Gute Geister
Roman
Mississippi, 1962: Die junge Skeeter wünscht sich nur eins: Sie will weg aus dem engen Jackson und als Journalistin in New York leben. Um etwas zu verändern, verbündet sie sich mit zwei schwarzen Dienstmädchen: Aibileen zieht die Kinder...
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Produktinformationen zu „Gute Geister “
Mississippi, 1962: Die junge Skeeter wünscht sich nur eins: Sie will weg aus dem engen Jackson und als Journalistin in New York leben. Um etwas zu verändern, verbündet sie sich mit zwei schwarzen Dienstmädchen: Aibileen zieht die Kinder ihrer Arbeitgeber auf - das Tafelsilber darf sie aber nicht berühren. Und Minny ist auf der Suche nach einer neuen Stelle. Sie ist bekannt für ihre Kochkünste, aber sie ist auch gefürchtet: Denn Minny trägt das Herz auf der Zunge. Gemeinsam beschließen die drei Frauen, gegen die Konventionen ihrer Zeit zu verstoßen und etwas zu wagen. Denn sie alle haben das Gefühl zu ersticken und wollen etwas verändern - in ihrer Stadt und in ihrem eigenen Leben.
Klappentext zu „Gute Geister “
Mississippi, 1962: Die junge Skeeter wünscht sich nur eins: Sie will weg aus dem engen Jackson und als Journalistin in New York leben. Um etwas zu verändern, verbündet sie sich mit zwei schwarzen Dienstmädchen: Aibileen zieht die Kinder ihrer Arbeitgeber auf - das Tafelsilber darf sie aber nicht berühren. Und Minny ist auf der Suche nach einer neuen Stelle. Sie ist bekannt für ihre Kochkünste, aber sie ist auch gefürchtet: Denn Minny trägt das Herz auf der Zunge. Gemeinsam beschliessen die drei Frauen, gegen die Konventionen ihrer Zeit zu verstossen und etwas zu wagen. Denn sie alle haben das Gefühl zu ersticken und wollen etwas verändern - in ihrer Stadt und in ihrem eigenen Leben.
Lese-Probe zu „Gute Geister “
Gute Geister von Kathryn StockettAibileen
Kapitel 1
August 1962
... mehr
Mae Mobley ist im August 1960 geboren, an einem Sonntag in der Früh. ein Kirchzeitkind, wie wir sagen. Weiße Babys zu versorgen ist meine Arbeit, mitsamt dem ganzen Kochen und Putzen. Siebzehn Kinder hab ich in meinem Leben aufgezogen. ich weiß, wie man's macht, dass die Kleinen einschlafen, nimmer weinen und aufs Klo gehen lernen, eh ihre Mamas am Morgen auch nur aus dem Bett kommen. Aber noch nie hab ich ein Baby so schreien sehen wie Mae Mobley Leefolt. Am ersten Tag komm ich zur Tür rein, und da ist sie, puterrot, schreit vor Bauchweh und wehrt sich gegen die Flasche, wie wenn's eine faulige Rübe wär. und miss Leefolt, die guckt, wie wenn sie Panik vor ihrem eigenen Kind hätt. »Was mache ich falsch? Warum hört das nicht auf? « Das? Da hab ich zum ersten Mal gedacht, irgendwas stimmt hier nicht.
Also hab ich das rote, schreiende Baby in die Arme genommen. Hab die Kleine bisschen auf meiner Hüfte geschuckelt, damit die Luft abgeht, und es hat keine zwei Minuten gedauert, bis sie mit Weinen aufgehört und mich angelächelt hat, so wie sie's seither immer macht. Aber miss Leefolt, die hat ihr eigenes Baby den ganzen Tag kein einziges Mal hochgenommen. ich hab ja schon viele Frauen gesehen, die nach der Geburt den Babyblues gekriegt haben. ich hab wohl gedacht, dass es das war. Das Problem mit miss Leefolt ist: Sie macht nicht nur die ganze Zeit ein finsteres Gesicht, sie ist auch noch klapperdürr. ihre Beine sind so dünn, wie wenn sie ihr erst letzte Woche gewachsen wären. Dreiundzwanzig ist sie und so schlaksig wie ein vierzehnjähriger Bub. Sogar ihr Haar ist dünn, braun, aber man kann regelrecht durchgucken. Sie versucht's mit Toupieren, aber davon sieht's nur noch dünner aus. ihr Gesicht hat genau die Form wie das von dem roten Teufel auf der Packung mit den scharfen Zimtbonbons, das gleiche spitze Kinn und überhaupt. und ihr ganzer Körper hat so viele ecken und Spitzen, kein Wunder, dass sie das Baby nicht beruhigen kann. Babys mögen es dick und weich. Sie mögen es, sich zum Einschlafen richtig in eine weiche Armbeuge zu kuscheln. und dicke, fette Beine mögen sie auch. Davon kann ich ein Lied singen. Wie sie ein Jahr alt war, ist mir May Mobley auf Schritt und Tritt hinterhergekrabbelt. Wenn's dann fünf Uhr war, hat sie an meinem Dr.-Scholl-Schuh gehangen, sich über den Boden schleifen lassen und geheult, wie wenn ich nie mehr wiederkommen würd. und miss Leefolt hat mich mit schmalen Augen angeguckt, wie wenn ich was falsch gemacht hätt, und die weinende Kleine von meinem Fuß abgepflückt. Das ist wohl das Risiko, wenn man seine Kinder von jemand anderm aufziehen lässt.
