Tolino vision 6 - Preis dauerhaft gesenkt!

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  • 4 Sterne

    Billbo, 18.02.2024

    Als Buch bewertet

    Der Debütroman von Julja Linhof ist gelungen und hat mich sehr berührt. Trotzdem es keine Liebe in dieser Familie gab, zieht es den neunzehnjährigen Georg auf den Hof seiner Kindheit zurück. Nicht wissend wohin überhaupt, den Sinn des Lebens suchend und die Sehnsucht nach seiner Schwester führen ihn dahin, wo er Schreckliches erlebt hat. Er spürt, dass es noch Dinge gibt, die nicht geklärt wurden, die Lücken in seinen Erinnerungen hinterlassen haben. Einst geflohen, kann er gar nicht anders, als nach fünf Jahren heim zu kehren. Das Ankommen wird ihm nicht leicht gemacht und dennoch hat er das Gefühl bleiben zu müssen. Die Geschichte wird feinfühlig und durchaus authentisch dargestellt. Die Charaktere sind glaubwürdig. Die Themen Familie und Homosexualität wurden prima umgesetzt. Der Schreibstil war für mich zunächst gewöhnungsbedürftig, da ich zum Beginn nicht klar wusste, ob gerade in der Gegenwart oder in der Vergangenheit berichtet wird. Auf der anderen Seite, wenn ich mir vorstelle, welches Durcheinander in den Köpfen der Protagonisten herrscht, dann passt der Stil des Schreibens wieder. Der Roman hat einen offenen Ausgang und der Leser darf sich selbst ausmalen wie es enden wird. Das ist auch völlig in Ordnung so.

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  • 4 Sterne

    Kristin H., 19.02.2024

    Als Buch bewertet

    Jirka kommt nach Jahren auf den vernachlässigten Hof seiner Familie zurück. Damals floh er vor seinem gewalttätigen Vater und einer Grossmutter, für die Schwäche etwas Schändliches ist.

    Mit der Rückkehr kommen alte Erinnerungen hoch. An eine Mutter, die sich mit der Zeit immer mehr in sich zurückzog. An Leanders Vater, der ihm mehr Geborgenheit gab als die eigene Familie. An eine Grossmutter, die nach und nach die Herrschaft im Haushalt übernahm. Und an Leander, der in seinem Innersten schon damals verwirrende und beängstigende Gefühle geweckt hatte.

    Doch alles ist grosses Schweigen. Etwas Unvollendetes liegt in der Luft. Jirka fühlt sich als Eindringling im Hofalltag, in dem seine Schwester Malene und Leander als eingespieltes Team agieren. Und eigentlich möchte er doch nur gern ein kleiner Teil davon sein.

    Die Autorin Julja Linhof zeichnet mit ihrem Roman ein stilles und melancholisches Bild über eine schwere Kindheit, über Verluste und unerfüllte Träume, und über das Glück, welches oft im Verborgenen liegt und nur darauf wartet, erkannt zu werden.

    Die Zerrissenheit von Jirka, sein Wunsch, von seiner Schwester anerkannt zu werden und der Kampf, seine Gefühle zuzulassen – das Buch hat mich sehr berührt.

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  • 4 Sterne

    Angelika T., 20.02.2024

    Als Buch bewertet

    Düster und beklemmend, eine traumatische Kindheit und Jugend

    Nach Jahren im Internat kehrt Jirka zurück auf den elterlichen Hof. Und wird, jetzt als junger Erwachsener, zurückkatapultiert in traumatische Erinnerungen und Gefühle, die sein Leben geprägt haben.

    Ein flammender Horizont über einem braunen Feld, ein lichter Himmel; ein Cover, das so gar nichts über den düsteren Inhalt des Buches preisgibt.
    Julia Linhof entführt den Leser in Jirkas und Malenes Kindheit auf einem entlegenen Hof. In eine Zeit, die geprägt ist von Arbeit und einem gewalttätigen, lieblosen Vater. Und in die Gegenwart, die nicht minder traumatisch ist.
    Die Autorin versteht es, eine düstere Atmosphäre zu schaffen, Dinge im Raum stehen zu lassen, Ungesagtes über allem schweben zu lassen und so das ganze Ausmass des Schicksals noch ungeheuerlicher zu gestalten. Missverständnisse zerstören jede Vertraulichkeit und die innere Zerrissenheit der Geschwister sorgt für unglaubliche Beklemmung. Man liest und fühlt sich gleichermassen verstört wie auch gefesselt. Krummes Holz ist ein Buch, das mich erschüttert hat, aber gerade deshalb sicher noch lange nachhallt.

