Tolino vision 6 - Preis dauerhaft gesenkt!

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  • 3 Sterne

    Bookflower173, 25.01.2021

    Ruhig und persönlich

    Monika Helfer nimmt uns in ihrem neuen Buch mit in ihre Vergangenheit. Sie erinnert sich an ihre Kindheit und Jugend, an ihre Zeit mit Vati und auch mit Mutti.

    Ihr Vater Josef war der Leiter eines Kriegserholungsheims auf dem Berg Tschengla in Österreich. Dort lebte er mit seiner Familie, sodass Monika dort aufgewachsen ist und viele Erinnerungen an das Leben auf dem Tschengla hat. Der Vater liebte Bücher über alles und war, wenn es um Bücher ging, auch sehr rücksichtslos, was andere angeht. Er war ein sehr ruhiger und schweigsamer Mensch.

    Ich habe den Vorgängerroman "Die Bagage" nicht gelesen, was aber nicht schlimm ist. Die Autorin fasst das im Vorgängerroman Geschehene sehr gut zusammen und setzt diesen dann auch gelungen fort. Wir erfahren sehr viel über die Familie ihrer Mutter. Ihre Geschwister nehmen einen grossen Teil in der Geschichte ein. Daher habe ich mehr über die Mutter und ihre Familie als über den Vater im Roman erfahren, obwohl das Buch nach ihm benannt ist. Trotzdem hat auch der Vater viel mit der Familie seiner Ehefrau zu tun, sodass es nicht widersprüchlich ist.

    Der Roman war angenehm zu lesen. Es herrschte eine sehr ruhige und persönliche Atmosphäre, da die Autorin ihre eigene Geschichte im Buch verarbeitet hat und ihre Erinnerungen sehr authentisch wirken. Das Buch ist aus Monikas Helfers Sicht geschrieben. Sie beschreibt, wie sie ihre Eltern und Geschwister, ihre Tanten und Onkeln, wahrgenommen hat. Sie schreibt sehr liebevoll über ihren Vater. Es gab Momente, in denen sie ihm ganz nahe war und Momente, in denen er abwesend und distanziert gewesen ist.

    Monika denkt zurück an diese Zeit und ganz einfache Dinge wie ein Vogelbeerbaum erinnern sie an bestimmte Momente in ihrer Vergangenheit. Diese Momente waren sehr rührend. Auch hat mich das Schicksal von Ferdinand sehr berührt, der ein Invalider im Kriegserholungsheim war.

    Die Protagonistin konnte ihre Mutter und ihren Vater nicht wirklich durchschauen, aber sie ist sich sicher, dass sie in Wahrheit nichts über Vati wusste.

    "Wenn man einen Menschen ein Leben lang kennt, und erst spät erfährt man, was er im Grunde ist, dann kann man das vielleicht schwer ertragen."

    Der Roman zeigt, das Erinnerungen Freude bereiten können, schmerzhaft sein können, oder auch nicht ganz wahrheitsgetreu.

    Mir war es stellenweise doch leider zu langatmig. Der Schreibstil hat dies leider nicht besser gemacht, da er meinen Lesefluss abgebremst hat. Das ist bei einem Erinnerungsbuch aber nicht schlimm, da das Erinnern etwas ruhiges und angenehmes ist, wofür man sich Zeit nehmen muss. Die Figuren sind mir, ausser Monika und Gretel, distanziert geblieben. Ich konnte keine wirkliche Nähe zu ihnen aufbauen.

    Allem in allem finde ich es sehr mutig und authentisch, dass Monika Helfer ein so persönliches Buch geschrieben hat, das von verletzlichen Erinnerungen geprägt ist. Wegen der Langatmigkeit und Distanz ziehe ich zwei Sterne ab. Trotzdem ist es ein sehr angenehmes Buch.

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  • 4 Sterne

    Brigitte S., 25.01.2021

    Da ich bereits Monika Helfers Buch "Die Bagage" gelesen habe, war hier mein Interesse schnell geweckt. Das Buchcover ist verschwommen gehalten, wie auch die Erinnerungen sind. Ich denke es passt zu den Buch.
    Monika Helfer erzählt wie auch in der "Bagage" Erlebnisse aus ihrer Familie. Ihre Erinnerungen springen zeitlich hin und her.
    Sie berichtet über das Leben ihres Vatis, der im Krieg verwundet wurde. Das er Bücher liebt, genauso wie Monika hat die Beiden verbunden miteinander. Später hatten sie immer Gesprächsstoff durch die Verbundenheit mit den Büchern.
    Er hat ein einfaches Leben geführt, voller Entbehrungen. Er war immer leise und zurückhaltend.
    Später widmet er sich der Bibliothek im Kriegsopfer Erholungsheim.
    Mir hat das Buch gut gefallen. Es ist ein Buch der leisen Töne. Auch der Sprachstil hat mir gut gefallen.
    Ich vergebe 4 Sterne.