Jetzt ist Mae Mobley zwei. Sie hat große, braune Augen und honigfarbene Locken. Aber der kahle fleck hinten am Kopf wirft das Bild bisschen über den Haufen. Wenn ihr was nicht passt, hat sie die gleiche falte zwischen den Augenbrauen wie ihre Mama. Sie sehen sich schon ähnlich, nur dass Mae Mobley so dick ist. Schönheitskönigin wird sie bestimmt nie. ich glaub, miss Leefolt macht das was aus, aber ich hab Mae Mobley richtig gern. meinen Sohn Treelore hab ich verloren, kurz bevor ich bei miss Leefolt angefangen hab. er war vierundzwanzig. Die beste Zeit im Leben. er konnt nur nicht lang genug auf dieser Welt bleiben.
er hatte seine eigne kleine Wohnung drüben in der Foley Street. War mit einem netten Mädchen namens Frances zusammen, und ich denk, sie wollten irgendwann heiraten, aber in so was war er langsam. Nicht weil er auf der Suche nach was Besserem war, das nicht, er war einfach nur von der Sorte, die viel denkt. Hatte eine dicke Brille und war immer am Lesen. Hat sogar angefangen, selbst ein Buch zu schreiben, über einen farbigen, der in Mississippi lebt und arbeitet. Gott, war ich da stolz. Aber dann, eines Abends, war er noch bis spät in der Scanlon-Taylor-Sägemühle arbeiten, Kanthölzer zum Laster schleppen, splittriges Zeug, das sich durch die Handschuhe bohrt. für die Art Arbeit war er zu klein und zu schmächtig, aber er brauchte den Job. er war müd. es war am Regnen. er ist auf der Laderampe ausgerutscht und runtergefallen, direkt vor die Räder. Der Fahrer von der Zugmaschine hat ihn nicht gesehen und ihm die Lunge zerquetscht, eh er sich rühren konnt. Wie ich's erfahren hab, war er schon tot.
An dem Tag wurd meine ganze Welt schwarz. Die Luft sah schwarz aus, die Sonne sah schwarz aus. ich bin im Bett liegen geblieben und hab auf die schwarzen Wände von meinem Haus gestarrt. Minny ist jeden Tag gekommen, gucken, ob ich noch atme, mich mit essen füttern, damit ich am Leben bleib. Drei Monate hat's gedauert, bis ich auch nur aus dem Fenster geschaut hab, ob's die Welt noch gab. ich war überrascht, dass die Welt nicht zusammen mit meinem Jungen verschwunden war.
fünf Monate nach der Beerdigung hab ich mich aus dem Bett gehievt. ich hab meine weiße Dienstmädchenuniform angezogen und mir mein kleines Goldkreuz um den Hals gehängt und bin zu miss Leefolt gegangen, weil die grad ihr kleines Mädchen gekriegt hatte. Aber ziemlich bald hab ich gemerkt, dass in mir was anders geworden war. ein bittrer Samen war da in mir aufgegangen. und ich konnt einfach nicht mehr alles so geduldig hinnehmen. »Sehen Sie zu, dass im Haus alles tipptopp ist, und machen Sie dann den Hühnersalat«, sagt miss Leefolt. es ist Bridgekränzchen-Tag. immer der vierte Mittwoch im Monat. Natürlich hab ich alles vorbereitet - den Hühnersalat schon am Morgen gemacht, die Tischtücher gestern gebügelt. und miss Leefolt hat mich dabei gesehen. Sie ist grade mal dreiundzwanzig und hört sich gern kommandieren. Sie hat schon das blaue Kleid an, das ich heute Morgen gebügelt hab, das mit den fünfundsechzig Plisseefalten, die so winzig sind, dass ich beim Bügeln die Augen hinter der Brille zusammenkneifen muss. es gibt nicht viel, was ich auf der Welt hasse, aber das Kleid und ich, wir mögen uns gar nicht.
»und sorgen Sie dafür, dass Mae Mobley nicht zu uns reinkommt. ich kann ihnen sagen, ich habe die Nase voll von ihr - sie hat mein gutes Briefpapier in tausend Fetzchen zerrissen, und ich muss fünfzehn Dankesbriefe für die Junior League schreiben ...«
ich richt alles für ihre Freundinnen her. Nehm die guten Kristallgläser raus und das Silberbesteck. miss Leefolt stellt nicht einfach einen ollen Spieltisch auf wie die anderen Ladys. Wir nehmen den Esszimmertisch. Legen ein Tischtuch drüber, um den großen L-förmigen Riss zu verdecken, tun den roten Blumenschmuck rüber aufs Sideboard, damit man das verkratzte Holz nicht sieht. miss Leefolt hat's gern fein, wenn sie einen Luncheon gibt. Vielleicht will sie ja wettmachen, dass ihr Haus so klein ist. Die Leefolts sind keine reichen Leute, so viel weiß ich. Reiche Leute bemühen sich nicht so. ich bin's ja gewöhnt, bei jungen Ehepaaren beschäftigt zu sein, aber ich würd doch sagen, das hier ist das kleinste Haus, in dem ich je gearbeitet hab. es hat nur das eine Stockwerk. Ihr und Mister Leefolts Zimmer hintenraus ist ja ganz ordentlich, aber das von der Kleinen ist winzig. Das Esszimmer und das normale Wohnzimmer gehen ineinander über. Bäder gibt's nur zwei, und da bin ich froh drüber, weil ich schon in Häusern gearbeitet hab, wo fünf oder sechs waren. Da braucht man einen ganzen Tag, allein um die Klos zu putzen. miss Leefolt zahlt nur fünfundneunzig Cent die Stunde, da hab ich jahrelang mehr gekriegt. Aber nach Treelores Tod hab ich genommen, was ich kriegen konnte. Der Vermieter hätt nimmer viel länger gewartet. und wenn das Haus auch klein ist, tut miss Leefolt doch, was sie kann, um's hübsch herzurichten. An der Nähmaschine ist sie ziemlich gut. für alles, was sie nicht durch was Neues ersetzen kann, kauft sie einfach blauen Stoff und näht einen Überzug draus.
