Susannah / Der Dunkle Turm Bd.6
"Mehr als alles andere wollte ich eine Geschichte der Wunder schreiben. Und wenn man sich dabei ertappt, in den Bann des Dunklen Turms zu geraten, dann habe ich meine Arbeit getan."
Stephen King
Der neue grosse Roman von Stephen King um den...
- Kreditkarte, Paypal, Rechnungskauf
- 30 Tage Widerrufsrecht
"Mehr als alles andere wollte ich eine Geschichte der Wunder schreiben. Und wenn man sich dabei ertappt, in den Bann des Dunklen Turms zu geraten, dann habe ich meine Arbeit getan."
Stephen King
Der neue grosse Roman von Stephen King um den sagenumwobenen Dunklen Turm: Als ein Balken des Turms einstürzt und Mittwelt erschüttert wird, müssen Roland und Eddie erkennen, dass ihnen nicht mehr viel Zeit bleibt.
Mia hat im Körper der hochschwangeren Susannah die Flucht in das New York von 1977 ergriffen, und mit Hilfe der Manni gelingt es Roland und seinen Gefährten Eddie, Jake und Callahan, ihr durch die Tür in der Höhle zu folgen. Nachdem ein Balken des Turms eingestürzt ist und ein Erdbeben in Mittwelt verursacht hat, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Doch Roland und seine Getreuen geraten in einen Hinterhalt und werden von Balazars Leuten überfallen, die es auf den Dunklen Turm abgesehen haben. Nur mit Unterstützung eines neuen Freundes gelingt ihnen die Flucht. In ihrer Verzweiflung wenden sie sich an ihren Schöpfer, während Susannah in New York Rolands Sohn zur Welt bringt.
Susannah von Stephen King
LESEPROBE
1. Strophe - BALKENBEBEN
»Wie lange wird der Zauber anhalten?«
Zunächst beantwortete niemand Rolands Frage, daherwiederholte er sie, diesmal mit einem Blick quer durchs Wohnzimmer desPfarrhauses, in dem Henchick von den Manni neben Cantab sass, der eine vonHenchicks zahlreichen Enkeltöchtern geheiratet hatte. Die beiden Männer hieltensich an den Händen, wie es bei den Manni Brauch war. Der Alte hatte an diesemTag eine Tochter verloren, aber falls er um sie trauerte, zeigte sich diesesGefühl nicht auf dem starren, beherrschten Gesicht.
Neben Roland sass schweigsam und erschreckend blass EddieDean, der aber niemands Hand hielt. Schräg vor ihm hockte Jake Chambers imSchneidersitz auf dem Boden. Er hatte sich Oy auf den Schoss gesetzt, etwas, dasRoland noch nie gesehen hatte und wovon er nicht geglaubt hätte, dass derBilly-Bumbler es sich überhaupt je gefallen lassen würde. Eddie und Jake warenbeide mit Blut bespritzt. Das auf Jakes Hemd stammte von seinem Freund BennySlightman. Das auf Eddies kam von Margaret Eisenhart, einst Margaret vom ClanRedpath, der verlorenen Enkeltochter des alten Patriarchen. Eddie und Jakesahen beide so müde aus, wie Roland sich selbst auch fühlte, aber er war sichziemlich sicher, dass es heute Nacht keinen Schlaf für sie geben würde. Vonfern her, aus der Stadt, drang der Lärm von Feuerwerk und Gesang undausgelassener Feier an ihr Ohr.
Hier wurde nicht gefeiert. Benny und Margaret waren tot, undSusannah war fort.
»Henchick, sags mir, ich bitte dich: Wie lange wird derZauber anhalten?«
Der Alte strich sich geistesabwesend den Bart. »Revolvermann... Roland ,.. Das kann ich nicht sagen. Die Magie der Tür in dieser Höhleübersteigt meine Kraft. Wie du wissen müsstest.«
»Sag mir, was du denkst. Nach allem, was du weisst.«
Eddie hob die Hände. Sie waren schmutzig, er hatte Blutunter den Nägeln, und sie zitterten. »Sagt's uns, Henchick«, bat er in einemdemütigen, verstörten Ton, den Roland noch nie von ihm gehört hatte. »Sagt'suns, ich bitte Euch.«
Rosalita, Pere Callahans Mädchen für alles, kam mit einemTablett herein, auf dem Tassen und eine dampfende Kaffeekanne standen.Zumindest sie hatte Zeit gefunden, ihre Bluse und die blutbespritzten,staubigen Jeans gegen ein Hauskleid zu vertauschen, wenngleich ihre Augen nochimmer den Schrecken des Erlebten verrieten. Sie spähten aus ihrem Gesicht wieängstliche kleine Tiere aus ihrem Bau. Jetzt goss sie Kaffee ein und reichtedie Tassen wortlos herum. Sie hatte allerdings noch nicht alles Blutabgewaschen, das sah Roland, als er sich eine der Tassen nahm. Auf ihremrechten Handrücken war ein Streifen zurückgeblieben. Margarets Blut oderBennys? Er wusste es nicht. Aber es war ihm auch ziemlich egal. Die Wölfe warenfürs Erste zurückgeschlagen. Sie mochten nach Calla Bryn Sturgis zurückkehrenoder auch nicht. Dafür war das Ka zuständig. Sie dagegen waren für SusannahDean zuständig, die nach dem Kampf verschwunden war und die Schwarze Dreizehnmitgenommen hatte.
