche

Ein gut verständliches Sachbuch zu einem facettenreichen Thema - Der Autor ist Psychologe und Psychotherapeut. In diesem Buch befasst er sich mit Glaubenssätzen (er nennt sie Mythen) zu unterschiedlichen Themenbereichen. In fünf Abschnitten geht es um die psychische Gesundheit, gesellschaftliche Normen, Gefühle, Selbsthilfe und Beziehungen und Familie. Jeweils zehn Mythen werden in einem Abschnitt analysiert. Manche dieser Glaubenssätze waren mir bekannt (z.B. "Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg", "Eigenlob stinkt" oder "Man muss nur positiv denken") andere waren mir neu (z.B. "Ansprechen macht's schlimmer" oder "Schlaf lässt sich erzwingen").

Zu jedem der Mythen gibt es Übungen. Einige davon haben mich angesprochen (z.B. die 5-Sekunden-Regel bei "Aufschieberitis", das "Bedürfnisbarometer" oder die "Pralinenübung" beim Thema Ernährung). Manche Übungen fand ich etwas zu konstruiert (z.B. Paargespräche in einem festen Rhythmus und mit vorher festgelegter Dauer durchzuführen).

Sehr gut gefallen hat mir die klare Strukturierung des Buchs. Der Schreibstil ist nicht zu wissenschaftlich, Fachbegriffe werden erläutert. Das macht das Lesen angenehm. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, wie die Geschichte "50 Jahre Höflichkeit", die zum Mythos "Liebe braucht keine Worte" im Abschnitt über Beziehungen und Familie gehört, zeigt. Darin geht es um ein älteres Ehepaars, das dem anderen in 50 Ehejahren immer die Brötchenhälfte überlässt, die der andere (vermeintlich!) lieber isst. Erst nach 50 Jahren wird deutlich, dass es genau umgekehrt ist. Auch manche der den einzelnen Abschnitten vorangestellten Zitate berühmter Persönlichkeiten sind amüsant (Beispiel: "Eine Familie ist in Ordnung, wenn man den Papagei unbesorgt verkaufen kann" - Will Rogers).

Fazit:

Dieses Sachbuch bietet die Möglichkeit, sich über bestimmte Glaubenssätze bewusst zu werden und sich damit eingehender zu befassen. Sich darüber klar zu werden, wie stark man selbst von solchen Mythen im eigenen Denken, Fühlen und Handeln geprägt ist, kann eine Bereicherung für das Selbstbild und das Selbstwertgefühl sein und das psychische Wohlbefinden fördern. Dabei sollte man nicht ausser Acht lassen, dass bei gravierenden psychischen Problemen die Übungen aus diesem Buch nicht ausreichen. Dann kann professionelle Hilfe angebracht sein, wie der Autor auch selbst im Nachwort zum Buch schreibt.