es klingelt, und ich geh aufmachen. »Hey, Aibileen«, sagt miss Skeeter, weil sie eine ist, die mit Dienstmädchen redet. »Wie geht's? «
»Hey, miss Skeeter. mir geht's gut. Gott im Himmel, heiß da draußen. «
miss Skeeter ist ganz groß und dünn. ihr Haar ist gelb und so geschnitten, dass es nicht mal bis auf die Schultern geht, weil es sich das ganze Jahr über kraust. Sie ist auch dreiundzwanzig oder so, wie miss Leefolt und die anderen. Sie stellt ihre Handtasche auf einen Stuhl und macht erst mal komische Bewegungen, wie wenn ihre Kleider sie jucken. Sie hat eine weiße Spitzenbluse an, bis oben zugeknöpft wie bei einer Nonne, und flache Schuh, wahrscheinlich, damit sie nicht noch größer wirkt. ihr blauer Rock steht in der Taille ab. miss Skeeter sieht immer aus, wie wenn ihr jemand anders sagen würd, was sie anziehen soll.
ich hör miss Hilly und ihre Mama, miss Walters, draußen vorfahren und hupen. miss Hilly wohnt drei Meter weiter, kommt aber immer mit dem Auto rüber. ich lass sie rein. Sie marschiert einfach nur an mir vorbei, und ich sag mir, dass es ein guter Moment ist, Mae Mobley vom Mittagsschlaf hochzunehmen. Wie ich ins Kinderzimmer komm, lächelt Mae Mobley mich an und streckt ihre dicken Ärmchen nach mir aus.
»Du bist schon wach, Baby Girl? Warum hast du mich nicht gerufen? «
Sie lacht und tanzt einen kleinen Jig, wartet, dass ich sie rausheb. ich drück sie fest. ich schätz mal, sie wird nicht häufig so gedrückt, wenn ich am Abend gegangen bin. Oft komm ich morgens zur Arbeit und find sie heulend in ihrem Gitterbett. und miss Leefolt sitzt an der Nähmaschine und verdreht die Augen, wie wenn's eine streunende Katze wär, die in der Fliegentür klemmt und schreit. miss Leefolt zieht sich jeden Tag hübsch an. ist immer geschminkt, hat einen Carport und einen Doppelkühlschrank mit eingebautem Eisfach. Wenn man sie im Jitney 14 einkaufen sieht, würd man nie denken, dass sie ihre Kleine einfach heulend im Gitterbettchen lässt. Aber das Dienstmädchen weiß alles.
Heut ist allerdings ein guter Tag. Die Kleine grinst über beide Backen.
ich sag: »Aibileen. «
Sie sagt: »Ai-bee. «
ich sag: »Liebt.«
Sie sagt: »Liep.«
ich sag: »Mae Mobley.«
Sie sagt: »Ai-bee.« und lacht und lacht. Sie ist ganz aus dem Häuschen, weil sie jetzt spricht, und ich muss sagen, es wird auch Zeit. Treelore hat auch nichts gesagt, bis er zwei war. Aber wie er in der dritten Klasse war, hat er besser geredet wie der Präsident der Vereinigten Staaten, ist heimgekommen und hat Wörter benutzt wie Konjugation und parlamentarisch. und wie er dann auf der Junior High war, haben wir immer so ein Spiel gespielt, wo ich ein normales Wort gesagt hab, und er musst dann ein hochvornehmes dafür finden. ich sag Hauskatze, er sagt domestizierte Felide, ich sag Mixer, und er sagt motorisierte Rotunde. eines Tags sag ich Crisco. er kratzt sich am Kopf. Kann's nicht fassen, dass ich mit so was Simplem wie Crisco Pflanzenfett gewonnen hab. Das war von da an so eine Art Geheimwitz zwischen uns, ein Wort für was, was man nicht vornehmer machen kann, als es ist, auch wenn man sich noch so viel müh gibt. Wir nannten seinen Daddy Crisco, weil man's nicht schönreden kann, wenn ein Mann einfach seine Familie sitzen lässt. und er außerdem der nichtsnutzigste Schmierlappen ist, den die Welt je gesehen hat.
