Höhenrausch
Es ist Freitagabend und nichts ist mehr so, wie es mal war. Vor ihr liegt ein Wochenende, von dem sie nicht weiss, wie sie es überleben soll. Und hinter ihr liegt ein halbes Jahr, von dem sie nicht weiss, wie sie es überhaupt überlebt hat.
Linda hat ihren...
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Es ist Freitagabend und nichts ist mehr so, wie es mal war. Vor ihr liegt ein Wochenende, von dem sie nicht weiss, wie sie es überleben soll. Und hinter ihr liegt ein halbes Jahr, von dem sie nicht weiss, wie sie es überhaupt überlebt hat.
Linda hat ihren Freund verlassen - allerdings mehr als unfreiwillig. Sie hat die Stadt gewechselt und den Job. Hat einen entwürdigenden Urlaub im Single-Club hinter sich gebracht und eine denkwürdige Sitzung bei einer Wahrsagerin. Jetzt wartet sie auf ihren Geliebten, der sich bis Sonntagabend zwischen ihr und seiner Frau entscheiden will. Nebenbei rettet sie ihren liebeskranken schwulen Freund Erdal, den sie kürzlich durch den Vermittlungsfehler einer Dating-Agentur kennen gelernt hat.
Es wird ein unglaubliches Wochenende in Berlin. Und Linda wundert sich über gar nichts mehr.
"Ildikó von Kürthy ist die Spezialistin für den schlauen Frauenroman"
Welt am Sonntag
Ihre Romane wurden in 20 Sprachen übersetzt.
Betrogen. Verlassen. Über 30. Und das Bindegewebe hat die besten Zeiten hinter sich. Kann es noch schlimmer kommen? Ja. Linda verliebt sich in einen verheirateten Mann. Und das bedeutet: neue Unterwäsche kaufen, Bauch einziehen und niemals fragen, ob er seine Frau verlässt.
Wie lange kann das gut gehen?
Bis einer mehr will. Und dieser eine ist ein ganz anderer. Der taucht unerwartet auf, halb nackt und im ungünstigsten Moment ...
«Liebe! Romantik! Ein supertolles Buch!» Harald Schmidt
Höhenrausch von Ildikó von Kürthy
LESEPROBE
«DAS SCHICKSAL KLINGELT NICHT AN DERHAUSTÜR.
JEDENFALLS NICHT AN MEINER»
Ich öffne die Tür - und höre michschreien. Das war mir natürlich schon in der nächsten Sekunde peinlich, aberich bin nun mal schrecklich schreckhaft.
Der fremde Mann vor meiner Tür siehtzwar nicht zwielichtig aus, aber der Sushi-Bote ister definitiv nicht.
«Entschuldigung, ich wollte Sienicht erschrecken», sagt er und hält, als würde das irgendwas erklären, eineTasse in die Höhe. «Ich bin heute im ersten Stock eingezogen. Ich habe michschon das halbe Treppenhaus hochgeklingelt, aber Sie scheinendie Einzige zu sein, die am Freitagabend zu Hause ist.»
Ich finde, das klingt irgendwieabwertend, und plötzlich werde ich mir meines unvorteilhaften Outfits bewusst.
Ungeschminkt in Hüttenschuhen mitgrünem Zopfmuster: Mit diesem Styling möchte niemand einem neuen Hausbewohnergegenübertreten, dessen Schläfen auf genau die Art grau meliert sind, wie manes sonst nur aus Werbespots für schonenden Kaffeegenuss kennt.
Ich hoffe bloss, dass Erdal auf dem Sofa liegen bleibt und den ohnehinverheerenden Eindruck nicht noch verschlimmert.
«Wer ist das?» Erdalsteht direkt hinter mir. Über Jeans und Pullover trägt er meinen Bademantel - einälteres, inzwischen leicht fransiges Modell in ehemals Apricot- und, ich möchte auf der Stelle im Erdboden versinken, weisse Handschuhe! Diegleichen wie ich, wie mir entsetzt einfällt. Auch das noch. Hier ist nichtsmehr zu retten.
