Wolfsmond / Der Dunkle Turm Bd.5
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''Der dunkle Turm ist das wichtigste Werk meines Lebens.''
Stephen King
Stephen King, der König der Horror- und Fantasy-Literatur, hat über 30 Jahre an der Turm-Saga im Geiste und auf dem Papier gefeilt. Der Zyklus gilt jetzt schon als moderner Klassiker.
Wolfsmond von Stephen King
LESEPROBE
Wolfsmond ist der fünfte Band einer längeren Geschichte, die durch
Robert Brownings erzählendes Gedicht »Herr Roland kam zum finstern
Turm« inspiriert wurde. Der sechste Band, Susannah, erscheint imJahr
2004. Der siebte und letzte Band, Der Dunkle Turm, erscheintspäter
im selben Jahr.
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Tian war mit drei Feldern gesegnet (obwohl nur wenige Farmer einsolches
Wort verwendet hätten): mit dem Flussfeld, auf dem seine Familieseit
undenklichen Zeiten Reis anbaute; dem Strassenfeld, auf dem dieKa-Jaffords
seit ebenso vielen Jahren und Generationen Scharfwurzel, Kürbisund
Mais angebaut hatten; und dem Scheissfeld, einem undankbaren Stück
Land, das hauptsächlich Felsbrocken, Blasen und enttäuschteHoffnungen
hervorbrachte. Tian war nicht der erste Jaffords, der es sich inden
Kopf gesetzt hatte, etwas aus den zwanzig Morgen Land hinter derHeimstatt
zu machen; sein Gran-Pere, sonst in fast jeder Beziehung ganznormal,
war der Überzeugung gewesen, dort gebe es Gold. Tians Ma warebenso
überzeugt gewesen, dort lasse sich Porin, ein sehr wertvollesGewürz
anbauen. Tian selbst hegte eine spezielle Verrücktheithinsichtlich
Madrigal. Natürlich konnte man auf dem Scheissfeld Madrigalanbauen.
Es musste dort wachsen. Er hatte sich tausend Samen beschafft (und
einen schönen Batzen Geld dafür ausgegeben), die jetzt unter denDielenbrettern
seines Schlafzimmers versteckt waren. Bevor er im kommenden Jahrmit
der Aussaat beginnen konnte, musste er das Scheissfeld nur nochumpflügen.
Aber das war leichter gesagt als getan.
Der Jaffords-Clan war mit Vieh gesegnet, zu dem drei Maultieregehörten,
aber ein Mann, der versucht hätte, das Scheissfeld mit einemMaultier
umzupflügen, wäre verrückt gewesen; das Tier, welches das Unglück
hatte, dazu hergenommen zu werden, würde wahrscheinlich schon amMittag
des ersten Tages mit gebrochenem Bein oder totgestochen daliegen.
Einer von Tians Onkeln hatte vor einigen Jahren beinahe letzteres
Schicksal erlitten. Er war, aus voller Lunge kreischend und vonriesigen
Mutie-Wespen mit nagelgrossen Stacheln verfolgt, auf die Heimstatt
zurückgerannt gekommen.
Sie hatten das Nest gefunden (nun, Andy hatte es gefunden; Andystörten
Wespen nicht, wie gross sie auch sein mochten) und mit Petroleumverbrannt,
aber es konnte weitere geben. Und es gab Löcher. Schitt auch, die
gab es in Massen, und Löcher konnte man nicht verbrennen, oder?Nein.
Das Scheissfeld befand sich auf etwas, was die Alten »lockerenGrund«
nannten. Deshalb wies es fast so viele Löcher auf wie Felsbrocken,
ganz zu schweigen von mindestens einer Höhle, aus der manchmal ein
übel riechender Pestilenzhauch wehte. Wer wusste, was für Gnomenund
Erdgeister in ihren dunklen Tiefen lauern mochten?
Und die schlimmsten Löcher lagen nicht im Freien, wo ein Mann(oder
Maultier) sie sehen konnte. Überhaupt nicht, mein Herr, vergesstes.
Diese Beinbrecher waren stets in scheinbar harmlosenUnkrautklumpen
und hohem Gras versteckt. Euer Maultier würde hineintreten, dannwäre
ein scharfes Knacken zu hören, als zersplittere ein Zweig, unddann
läge das verdammte Ding vor einem auf dem Boden, fletschte dieZähne,
verdrehte die Augen und schrie all seinen Schmerz gen Himmel. Das
heisst, bis man es von seinen Qualen erlöste, und Vieh war in Calla
Bryn Sturgis wertvoll, auch Vieh, das nicht gerade bester Erblinie
war.
Deshalb pflügte Tian mit seiner Schwester im Geschirr. Kein Grund,
das nicht zu tun. Tia war minder, daher zu fast nichts anderem zu
gebrauchen. Sie war ein grosses Mädchen - die Minderen entwickelten
sich oft zu unglaublicher Grösse -, und sie war willig, derJesusmensch
liebe sie. Der Alte Kerl hatte ihr einen Jesusbaum geschnitzt, den
er ein Crusie-fix nannte, und sie trug ihn überall. Jetzt baumelte
er hin und her und schlug an ihre schweissnasse Haut, während sieden
Pflug zog.
© Heyne Verlag
Übersetzung: Wulf Bergner
Autoren-Porträt von Stephen King
StephenKing wird am 21. September 1947 in Portland, Maine, geboren. Als er zwei Jahrealt ist verlässt der Vater die Familie, und die Mutter muss King und seinenBruder mit wechselnden Jobs durchbringen. Durch das Erfinden vonHorrorgeschichten will King, der sich stets als Aussenseiter empfindet, derLangeweile des ländlichen Lebens entfliehen. Seinen ersten Kontakt mitHorrorliteratur bekommt er, als er eine Kiste mit Horror- undSciencefiction-Büchern im Haus seiner Tante entdeckt. Bereits im Alter vonsieben Jahren beginnt King mit ersten eigenen Schreibversuchen. - Von 1966 bis1970 studiert King Englische Literatur an der University of Maine und arbeitetanschliessend als Englischlehrer. Nach den Erfolgen seiner ersten Romane Carrieund Brennen muss Salem 1974, widmet sich King nur noch seiner Karriere alsSchriftsteller. Er veröffentlicht einige Romane unter dem Pseudonym Richard Bachman, "nur um zu testen, ob sich meine Bücher auchgut verkaufen lassen, wenn nicht Stephen King auf dem Umschlag steht"(King). Er ist der meistgelesene Horror-Autor der Welt. In den internationalenBestsellerlisten ist er Dauergast, oft mit mehreren Titeln gleichzeitig. - Seit1980 lebt King mit seiner Frau Tabitha, die ebenfallsals Schriftstellerin erfolgreich ist, und seinen drei Kindern in einemviktorianischen Herrensitz in Bangor/Maine.
StephenKing ist der populärste Schriftsteller der Vereinigten Staaten und dermeistgelesene Horrorautor der Welt. Von seinen Romanen wurden bereits 100Millionen Exemplare verkauft. Viele davon wurden erfolgreich verfilmt.
- Autor: Stephen King
- 2004, XIV, 938 Seiten, 2 Schwarz-Weiss-Abbildungen, Masse: 12 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Wulf Bergner
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453530233
- ISBN-13: 9783453530232
- Erscheinungsdatum: 01.12.2004
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