ich trag Mae Mobley in die Küche, setz sie in ihren Hochstuhl und denk an die beiden Sachen, die ich heut noch machen muss, eh miss Leefolt einen Anfall kriegt: von den Servietten die aussortieren, die langsam durchgewetzt sind, und das Silber im Schrank richtig ordnen. Gott im Himmel, ich muss das wohl machen, während die Ladys da sind. ich bring das Tablett mit Teufelseiern ins Esszimmer raus. miss Leefolt sitzt oben am Tisch, und links von ihr sitzen Miss Hilly Holbrook und miss Hillys Mama, Miss Walters, die von miss Hilly gar nicht respektvoll behandelt wird. und rechts von miss Leefolt sitzt miss Skeeter. ich geh mit den eiern rum, fang bei miss Walters an, weil sie die Älteste ist. es ist warm hier drin, aber sie hat eine dicke braune Strickjacke umgehängt. Sie nimmt ein Ei auf den Löffel und lässt es ums Haar fallen, weil sie allmählich tattrig wird. Dann geh ich weiter zu Miss Hilly, und die lächelt und nimmt sich zwei. miss Hilly hat ein rundes Gesicht und eine dunkelbraune Bienenkorbfrisur. ihre Haut ist olivfarben, mit Sommersprossen und Muttermalen. Sie trägt gern rotes Schottenkaro.
und sie kriegt langsam einen dicken Hintern. Heut, wo es so heiß ist, hat sie ein ärmelloses rotes Kleid ohne Taille an. Sie ist eine von den erwachsenen Frauen, die sich immer noch wie kleine Mädchen anziehn, mit großen Schleifen und dazu passenden Hüten und so. ich kann sie nicht besonders leiden.
ich geh auf die andere Seite zu Miss Skeeter, aber die rümpft
die Nase und sagt »Nein, danke«, weil sie keine Eier isst. ich erinner miss Leefolt jedes Mal dran, wenn das Bridgekränzchen bei ihr stattfindet, aber sie will trotzdem, dass ich die Eier mach. Sie hat Angst, dass miss Hilly sonst enttäuscht ist.
Schließlich bedien ich miss Leefolt. Sie ist die Gastgeberin, also kriegt sie ihre Eier zuletzt. Kaum dass ich fertig bin, ruft miss Hilly »ich darf doch« und schnappt sich noch zwei Eier, was mich nicht weiter überrascht. »Ratet mal, wen ich im Schönheitssalon getroffen habe«, sagt miss Hilly zu den anderen Ladys.
»Wen?«, will miss Leefolt wissen.
»Celia foote. und wisst ihr, was sie mich gefragt hat? Ob sie dieses Jahr beim Wohltätigkeitsball mithelfen könnte.«
»Gut«, sagt miss Skeeter. »Wir können Hilfe brauchen.«
»So dringend nicht. ich habe es ihr gesagt. ›Celia‹, habe ich gesagt, ›um mitzumachen muss man League-mitglied oder Förderin sein.‹ Was glaubt sie, was die Jackson-League ist? ein
offener Club?«
»Nehmen wir dieses Jahr nicht auch Nichtmitglieder? Weil der Wohltätigkeitsball so groß geworden ist?«, fragt miss Skeeter.
»Na ja, schon«, murmelt miss Hilly. »Aber das werde ich ihr doch nicht sagen.«
»ich kann's nicht fassen, dass Johnny so ein ungehobeltes Ding geheiratet hat«, sagt miss Leefolt, und miss Hilly nickt.
Sie fängt an, die Bridgekarten zu geben.
ich servier grad den eisgekühlten Salat und die Schinkensandwiches und kann nicht anders, wie ihr Geplapper mitanzuhören.
Gibt nur drei Sachen, über die diese Ladys sprechen: ihre Kinder, ihre Kleider und ihre Bekannten. ich hör das Wort Kennedy. ich weiß, sie reden nicht über Politik. Sie reden drüber, was miss Jackie im Fernsehen angehabt hat. Wie ich zu miss Walters komm, nimmt sie sich nur ein halbes Sandwich.
»Mama«, schreit miss Hilly miss Walters an. »Nimm dir noch ein Sandwich! Du bist dürr wie ein Telefonmast.« miss Hilly guckt in die Runde. »ich sage ihr immer wieder, wenn diese Minn nicht kochen kann, muss sie sie eben feuern.«
ich spitz die Ohren. Sie reden vom Dienstmädchen. Minn ist meine beste Freundin.
»Minn kann kochen«, sagt die alte miss Walters. »ich habe nur nicht mehr so viel Hunger wie früher.«
Minn ist wohl die beste Köchin von Hinds County, wenn nicht von ganz Mississippi. Sie müsst das gefragteste Dienstmädchen weit und breit sein. Aber das Problem ist, Minn ist nicht auf den Mund gefallen. Sie gibt immer Widerworte. Mal legt sie sich mit dem weißen Filialleiter vom Jitney-Jungle-Supermarkt an, mal mit ihrem Mann und immerzu mit der weißen Lady, bei der sie arbeitet. Dass sie schon so lang bei miss Walters ist, liegt nur da dran, dass Miss Walters stocktaub ist.
»ich finde, du bist unterernährt, Mama!«, schreit miss Hilly. »Diese Minn gibt dir nichts zu essen, damit sie die letzten Erbstücke stehlen kann, die mir noch bleiben.« miss Hilly steht schnaubend auf. »ich gehe mir mal die Nase pudern. Passt auf sie auf, für den Fall, dass sie vor Hunger tot umfällt.«
Wie Miss Hilly draußen ist, sagt Miss Walters ganz leis: »Das käme dir gerade recht.« Alle tun, wie wenn sie nichts gehört hätten. ich ruf Minn wohl besser heut Abend an und erzähl ihr, was miss Hilly behauptet hat. in der Küche sitzt die Kleine in ihrem Hochstuhl, roten Saft im ganzen Gesicht. Sowie ich reinkomm, strahlt sie. Sie bleibt ganz brav da sitzen, aber ich lass sie nicht gern zu lang allein. ich weiß, sie starrt ganz still auf die Tür, bis ich wiederkomm. ich tätschel ihr weiches Köpfchen und geh wieder raus, Eistee einschenken. miss Hilly ist zurück auf ihrem Platz und scheint jetzt wegen irgendwas Andrem unter Dampf zu stehen.
