Zur Sünde verführt
Roman
Eine Nacht, eine Liebe und die ewige Versuchung des Herzens
Laney McLeods Leben gerät aus den Fugen, als sie in Manhattan in einem Aufzug stecken bleibt. Doch der umwerfende Mann, der ihr Los teilt, hilft ihr, die Raumangst zu...
Laney McLeods Leben gerät aus den Fugen, als sie in Manhattan in einem Aufzug stecken bleibt. Doch der umwerfende Mann, der ihr Los teilt, hilft ihr, die Raumangst zu...
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Produktinformationen zu „Zur Sünde verführt “
Eine Nacht, eine Liebe und die ewige Versuchung des Herzens
Laney McLeods Leben gerät aus den Fugen, als sie in Manhattan in einem Aufzug stecken bleibt. Doch der umwerfende Mann, der ihr Los teilt, hilft ihr, die Raumangst zu überwinden. Außerdem lernt sie, dass es seine Vorzüge hat, mit dem attraktiven Deke Sargent allein in einem Raum eingesperrt zu sein. Deke Sargent ist von der prickelnden Situation ebenfalls sehr angetan, und nachdem sie befreit wurden, lädt er seine schöne Begleiterin zu sich auf einen Drink ein. Es ist der Beginn einer leidenschaftlichen, aber auch folgenschweren Nacht.
Laney McLeods Leben gerät aus den Fugen, als sie in Manhattan in einem Aufzug stecken bleibt. Doch der umwerfende Mann, der ihr Los teilt, hilft ihr, die Raumangst zu überwinden. Außerdem lernt sie, dass es seine Vorzüge hat, mit dem attraktiven Deke Sargent allein in einem Raum eingesperrt zu sein. Deke Sargent ist von der prickelnden Situation ebenfalls sehr angetan, und nachdem sie befreit wurden, lädt er seine schöne Begleiterin zu sich auf einen Drink ein. Es ist der Beginn einer leidenschaftlichen, aber auch folgenschweren Nacht.
Klappentext zu „Zur Sünde verführt “
Eine Nacht, eine Liebe und die ewige Versuchung des Herzens ...Laney McLeods Leben gerät aus den Fugen, als sie in Manhattan in einem Aufzug stecken bleibt. Doch der umwerfende Mann, der ihr Los teilt, hilft ihr, die Raumangst zu überwinden. Ausserdem lernt sie, dass es seine Vorzüge hat, mit dem attraktiven Deke Sargent allein in einem Raum eingesperrt zu sein ... Deke Sargent ist von der prickelnden Situation ebenfalls sehr angetan, und nachdem sie befreit wurden, lädt er seine schöne Begleiterin zu sich auf einen Drink ein. Es ist der Beginn einer leidenschaftlichen, aber auch folgenschweren Nacht ...
Lese-Probe zu „Zur Sünde verführt “
Zur Sünde verführt von Sandra Brown1
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Der Fahrstuhl befand sich gerade zwischen zwei Etagen, als er plötzlich ruckartig stehen blieb und das Licht ausging. Es hatte keine Vorwarnung gegeben, kein Knirschen der Seile, kein Flackern der Birnen, nichts. Im einen Augenblick hatte sich der Kasten noch lautlos nach unten bewegt, und bereits im nächsten wurden die beiden darin befindlichen Personen in Stockfinsternis und Totenstille eingehüllt.
»Uh-oh«, meinte der Mann. Er war New Yorker und die Streiche, die die Stadt ihren Bürgern regelmäßig spielte, offenbar gewohnt. »Schon wieder ein Stromausfall.«
Laney McLeod blieb stumm. Dabei schien der Mann auf eine Reaktion zu warten, denn sie konnte spüren, dass er sich umdrehte und durch die Dunkelheit in ihre Richtung sah. Doch sie konnte weder sprechen noch sich von der Stelle rühren, da sie vor lauter Panik wie gelähmt war. Sie versuchte sich zu sagen, dass allein ihre Klaustrophobie diese Situation so furchtbar machte, dass sie überleben würde und dass ihr Entsetzen lächerlich und kindisch war. Trotzdem nützte es nichts.
»Sind Sie okay?«, fragte der Mann.
Oh nein, ich bin ganz sicher nicht okay, hätte sie ihn am liebsten angeschrien, aber ihre Stimmbänder versagten ihren Dienst. Acht sorgfältig gefeilte Nägel gruben sich in zwei verschwitzte Handballen, und plötzlich merkte sie, wie sie die Augen zukniff. obwohl sie sich zwang, sie wieder zu öffnen, änderte das nichts. Noch immer gab es kein Licht in der erstickenden Enge dieses Lifts.
Sie atmete krächzend ein und aus.
»Keine Angst. Es wird bestimmt nicht lange dauern.«
Seine Ruhe weckte ihren Zorn. warum brach er nicht ebenfalls in Panik aus? Am liebsten hätte sie den Kerl gefragt, ob er ihr garantieren könnte, dass alles gleich wieder funktionierte. Diese Stromausfälle konnten schließlich Tage dauern, oder etwa nicht?
»Ich denke, Sie würden sich besser fühlen, wenn Sie etwas sagen würden«, meinte er. »Es geht Ihnen doch wohl gut?«
Sie spürte, dass eine Hand durch das Dunkel tastete, und einen Moment später stießen fremde Finger gegen ihren Arm.
Als sie zusammenfuhr, riss er die Hand sofort wieder zurück.
»Schon gut. Leiden Sie etwa unter Klaustrophobie?«
Sie nickte verzweifelt mit dem Kopf, in der Hoffnung, er könne diese Bewegung sehen. Doch auch wenn das völlig ausgeschlossen war, hatte er sie offenbar gespürt, denn er meinte in begütigendem Ton: »Sie brauchen wirklich keine Angst zu haben. wenn der Strom länger als ein paar Minuten wegbleibt, sucht die Feuerwehr automatisch nach stecken gebliebenen Leuten wie uns.«
Sie spürte einen leichten Luftzug und hörte das Rascheln von Stoff. »Ich ziehe erst mal meine Jacke aus und schlage Ihnen vor, das auch zu tun.«
Als er in den Lift gestiegen war, hatte sie das graue Haar, die schlanke, hochgewachsene Gestalt und die gerade aufgrund von ihrer Lässigkeit sicher sündhaft teure Kleidung nur mit einem kurzen Blick gestreift. Statt dem Fremden ins Gesicht zu sehen, hatte sie schweigend auf die erleuchteten Zahlen über der Fahrstuhltür gestarrt, während der Lift in Richtung Erdgeschoss geglitten war.