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  • 4 Sterne

    XYZ, 23.01.2021

    tiefgreifend und ruhig

    Monika Helfer schafft es in diesem doch recht kurzem Erinnerungsbuch sehr tiefgreifendes zu erzählen. Die Schilderungen sind sehr respektvoll und angenehm (ohne "Stress") geschildert - das macht das Lesen sehr entspannend. Aber auch unangenehme Dinge werden nicht weggelassen.
    Die Beziehung zwischen Vati und Monika war sehr speziell - er machte sie quasi zu seiner Komplizin.
    Das Buch wird nicht chronologisch erzählt, sondern nach bestimmten Episoden - wie sie aus der Erinnerung kommen - dennoch wirkt das Buch gut strukturiert. Einzelne Passagen sind sehr berührend, weil man auch an die eigene Kindheit erinnert wird.

    Ein sehr schön geschriebenes Buch, welches ich weitererzählen kann.

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  • 3 Sterne

    SofieW, 18.01.2021

    Eine sehr vorsichtige zarte Annäherung an ihren Vati

    Die Familienerinnerungen der Autorin Monika Helfer beschäftigen sich in ihrem neuesten Buch, wie es der Titel ja schon sagt, mit ihrem Vater, der von seinen Kindern Vati genannt werden wollte, weil er meinte, das sei modern. Auch die anderen Verästelungen der Familie, wie die Herkunft ihrer Eltern und die vielen Onkel und Tanten, werden mit aufgenommen in diese Erzählung. Aber die entscheidende Figur ist eben dieser Josef, ihr Vater, der aus ärmlichen Verhältnissen kommend, das Gymnasium besuchen durfte und dessen Hoffungen auf ein Studium und vielleicht ein anderes Leben, wie es denn dann gekommen ist, schon früh zerstört wurden, als er, kurz vor der Matura, im 2. Weltkrieg als Soldat an die Front geschickt wird. Zurück aus dem Krieg kam er mit einem erfrorenen Unterschenkel; die Zeit im Lazarett schenkte ihm seine erste Frau. Und mit, im wahrsten Sinne des Wortes, nichts, begann dann dieses, ihr Leben. Der Vater ist ein eigner Mensch, er redet nicht viel, aber was er ganz besonders liebt, sind Bücher. Diese Liebe begleitet ihn schon von Kind an und man merkt sehr bald, das diese Leidenschaft für das geschriebene Wort auch die Antwort darauf ist, warum es da diese besondere Beziehung gibt, zwischen Vater und Tochter und sich die Autorin hier auf so fast schon vorsichtige Art an das herantastet, was und wer ihr Vater ist. Man merkt, sie möchte sein Andenken auf keinen Fall verletzen, nicht urteilen, aber sie möchte, geradezu sehnsüchtig, verstehen. Ob es ihr persönlich so gelungen ist, wie sie es sich gewünscht und vorgestellt hat, kann ich nicht beurteilen. Ich für meinen Teil fand das Buch auf jeden Fall lesenwert. Ein bisschen mehr Direktheit und das ein oder andere Mal etwas mehr eigene 'Haltung' hätte ich begrüsst, aber bei einer so persönlich gehaltenen Geschichte möchte ich das auch nicht als Wertung verstanden wissen. Dieses Buch ist anders, ein eher kleineres Bändchen Literatur und auf jeden Fall ein Leseangebot, das man nicht ausschlagen sollte.

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  • 3 Sterne

    Michaela W., 11.03.2021

    Inhalt:
    Ein Mann mit Beinprothese, ein Abwesender, ein Witwer, ein Pensionär, ein Literaturliebhaber. Monika Helfer umkreist das Leben ihres Vaters und erzählt von ihrer eigenen Kindheit und Jugend. Von dem vielen Platz und der Bibliothek im Kriegsopfer-Erholungsheim in den Bergen, von der Armut und den beengten Lebensverhältnissen. Von dem, was sie weiss über ihren Vater, was sie über ihn in Erfahrung bringen kann. Mit grosser Wahrhaftigkeit entsteht ein Roman über das Aufwachsen in schwierigen Verhältnissen, eine Suche nach der eigenen Herkunft. Ein Erinnerungsbuch, das sanft von Existenziellem berichtet und schmerzhaft im Erinnern bleibt. „Ja, alles ist gut geworden. Auf eine bösartige Weise ist alles gut geworden.“