Erdal hatte dieses neuartige «Hand-Repair-System» von seiner Kosmetikerin in Hamburgempfohlen bekommen. Erst trägt man die «Super rieh anti-aging hand-lfting-Maske» aufdie Hände auf, dann streift man die von innen beschichteten Spezialhandschuhedarüber, die den Lifting-Effekt um sagenhafte fünfundvierzig Prozent steigernsollen.
Die vorgeschriebene Einwirkzeit istnoch lange nicht vorüber, aber ich ziehe es vor, die Handschuhe diskret hintermeinem Rücken auszuziehen.
Der Unbekannte vor meiner Tür siehtso erwachsen aus. Die meisten Männer, die ich kenne, sehen nicht erwachsen aus.Und sie sind es auch nicht, und zwar unabhängig davon, wie alt sie sind.
Ich weiss nicht, woran es liegt, aberfrüher waren die Leute mit Mitte dreissig älter als heute. Früher gab es denBegriff «junge Erwachsene». Die dazu passenden Menschen sind aber irgendwieausgestorben.
Mein Vater hat sich nicht gefragt,ob er mit achtunddreissig schon bereit sei, Verantwortung für eine Familie zuübernehmen, oder welche Turnschuhmarke zurzeit modern ist. Mein Vater hatte daschon zwei Kinder, den Beruf, den er bis zur Rente behalten würde, und trug dieSchuhe, die ihm meine Mutter kaufte.
Irgendwann ist es uncool geworden,erwachsen zu sein, und es erschienen Magazine, die auf dem Cover mit der Losung«Eigentlich sollten wir erwachsen werden» werben. Ich könnte spontan mindestensfünf Leute Ende dreissig aufzählen, die sich begeistert eine Zeitschrift mitdem Slogan kaufen würden: «Eigentlich hätten wir schon vor zehn Jahren erwachsenwerden sollen.»
Jetzt bin ich mit Männern zusammen,die so alt sind wie mein Vater, als ich fünfzehn war. Die überlegen, den Beruf oderdie Stadt zu wechseln. Oder die gar keinen Beruf haben und erwägen, ein paarJahre im Ausland zu jobben oder ein Zweitstudium zu machen oder vielleichtlieber doch mal «was ganz anderes».
Ich habe so die Nase voll von Typen,die einen Job haben statt einen Beruf, die «Projektein der Pipeline» haben oder «projektbezogen auf Honorarbasis» arbeiten. Ganz zuschweigen von den Idioten, die schon ihr halbes Leben hinter sich haben, aberimmer noch zögern, sich auf eine «feste Beziehung» einzulassen.
Alle sind unheimlich flexibel undmobil, aber niemand will sich festlegen. Zumindest noch nicht. Spätervielleicht. Aber irgendwie ist später meistens zu spät. In unserem unerwachsenenDasein dauert nichts mehr richtig lange. Wer so irre mobil ist, der ist meistensschon wieder unterwegs, bevor es ernst werden könnte. Es gibt ihn nicht mehr:den Beruf fürs Leben, den Mann fürs Leben, den Freund fürs Leben. Nicht einmalmehr Jeans kann man länger als eine Saison tragen.
Männliche Endvierziger hängenmittags mit bemüht asymmetrischen Frisuren in Cafés rum und überlegen, wie siedas Erwachsenwerden verschieben können - auf einen Zeitpunkt, wo unsereinsschon in die Wechseljahre kommt und jeder Eisprung ein Grund zum Anstossen ist.
Wir sind verdammt dazu, neugierigund jung zu bleiben, immer aufgeschlossen für Neues, für Veränderungen, fürEntwicklungen. Ist ja auch gut und richtig und bewahrt einen vorm Gelangweiltsein und vorm Langweiligwerden. Aber sei malgleichzeitig offen für alles Neue und trotzdem zufrieden mit dem, was du hast.Nicht so leicht.
Wer mit offenen Augen durch die Weltgeht, sieht wahrscheinlich auch mal was, was ihm besser gefällt als das, was erhat.
Winterstiefel zum Beispiel. Wie kannman sich ärgern, wenn man bereits im August ein nicht ganz billiges Paar kauft,von dem man hundertprozentig sicher ist, dass einem im Leben nichts Besseresmehr passieren kann. Und dann siehst du im Oktober ein ähnliches Paar. Blossschöner. Und billiger. Wenn ich glaube, die richtigen Stiefel gefunden zu haben,versuche ich, Schuhgeschäfte zu meiden, um nicht eines Besseren belehrt zuwerden. Augen zu. Oder Strassenseite wechseln.