Sie hatte gemerkt, dass er sie nach dem Einsteigen gemustert hatte, doch auch er hatte kein wort gesagt, denn sie hatten beide ein leichtes Unbehagen dabei empfunden, sich mit einem Fremden einen Fahrstuhl zu teilen. Schließlich hatte er, genau wie sie, den Blick auf die Zahlen über der Tür gelenkt und in Gedanken die Etagen bis nach unten mitgezählt.
Jetzt hörte sie, wie seine Jacke auf den dicken Teppich fiel.
»Brauchen Sie vielleicht Hilfe?«, fragte er gezwungen fröhlich, als sie sich noch immer nicht bewegte. Dann folgte er dem lauten Keuchen, das aus ihrer Kehle drang, und streckte beide Hände nach ihr aus. Eilig wich sie vor ihm zurück und stieß krachend gegen die holzverkleidete wand, aber er berührte ihren vor Schreck starren Körper und tastete sich zögernd einen weg daran herauf, bis er ihre Schultern fand.
»He.« Seine Stimme hatte einen seidig weichen Klang. »Es wird alles gut.« Er drückte ihr aufmunternd die Schultern und bewegte sich erneut.
Laney hätte nicht gedacht, dass sie überhaupt noch sprechen konnte, stieß dann aber heiser aus: »was tun Sie da?«
»Ich helfen Ihnen, Ihre Jacke auszuziehen. Je heißer Ihnen wird, umso schlechter bekommen Sie Luft, und umso eher fangen Sie an zu hyperventilieren«, antwortete er. »Ich heiße übrigens Deke.« Die Kostümjacke, die sie erst einen Tag zuvor bei Saks erstanden hatte, glitt von ihren Schultern und fiel auf den Boden. »Und wie heißen Sie? Ist das hier ein Tuch?«
»Laney.«Sie hob ihre bleischweren Arme und schob seine Finger fort. »Ja. warten Sie, gleich ist er auf.« Sie löste den Knoten an der Seite ihres Halses und reichte ihm das Tuch.
»Laney. Ein ungewöhnlicher Name. Vielleicht machen Sie auch noch die Bluse etwas auf, damit ein bisschen Luft an Ihren Körper kommt. Seide, richtig?«
»Ja.«
»Und ausnehmend hübsch. Blau, wenn ich mich recht entsinne.«
»Ja.«
»Sie sind keine New Yorkerin«, stellte er beiläufig fest, machte die Perlmutt-Manschettenknöpfe ihrer Bluse auf und rollte dann die Ärmel hoch.
»Nein. Ich war nur eine Woche zu Besuch hier. Morgen fahre ich wieder ab.«
»Und hier im Haus haben Sie jemanden besucht?«
»Ja. Meine Zimmergenossin vom College und ihren Mann.«
»Verstehe. Na, ist das nicht viel bequemer?« Vorsichtig klappte er ihren offenen Blusenkragen auf. »Möchten Sie sich vielleicht setzen?« Er berührte sie mit beiden Händen leicht an der Taille.
»Nein!«
Verdammt.
Deke Sargent verfuchte sich dafür, dass er zu schnell gewesen war. Man durfte einen Menschen nicht noch mehr erschrecken, wenn er bereits panisch war. Die Frau klebte nach wie vor an der wand, als stünde sie einem Erschießungskommando gegenüber, und holte derart pfeifend Luft, als hätte jemand ihr die Kehle zugeschnürt. »In ordnung, Laney. Sie ...«
Die Lichter flackerten, es wurde wieder hell, der Fahrstuhl setzte sich mit einem leichten Rucken wieder in Bewegung ...
... und zwei völlig Fremde starrten einander aus nächster Nähe mit weit aufgerissenen Augen an.
Ihr Gesicht war kreidebleich, und er bedachte sie mit einem sorgenvollen Blick.
Dann setzte er ein schiefes Lächeln auf, während er seine Hände abermals auf ihre Schultern sinken ließ.
Ihre Nerven waren ganz eindeutig zum Zerreißen angespannt, und deshalb meinte er: »Sehen Sie? Habe ich es doch gesagt. Jetzt ist alles wieder gut.«
Statt sein Lächeln zu erwidern, ihm mit höflich distanzierter Stimme für seine Bemühungen zu danken und sich wieder anzuziehen, sackte sie am ganzen Körper zitternd gegen seine Brust, vergrub die schweißnassen Fäuste im Kragen seines Hemds und brach in unglückliches Schluchzen aus.
Sie hatte sich gezwungen, möglichst lange Haltung zu bewahren, aber nun, da die Gefahr vorüber war, gingen ihr bei dem Gedanken an die dunkle Enge, der sie gerade erst entronnen war, die Nerven durch.
Sanft schwebte der Fahrstuhl bis ins Erdgeschoss, und die Tür glitt zischend auf. Durch die Fenster des Foyers konnte Deke das Gedränge der Passanten draußen auf dem Gehweg sehen. Da sämtliche Ampeln ausgefallen waren, herrschte vollkommenes Chaos auf der Straße, und egal, wohin man sah, staute sich der Verkehr.
»Mr Sargent ...« Der uniformierte Portier lief eilig auf ihn zu.
»Alles in Ordnung, Joe«, fiel ihm Deke knapp ins Wort. Das Letzte, was die Frau jetzt brauchte, war, dass sie in ihrem Zustand ganz allein da draußen auf der Straße landete, doch das ging den Portier nichts an. »Ich fahre noch mal rauf.«
»waren Sie eben im Fahrstuhl, als ...«
ja, aber es geht mir gut.«
Er hielt Laney fest, lehnte sich zurück, drückte auf den Knopf für die zweiundzwanzigste Etage, die Tür ging wieder zu, und lautlos fuhren sie wieder hinauf.
Die Fremde schien es gar nicht zu bemerken, denn sie lehnte noch immer völlig erschlafft an seiner Brust und stieß abgehackte, leise Schluchzer aus.
»Keine Angst. Sie sind in Sicherheit. Jetzt ist alles wieder gut«, murmelte Deke sanft, während er sie in den Armen hielt. Sie verströmte einen wunderbaren Duft, und ihr Haar lag weich an seinem Hals und seinem Kinn.