© der deutschsprachigen Ausgabe 2010/ 2011 by btb Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
Mae Mobley ist im August 1960 geboren, an einem Sonntag in der Früh. ein Kirchzeitkind, wie wir sagen. Weiße Babys zu versorgen ist meine Arbeit, mitsamt dem ganzen Kochen und Putzen. Siebzehn Kinder hab ich in meinem Leben aufgezogen. ich weiß, wie man's macht, dass die Kleinen einschlafen, nimmer weinen und aufs Klo gehen lernen, eh ihre Mamas am Morgen auch nur aus dem Bett kommen. Aber noch nie hab ich ein Baby so schreien sehen wie Mae Mobley Leefolt. Am ersten Tag komm ich zur Tür rein, und da ist sie, puterrot, schreit vor Bauchweh und wehrt sich gegen die Flasche, wie wenn's eine faulige Rübe wär. und miss Leefolt, die guckt, wie wenn sie Panik vor ihrem eigenen Kind hätt. »Was mache ich falsch? Warum hört das nicht auf? « Das? Da hab ich zum ersten Mal gedacht, irgendwas stimmt hier nicht.
Also hab ich das rote, schreiende Baby in die Arme genommen. Hab die Kleine bisschen auf meiner Hüfte geschuckelt, damit die Luft abgeht, und es hat keine zwei Minuten gedauert, bis sie mit Weinen aufgehört und mich angelächelt hat, so wie sie's seither immer macht. Aber miss Leefolt, die hat ihr eigenes Baby den ganzen Tag kein einziges Mal hochgenommen. ich hab ja schon viele Frauen gesehen, die nach der Geburt den Babyblues gekriegt haben. ich hab wohl gedacht, dass es das war. Das Problem mit miss Leefolt ist: Sie macht nicht nur die ganze Zeit ein finsteres Gesicht, sie ist auch noch klapperdürr. ihre Beine sind so dünn, wie wenn sie ihr erst letzte Woche gewachsen wären. Dreiundzwanzig ist sie und so schlaksig wie ein vierzehnjähriger Bub. Sogar ihr Haar ist dünn, braun, aber man kann regelrecht durchgucken. Sie versucht's mit Toupieren, aber davon sieht's nur noch dünner aus. ihr Gesicht hat genau die Form wie das von dem roten Teufel auf der Packung mit den scharfen Zimtbonbons, das gleiche spitze Kinn und überhaupt. und ihr ganzer Körper hat so viele ecken und Spitzen, kein Wunder, dass sie das Baby nicht beruhigen kann. Babys mögen es dick und weich. Sie mögen es, sich zum Einschlafen richtig in eine weiche Armbeuge zu kuscheln. und dicke, fette Beine mögen sie auch. Davon kann ich ein Lied singen. Wie sie ein Jahr alt war, ist mir May Mobley auf Schritt und Tritt hinterhergekrabbelt. Wenn's dann fünf Uhr war, hat sie an meinem Dr.-Scholl-Schuh gehangen, sich über den Boden schleifen lassen und geheult, wie wenn ich nie mehr wiederkommen würd. und miss Leefolt hat mich mit schmalen Augen angeguckt, wie wenn ich was falsch gemacht hätt, und die weinende Kleine von meinem Fuß abgepflückt. Das ist wohl das Risiko, wenn man seine Kinder von jemand anderm aufziehen lässt.
Jetzt ist Mae Mobley zwei. Sie hat große, braune Augen und honigfarbene Locken. Aber der kahle fleck hinten am Kopf wirft das Bild bisschen über den Haufen. Wenn ihr was nicht passt, hat sie die gleiche falte zwischen den Augenbrauen wie ihre Mama. Sie sehen sich schon ähnlich, nur dass Mae Mobley so dick ist. Schönheitskönigin wird sie bestimmt nie. ich glaub, miss Leefolt macht das was aus, aber ich hab Mae Mobley richtig gern. meinen Sohn Treelore hab ich verloren, kurz bevor ich bei miss Leefolt angefangen hab. er war vierundzwanzig. Die beste Zeit im Leben. er konnt nur nicht lang genug auf dieser Welt bleiben.
er hatte seine eigne kleine Wohnung drüben in der Foley Street. War mit einem netten Mädchen namens Frances zusammen, und ich denk, sie wollten irgendwann heiraten, aber in so was war er langsam. Nicht weil er auf der Suche nach was Besserem war, das nicht, er war einfach nur von der Sorte, die viel denkt. Hatte eine dicke Brille und war immer am Lesen. Hat sogar angefangen, selbst ein Buch zu schreiben, über einen farbigen, der in Mississippi lebt und arbeitet. Gott, war ich da stolz. Aber dann, eines Abends, war er noch bis spät in der Scanlon-Taylor-Sägemühle arbeiten, Kanthölzer zum Laster schleppen, splittriges Zeug, das sich durch die Handschuhe bohrt. für die Art Arbeit war er zu klein und zu schmächtig, aber er brauchte den Job. er war müd. es war am Regnen. er ist auf der Laderampe ausgerutscht und runtergefallen, direkt vor die Räder. Der Fahrer von der Zugmaschine hat ihn nicht gesehen und ihm die Lunge zerquetscht, eh er sich rühren konnt. Wie ich's erfahren hab, war er schon tot.