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  • 4 Sterne

    begine, 18.02.2024

    Als Buch bewertet

    Ernster Stoff

    Der Titel des Romans, Krummes Holz, basiert auf der Zufahrtsstrasse zum Hof und einem Zitat von Immanuel Kant.
    Es ist der Debütroman von Julja Linhof. Er spielt in dem ländlichen Südwestfalen.
    Der 19jährige Jirka erzählt in Ichform, seine Eindrücke und Empfindungen. Er war seit 5 Jahren im Internat.
    Seine Schwester Marlene arbeitet auf dem Hof. Ihr Vater hat im Krieg schlimmes erlebt, aber das haben damals alle Väter erlebt.
    Marlene hat das Zeug, den Hof zu bewirtschaften, aber der Vater will das nicht. Er droht den Hof zu verkaufen. Marlene bittet Jirka ihr zu Hilfe zu kommen, aber er kommt nicht.
    Als er dann doch kommt, ist dort eine kalte Atmosphäre und der Vater war nicht da.

    Die Autorin hat diese Geschichte fesselnd erzählt. Man spürt die Zerrissenheit der Geschwister.
    Mit dem Ende konnte ich mich nicht so richtig anfreunden.

    Der Roman war zwar etwas düster, aber das Leben ist oft nicht so einfach.
    Da hat die Autorin ein spannendes Werk geschaffen, das unbedingt lesenswert ist.

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  • 4 Sterne

    Brigitte S., 19.02.2024

    Als Buch bewertet

    Traurige Kindheit ohne Liebe Also ich bin n etwas zwiegespalten.
    Wollte das Buch nicht weiterlesen,
    habe es dann aber doch getan, weil
    es mich sehr berührt hat. Man konnte die Geschichte nur sehr schwer aushalten. Georg kehrt
    nach 5 Jahren Internat zurück in
    sein Elternhaus einem halb zerfallenen Hof. Eigentlich empfängt
    ihn nur der Sohn des Verwalters freudig. Seine Schwester Malene will
    Ihn nicht hierhaben. Seine demente
    Grossmutter erkennt ihn nicht mehr.
    Der Vater glänzt durch Abwesenheit.
    Im Haus ist eine bedrückende Atmosphäre. Georg muss sich in die Küche schleichen und sein Essen stehlen. Malene sagt ihm klipp und
    klar, dass sie ihn nicht durchfüttern wird. Sie fühlt sich von ihrem Bruder im Stich gelassen. Immer wieder hat sie ihn gebeten zu kommen. Jetzt ist es ihrer Meinung nach zu spät.
    Die Sprache ist sehr poetisch. Man
    fühlt sich Georg auf dem heruntergewirtschaftetem Hof sehr nahe.
    Eine klare Leseemofehlung, wenn man die trübe Stimmung und die
    Gewalt aushalten kann.

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  • 4 Sterne

    Jürg K., 17.02.2024

    Als Buch bewertet

    Jirka kehrt den Hof, Krummen Holz, ihrer Eltern zurück. Viele Male hat er die Bitte seiner Schwester Malene ausgeschlagen, ihr gegen den Vater beizustehen. Er trifft auf dem heruntergewirtschafteten Gutshof ein. Vom Vater keine Spur, von der dementen Grossmutter und der Schwester schlägt ihm eine Wand des Schweigens entgegen. Nur Leander spricht mit ihm. Es ist der letzte Sohn des Verwalters. In dieser Geschichte wird von der Kraft des Geschwisterbandes in einer glücklosen Kindheit erzählt. Es ist eine traurige Familiengeschichte, die hier geschildert wird. Eine leblose und traurige Kindheit liest man. Der Vater und die Grossmutter die Kinder demütigen und mit Gewalt und Unverständnis aufziehen. Der Geschichte zu folgen ist manchmal nicht ganz leicht. Es gibt Sprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Was mir gut gefallen hat ist die Atmosphäre die auf dem Gutshof. Das Ende fand ich nicht so realistisch. Trotz der kleinen unrealistischen Handlungen ist es ein Lesenswertes Buch.

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  • 4 Sterne

    brauneye29, 19.02.2024

    Als bewertet

    Zum inhalt:
    Jirka kommt auf den Hof seiner Eltern zurück. Zuvor hatte er die Bitten seiner Schwester immer ignoriert, ihr gegen den Vater beizustehen. Jetzt scheint keiner mehr auf ihn zu warten. Der Vater nicht zu finden, Grossmutter und Schwester schweigen ihn an. Nur Leander, der Sohn des letzten Verwalters spricht mit ihm. Doch die Nähe zu Leander ist fast noch schwerer zu ertragen als die Feindseligkeit der Schwester.
    Meine Meinung:
    Das Buch ist kein Buch, dass man mal so eben nebenbei lesen kann, denn die vielen schweren Erinnerungen, die aktuellen Schwierigkeiten machen das Buch schon sehr schwermütig und das muss man als Leser auch erst mal verarbeiten und einordnen. Die Erinnerungen an eine wirklich nicht einfache Kindheit sind schon schwer zu ertragen und ich habe mich oft gefragt, wie man damit selbst umgehen würde. Den Schreibstil habe ich als gut empfunden und passend zu einer eher schwierigen Familiengeschichte.
    Fazit:
    Sehr schwermütig