In dem Stock, in dem er wohnte, ging die Tür des Fahrstuhls wieder auf. Er drückte die Frau mit einer Hand gegen die wand, damit sie nicht vornüberfiel, hob seine und ihre Jacke sowie Laneys Handtasche und ihr Tuch vom Boden auf, nahm sie auf den Arm, trug sie durch den Flur bis zu seinem Eckapartment und stellte sie vorsichtig auf ihren eigenen Füßen ab.
»Gleich haben wir's geschafft«, füsterte er zärtlich, zog seinen Schlüssel aus der Hosentasche und schob ihn ins Schloss. Die Tür schwang auf, und er trug die Frau ins Wohnzimmer und setzte sie auf einem Sofa ab, in dessen dicken Kissen sie praktisch versank.
Er wandte sich zum Gehen, woraufhin sie flehentlich die Arme nach ihm ausstreckte.
»Ich bin sofort wieder da.« ohne nachzudenken, hauchte er noch einen Kuss auf ihre Stirn, lief zurück zur Tür, schaltete die automatische Alarmanlage aus, hob die Sachen, die er einfach hatte auf den Boden fallen lassen, auf, sperrte die Tür von innen ab, machte Licht und dimmte es, bis ein blassgoldener Schimmer auf sämtlichen Möbelstücken lag.
Mit drei großen Schritten durchquerte er erneut den Raum, kniete sich vor die Couch und ergriff eine Hand der Frau. »Laney?« Als sie ihren Namen hörte, machte sie die Augen auf. »wie geht es Ihnen?«
Sie starrte ihn verwundert an, dann aber rollten zwei dicke Tränen über ihre wangen, sie warf sich die Hände vors Gesicht und brach erneut in lautes Schluchzen aus. »Ich hatte solche Angst. Das ist total kindisch und dumm, ich weiß. Aber ich leide nun mal an Klaustrophobie ... «
»Pst.« Er stand wieder auf, setzte sich neben sie, nahm sie in die Arme, drückte ihr Gesicht an seinen Hals und strich ihr sanft über das Haar. »Es ist vorbei. Vorbei. Jetzt sind Sie in Sicherheit.« Er küsste ihre Schläfe. Küsste ihre Stirn. Strich mit einer seiner Hände über ihren Rücken, und sie schmiegte sich noch enger an ihn an.
Dann machte er sich plötzlich wieder los und räusperte sich heiser. »was Sie brauchen, ist ein Brandy«, meinte er und stand entschlossen wieder auf.
Da vor allem er selber einen brauchte, trat er vor die kleine Bar, schenkte ihnen beiden ein und sah seinen Gast verstohlen aus den Augenwinkeln an. Es war, als hätten ihre Tränen nicht nur ihre Panik, sondern auch sämtliche Energie, die sie besessen hatte, fortgespült. Vollkommen ermattet hatte sie sich umgedreht, die Füße angezogen und das Gesicht gegen die Rücklehne der Couch gedrückt.
wie zum Teufel hatte so etwas passieren können?, ging es ihm mit einem müden Lächeln durch den Kopf. Kein Mensch würde ihm jemals glauben, dass er eine Frau aus einem Lift gerettet hatte. Eine absolut phänomenale Frau, die er mit zu sich in die Wohnung genommen hatte, wo sie ihm vollkommen hilflos ausgeliefert war. Kopfschüttelnd ging er zurück zur Couch.
Aber was hätte er stattdessen machen sollen?
Er hätte sie wohl kaum direkt nach einem Stromaus-
fall mitten in Manhattan auf die Straße setzen können. Doch was sollte er jetzt mit ihr anfangen?
Er kam weder auf den Gedanken zu versuchen, die Freunde, die sie hier im Haus besucht hatte, ausfindig zu machen, noch hinterfragte er, weshalb er sich überhaupt für diese Frau verantwortlich fühlte. Vielleicht lag es an der Art, wie sie mit leichtem Hüftschwung auf dem Sofa lag, oder daran, wie ihr honigblondes Haar fächerförmig auf dem samtenen orangefarbenen Kissen ausgebreitet war.
»Hier, Laney, trinken Sie.« Er setzte sich wieder neben sie, legte eine Hand hinter ihren Kopf und hob den zerbrechlichen Schwenker an ihren noch zerbrechlicheren Mund. Flatternd gingen ihre Lider auf, und sie starrte ihn einen Moment aus nicht mehr gequälten, aber desorientierten blauen Augen an, bevor sie einen Schluck des exquisiten Brandys nahm.
Ihre Miene allerdings sprach nicht gerade für die Qualität des ihr angebotenen Getränks: Sie zog eine seltsame Grimasse und brach dann in lautes Husten aus.
Deke lachte leise auf. Ihr gut geschnittenes, rohseidenes Kostüm zeugte von einem erlesenen Geschmack, eine Frau von Welt war sie allerdings eindeutig nicht.
»Noch ein Schlückchen?«, fragte er.
Zu seiner Überraschung griff sie nach der Hand, in der er ihren Schwenker hielt, führte sie zurück an ihren Mund, nippte mehrmals, bis nur noch ein Tropfen Brandy übrig war, ließ den Kopf dann wieder gegen die Kissen sinken und stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. Es war eine völlig unschuldige Geste, doch die Schwellung ihrer Brüste unter ihrer engen Bluse rief in Deke alles andere als unschuldige wünsche wach.
Entschlossen stellte er ihr Glas auf dem lackierten Couchtisch ab, bevor er einen möglichst großen Schluck von seinem eigenen Brandy trank. In ihrem Zustand war es sicherlich nicht fair, sie derart anzustarren, aber schließlich war er nur ein Mensch, und so unterzog er den zurückgeworfenen Kopf, den verletzlichen gebogenen Hals, die halb geschlossenen Augen und die von dem teuren Brandy feuchten Lippen seines Gasts einer eingehenden Musterung. Ihr Gesicht war ein wenig zu kantig, um als wirklich schön zu gelten, ihre Nase war etwas zu kurz, ihr Mund hingegen ...
Am besten dächte er gar nicht darüber nach.