An dem Tag wurd meine ganze Welt schwarz. Die Luft sah schwarz aus, die Sonne sah schwarz aus. ich bin im Bett liegen geblieben und hab auf die schwarzen Wände von meinem Haus gestarrt. Minny ist jeden Tag gekommen, gucken, ob ich noch atme, mich mit essen füttern, damit ich am Leben bleib. Drei Monate hat's gedauert, bis ich auch nur aus dem Fenster geschaut hab, ob's die Welt noch gab. ich war überrascht, dass die Welt nicht zusammen mit meinem Jungen verschwunden war.
fünf Monate nach der Beerdigung hab ich mich aus dem Bett gehievt. ich hab meine weiße Dienstmädchenuniform angezogen und mir mein kleines Goldkreuz um den Hals gehängt und bin zu miss Leefolt gegangen, weil die grad ihr kleines Mädchen gekriegt hatte. Aber ziemlich bald hab ich gemerkt, dass in mir was anders geworden war. ein bittrer Samen war da in mir aufgegangen. und ich konnt einfach nicht mehr alles so geduldig hinnehmen. »Sehen Sie zu, dass im Haus alles tipptopp ist, und machen Sie dann den Hühnersalat«, sagt miss Leefolt. es ist Bridgekränzchen-Tag. immer der vierte Mittwoch im Monat. Natürlich hab ich alles vorbereitet - den Hühnersalat schon am Morgen gemacht, die Tischtücher gestern gebügelt. und miss Leefolt hat mich dabei gesehen. Sie ist grade mal dreiundzwanzig und hört sich gern kommandieren. Sie hat schon das blaue Kleid an, das ich heute Morgen gebügelt hab, das mit den fünfundsechzig Plisseefalten, die so winzig sind, dass ich beim Bügeln die Augen hinter der Brille zusammenkneifen muss. es gibt nicht viel, was ich auf der Welt hasse, aber das Kleid und ich, wir mögen uns gar nicht.
»und sorgen Sie dafür, dass Mae Mobley nicht zu uns reinkommt. ich kann ihnen sagen, ich habe die Nase voll von ihr - sie hat mein gutes Briefpapier in tausend Fetzchen zerrissen, und ich muss fünfzehn Dankesbriefe für die Junior League schreiben ...«
ich richt alles für ihre Freundinnen her. Nehm die guten Kristallgläser raus und das Silberbesteck. miss Leefolt stellt nicht einfach einen ollen Spieltisch auf wie die anderen Ladys. Wir nehmen den Esszimmertisch. Legen ein Tischtuch drüber, um den großen L-förmigen Riss zu verdecken, tun den roten Blumenschmuck rüber aufs Sideboard, damit man das verkratzte Holz nicht sieht. miss Leefolt hat's gern fein, wenn sie einen Luncheon gibt. Vielleicht will sie ja wettmachen, dass ihr Haus so klein ist. Die Leefolts sind keine reichen Leute, so viel weiß ich. Reiche Leute bemühen sich nicht so. ich bin's ja gewöhnt, bei jungen Ehepaaren beschäftigt zu sein, aber ich würd doch sagen, das hier ist das kleinste Haus, in dem ich je gearbeitet hab. es hat nur das eine Stockwerk. Ihr und Mister Leefolts Zimmer hintenraus ist ja ganz ordentlich, aber das von der Kleinen ist winzig. Das Esszimmer und das normale Wohnzimmer gehen ineinander über. Bäder gibt's nur zwei, und da bin ich froh drüber, weil ich schon in Häusern gearbeitet hab, wo fünf oder sechs waren. Da braucht man einen ganzen Tag, allein um die Klos zu putzen. miss Leefolt zahlt nur fünfundneunzig Cent die Stunde, da hab ich jahrelang mehr gekriegt. Aber nach Treelores Tod hab ich genommen, was ich kriegen konnte. Der Vermieter hätt nimmer viel länger gewartet. und wenn das Haus auch klein ist, tut miss Leefolt doch, was sie kann, um's hübsch herzurichten. An der Nähmaschine ist sie ziemlich gut. für alles, was sie nicht durch was Neues ersetzen kann, kauft sie einfach blauen Stoff und näht einen Überzug draus.
es klingelt, und ich geh aufmachen. »Hey, Aibileen«, sagt miss Skeeter, weil sie eine ist, die mit Dienstmädchen redet. »Wie geht's? «
»Hey, miss Skeeter. mir geht's gut. Gott im Himmel, heiß da draußen. «
miss Skeeter ist ganz groß und dünn. ihr Haar ist gelb und so geschnitten, dass es nicht mal bis auf die Schultern geht, weil es sich das ganze Jahr über kraust. Sie ist auch dreiundzwanzig oder so, wie miss Leefolt und die anderen. Sie stellt ihre Handtasche auf einen Stuhl und macht erst mal komische Bewegungen, wie wenn ihre Kleider sie jucken. Sie hat eine weiße Spitzenbluse an, bis oben zugeknöpft wie bei einer Nonne, und flache Schuh, wahrscheinlich, damit sie nicht noch größer wirkt. ihr blauer Rock steht in der Taille ab. miss Skeeter sieht immer aus, wie wenn ihr jemand anders sagen würd, was sie anziehen soll.
ich hör miss Hilly und ihre Mama, miss Walters, draußen vorfahren und hupen. miss Hilly wohnt drei Meter weiter, kommt aber immer mit dem Auto rüber. ich lass sie rein. Sie marschiert einfach nur an mir vorbei, und ich sag mir, dass es ein guter Moment ist, Mae Mobley vom Mittagsschlaf hochzunehmen. Wie ich ins Kinderzimmer komm, lächelt Mae Mobley mich an und streckt ihre dicken Ärmchen nach mir aus.