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  • 4 Sterne

    Lesemone, 17.02.2024

    Als bewertet

    Jirka kehrt heim zu seiner Schwester Malene und auf den elterlichen Hof. Keiner hat auf ihn gewartet und das bekommt er schnell zu spüren. Wo ist der Vater abgeblieben? Die Geschichte ist durchweg eher düster. Sie erzählt von der Kindheit der Geschwister, vom prügelnden Vater. Kein Wunder, dass man in der Gegenwart auf verbitterte Kinder trifft, die im Leben kaum klarkommen. Die Autorin schafft es sehr gut, diese düstere Grundstimmung auf dem Hof einzufangen. Man kann sich sehr gut ausmalen, wie es auf dem Hof zugegangen ist und wie angespannt die Atmosphäre war. Zwischendrin sorgt in der Gegenwart die demente Oma Agnes dafür, dass niemand zur Ruhe kommt. Ich hatte so meine Schwierigkeiten damit, ob Jirka nun in der Gegenwart erzählt oder schon wieder in die Vergangenheit getriftet ist. Durchweg schwingt die Frage mit, wo der Vater abgeblieben ist und so hat mich das Ende nicht sonderlich überrascht. Ein gelungenes Debüt!

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  • 4 Sterne

    Anja S., 10.02.2024

    Als Buch bewertet

    Eine Geschichte über eine lieblose und traurige Kindheit, in der Vater und Grossmutter die Kinder demütigen und mit Gewalt und Unverständnis aufziehen. Es wird aus der Sicht von Jirka geschrieben und da ist es manchmal nicht so ganz leicht zu folgen. Da gibt es ständig Sprünge zwischen Gegenwart und der Vergangenheit, in der sich Jirka ab und zu verliert. So erfahren wir zwar wie er und seine Schwester aufgewachsen sind aber die Sprünge waren teilweise etwas zu extrem und auch nicht zu Ende gedacht. Da gab es oft nur Andeutungen. Die Atmosphäre hat mir hier allerdings sehr gut gefallen auf dem alten Gutshof in Jirkas Heimat. Von der Grossmutter hätte ich gern noch etwas mehr erfahren, da fehlte mir etwas die Tiefe, die bei den anderen Charakteren aber durchaus gegeben war. Das Ende konnte mich leider auch nicht ganz überzeugen, war mir doch etwas unrealistisch. Trotz den kleinen Schwächen aber ein lesenswerter Roman.

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  • 4 Sterne

    lindi s., 11.02.2024

    Als Buch bewertet

    Von lindi.st
    Das Cover weist auf eine friedvolle und Idyllische Landschaft hin. Aber am Himmel ziehen dunkle Wolken auf und die bestimmen den düsteren Inhalt des Romans.
    in der Hauptsache geht es um die Beziehung Jirkas zu seiner vier Jahre älteren Schwester Marlene. Die Geschwister wachsen in einem lieblosen Elternhaus, ohne Mutter, mit einem dominanten Vater und dessen Mutter auf. Auch daran liegt es, dass Jirka mit 14 Jahren in ein Internat zieht und erst jetzt, nach 5 Jahren in sein Elternhaus zurückkehrt. Die Beziehung der Geschwister ist auch nach den Jahren der Trennung unversöhnlich und von Wut, Trauer und Schmerz geprägt.
    Man muss sehr konzentriert lesen, um den Faden nicht zu verlieren. denn Gegenwart und Erinnerung vermischen sich immer wieder. Ausserdem sorgt das Verhältnis zu Leander, dem Sohn des ehemaligen Verwalters für Spannungen.
    Am Ende bleibt man ratlos und ohne Happyend zurück.
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  • 3 Sterne

    Luise_Dez, 07.02.2024

    Als Buch bewertet

    Die Autorin Julja Linhof, erzählt in ihrem Debüt-Roman „Krummes Holz“, die fiktive Geschichte einer Familie, in der es keine Liebe und Zuneigung sondern eine Kultur des Schweigens und der Härte gab.

    Inhalt:
    Es ist ein drückend schwüler Sommer, in dem Jirka an den Hof seiner Eltern im Krummen Holz zurückkehrt. Mehrfach hat er die Bitte seiner älteren Schwester Malene ignoriert, ihr gegen den Vater beizustehen. Als Jirka jetzt auf dem heruntergewirtschafteten Gutshof eintrifft, scheint keiner mehr auf ihn zu warten. Vom Vater findet sich keine Spur, und von seiner dementen Grossmutter und seiner unversöhnlichen Schwester schlägt ihm eine Wand des Schweigens entgegen. Nur einer spricht mit ihm – Leander, der Sohn des letzten Verwalters. Doch obwohl die Feindseligkeit seiner Schwester kaum auszuhalten ist, lässt sich mit Leanders Nähe noch schwerer umgehen. Zu intensiv sind die Erinnerungen, die sich mit jedem neuen Tag in den Vordergrund drängen. »Krummes Holz« erzählt mit flirrender Intensität von der Kraft eines Geschwisterbandes in einer glücklosen Kindheit und darüber, wie zwischen all den enttäuschten Hoffnungen die Liebe zu finden ist.

    Meine Meinung:
    Das Cover hatte mir direkt gefallen und der Klappentext versprach eine bewegende Familiengeschichte, die sich aber letztendlich aus einer Kultur des Schweigens und der Härte, herausstellt. Liebe und Zuneigung sind den Familienmitgliedern fremd und so schleppt jeder seine Verletzungen, mit sich herum!