Ihr Hals war lang und schlank, ihre Schlüsselbeine zart, und in dem dazwischen befindlichen Dreieck schlug ein etwas schneller, aber gleichmäßiger Puls. Unter ihrer Seidenbluse war ein hauchzarter spitzenbesetzter BH mit Satinträgern zu sehen, doch er ließ erahnen, dass ihre Brüste weich sein mussten. Ihre Taille, ihre Hüfte und die Schenkel waren schlank, die Waden in der transparenten Strumpfhose waren wohlgeformt, und an den Füßen trug sie beigefarbene Wildlederpumps mit einem mit Glitzerfaden auf dem Oberleder aufgestickten Schmetterling.
Plötzlich streifte sie die Schuhe ab, sie fielen fast geräuschlos auf den dicken Teppich, und er lenkte seinen Blick von ihrem schlanken Fuß zurück auf ihr Gesicht. Ihr Blick jedoch drückte nicht die geringste Neugier in Bezug auf ihn oder seine Wohnung aus.
»Ich konnte einfach nicht mehr atmen.« Eine Reihe kerzengerader, strahlend weißer Zähne grub sich in die fein geschwungene Unterlippe, die noch immer zitterte.
Er berührte sanft ihr Haar und glitt mit seinen Fingern über ihre Wange bis zu ihrem Kinn. »Das war bestimmt ein schreckliches Gefühl, doch jetzt ist es vorbei.«
»Es war so furchtbar dunkel.« Beim letzten Wort brach ihre Stimme, und sie kniff die Augen wieder zu.
Deke zog sie abermals tröstend an seine Brust. »Sie hatten Angst. Das tut mir leid.«
Sofort schmiegte sich ihr biegsamer Leib an seinen harten Körper an, und er stöhnte innerlich. Denn plötzlich war sie nicht mehr einfach eine Frau, die Trost und Verständnis brauchte, sondern auch ein zartes weibliches Geschöpf, das sich besser anfühlte als jedes andere zarte weibliche Geschöpf, mit dem er in der letzten Zeit in Kontakt gekommen war.
Er sprach sie laut mit ihrem Namen an, und sie hob den Kopf.
Ihre Augen hatten die Farbe des Nebels, der über dem Ozean hängt, und sahen ihn flehentlich an. »Bitte halten Sie mich fest.«
»Das mache ich«, schwor er ihr voller Leidenschaft, und sie presste ihr Gesicht erneut an seinen Hals. Als ihre Lippen seine Haut berührten, spürte er diesen Kontakt bis hinab in seinen Unterleib. »Das mache ich.«
Er küsste unbewusst ihr Haar und ihre Wange, und es kam ihm vollkommen natürlich vor, einen Finger vorsichtig unter ihr Kinn zu legen, ihren Kopf ein wenig anzuheben und den eigenen Kopf zu neigen, bis sein Mund auf ihren Lippen lag. Sie schmeckten noch immer nach Brandy, und nur ein Eunuch hätte sich in diesem Augenblick möglicherweise beherrschen können - ein potenter Mann wie Deke allerdings ganz sicher nicht.
Er spürte, wie sie kurzfristig erstarrte, dann aber entspannte sie sich wieder an seiner Brust, er schob ihren Mund mit seiner Zunge auf und wagte sich hinein. Anfangs erforschte er sie zögerlich, doch als sie ihre Zunge fackern ließ, war es endgültig um ihn geschehen. Er stieß ein leises Knurren aus, eroberte die süße Höhle ihres Mundes, glitt mit seiner Zungenspitze über ihren Gaumen ...
... und mit einem sanften Schnurren ballte sie die Fäuste in dem teuren Stoff von seinem Hemd und streckte wohlig ihre Beine aus.
Himmel! war dies vielleicht alles nur ein wunderbarer Traum?
Eine seiner Hände glitt an ihr herab, um sie noch ein wenig fester in den Arm zu nehmen, aber ihre Brust war einfach zu verführerisch, und so legte er dort eine kurze Pause ein und streichelte sie sanft, ehe er die Finger, wenn auch voller Bedauern, weiterwandern ließ.
»Bitte mach das noch einmal. Es hat sich herrlich angefühlt.«
Er riss den Kopf zurück und starrte sie ungläubig an. Die weltgewandten Frauen, die er für gewöhnlich hier empfing, spielten stets dasselbe Spiel, bei dem jeder eine ganz bestimmte Rolle innehatte und bei dem sogar der Text genauestens vorgegeben war. Nie zuvor in seinem Leben hatte Deke eine derart ehrliche, direkte Forderung gehört. Allerdings verlangte Laney ganz eindeutig nicht, dass er einen bestimmten Akt einzig zu ihrem Vergnügen wiederholte, sondern gratulierte ihm mit seidig weicher Stimme zu der herrlichen Liebkosung, die er ihr geboten hatte, und bat ohne jede Scheu um eine Fortsetzung der Streicheleien.
Er sah ihr ins Gesicht, schob seine Hand zurück auf ihre Brust, umfasste sie vorsichtig und rieb sanft daran herum. Sie machte die Augen wieder zu, stieß einen langgezogenen Seufzer aus, und ein leichtes Lächeln huschte über ihren unglaublichen Mund. Also packte er verwegen ihren Nippel, und selbst durch den Stoff der Bluse und ihres BHs hindurch spürte er eine Reaktion.
»Meine Güte, Laney«, flüsterte er rau, versiegelte ihren Mund erneut mit seinen Lippen und verstärkte die Liebkosung ihrer Brust. Dann erforschte seine Hand die faszinierenden Vertiefungen und Rundungen ihres perfekt geformten Körpers, und durch das Rascheln ihrer Kleider kam ihm die Berührung irgendwie verboten und deshalb in höchstem Maß erregend vor.
Gleichzeitig war es frustrierend, dass sie auf dem Sofa lagen, wo er sich nicht frei bewegen konnte, und so stand er auf und zog sie neben sich.
Schwankend lehnte sie sich an ihn an, und dadurch kam er wieder zur Vernunft. Hätte er nicht vor Verlangen lichterloh gebrannt, hätte er wahrscheinlich über sich und die Situation gelacht.
Sie wusste nicht mehr, was sie tat. Und zwar nicht, weil sie spontan dieselbe Leidenschaft für ihn empfand wie er für sie, sondern weil sie von dem einen Brandy vollkommen betrunken war.
Das wegen des Stromausfalls erlittene Trauma konnte unmöglich der Grund für ihre Verwirrung sein.
