Genial lernen und lehren

Grundlagen, Lernmethoden und Beispiele aus der Praxis, welche das Prädikat gehirngerecht definitiv verdienen

Mir gefiel als Erstes der Einstieg in dieses Buch mit Aufgaben zum Mitdenken, Lerntools zum Ausprobieren und der bildlich ansprechenden Darstellung von verschiedenen Neuro-Mechanismen, welche durch Vera F. Birkenbihl bekannt sind. Gleichzeitig haderte ich noch ein bisschen mit dem Untertitel dieser Lektüre zum genialen Lernen und Lehren mit Birkenbihl-Methoden, weil ich mich im Rahmen der Neurodiversität in der Bildung nicht gerne auf Konzepte und Methoden einlasse, welche allgemeingültig sein sollen. Denn unsere neurologische Vielfalt postuliert gerade auch, dass jeder individuell lernt und lehrt und somit keine Pauschallösungen in der Bildung möglich sind. Umso neugieriger startete ich in das Kapitel Grundlagen mit neurologischen Hintergründen zum gehirngerechten Lernen.

Inspiriert durch die bildlich dargestellte, exponentiell verlaufende Lernkurve, das symbolische Lernhaus unter Vereinigung von Wissen - Können – Kompetenz und den mir noch unbekannten Lernpythagoras fokussierte ich mich auf die verschiedenen Neuro- Mechanismen, welche viele der eigens angewandten Lehr- und Lernmethoden aus neurobiologischer und neurowissenschaftlicher Sicht validiert werden. Die Wichtigkeit des assoziativen Denkens und Lernens gefiel mir speziell, weil ich entsprechende Lernmethoden in der eigenen Lehre als sehr effektiv und nachhaltig erfahre. Ebenso wird auf die Wichtigkeit des sofortigen Feedbacks eingegangen, welches schon Hattie in seiner umfassenden Metaanalyse als wichtigen Lerneffekt beschrieb. Der „Ball-im-Tor-Effekt“ war mir in diesem Zusammenhang noch kein Begriff, erscheint mir aber retrospektiv als sehr einleuchtend und als Metapher gültig sowie passend.

Die Darstellung dieser neurologischen Hintergründe zum gehirngerechten Lernen werden unseren neurologischen Funktionen gerecht, weil der methodische Aufbau des Buches sowie die dezent gewählten Abbildungen mit wenig kognitivem Overload das Gehirn nicht überfordern, sondern gezielt fördern. Zudem erscheinen mir die verfügbaren QR-Codes pro Kapitel mit Links zum YouTube Kanal der Autorin als sinnvoll und spannend, weil sie direkte Einblicke ins Schulzimmer von Karin Holenstein oder weiterführende Informationen zum jeweiligen Thema enthalten.

Der Buchabschnitt Toolbox mit Werkzeugen für erfolgreiches Lernen bestätigten mir die Wichtigkeit der Methodenvielfalt im Unterricht. Von der Mäntylä- oder ABC-Listen, über das Teekesselspiel oder der KaWas-Erstellung lernte ich verschiedene neue Begriffe kennen, die in meiner Methodensprache auch dem Erarbeiten einer Mindmap, der Wort-Assoziation oder der Priming Methode entsprechen. Im anschliessenden Kapitel Praxis werden übersichtlich konkrete Unterrichtssituationen aus dem Bildungsumfeld beleuchtet, mit methodisch passenden Lektionenplanungen, welche mir speziell für Novizen in der Lehre als sehr hilfreich und lehrreich erscheinen.

Danke, Karin Holenstein, dass Du mit diesem Buch das Feld der Neurodidaktik und Neurowissenschaften unter der Brille von Vera F. Birkenbihl dem Leser näher bringst, um gehirngerechtes Lehren und Lernen auf allen Bildungsstufen langfristig zu ermöglichen. Ich empfehle dieses Buch jeder Lehrperson, die ihre Unterrichtspraxis und die häufig immer gleich angewandten Lehr- und Lernmethoden unter die Lupe nehmen möchte. Die methodisch geschickt eingesetzten Reflexionsfragen zur eigenen Lehrpraxis in jedem Kapitel geben viel Raum und Inputs dazu. Ebenso haben diese meine anfänglich vorhandenen Vorurteile gegenüber Birkenbihl-Methoden beseitigt, weil ich die gehirngerechte Methodenvielfalt für das Erreichen von möglichst vielen Lernenden auch bei diesem Konzept als kennzeichnend einstufe.