Die Frage ist natürlich, ob man mitLebenspartnern genauso verfahren sollte. «Unbedingt!», meinte meine FreundinSilke, als wir das Thema diskutierten. Der beste Rat ihrer Oma sei gewesen:«Wenn du einen Mann hast, und du siehst einen anderen, der dir besser gefällt,nimm die Beine in die Hand und renn weg.»
«Aber der andere könnte doch deinSchicksal sein» , wandte ich ein. «Vielleicht würdestdu mit ihm viel glücklicher werden als mit dem, von dem du bis eben nochdachtest, du seist glücklich mit ihm.» BeiWinterstiefeln sehe ich einen gewissen Pragmatismus ein, aber in Sachen Liebeund Schicksal bin ich dann doch eher der romantische Typ.
Silke war vom Standpunkt ihrer Omanicht abzubringen.
«Das ist vollkommen naiv. Wir sinddoch wirklich alt genug, zu wissen, dass es perfekt sowieso nicht gibt. Ichweiss, dass meine Putzfrau nicht unterm Sofa wischt. Aber ich weiss auch, dassdie nächste dafür vielleicht nicht bügeln kann. Niemand kann alles. Irgendwasvermisst du immer. Also nicht wechseln, nicht die Putzfrau und nicht den Mann.»
Ich für meinen Teil habe gar keinePutzfrau, die ich wechseln könnte. Und die Frage, ob ich meinen Mann wechseln möchte,stellt sich ja nun bedauerlicherweise auch nicht mehr.
Der Mann an meiner Tür sieht aus,wie ich mir den Vorstandsvorsitzenden eines börsennotierten Unternehmensvorstelle, aber Erdal scheint sich der Lächerlichkeitunserer Lage nicht bewusst zu sein. «Na, dann herzlich willkommen in der Belfortstrasse»,sagt er fröhlich und reicht dem Mann gedankenlos seine behandschuhte Pranke.
Das bringt mich in Zugzwang, und derbedauernswerte Mann muss meine schmierige, cremedurchweichte Hand schütteln.Unsere Hände trennen sich mit einem leisen, anzüglichen Schmatzgeräusch - wiezwei Körper, die lange verschwitzt aufeinander gelegen haben.
«Ich wollte fragen, ob Sie mirvielleicht mit etwas Kaffee aushelfen könnten. An alles hat meine Frau gedacht,bloss das Kaffeepulver hat sie vergessen einzupacken.»
«Natürlich», sage ich und schlurfebetrübt mit seiner Tasse in die Küche. Natürlich ist so was verheiratet.Natürlich läuft so was nicht frei rum, klingelt freitagabends an meiner Tür, ummir trotz Hüttenschuhen für immer zu verfallen. Natürlich nicht. So einer istja erwachsen. Der hat den Job und die Frau fürs Leben.
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©Wunderlich Verlag
„Ich möchte, dass meine Bücher wie eine gute Freundin zwischen zwei Buchdeckeln sind“, sagt Ildikó von Kürthy. Mit der Freundin kann „frau“ alles besprechen, lässt sich beraten, den Kopf zurechtsetzen oder Mut zusprechen. Vor allem kann sie über Männer reden. Für sich selbst hat die 1968 geborene Journalistin den richtigen Mann gefunden. Sie ist mit Sven Michaelsen, Chefreporter von „Vanity Fair“, verheiratet. Seit 2006 ist sie Mutter eines Jungen und hat damit alles, was sie mit 40 Jahren haben wollte: „Ich habe einen Beruf, einen Typen, ein Kind.“ Den Beruf erlernte sie an der Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg, war bei der Zeitschrift „Brigitte“ beschäftigt und danach als Redakteurin für Kultur und Unterhaltung beim „Stern“. Seit 2005 arbeitet sie als freie Journalistin – Romanschreiben betrachtet sie als ihr Hobby.