Er stieß einen Seufzer aus und atmete tief durch. was war er für ein Narr gewesen, schalt er sich. »Kommen Sie, Laney, ich bringe Sie ins Bett.« Er legte ihr die Hände auf die Schultern, stieß sich von ihr ab, sah ihr fragend ins Gesicht, und sie nickte feierlich. Dann nahm er ihre Hand, ging los, und folgsam wie ein kleines Kind lief sie ihm hinterher.
Als er das Schlafzimmer betrat, machte er erst mal Licht. »warten Sie hier, dann mache ich das Bett für Sie zurecht.« Er lehnte sie gegen die wand, trat vor das breite Bett, schlug die Tagesdecke aus blauem Wildleder zurück, warf einen Armvoll Zierkissen in einen tiefen Sessel, schüttelte das Kopfkissen ein wenig aus und strich das makellose dunkelbraune Laken glatt. »So, jetzt ...«
Weiter kam er nicht.
...
Übersetzung: Uta Hege
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2012
by Verlagsgruppe Random House GmbH
Der Fahrstuhl befand sich gerade zwischen zwei Etagen, als er plötzlich ruckartig stehen blieb und das Licht ausging. Es hatte keine Vorwarnung gegeben, kein Knirschen der Seile, kein Flackern der Birnen, nichts. Im einen Augenblick hatte sich der Kasten noch lautlos nach unten bewegt, und bereits im nächsten wurden die beiden darin befindlichen Personen in Stockfinsternis und Totenstille eingehüllt.
»Uh-oh«, meinte der Mann. Er war New Yorker und die Streiche, die die Stadt ihren Bürgern regelmäßig spielte, offenbar gewohnt. »Schon wieder ein Stromausfall.«
Laney McLeod blieb stumm. Dabei schien der Mann auf eine Reaktion zu warten, denn sie konnte spüren, dass er sich umdrehte und durch die Dunkelheit in ihre Richtung sah. Doch sie konnte weder sprechen noch sich von der Stelle rühren, da sie vor lauter Panik wie gelähmt war. Sie versuchte sich zu sagen, dass allein ihre Klaustrophobie diese Situation so furchtbar machte, dass sie überleben würde und dass ihr Entsetzen lächerlich und kindisch war. Trotzdem nützte es nichts.
»Sind Sie okay?«, fragte der Mann.
Oh nein, ich bin ganz sicher nicht okay, hätte sie ihn am liebsten angeschrien, aber ihre Stimmbänder versagten ihren Dienst. Acht sorgfältig gefeilte Nägel gruben sich in zwei verschwitzte Handballen, und plötzlich merkte sie, wie sie die Augen zukniff. obwohl sie sich zwang, sie wieder zu öffnen, änderte das nichts. Noch immer gab es kein Licht in der erstickenden Enge dieses Lifts.
Sie atmete krächzend ein und aus.
»Keine Angst. Es wird bestimmt nicht lange dauern.«
Seine Ruhe weckte ihren Zorn. warum brach er nicht ebenfalls in Panik aus? Am liebsten hätte sie den Kerl gefragt, ob er ihr garantieren könnte, dass alles gleich wieder funktionierte. Diese Stromausfälle konnten schließlich Tage dauern, oder etwa nicht?
»Ich denke, Sie würden sich besser fühlen, wenn Sie etwas sagen würden«, meinte er. »Es geht Ihnen doch wohl gut?«
Sie spürte, dass eine Hand durch das Dunkel tastete, und einen Moment später stießen fremde Finger gegen ihren Arm.
Als sie zusammenfuhr, riss er die Hand sofort wieder zurück.
»Schon gut. Leiden Sie etwa unter Klaustrophobie?«
Sie nickte verzweifelt mit dem Kopf, in der Hoffnung, er könne diese Bewegung sehen. Doch auch wenn das völlig ausgeschlossen war, hatte er sie offenbar gespürt, denn er meinte in begütigendem Ton: »Sie brauchen wirklich keine Angst zu haben. wenn der Strom länger als ein paar Minuten wegbleibt, sucht die Feuerwehr automatisch nach stecken gebliebenen Leuten wie uns.«
Sie spürte einen leichten Luftzug und hörte das Rascheln von Stoff. »Ich ziehe erst mal meine Jacke aus und schlage Ihnen vor, das auch zu tun.«
Als er in den Lift gestiegen war, hatte sie das graue Haar, die schlanke, hochgewachsene Gestalt und die gerade aufgrund von ihrer Lässigkeit sicher sündhaft teure Kleidung nur mit einem kurzen Blick gestreift. Statt dem Fremden ins Gesicht zu sehen, hatte sie schweigend auf die erleuchteten Zahlen über der Fahrstuhltür gestarrt, während der Lift in Richtung Erdgeschoss geglitten war.
Sie hatte gemerkt, dass er sie nach dem Einsteigen gemustert hatte, doch auch er hatte kein wort gesagt, denn sie hatten beide ein leichtes Unbehagen dabei empfunden, sich mit einem Fremden einen Fahrstuhl zu teilen. Schließlich hatte er, genau wie sie, den Blick auf die Zahlen über der Tür gelenkt und in Gedanken die Etagen bis nach unten mitgezählt.
Jetzt hörte sie, wie seine Jacke auf den dicken Teppich fiel.
»Brauchen Sie vielleicht Hilfe?«, fragte er gezwungen fröhlich, als sie sich noch immer nicht bewegte. Dann folgte er dem lauten Keuchen, das aus ihrer Kehle drang, und streckte beide Hände nach ihr aus. Eilig wich sie vor ihm zurück und stieß krachend gegen die holzverkleidete wand, aber er berührte ihren vor Schreck starren Körper und tastete sich zögernd einen weg daran herauf, bis er ihre Schultern fand.
»He.« Seine Stimme hatte einen seidig weichen Klang. »Es wird alles gut.« Er drückte ihr aufmunternd die Schultern und bewegte sich erneut.
Laney hätte nicht gedacht, dass sie überhaupt noch sprechen konnte, stieß dann aber heiser aus: »was tun Sie da?«
»Ich helfen Ihnen, Ihre Jacke auszuziehen. Je heißer Ihnen wird, umso schlechter bekommen Sie Luft, und umso eher fangen Sie an zu hyperventilieren«, antwortete er. »Ich heiße übrigens Deke.« Die Kostümjacke, die sie erst einen Tag zuvor bei Saks erstanden hatte, glitt von ihren Schultern und fiel auf den Boden. »Und wie heißen Sie? Ist das hier ein Tuch?«
»Laney.«Sie hob ihre bleischweren Arme und schob seine Finger fort. »Ja. warten Sie, gleich ist er auf.« Sie löste den Knoten an der Seite ihres Halses und reichte ihm das Tuch.