»Ihr fragt nach Kaven?«, sagte Henchick.
»Aye, Vater«, sagte Roland. »Nach der Beharrlichkeit derMagie.«
Father Callahan nahm seine Tasse Kaffee mit einem Nicken undeinem geistesabwesenden Lächeln, aber ohne ein Wort des Dankes entgegen. Seitihrer Rückkehr aus der Höhle hatte er nur wenig gesprochen. Auf seinem Schosslag ein Buch mit dem Titel Brennen muss Salem, das von einem ihm unbekanntenAutor stammte. Es gab vor, ein Roman zu sein, aber er, Donald Callahan, kamdarin vor. Er hatte in der Kleinstadt gelebt, die darin beschrieben wurde, waran den Ereignissen beteiligt gewesen, von denen das Buch erzählte. Er hatte aufder Rückseite und der hinteren Umschlagklappe ein Foto des Verfassers gesucht,weil er sich merkwürdig sicher gewesen war, dass ihm eine Version des eigenenGesichts entgegenblicken würde (höchstwahrscheinlich so, wie er 1975 ausgesehenhatte, als jene Dinge sich ereignet hatten), aber er hatte kein solches Foto,sondern nur eine Notiz über den Autor gefunden, die aber nicht viel aussagte.Er lebte im Bundesstaat Maine. Er war verheiratet. Er hatte zuvor ein erstesBuch geschrieben, das recht gut besprochen worden war, wenn man den Zitatenglauben wollte.
»Je stärker der Zauber, desto beharrlicher ist er«, sagteCantab und sah dann fragend zu Henchick hinüber.
»Aye«, sagte Henchick. »Magie und Glammer, die sind eins,und sie entfalten sich aus der Vorzeit.« Er machte eine Pause. »Aus derVergangenheit, musst du wissen.«
»Diese Tür hat sich zu vielen Orten und vielen Zeiten derWelt geöffnet, aus der meine Freunde stammen«, sagte Roland. »Ich möchte sieerneut öffnen - aber nur zu den beiden zuletzt besuchten Orten. Zu den beidenjüngsten Ereignissen. Ist das möglich?«
Alle warteten, während Henchick und Cantab darübernachdachten. Die Manni waren grosse Reisende. Wenn jemand sich damit auskannte,wenn jemand es schaffte, was Roland wollte - was sie alle wollten -, würden es dieseLeute sein.
Cantab beugte sich ehrerbietig zu dem Alten, dem Dinh derCalla Redpath, hinüber. Er flüsterte etwas. Henchick hörte mit ausdrucksloserMiene zu, dann drehte er Cantabs Kopf mit einer seiner knorrigen alten Händezur Seite und flüsterte eine Antwort.
Eddie bewegte sich, und Roland spürte, dass sein Gefährtekurz vor einem Ausbruch stand und möglicherweise gleich zu schreien anfangenwürde. Er legte ihm eine zur Zurückhaltung mahnende Hand auf die Schulter, undEddie liess sich zurücksinken. Wenigstens vorläufig.
Das im Flüsterton geführte Gespräch dauerte ungefähr fünfMinuten, während alle anderen warteten. Roland ertrug den aus der Ferneherüberdringenden Festlärm schlecht; Gott mochte wissen, wie Eddie dabei zumutewar.
Schliesslich tätschelte Henchick die Wange Cantabs und wandtesich dann an Roland.
»Wir glauben, dass sich das machen lässt«, sagte er.
»Gott sei Dank«, murmelte Eddie. Und dann sagte er lauter:»Gott sei Dank! Am besten gehen wir gleich dort rauf. Wir können uns an derOststrasse treffen ...«
Die beiden Bärtigen schüttelten den Kopf: Henchick mit einerArt strenger Besorgnis, Cantab mit einem Blick, aus dem fast Entsetzen sprach.
»Wir werden keinesfalls im Dunkeln zur Höhle der Stimmenhinaufgehen«, sagte Henchick.