Schließlich „Schwerelos“ – der neueste Roman von Ildikó von Kürthy. Die Protagonistin Rosemarie, Ende dreißig, weiß trotz konkreter Heiratspläne eigentlich nicht, was sie will. Die Geschichte spielt in Hamburg, wo auch die Autorin wohnt, und in Berlin. von Kürthy sagt: „Ich kenne die Plätze und weiß, worüber ich spreche“. Diese Aussage können die Leser getrost umfassender interpretieren.
Interview mit Ildikóvon Kürthy
Muss man eigentlich selbst Single sein, um über selbigeschreiben zu können?
Natürlich nicht. Man muss mal einer gewesen sein.
Wie Ihre vorherigen Heldinnen auch hat Linda, dieProtagonistin von "Höhenrausch", das sympathische Talent, mit viel Selbstironiedurch die Pleiten und Pannen des Single-Lebens zu steuern. Ist Lindas Witz soetwas wie Galgenhumor?
Nein. Anmanchen Stellen mag es Zweck-Zynismus sein. Ansonsten ist es ein gesunder Hangzu Ironie und Selbstironie. Je älter man wird, desto schlechter gelingt eseinem ja, sich selbst ernst zu nehmen. Eine gesunde Entwicklung, wie ich finde.
"Ich will mein Leben nicht billig haben, und für das, wasmir fehlt, will ich keinen Ersatz." Das Zitat aus "Licht" von Christoph Meckelist ein zentraler Satz in "Höhenrausch". Ist das etwas, was Linda lernen muss?
Müssen muss sie gar nichts. Aber ich halte es für einenguten Schritt in Richtung Erwachsenwerden, wenn man lernt, die Leere, die etwasoder jemand in einem hinterlässt, nicht so schnell wie möglich füllen zuwollen. Der Schmerz über den Verlust ist Teil des Glückes, das man vorherhatte. Man sollte nicht das eine vom anderen trennen und versuchen, Narben zuüberschminken, die sich noch nicht geschlossen haben.
Die innere Stimme scheint manchmal Lindas schärfsterKritiker zu sein - und hier finden sich auch die amüsantesten Stellen desBuches. Braucht es eine besondere Fantasie, sich so in eine andere Personhineinzudenken? Und verwerten Sie auch persönliche Erfahrungen?
Natürlichverwerte ich persönliche Erfahrungen und solche von engen Freunden und Freundinnen.Meine Heldinnen sind mir ja nicht fremd, insofern fällt es mir überhaupt nichtschwer, mich in sie hineinzuversetzen. Sie erleben zwar Dinge, die ich nichterlebt habe, aber sie kommentieren und bewerten sie so, wie ich das auch tunwürde.
Sie waren Redakteurin beim "STERN" im Bereich Kultur &Unterhaltung. Knüpft das Romanschreiben an Ihre journalistische Arbeit an, oderist es eher eine "Ausgleichssportart" für Sie?
Ich habe zum Anfang des Jahres beim Stern gekündigt undbin seither freie Journalistin. Journalismus ist mein Beruf, Romanschreiben istmein Hobby, so soll und so wird es bleiben.
Für diejenigen, die Ihre Romane noch nicht kennen: Wiewürden Sie das Genre beschreiben und welche literarischen Pendants haben Sie -vielleicht Sophie Kinsella oder Marian Keyes?
Ich habe keine Vorbilder, und sollte ich literarischePendants haben, dann kenne ich sie nicht. Ich schreibe Unterhaltungsromane fürFrauen und interessierte Männer und für mich selbst. Es macht mir grossen Spass.
Nach der erfolgreichen Verfilmung von "Mondscheintarif" -was kommt als nächstes auf die Leinwand?
Bernd Eichinger wird demnächst "Freizeichen" auf dieLeinwand bringen, und die Rechte für "Blaue Wunder" sind so gut wie verkauft.Darauf bin ich natürlich sehr, sehr gespannt.
Die Fragenstellte Mathias Voigt, Literaturtest.
- Autor: Ildikó von Kürthy
- 2006, 6. Aufl., 256 Seiten, mit farbigen Abbildungen, mit zahlreichen Abbildungen, Masse: 13 x 19,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Wunderlich
- ISBN-10: 3805208146
- ISBN-13: 9783805208147
- Erscheinungsdatum: 21.07.2006
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