»Laney. Ein ungewöhnlicher Name. Vielleicht machen Sie auch noch die Bluse etwas auf, damit ein bisschen Luft an Ihren Körper kommt. Seide, richtig?«
»Ja.«
»Und ausnehmend hübsch. Blau, wenn ich mich recht entsinne.«
»Ja.«
»Sie sind keine New Yorkerin«, stellte er beiläufig fest, machte die Perlmutt-Manschettenknöpfe ihrer Bluse auf und rollte dann die Ärmel hoch.
»Nein. Ich war nur eine Woche zu Besuch hier. Morgen fahre ich wieder ab.«
»Und hier im Haus haben Sie jemanden besucht?«
»Ja. Meine Zimmergenossin vom College und ihren Mann.«
»Verstehe. Na, ist das nicht viel bequemer?« Vorsichtig klappte er ihren offenen Blusenkragen auf. »Möchten Sie sich vielleicht setzen?« Er berührte sie mit beiden Händen leicht an der Taille.
»Nein!«
Verdammt.
Deke Sargent verfuchte sich dafür, dass er zu schnell gewesen war. Man durfte einen Menschen nicht noch mehr erschrecken, wenn er bereits panisch war. Die Frau klebte nach wie vor an der wand, als stünde sie einem Erschießungskommando gegenüber, und holte derart pfeifend Luft, als hätte jemand ihr die Kehle zugeschnürt. »In ordnung, Laney. Sie ...«
Die Lichter flackerten, es wurde wieder hell, der Fahrstuhl setzte sich mit einem leichten Rucken wieder in Bewegung ...
... und zwei völlig Fremde starrten einander aus nächster Nähe mit weit aufgerissenen Augen an.
Ihr Gesicht war kreidebleich, und er bedachte sie mit einem sorgenvollen Blick.
Dann setzte er ein schiefes Lächeln auf, während er seine Hände abermals auf ihre Schultern sinken ließ.
Ihre Nerven waren ganz eindeutig zum Zerreißen angespannt, und deshalb meinte er: »Sehen Sie? Habe ich es doch gesagt. Jetzt ist alles wieder gut.«
Statt sein Lächeln zu erwidern, ihm mit höflich distanzierter Stimme für seine Bemühungen zu danken und sich wieder anzuziehen, sackte sie am ganzen Körper zitternd gegen seine Brust, vergrub die schweißnassen Fäuste im Kragen seines Hemds und brach in unglückliches Schluchzen aus.
Sie hatte sich gezwungen, möglichst lange Haltung zu bewahren, aber nun, da die Gefahr vorüber war, gingen ihr bei dem Gedanken an die dunkle Enge, der sie gerade erst entronnen war, die Nerven durch.
Sanft schwebte der Fahrstuhl bis ins Erdgeschoss, und die Tür glitt zischend auf. Durch die Fenster des Foyers konnte Deke das Gedränge der Passanten draußen auf dem Gehweg sehen. Da sämtliche Ampeln ausgefallen waren, herrschte vollkommenes Chaos auf der Straße, und egal, wohin man sah, staute sich der Verkehr.
»Mr Sargent ...« Der uniformierte Portier lief eilig auf ihn zu.
»Alles in Ordnung, Joe«, fiel ihm Deke knapp ins Wort. Das Letzte, was die Frau jetzt brauchte, war, dass sie in ihrem Zustand ganz allein da draußen auf der Straße landete, doch das ging den Portier nichts an. »Ich fahre noch mal rauf.«
»waren Sie eben im Fahrstuhl, als ...«
ja, aber es geht mir gut.«
Er hielt Laney fest, lehnte sich zurück, drückte auf den Knopf für die zweiundzwanzigste Etage, die Tür ging wieder zu, und lautlos fuhren sie wieder hinauf.
Die Fremde schien es gar nicht zu bemerken, denn sie lehnte noch immer völlig erschlafft an seiner Brust und stieß abgehackte, leise Schluchzer aus.
»Keine Angst. Sie sind in Sicherheit. Jetzt ist alles wieder gut«, murmelte Deke sanft, während er sie in den Armen hielt. Sie verströmte einen wunderbaren Duft, und ihr Haar lag weich an seinem Hals und seinem Kinn.
In dem Stock, in dem er wohnte, ging die Tür des Fahrstuhls wieder auf. Er drückte die Frau mit einer Hand gegen die wand, damit sie nicht vornüberfiel, hob seine und ihre Jacke sowie Laneys Handtasche und ihr Tuch vom Boden auf, nahm sie auf den Arm, trug sie durch den Flur bis zu seinem Eckapartment und stellte sie vorsichtig auf ihren eigenen Füßen ab.
»Gleich haben wir's geschafft«, füsterte er zärtlich, zog seinen Schlüssel aus der Hosentasche und schob ihn ins Schloss. Die Tür schwang auf, und er trug die Frau ins Wohnzimmer und setzte sie auf einem Sofa ab, in dessen dicken Kissen sie praktisch versank.
Er wandte sich zum Gehen, woraufhin sie flehentlich die Arme nach ihm ausstreckte.
»Ich bin sofort wieder da.« ohne nachzudenken, hauchte er noch einen Kuss auf ihre Stirn, lief zurück zur Tür, schaltete die automatische Alarmanlage aus, hob die Sachen, die er einfach hatte auf den Boden fallen lassen, auf, sperrte die Tür von innen ab, machte Licht und dimmte es, bis ein blassgoldener Schimmer auf sämtlichen Möbelstücken lag.
Mit drei großen Schritten durchquerte er erneut den Raum, kniete sich vor die Couch und ergriff eine Hand der Frau. »Laney?« Als sie ihren Namen hörte, machte sie die Augen auf. »wie geht es Ihnen?«
Sie starrte ihn verwundert an, dann aber rollten zwei dicke Tränen über ihre wangen, sie warf sich die Hände vors Gesicht und brach erneut in lautes Schluchzen aus. »Ich hatte solche Angst. Das ist total kindisch und dumm, ich weiß. Aber ich leide nun mal an Klaustrophobie ... «
»Pst.« Er stand wieder auf, setzte sich neben sie, nahm sie in die Arme, drückte ihr Gesicht an seinen Hals und strich ihr sanft über das Haar. »Es ist vorbei. Vorbei. Jetzt sind Sie in Sicherheit.« Er küsste ihre Schläfe. Küsste ihre Stirn. Strich mit einer seiner Hände über ihren Rücken, und sie schmiegte sich noch enger an ihn an.