    Die Geschichte wird von dem Ich-Erzähler Jirka, der nach fünf Jahren auf dem heruntergewirtschafteten Gutshof eintrifft, erzählt. Keiner scheint überhaupt mit seinem Kommen gerechnet zu haben, denn keiner wartet auf ihn. Die Einzige, die er findet ist seine demente Grossmutter Agnes, die sich recht merkwürdig verhält und Jirka sprachlos macht. Nach und nach trifft er auf Leander und letztendlich auf seine Schwester Malene, die ihm die kalte Schulter zeigt.

    Jirka schweift mit seinen Erzählungen immer wieder ab in seine Erinnerungen aus der Kindheit und springt von einem Extrem in das andere. Phasenweise fällt es schwer ihm zu folgen, da er oft nur Andeutungen macht und keinen Gedanken bzw. Erinnerung, zu Ende führt. Es fällt schwer, Jirka gedanklich zu folgen und seine Verletzungen zu verstehen. Durch diese Art der Erzählung, fehlt die Spannung an der ganzen Geschichte.

    Zum Ende kommt etwas Bewegung in die Geschichte, die Jirka, Malene und Leander trotz ihrer alten Verletzungen doch noch für immer zusammenschweissen wird ...

    Fazit:
    Die Autorin hat einen Schreibstil, der viel zu konstruiert und extrem gewollt, daherkommt. Es hat lange gedauert, bis ich diesen Formulierungen und Wendungen folgen konnte und trotzdem kam die ganze Atmosphäre für mich eher düster daher. Die Geschichte konnte mich nicht wirklich erreichen!
    Von mir 3 von 5 Sternen!

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  • 3 Sterne

    Petra S., 08.05.2024

    Als Buch bewertet

    melancholischer Coming-of-Age-Roman

    Der 19jährige Jirka (eigentlich Georg Schilling, wie sein Vater) kommt nach 5 Jahren Abwesenheit wieder auf den heruntergewirtschafteten Hof seiner Kindheit im Krummen Holz zurück, nachdem er mehrere Hilferufe seiner Schwester Malene ignoriert hat. Denn der Vater war nie gut zu den Kindern, zu ihr jetzt schon gar nicht, denn er ist der Meinung, dass sie nicht fähig ist, den Hof zu bewirtschaften, und ihn eher verkaufen will. Dann noch die griesgrämige Grossmutter Agnes. Nur Leander, der nach dem Tod seines Vaters, des ehemaligen Verwalters, auf dem Hof geblieben ist, ist Malene eine Stütze.

    Der Schreibstil ist in kurzen Sätzen verfasst, manchmal abgehakt. Das soll wohl den Charakter von Jirka rüberbringen, der seine Geschichte in ich-Form erzählt.
    Die Infos darüber, wann die Geschichte spielt und wie alt die Protagonisten sind, muss man sich während des Lesens hart erarbeiten.
    Die schwüle Hitze des Sommers und die Schwermut der Bewohner kommt sehr gut rüber. Jirka ist eine unerwünschter Gast, seit der die Bitten um Hilfe ignoriert hat, seine Schwester schweigt ihn feindselig an. Agnes ist mittlerweile dement, und Georg ist gar nicht da. Nur Leander spricht mit ihm.
    Es ist eine Geschichte über eine schwere arte Kindheit, über Familie, über das Erwachsenwerden, über die erste Liebe, die in den damaligen Zeiten noch nicht tolerant ist und über eine raue, aber schöne Natur, die den Bewohnern viel harte Arbeit abverlangt.

    Ich bin nicht ganz zufrieden, es gibt keinen "Anfang" und kein "Ende", es ist nur ein kurzer Abschnitt aus dem Leben von Jirka, als er auf den Hof zurückkehrt, mit Rückblicken in die Vergangenheit und Kindheit, woraus sich sein Verhalten und sein Charakter erschliesst, ebenso der seiner Schwester. Allerdings gab es von sooo vielen Dingen immer nur kurze Anspielungen, vieles wurde nicht offensichtlich gesagt, oder erst viel später, und das ist der Grundtenor des ganzen Buches. Passend zu den Charakteren der Familie Schilling; alle sind verschlossen und nicht einmal die Geschwister reden miteinander.

    Leander konnte ich überhaupt nicht richtig greifen, er blieb für mich immer eher grau und ich konnte daher nicht nachvollziehen, was Jirka an ihm gefunden hat.
    Die Enthüllungen am Schluss waren für mich schon das ganze Buch über offensichtlich; und es gibt keinen für mich richtigen und befriedigenden Abschluss. Es hängt offen in der Luft sozusagen.
    Ich hätte gern noch gewusst, wie es mit den Dreien weitergeht; vor allem auch mit den Geschehnissen vom Schluss. Sowas kann im echten Leben nicht ohne Auswirkungen bleiben.


    Fazit:
    Ein schwermütiger Coming-of-Age-Roman über's Erwachsenwerden und die ersten Liebesgefühle.