»Du bist schon wach, Baby Girl? Warum hast du mich nicht gerufen? «
Sie lacht und tanzt einen kleinen Jig, wartet, dass ich sie rausheb. ich drück sie fest. ich schätz mal, sie wird nicht häufig so gedrückt, wenn ich am Abend gegangen bin. Oft komm ich morgens zur Arbeit und find sie heulend in ihrem Gitterbett. und miss Leefolt sitzt an der Nähmaschine und verdreht die Augen, wie wenn's eine streunende Katze wär, die in der Fliegentür klemmt und schreit. miss Leefolt zieht sich jeden Tag hübsch an. ist immer geschminkt, hat einen Carport und einen Doppelkühlschrank mit eingebautem Eisfach. Wenn man sie im Jitney 14 einkaufen sieht, würd man nie denken, dass sie ihre Kleine einfach heulend im Gitterbettchen lässt. Aber das Dienstmädchen weiß alles.
Heut ist allerdings ein guter Tag. Die Kleine grinst über beide Backen.
ich sag: »Aibileen. «
Sie sagt: »Ai-bee. «
ich sag: »Liebt.«
Sie sagt: »Liep.«
ich sag: »Mae Mobley.«
Sie sagt: »Ai-bee.« und lacht und lacht. Sie ist ganz aus dem Häuschen, weil sie jetzt spricht, und ich muss sagen, es wird auch Zeit. Treelore hat auch nichts gesagt, bis er zwei war. Aber wie er in der dritten Klasse war, hat er besser geredet wie der Präsident der Vereinigten Staaten, ist heimgekommen und hat Wörter benutzt wie Konjugation und parlamentarisch. und wie er dann auf der Junior High war, haben wir immer so ein Spiel gespielt, wo ich ein normales Wort gesagt hab, und er musst dann ein hochvornehmes dafür finden. ich sag Hauskatze, er sagt domestizierte Felide, ich sag Mixer, und er sagt motorisierte Rotunde. eines Tags sag ich Crisco. er kratzt sich am Kopf. Kann's nicht fassen, dass ich mit so was Simplem wie Crisco Pflanzenfett gewonnen hab. Das war von da an so eine Art Geheimwitz zwischen uns, ein Wort für was, was man nicht vornehmer machen kann, als es ist, auch wenn man sich noch so viel müh gibt. Wir nannten seinen Daddy Crisco, weil man's nicht schönreden kann, wenn ein Mann einfach seine Familie sitzen lässt. und er außerdem der nichtsnutzigste Schmierlappen ist, den die Welt je gesehen hat.
ich trag Mae Mobley in die Küche, setz sie in ihren Hochstuhl und denk an die beiden Sachen, die ich heut noch machen muss, eh miss Leefolt einen Anfall kriegt: von den Servietten die aussortieren, die langsam durchgewetzt sind, und das Silber im Schrank richtig ordnen. Gott im Himmel, ich muss das wohl machen, während die Ladys da sind. ich bring das Tablett mit Teufelseiern ins Esszimmer raus. miss Leefolt sitzt oben am Tisch, und links von ihr sitzen Miss Hilly Holbrook und miss Hillys Mama, Miss Walters, die von miss Hilly gar nicht respektvoll behandelt wird. und rechts von miss Leefolt sitzt miss Skeeter. ich geh mit den eiern rum, fang bei miss Walters an, weil sie die Älteste ist. es ist warm hier drin, aber sie hat eine dicke braune Strickjacke umgehängt. Sie nimmt ein Ei auf den Löffel und lässt es ums Haar fallen, weil sie allmählich tattrig wird. Dann geh ich weiter zu Miss Hilly, und die lächelt und nimmt sich zwei. miss Hilly hat ein rundes Gesicht und eine dunkelbraune Bienenkorbfrisur. ihre Haut ist olivfarben, mit Sommersprossen und Muttermalen. Sie trägt gern rotes Schottenkaro.
und sie kriegt langsam einen dicken Hintern. Heut, wo es so heiß ist, hat sie ein ärmelloses rotes Kleid ohne Taille an. Sie ist eine von den erwachsenen Frauen, die sich immer noch wie kleine Mädchen anziehn, mit großen Schleifen und dazu passenden Hüten und so. ich kann sie nicht besonders leiden.
ich geh auf die andere Seite zu Miss Skeeter, aber die rümpft
die Nase und sagt »Nein, danke«, weil sie keine Eier isst. ich erinner miss Leefolt jedes Mal dran, wenn das Bridgekränzchen bei ihr stattfindet, aber sie will trotzdem, dass ich die Eier mach. Sie hat Angst, dass miss Hilly sonst enttäuscht ist.
Schließlich bedien ich miss Leefolt. Sie ist die Gastgeberin, also kriegt sie ihre Eier zuletzt. Kaum dass ich fertig bin, ruft miss Hilly »ich darf doch« und schnappt sich noch zwei Eier, was mich nicht weiter überrascht. »Ratet mal, wen ich im Schönheitssalon getroffen habe«, sagt miss Hilly zu den anderen Ladys.