Dann machte er sich plötzlich wieder los und räusperte sich heiser. »was Sie brauchen, ist ein Brandy«, meinte er und stand entschlossen wieder auf.
Da vor allem er selber einen brauchte, trat er vor die kleine Bar, schenkte ihnen beiden ein und sah seinen Gast verstohlen aus den Augenwinkeln an. Es war, als hätten ihre Tränen nicht nur ihre Panik, sondern auch sämtliche Energie, die sie besessen hatte, fortgespült. Vollkommen ermattet hatte sie sich umgedreht, die Füße angezogen und das Gesicht gegen die Rücklehne der Couch gedrückt.
wie zum Teufel hatte so etwas passieren können?, ging es ihm mit einem müden Lächeln durch den Kopf. Kein Mensch würde ihm jemals glauben, dass er eine Frau aus einem Lift gerettet hatte. Eine absolut phänomenale Frau, die er mit zu sich in die Wohnung genommen hatte, wo sie ihm vollkommen hilflos ausgeliefert war. Kopfschüttelnd ging er zurück zur Couch.
Aber was hätte er stattdessen machen sollen?
Er hätte sie wohl kaum direkt nach einem Stromaus-
fall mitten in Manhattan auf die Straße setzen können. Doch was sollte er jetzt mit ihr anfangen?
Er kam weder auf den Gedanken zu versuchen, die Freunde, die sie hier im Haus besucht hatte, ausfindig zu machen, noch hinterfragte er, weshalb er sich überhaupt für diese Frau verantwortlich fühlte. Vielleicht lag es an der Art, wie sie mit leichtem Hüftschwung auf dem Sofa lag, oder daran, wie ihr honigblondes Haar fächerförmig auf dem samtenen orangefarbenen Kissen ausgebreitet war.
»Hier, Laney, trinken Sie.« Er setzte sich wieder neben sie, legte eine Hand hinter ihren Kopf und hob den zerbrechlichen Schwenker an ihren noch zerbrechlicheren Mund. Flatternd gingen ihre Lider auf, und sie starrte ihn einen Moment aus nicht mehr gequälten, aber desorientierten blauen Augen an, bevor sie einen Schluck des exquisiten Brandys nahm.
Ihre Miene allerdings sprach nicht gerade für die Qualität des ihr angebotenen Getränks: Sie zog eine seltsame Grimasse und brach dann in lautes Husten aus.
Deke lachte leise auf. Ihr gut geschnittenes, rohseidenes Kostüm zeugte von einem erlesenen Geschmack, eine Frau von Welt war sie allerdings eindeutig nicht.
»Noch ein Schlückchen?«, fragte er.
Zu seiner Überraschung griff sie nach der Hand, in der er ihren Schwenker hielt, führte sie zurück an ihren Mund, nippte mehrmals, bis nur noch ein Tropfen Brandy übrig war, ließ den Kopf dann wieder gegen die Kissen sinken und stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. Es war eine völlig unschuldige Geste, doch die Schwellung ihrer Brüste unter ihrer engen Bluse rief in Deke alles andere als unschuldige wünsche wach.
Entschlossen stellte er ihr Glas auf dem lackierten Couchtisch ab, bevor er einen möglichst großen Schluck von seinem eigenen Brandy trank. In ihrem Zustand war es sicherlich nicht fair, sie derart anzustarren, aber schließlich war er nur ein Mensch, und so unterzog er den zurückgeworfenen Kopf, den verletzlichen gebogenen Hals, die halb geschlossenen Augen und die von dem teuren Brandy feuchten Lippen seines Gasts einer eingehenden Musterung. Ihr Gesicht war ein wenig zu kantig, um als wirklich schön zu gelten, ihre Nase war etwas zu kurz, ihr Mund hingegen ...
Am besten dächte er gar nicht darüber nach.
Ihr Hals war lang und schlank, ihre Schlüsselbeine zart, und in dem dazwischen befindlichen Dreieck schlug ein etwas schneller, aber gleichmäßiger Puls. Unter ihrer Seidenbluse war ein hauchzarter spitzenbesetzter BH mit Satinträgern zu sehen, doch er ließ erahnen, dass ihre Brüste weich sein mussten. Ihre Taille, ihre Hüfte und die Schenkel waren schlank, die Waden in der transparenten Strumpfhose waren wohlgeformt, und an den Füßen trug sie beigefarbene Wildlederpumps mit einem mit Glitzerfaden auf dem Oberleder aufgestickten Schmetterling.
Plötzlich streifte sie die Schuhe ab, sie fielen fast geräuschlos auf den dicken Teppich, und er lenkte seinen Blick von ihrem schlanken Fuß zurück auf ihr Gesicht. Ihr Blick jedoch drückte nicht die geringste Neugier in Bezug auf ihn oder seine Wohnung aus.
»Ich konnte einfach nicht mehr atmen.« Eine Reihe kerzengerader, strahlend weißer Zähne grub sich in die fein geschwungene Unterlippe, die noch immer zitterte.
Er berührte sanft ihr Haar und glitt mit seinen Fingern über ihre Wange bis zu ihrem Kinn. »Das war bestimmt ein schreckliches Gefühl, doch jetzt ist es vorbei.«
»Es war so furchtbar dunkel.« Beim letzten Wort brach ihre Stimme, und sie kniff die Augen wieder zu.
Deke zog sie abermals tröstend an seine Brust. »Sie hatten Angst. Das tut mir leid.«
Sofort schmiegte sich ihr biegsamer Leib an seinen harten Körper an, und er stöhnte innerlich. Denn plötzlich war sie nicht mehr einfach eine Frau, die Trost und Verständnis brauchte, sondern auch ein zartes weibliches Geschöpf, das sich besser anfühlte als jedes andere zarte weibliche Geschöpf, mit dem er in der letzten Zeit in Kontakt gekommen war.
Er sprach sie laut mit ihrem Namen an, und sie hob den Kopf.