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  • 3 Sterne

    Kristall, 10.03.2024

    Als bewertet

    Klappentext:

    „Es ist ein drückend schwüler Sommer, in dem Jirka an den Hof seiner Eltern im Krummen Holz zurückkehrt. Mehrfach hat er die Bitte seiner älteren Schwester Malene ignoriert, ihr gegen den Vater beizustehen. Als Jirka jetzt auf dem heruntergewirtschafteten Gutshof eintrifft, scheint keiner mehr auf ihn zu warten. Vom Vater findet sich keine Spur, und von seiner dementen Grossmutter und seiner unversöhnlichen Schwester schlägt ihm eine Wand des Schweigens entgegen. Nur einer spricht mit ihm – Leander, der Sohn des letzten Verwalters. Doch obwohl die Feindseligkeit seiner Schwester kaum auszuhalten ist, lässt sich mit Leanders Nähe noch schwerer umgehen. Zu intensiv sind die Erinnerungen, die sich mit jedem neuen Tag in den Vordergrund drängen. »Krummes Holz« erzählt mit flirrender Intensität von der Kraft eines Geschwisterbandes in einer glücklosen Kindheit und darüber, wie zwischen all den enttäuschten Hoffnungen die Liebe zu finden ist.“



    „Krummes Holz“ ist der Debüt-Roman von Autorin Julja Linhof. Das Cover suggeriert es bereits ein wenig und in den Buchzeilen können wir es fast spüren: die Hitze und Schwüle eines Sommers weht einem hier entgegen. Aber nicht nur das. Hauptprotagonist Jirka nimmt uns mit in seine Heimatwelt. Der alte Gutshof ist nicht mehr das was er mal war. Die Jahre haben ihn mürbe gemacht. Oder lag es doch an den Menschen die dort leben und gelebt haben? Linhof zeichnet eine wirklich bildhafte Gestaltung diesbezüglich und ihre Schilderungen sind eindringlich. Man hat fast das Gefühl mit Jirka zusammen auf dem Hof zu stehen und die Grasballen rollen wie in einem alten Western durch die verlassene Geisterstadt. Das Aufeinandertreffen mit den deren Bewohnern bleibt ebenfalls geisterhaft. Durch Zeitenwechsel erfährt der Leser das Gestern und Heute des Hofs. Ich muss zugeben, diese waren nicht immer gleich erkennbar und einzuordnen und so fiel jeder Wechsel schwer. Zudem war es mühsam die Erkenntnisse zu sammeln und in die richtigen Bahnen zu bringen. Linhofs Schreibstil war einfach zu eckig und nicht unbedingt stimmig. Dafür ist ihr die Wortwahl recht treffend gelungen: ihre Beschreibungen, und wenn man dann die Zeit erkannt hat, waren bildhaft, realistisch, emotional und auf gewisse Weise fesselnd. Sie zeigt auf vielseitige Weise wie die Liebe aussehen kann. Sie hat unterschiedliche Farben und Formen und diese aber dann dabei zu erkennen, dass ist hier die Kunst.

    Ich vergebe hierfür 3 gute Sterne da nicht alles rund und formvollendet war für meine Begriffe. Dennoch hat der Roman jede Menge Potential und ich bin neugierig was Julja Linhof als nächstes schreiben wird!

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  • 3 Sterne

    Marita R., 10.02.2024

    Als Buch bewertet

    Kein Wohlfühlbuch
    " Krummes Holz" ist kein Wohlfühlbuch, darauf sollte man vorbereitet sein. Seine emotionale Wucht macht was mit dem Leser und es sind nicht viele positive Gefühle, die man beim Lesen bei sich entdeckt.

    Georg, genannt Jirka, kommt nach 5 Jahren Abwesenheit, die er in einem Internat verbracht hat, auf den elterlichen Hof zurück. Dem Neunzehnjährigen begegnen Zerfall und Trostlosigkeit, als er sein Zuhause" wiedersieht. Der Hof ist verkommen, sein Vater abwesend. seine Grossmutter dement und seine Schwester begegnet ihm mit Ignoranz und Ablehnung.

    In Rückblicken erfährt der Leser nun von der Kindheit der Geschwister. die geprägt war von Lieblosigkeit und körperlicher Züchtigung. Die Mutter, depressiv, verstarb sehr früh, der Vater vom Krieg gezeichnet, ist zu keinen liebevollen Gefühlen fähig.Einzig an Leander, den Sohn des Verwalters und Spielkameraden, erinnert Jirka sich gern, doch auch Leander begegnet ihm distanziert. Das Verhältnis der Geschwister ist gezeichnet von Sprachlosigkeit, weil jeder in seiner Trauer und Ausweglosigkeit verharrt. Marlene fühlt sich von ihrem Bruder im Stich gelassen, hat sie doch dafür gesorgt, dass das Gut nicht vollends " vor die Hunde" gegangen ist, obwohl nicht sie, sondern Jirka als Hoferbe vorgesehen ist.
    Jirka hatte aber nie Interesse an dem Hof, da seine Ambitionen eher künstlerischer Natur sind. Er sieht für sich auch keinen Platz auf dem Hof.