»Wen?«, will miss Leefolt wissen.
»Celia foote. und wisst ihr, was sie mich gefragt hat? Ob sie dieses Jahr beim Wohltätigkeitsball mithelfen könnte.«
»Gut«, sagt miss Skeeter. »Wir können Hilfe brauchen.«
»So dringend nicht. ich habe es ihr gesagt. ›Celia‹, habe ich gesagt, ›um mitzumachen muss man League-mitglied oder Förderin sein.‹ Was glaubt sie, was die Jackson-League ist? ein
offener Club?«
»Nehmen wir dieses Jahr nicht auch Nichtmitglieder? Weil der Wohltätigkeitsball so groß geworden ist?«, fragt miss Skeeter.
»Na ja, schon«, murmelt miss Hilly. »Aber das werde ich ihr doch nicht sagen.«
»ich kann's nicht fassen, dass Johnny so ein ungehobeltes Ding geheiratet hat«, sagt miss Leefolt, und miss Hilly nickt.
Sie fängt an, die Bridgekarten zu geben.
ich servier grad den eisgekühlten Salat und die Schinkensandwiches und kann nicht anders, wie ihr Geplapper mitanzuhören.
Gibt nur drei Sachen, über die diese Ladys sprechen: ihre Kinder, ihre Kleider und ihre Bekannten. ich hör das Wort Kennedy. ich weiß, sie reden nicht über Politik. Sie reden drüber, was miss Jackie im Fernsehen angehabt hat. Wie ich zu miss Walters komm, nimmt sie sich nur ein halbes Sandwich.
»Mama«, schreit miss Hilly miss Walters an. »Nimm dir noch ein Sandwich! Du bist dürr wie ein Telefonmast.« miss Hilly guckt in die Runde. »ich sage ihr immer wieder, wenn diese Minn nicht kochen kann, muss sie sie eben feuern.«
ich spitz die Ohren. Sie reden vom Dienstmädchen. Minn ist meine beste Freundin.
»Minn kann kochen«, sagt die alte miss Walters. »ich habe nur nicht mehr so viel Hunger wie früher.«
Minn ist wohl die beste Köchin von Hinds County, wenn nicht von ganz Mississippi. Sie müsst das gefragteste Dienstmädchen weit und breit sein. Aber das Problem ist, Minn ist nicht auf den Mund gefallen. Sie gibt immer Widerworte. Mal legt sie sich mit dem weißen Filialleiter vom Jitney-Jungle-Supermarkt an, mal mit ihrem Mann und immerzu mit der weißen Lady, bei der sie arbeitet. Dass sie schon so lang bei miss Walters ist, liegt nur da dran, dass Miss Walters stocktaub ist.
»ich finde, du bist unterernährt, Mama!«, schreit miss Hilly. »Diese Minn gibt dir nichts zu essen, damit sie die letzten Erbstücke stehlen kann, die mir noch bleiben.« miss Hilly steht schnaubend auf. »ich gehe mir mal die Nase pudern. Passt auf sie auf, für den Fall, dass sie vor Hunger tot umfällt.«
Wie Miss Hilly draußen ist, sagt Miss Walters ganz leis: »Das käme dir gerade recht.« Alle tun, wie wenn sie nichts gehört hätten. ich ruf Minn wohl besser heut Abend an und erzähl ihr, was miss Hilly behauptet hat. in der Küche sitzt die Kleine in ihrem Hochstuhl, roten Saft im ganzen Gesicht. Sowie ich reinkomm, strahlt sie. Sie bleibt ganz brav da sitzen, aber ich lass sie nicht gern zu lang allein. ich weiß, sie starrt ganz still auf die Tür, bis ich wiederkomm. ich tätschel ihr weiches Köpfchen und geh wieder raus, Eistee einschenken. miss Hilly ist zurück auf ihrem Platz und scheint jetzt wegen irgendwas Andrem unter Dampf zu stehen.
© der deutschsprachigen Ausgabe 2010/ 2011 by btb Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
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Autoren-Porträt von Kathryn Stockett
Kathryn Stockett ist in Jackson, Mississippi, geboren und aufgewachsen, wo auch ihr Roman spielt. Nach ihrem Studium der englischen Literatur zog sie nach New York. Dort arbeitete sie neun Jahre lang bei Zeitungsverlagen. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Atlanta. "Gute Geister" ist ihr literarisches Debüt, das gleich zu einem phänomenalen Bestsellererfolg wurde. Cornelia Holfelder-von der Tann, geb. 1950, Studium der Germanistik, Romanistik und Anglistik, wurde mit diversen Stipendien ausgezeichnet und ist die Übersetzerin von u. a. William Gibson, Maria Semple, Kathryn Stockett und Tad Williams.
Bibliographische Angaben
- Autor: Kathryn Stockett
- 2012, 608 Seiten, mit Schwarz-Weiss-Abbildungen, Masse: 11,9 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Cornelia Holfelder-von der Tann
- Verlag: BTB
- ISBN-10: 344274508X
- ISBN-13: 9783442745081
- Erscheinungsdatum: 08.09.2012
Rezension zu „Gute Geister “
»Dieser Roman wird Millionen Leser begeistern.« New York Times
Pressezitat
»Dieser Roman wird Millionen Leser begeistern.« New York Times
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