Ihre Augen hatten die Farbe des Nebels, der über dem Ozean hängt, und sahen ihn flehentlich an. »Bitte halten Sie mich fest.«
»Das mache ich«, schwor er ihr voller Leidenschaft, und sie presste ihr Gesicht erneut an seinen Hals. Als ihre Lippen seine Haut berührten, spürte er diesen Kontakt bis hinab in seinen Unterleib. »Das mache ich.«
Er küsste unbewusst ihr Haar und ihre Wange, und es kam ihm vollkommen natürlich vor, einen Finger vorsichtig unter ihr Kinn zu legen, ihren Kopf ein wenig anzuheben und den eigenen Kopf zu neigen, bis sein Mund auf ihren Lippen lag. Sie schmeckten noch immer nach Brandy, und nur ein Eunuch hätte sich in diesem Augenblick möglicherweise beherrschen können - ein potenter Mann wie Deke allerdings ganz sicher nicht.
Er spürte, wie sie kurzfristig erstarrte, dann aber entspannte sie sich wieder an seiner Brust, er schob ihren Mund mit seiner Zunge auf und wagte sich hinein. Anfangs erforschte er sie zögerlich, doch als sie ihre Zunge fackern ließ, war es endgültig um ihn geschehen. Er stieß ein leises Knurren aus, eroberte die süße Höhle ihres Mundes, glitt mit seiner Zungenspitze über ihren Gaumen ...
... und mit einem sanften Schnurren ballte sie die Fäuste in dem teuren Stoff von seinem Hemd und streckte wohlig ihre Beine aus.
Himmel! war dies vielleicht alles nur ein wunderbarer Traum?
Eine seiner Hände glitt an ihr herab, um sie noch ein wenig fester in den Arm zu nehmen, aber ihre Brust war einfach zu verführerisch, und so legte er dort eine kurze Pause ein und streichelte sie sanft, ehe er die Finger, wenn auch voller Bedauern, weiterwandern ließ.
»Bitte mach das noch einmal. Es hat sich herrlich angefühlt.«
Er riss den Kopf zurück und starrte sie ungläubig an. Die weltgewandten Frauen, die er für gewöhnlich hier empfing, spielten stets dasselbe Spiel, bei dem jeder eine ganz bestimmte Rolle innehatte und bei dem sogar der Text genauestens vorgegeben war. Nie zuvor in seinem Leben hatte Deke eine derart ehrliche, direkte Forderung gehört. Allerdings verlangte Laney ganz eindeutig nicht, dass er einen bestimmten Akt einzig zu ihrem Vergnügen wiederholte, sondern gratulierte ihm mit seidig weicher Stimme zu der herrlichen Liebkosung, die er ihr geboten hatte, und bat ohne jede Scheu um eine Fortsetzung der Streicheleien.
Er sah ihr ins Gesicht, schob seine Hand zurück auf ihre Brust, umfasste sie vorsichtig und rieb sanft daran herum. Sie machte die Augen wieder zu, stieß einen langgezogenen Seufzer aus, und ein leichtes Lächeln huschte über ihren unglaublichen Mund. Also packte er verwegen ihren Nippel, und selbst durch den Stoff der Bluse und ihres BHs hindurch spürte er eine Reaktion.
»Meine Güte, Laney«, flüsterte er rau, versiegelte ihren Mund erneut mit seinen Lippen und verstärkte die Liebkosung ihrer Brust. Dann erforschte seine Hand die faszinierenden Vertiefungen und Rundungen ihres perfekt geformten Körpers, und durch das Rascheln ihrer Kleider kam ihm die Berührung irgendwie verboten und deshalb in höchstem Maß erregend vor.
Gleichzeitig war es frustrierend, dass sie auf dem Sofa lagen, wo er sich nicht frei bewegen konnte, und so stand er auf und zog sie neben sich.
Schwankend lehnte sie sich an ihn an, und dadurch kam er wieder zur Vernunft. Hätte er nicht vor Verlangen lichterloh gebrannt, hätte er wahrscheinlich über sich und die Situation gelacht.
Sie wusste nicht mehr, was sie tat. Und zwar nicht, weil sie spontan dieselbe Leidenschaft für ihn empfand wie er für sie, sondern weil sie von dem einen Brandy vollkommen betrunken war.
Das wegen des Stromausfalls erlittene Trauma konnte unmöglich der Grund für ihre Verwirrung sein.
Er stieß einen Seufzer aus und atmete tief durch. was war er für ein Narr gewesen, schalt er sich. »Kommen Sie, Laney, ich bringe Sie ins Bett.« Er legte ihr die Hände auf die Schultern, stieß sich von ihr ab, sah ihr fragend ins Gesicht, und sie nickte feierlich. Dann nahm er ihre Hand, ging los, und folgsam wie ein kleines Kind lief sie ihm hinterher.
Als er das Schlafzimmer betrat, machte er erst mal Licht. »warten Sie hier, dann mache ich das Bett für Sie zurecht.« Er lehnte sie gegen die wand, trat vor das breite Bett, schlug die Tagesdecke aus blauem Wildleder zurück, warf einen Armvoll Zierkissen in einen tiefen Sessel, schüttelte das Kopfkissen ein wenig aus und strich das makellose dunkelbraune Laken glatt. »So, jetzt ...«
Weiter kam er nicht.
...
Übersetzung: Uta Hege
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2012
by Verlagsgruppe Random House GmbH
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Autoren-Porträt von Sandra Brown
Sandra Brown arbeitete als Schauspielerin und TV-Journalistin, bevor sie mit ihrem Roman »Trügerischer Spiegel« auf Anhieb einen grossen Erfolg landete. Inzwischen ist sie eine der erfolgreichsten internationalen Autorinnen, die mit jedem ihrer Bücher die Spitzenplätze der »New York Times«-Bestsellerliste erreicht! Ihr endgültiger Durchbruch als Thrillerautorin gelang Sandra Brown mit dem Roman »Die Zeugin«, der auch in Deutschland zum Bestseller wurde. Seither konnte sie mit vielen weiteren Romanen ihre Leser und Leserinnen weltweit begeistern. Sandra Brown lebt mit ihrer Familie abwechselnd in Texas und South Carolina.
Bibliographische Angaben
- Autor: Sandra Brown
- 2012, Erstmals im TB, 255 Seiten, Masse: 11,8 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Uta Hege
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 344237863X
- ISBN-13: 9783442378630
- Erscheinungsdatum: 14.03.2012
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