    Der Grundtenor des Buches ist mehr als melancholisch, ich würde ihn schon eher als depressiv bezeichnen. Die Autorin, die dieses Debüt geschrieben hat, gewährt dm Leser sehr tiefe Einb licke in die Gefühlswelt der Protagonisten, vor allem auch in Jirkas, der zudem mit seiner sexuellen Orientierung zu kämpfen hat.
    Ich habe in dem Buch wenig Entwicklung zum Positiven hin ausmachen können, es wurde kein Ausweg aufgezeigt, ausser dass sich die Geschwister ein wenig angenähert haben und das hat mich schon ein wenig gestört. Verharren in Depression bedeutet Stillstand, ich hätte mir mehr das Aufzeigen von Zukunftsperspektiven gewünscht, so hat dieses Buch viel Traurigkeit und Trostlosigkeit transportiert.
    Auch die Auflösung um den Vater war mir zu kurz abgehandelt und auch etwas unrealstisch.
    Interessant war die psychologische Betrachtung bestimmter Themen, die mich dann bei der Stange gehalten haben und die sehr bildhafte Sprache dieses Romans.

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  • 3 Sterne

    Adele, 17.02.2024

    Als Buch bewertet

    Emotionale Kälte in malerischer Landschaft

    Die Geschwister Jirka und Malene wachsen auf einem alten Gutshof auf. Früh haben sie die Mutter verloren. Als ob der Verlust nicht schlimm genug ist, wird das Andenken an die Mutter aufgrund des Selbstmords, der in der katholischen Enge als Frevel gilt und die Mutter damit als zu schwach fürs Leben, von Grossmutter, Vater und der Dorfgemeinschaft belastet. Der Vater ist gewalttätig, auch dem jungen Jirka gegenüber, demütigt ihn, sperrt ihn sogar mehrfach in die Hundezwinger ein. Jirka wird schliesslich auf ein Internat geschickt, eine Befreiung aus den Zwängen seiner Herkunft.

    Gegangen als Heranwachsender vor dem Stimmbruch, kehrt er als junger Erwachsener zurück. Was ihm begegnet, ist auch nach all der Zeit die emotionale Kälte, Bedrückung und Sprachlosigkeit, die er verlassen hat. In der Erzählung, die mit der Rückkehr Jirkas einsetzt, vermischen sich Erinnerungen an seine Kindheit und die Herausforderungen der Gegenwart auf dem völlig vernachlässigten Hof. Sensibel thematisiert wird dabei auch der Umgang mit Homosexualität in diesem Milieu, das jede Abweichung der aus Tradition und Glaube definierten Norm sanktioniert.

    Deutlich wird im Verlauf, dass die Bitterkeit und Kälte der Familie nicht erst mit dem gewalttätigen Vater begonnen hat, es sind vererbte Traumata einer lieblosen Kindheit die Generationen prägen, auch ihn und seine Schwester und ihre Beziehung zueinander.

    Eine bedrückende Atmosphäre erzeugt die Autorin mit ihren Zeilen und lässt uns in Krummes Holz so eintauchen in ein Leben und Aufwachsen in einer lieblosen Familienkonstellation auf dem Land, geprägt durch Glaube, Gewalt, wenig Emotion, Stärke zeigen, Durchhalten. Die landschaftliche Idylle steht dabei im Gegensatz zur erlebten emotionalen Enge. Diese Dualität der Motive durchzieht die Erzählung indem der familialen Kälte eine poetische Sprache und malerische Landschaft gegenübergestellt wird.

    Sprachlich konnte mich der Roman allerdings nicht völlig überzeugen, viele Formulierungen waren mir zu „ungelenk“, erzeugte Bilder nicht so, dass sie sich vor dem Auge gut zusammensetzen, weil Bezugspunkte fehlen oder nicht eingängig sind.

    Krummes Holz ist ein langsamer, bedrückender Roman über eine lieblose Kindheit und ein Geschwisterpaar, das seinen Weg im Leben und zueinander sucht.