»Wir müssen aber!«, brach es aus Eddie hervor. »Ihr verstehtwohl nicht! Hier geht's nicht nur darum, wie lange der Zauber anhält odernicht, sondern darum, wie die Zeit auf der anderen Seite abläuft! Dort drübenläuft sie nämlich schneller ab, und wenn sie weg ist, ist sie weg! Jesus,Susannah könnte das Baby genau in diesem Moment bekommen, und wenn es eine ArtKannibale ist ...«
»Hört mich an, junger Freund«, sagte Henchick, »hört michsehr wohl an, ich bitte Euch. Der Tag ist beinahe vorüber.«
Das stimmte. Roland hatte noch nie einen Tag erlebt, der ihmso schnell durch die Finger geronnen war. In der Frühe, nicht lange nach Tagesanbruch,war es zum Kampf mit den Wölfen gekommen, anschliessend hatte es auf der Strasseeine improvisierte Siegesfeier gegeben, in die sich Trauer über die Verlustegemischt hatte (die letztlich doch erstaunlich gering gewesen waren). Danachwaren die Erkenntnis, dass Susannah verschwunden war, ihr gemeinsamer Aufstiegzur Höhle und ihre dortigen Entdeckungen gekommen. Bis sie das Schlachtfeld ander Oststrasse wieder erreicht hatten, war es Spätnachmittag gewesen. Diemeisten Stadtbewohner waren fort und hatten ihre geretteten Kinder im Triumphheimgetragen. Henchick hatte der Bitte um ein Palaver bereitwillig zugestimmt,aber bis sie ins Pfarrhaus zurückgekommen waren, hatte die Sonne schon ziemlichtief über dem Horizont gestanden.
Wir werden also doch unsere Nachtruhe bekommen, sagte Rolandsich, wenngleich ratlos, ob er darüber froh oder enttäuscht sein sollte. Erhatte Schlaf bitter nötig, so viel wusste er.
»Ich höre und verstehe«, sagte Eddie, aber Roland, dessenHand weiter auf Eddies Schulter lag, konnte spüren, wie der jüngere Mannzitterte.
»Selbst wenn wir zu gehen bereit wären, könnten wir nichtgenügend von den anderen dazu überreden, uns zu begleiten«, sagte Henchick.
»Ihr seid ihr Dinh ...«
»Aye, so sagt Ihr, und das bin ich wohl, auch wenn diesnicht unser Wort ist, müsst Ihr wissen. Sie würden mir in den meisten Dingenfolgen, und ihnen ist bewusst, was wir eurem Ka-Tet nach diesem Tagewerkverdanken, und sie würden euch ihre Dankbarkeit auf jede nur mögliche Arterweisen. Aber sie würden nicht im Dunkeln den Pfad hinaufsteigen und diesenOrt betreten, an dem es spukt.« Henchick schüttelte langsam und mit grosserBestimmtheit den Kopf. »Nein, das täten sie nicht. Hört mir zu, junger Mann.Cantab und ich können wieder im Redpath Kra-Ten sein, bevor es ganz dunkel ist.Dort rufen wir unser Mannsvolk in die Tempa, die der Versammlungshalle desvergesslichen Volks entspricht.« Er sah kurz zu Callahan hinüber. »Erflehe EureVerzeihung, Pere, wenn dieser Ausdruck Euch kränkt.«
Callahan nickte geistesabwesend, ohne von dem Buchaufzusehen, das er immer wieder zwischen den Händen hin und her drehte. Es trugkeinen Schutzumschlag aus Klarsichtfolie, wie es bei wertvollen Erstausgabenoft der Fall war. Auf dem Vorsatzpapier war dünn mit Bleistift der Preiseingetragen: $950. Der zweite Roman irgendeines jungen Mannes. Er fragte sich,was ihn so wertvoll machte. Sollten sie dem Eigentümer dieses Buchs, ein Mannnamens Calvin Tower, über den Weg laufen, würde er ihn sofort danach fragen.Und damit würde sein Verhör erst beginnen.
»Wir erklären ihnen, was ihr wünscht, und bitten umMeldungen von Freiwilligen. Von den achtundsechzig Männern im Redpath Kra-Tensind bis auf vier oder fünf bestimmt alle bereit, euch mit versammelter Kraftzu helfen. Auf diese Weise entsteht ein starkes Khef. So heisst es bei euchdoch? Khef? Das Teilen?«
»Ja«, sagte Roland. »Das Teilen von Wasser, so sagen wir.«
»So viele Männer passen unmöglich in die Öffnung dieserHöhle«, wandte Jake ein. »Nicht einmal, wenn die eine Hälfte auf den Schulternder anderen sitzt.«
»Keine Sorge«, sagte Henchick. »Wir schicken nur dieStärksten hinein - die so genannten Sender. Die anderen können sich Hand inHand und Senkblei an Senkblei auf dem Weg aufreihen. Sie werden dort oben sein,noch bevor die Morgensonne unsere Dächer bescheint. Darauf setze ich Uhr undUrkunde.«
Copyright © in der Verlagsgruppe Random House
Übersetzung: Wulf Bergner
Seine Werke erscheinen im Heyne-Verlag.
- Autor: Stephen King
- 2005, 496 Seiten, Masse: 12 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Wulf Bergner
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453431030
- ISBN-13: 9783453431034
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
5 von 5 Sternen
5 Sterne 6Schreiben Sie einen Kommentar zu "Susannah / Der Dunkle Turm Bd.6".
Kommentar verfassen