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  • 3 Sterne

    leseratte1310, 18.02.2024

    Als bewertet

    Es ist fünf Jahre her, seit Jirka ins Internat geschickt wurde. Seither war er nicht mehr auf dem elterlichen Hof im Krummen Holz. Obwohl seine Schwester Malene ihn mehrfach gebeten hat zurückzukommen, ist er erst jetzt wieder da. Malene findet, dass er zu spät kommt. Von seinem Vater fehlt jede Spur, die Grossmutter ist dement und Malene begrüsst ihn nicht. Niemand redet mit ihm, nur Leander, der Sohn des letzten Verwalters.
    Dieser Debütroman von Julja Linhof macht es einem nicht leicht. Die Zeiten verschwimmen in dieser Geschichte und es ist nicht immer einfach, sich zu orientieren. Manches wird nur angedeutet. Das Landleben ist sehr gut und bildhaft beschrieben, aber es herrscht eine düstere und sehr bedrückende Atmosphäre.
    Jirka kommt zurück auf den heruntergekommenen Hof, wohin er nie zurückkommen wollte. Er ist wieder bei seiner Familie, in der er nur Kälte und Gewalt erlebt hat. Auch jetzt spricht niemand von der Familie mit ihm. Nur Leander redet mit ihm. Zu Leander hat er sich hingezogen gefühlt und sich geschämt, dass es so war. Die Erinnerungen kommen hoch und werden von Tag zu Tag intensiver. Doch wie verlässlich sind diese Erinnerungen?
    Der Vater wollte den Hof verkaufen, doch Malene ist dort tief verwurzelt und kann sich nicht vorstellen, irgendwo anders zu leben. Aber für den Vater gilt sie als Frau nicht viel. Jirka dagegen wäre lieber irgendwo als hier im Krummen Holz. Sie fühlt sich alleine gelassen und ist daher wütend auf ihren Bruder.
    Der Vater ist traumatisiert aus dem Krieg zurückgekommen. Das lässt er an seiner Familie aus. Es ist schwer zu ertragen, wenn Jirka sich an die vielen Gewaltausbrüche des Vaters erinnert. Wenn er im Hundezwinger eingesperrt wurde, hat ihn nur Leanders Vater wieder rausgelassen. Die Grossmutter, die nach dem Tod von Jirkas Mutter auf den Hof gekommen ist, machte das Leben auch nicht leichter, denn sie war eine harte und gefühlskalte Frau.
    Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive Jirkas. Doch mir hat die Perspektive von den anderen Personen gefehlt. So bleibt es doch eindimensional.
    Das Ende hat mich auch nicht ganz überzeugt. Zu viel bleibt offen.
    Es ist ein bewegender Roman über eine Familie voller Kälte und die Verletzungen aus der Kindheit, die bis ins Erwachsenenalter wirken.

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  • 3 Sterne

    Blforevr, 02.03.2024

    Als Buch bewertet

    Rückkehr in die Vergangenheit

    „Aus so krummem Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, kann nichts Gerades gezimmert werden“. Immanuel Kant

    Eine schlimme Kindheit, zerstrittene Familienverhältnisse, Queerness, Depressive Stimmung, darum geht es in „Krummes Holz“, ein Roman von Julja Linhof.
    Den Schreibstil fand ich jetzt nicht sehr flüssig und die Zeitsprünge dazwischen haben mir leider gar nicht gefallen. Von einem Moment zum anderen ist man plötzlich in einer anderen Zeit, das hat mich ziemlich verwirrt. Auch war mir am Anfang nicht ganz klar wer wer ist und habe eine Weile gebraucht um in die Geschichte zu finden. Positiv fand ich allerdings die Details zur Natur, die genauestens beschriebenen Emotionen und Handlungen der Protagonisten, das poetisch geschriebene.

    „Eine Landschaft wie unruhige See. Im Seitenspiegel verwischt die Gegend wie Pastellkreide, hier beginnt das Krumme Holz.“ Genau das passt super zum Cover, was mir sehr gut gefällt.

    Zum Inhalt:
    Der 19jährige Jirka kehrt nach Jahren des Internats zurück zum Hof seiner Familie. Doch der Empfang ist sehr kalt. Sein Vater Georg scheint verschwunden, seine Grossmutter Agnes ist bereits an Demenz erkrankt, seine Schwester Malene ist ihm gegenüber abweisend, seine Mutter ist bereits verstorben, in einer Heilanstalt, und Leander ist homosexuell, der Sohn des Gutsverwalters und arbeitet seit Jahren auf dem Hof.
    Es ist ein heisser Sommer und es gibt viel zu tun und sie versuchen alles um den Hof behalten zu können.
    Immerzu versetzt Jirka einen in seine Kindheitserinnerungen zurück. Diese sind jedoch brutal und herzlos.
    Gibt es noch eine Versöhnung zwischen Jirka und seiner Schwester?

    Ich gebe dem Buch 3,5 Sterne.

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  • 3 Sterne

    Sabine W., 20.02.2024

    Als Buch bewertet

    Baumkronenschüchternheit
    In einem drückend schwülen Sommer kehrt Jirka nach einigen Jahren Abwesenheit auf den heruntergewirtschafteten Gutshof seines Vaters zurück. Der Vater scheint unauffindbar, die demente Grossmutter und Jirkas unversöhnliche Schwester schweigen. Nur Leander, der Sohn des letzten Verwalters, spricht mit ihm. Das Geschwisterband ist nach der glücklosen Kindheit aber noch vorhanden und täglich kommen Jirka neue Erinnerungen ins Bewusstsein.
    Schon am Cover ist die flirrende Sommerhitze über einem Feld spürbar. Die Kapitel sind kurz, die Sprache bildhaft. Ich-Erzähler Jirka berichtet im Präsens vom Heimkommen auf den heruntergekommenen Hof. Diese Gegenwartserzählung bildet aber nur den Rahmen für die Geschichte dahinter. Der Hauptteil des Buchs besteht aus der Gedankenwelt des Protagonisten, vieles wird nur angedeutet und bleibt über weite Strecken geheimnisvoll; immer wieder denkt er an Szenen seiner Kindheit, die er zusammen mit seinem einstigen Zuhause aus seinem Leben ausgesperrt zu haben scheint. Dadurch entstehen laufend Zeitsprünge, denen man aber erstaunlich gut folgen kann.
    Sprachlich ist das Buch dadurch herausragend. Die Autorin vermittelt in ihrem Debütroman auf beklemmende Weise nicht nur die drückende Atmosphäre des trockenen Sommers, sondern vor allem die Erlebnisse der trostlosen Kindheit des Protagonisten, mit einem brutalen Vater und einer gefühlskalten Grossmutter. Durch die einseitige Sicht des Ich-Erzählers fehlen aber Einblicke in die anderen Charaktere und die Personen sind schwer greifbar; vieles bleibt in der Schwebe und etliche Etappen wiederholen sich unnötigerweise, was vor allem ab der Mitte des Buchs recht spürbar wird.

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  • 3 Sterne

    Michael F., 06.03.2024

    Als Buch bewertet

    Bedrückende Stimmung
    Julia Linhof stellt ihrem Debütroman „Krummes Holz“ ein Zitat des älteren Kant als Motto voran: „Aus so krummen Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, kann nichts Gerades gezimmert werden.“ Kant äussert in dem Zitat seine Skepsis gegenüber der menschlichen Natur: Die Neigungen, Begierden, Triebe der Menschen sind so stark, dass die Vernunft sind nicht vollends im Zaume halten kann. Wenn ich es richtig verstehe, dann geht es Linhof aber nicht um die menschliche Natur, sondern um die Auswirkungen einer gewalttätigen, von wenig Liebe geprägten Erziehung eines Menschen. Am Beispiel dreier jungen Menschen, zweier Geschwister und eines Jungen, der nach dem Tod seiner Eltern mit den Geschwistern zusammen aufwächst, zeigt die Autorin die fatalen Auswirkungen einer solchen Erziehung. Diese Auswirkungen zeigen sich in gegenseitigem Misstrauen, das vielleicht (ganz sicher ist das nicht) am Ende der Romanhandlung aufgebrochen werden kann.
    Diese Auswirkungen zeigt die Autorin weniger in Handlungen, als vielmehr in Stimmungen. In dem ganzen Roman herrscht eine bedrückende Stimmung, ohne dass der Leser so recht erfassen kann, was diese Stimmung eigentlich auslöst. So erscheint der Vater des Ich-Erzählers als ständige Bedrohung, ohne anwesend zu sein. Die Stimmung wird in vielen Landschafts-und Wetterbeschreibungen ausgedrückt, so herrscht weitgehend ein drückend-heisses Wetter vor ohne reinigendes Gewitter.
    Die Autorin verfügt bei den Beschreibungen über eine klischeefreie, präzise Sprache. Schade, dass die Handlungsarmut des Romans die Lektüre doch insgesamt sehr anstrengend macht. Dabei ist die Ausgangskonstellation durchaus vielversprechend.

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  • 3 Sterne

    Jazz, 04.02.2024

    Als Buch bewertet

    Jirka kehrt nach 5 Jahren im Internat wieder zurück in seine Heimat und trifft dort auf seine ältere Schwester Malene, seine inzwischen demente Grossmutter Agnes und Leander, den Sohn des verstorbenen Verwalters des Guts der Familie Jirkas. Seine Mutter ist schon lange tot, von seinem Vater fehlt jedoch jede Spur seit seiner Rückkehr und die Familie hüllt sich in Schweigen. Was ist passiert?

    Die Antwort kommt, aber sie kommt spät und gefiel mir persönlich nicht so als Lösung. Im Chaos des 2. Weltkriegs hätte ich das noch für realistisch und akzeptabel gefunden, aber nicht mehr in der Nachkriegszeit, wo ich schätze, der Roman stattfindet. Einen exakten Rahmen gibt der Roman nicht an, aber durch die Erzählungen kann man das gut in die 70er einordnen. Abgesehen von der Kritik hätte Linhof auch die beiden Erzählstränge etwas deutlicher kennzeichnen können, sodass man sich besser in der Chronologie hätte einfinden können.

    Im Roman durchweg passiert ansonsten recht wenig ausser, dass Jirka stets von seinen Handlungen im Haus erzählt, in denen sein Innerstes durchkommt. Das wirkt ständig von Flashbacks durchbrochen, sodass wir auch einen guten Einblick in seine Kindheit und Jugend bekommen, die vollgepackt mit Wut und Tragik ist. Die Familie ist kaputt, von Liebe hat sie noch nie gehört. Sie lässt einen nicht zu Wort kommen. Angst ist ein ständiger Gast im Haus. Die Hand spricht öfter als der Mund. Durch die Sprachlosigkeit der Familienmitglieder wird man als Leser selbst sprachlos. Ein sehr schwer zu verdauendes Thema. Der Roman ist sehr aufwühlend zu lesen, aber gleichzeitig bedeutend, um die Lage der Kriegsüberlebenden nachvollziehen und verstehen zu können.

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