    Meine Meinung:
    Ein Buch, das noch lange in einem nachwirkt. Wirklich ergreifend wird hier die Geschichte des Bücher vernarrten Vaters erzählt, der nach dem Tod seiner Frau völlig den Halt verliert und seine Kinder im Stich lässt.
    Das Buch wird aus der „Ich“ Perspektive der Autorin erzählt und man leidet mit dem damals jungen Mädchen mit. Man spürt die Verzweiflung in ihr, das sie die Familie alleine managen muss, doch an manchen Tagen gibt es auch Erlebnisse, die sie ihrem Vater näher bringen bzw. wo man die Nähe, ja sogar die Zuneigung spürt. Aber gerade in den schwierigen Zeiten wirkt alles insgesamt etwas oberflächlich. Da hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht. Denn insgesamt kann man sagen, es gab mehr schlechte als gute Zeiten.
    Der Schreibstil ist sehr flüssig, aber auch hier spiegelt sich in einigen Passsagen diese Oberflächlichkeit wieder. Schade eigentlich.
    Insgesamt eine sehr interessante, spannende Lebensgeschichte, allerdings in der Umsetzung etwas holprig und oberflächlich

    Mein Fazit:
    Man hätte mehr daraus machen können. Leider nur 3 Sterne.

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  • 3 Sterne

    Julia L., 24.03.2021 bei bewertet

    Geschichte einer Familie

    Monika Helfer verarbeitet in ihren autobiografischen Romanen die zerrüttete Beziehung ihrer grossen Familie. Nachdem sie in "Die Bagage" über die Kindheit ihrer Mutter geschrieben hat, widmet sie sich in "Vati" nun den spärlichen Erinnerungen an ihren Vater.

    Der Kriegsversehrte, der in einem Lazarett seine spätere Ehefrau kennenlernte, war Zeit seines Lebens ein stiller, kluger Mann, der seine Liebe in Büchern und Bibliotheken fand. Das sind zumindest die stärkesten Erinnerungen, die seine Töchter an ihn behalten.

    Die Kürze des Buches und die recht zerstreut hin und her springenden Erinnerungen, die mehr vom Rest der Familie als vom Vati selbst erzählen, zeigen schon, wie schwierig das Erinnern an geliebte Menschen fallen kann.

    Der ruhige, ohne Kitsch auskommende Erzählstil der Autorin macht die Geschichte auch nicht fühlbarer, erlebbarer. Die Liebe zu den Eltern, zur grossen Familie der Bagage ist nicht offensichtlich, springt nicht gleich ins Auge. Der Vati scheint Zeit seines Lebens eine Randfigur, die immer mal wieder auftritt, sich aber sonst im Hintergrund hält. Und doch spürt man, dass er besonders zu seiner Monika eine innige Beziehung hatte, die sich auf gemeinsamen Interessen aufgebaut hat.

    Und man liest die gleichen Probleme, die jeder mit Erinnerungen an Verstorbene hat: sie verschwimmen, verblassen. Vieles, gerade Erinnerungen an die Kindheit, ist meist nur schwer interpretierbar.

    Als Leser muss man oft zwischen den Zeilen lesen. Aber so ist es nun einmal mit dem Erinnern: nur die wirklich starken Emotionen und Personen verbleiben in der Erinnerung frisch und stark.

    Fazit:
    Ein interessantes Buch in unverwechselbarem Schreibstil verfasst, wenn auch nicht ganz so stark wie sein Vorgänger.

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  • 3 Sterne

    Sabrina B., 01.02.2021

    Ein sehr distanzierter Vater, der mit sich und seinen Büchern beschäftigt war

    Dies beschreibt Monika Helfer in ihrem Roman "Vati", der am 25. Januar 2021 im Carl Hanser Verlag auf 176 Seiten erschienen ist.

    Josef möchte von seinen Kindern "Vati" genannt werden. Dies zeigt schon die Autorität und Distanz, die man im ganzen Buch erfahren kann. Ein Mann, der im Krieg ein Bein verloren hat und sich in seine Buchsammlung vertieft und darin aufgeht.
    Die Autorin beschreibt ihn aus ihrer Erinnerung, was man auch am Cover, das ich sehr gelungen finde, sehen kann, denn diese Erinnerung fügt sich nie richtig zusammen, der Vater bleibt sehr unnahbar und verschwommen - vielleicht auch aufgrund des Krieges, den er erlebt hat.
    Beim Versuch, ihr Bild zu vervollständigen, unterhält sich Monika Helfer unter anderem mit ihrer Stiefmutter, denn die eigene Mutter ist verstorben.
    Am Ende nimmt das Buch noch ein sehr trauriges, tragisches Ende, das aber auch sehr sachlich von der Autorin dargestellt wird.

    In einer sehr ruhigen und nüchternen Erzählweise bekommt man Einblicke in das Familienleben. In dieser waren schon kleine Ausflüge ein Highlight, da in der Nachkriegszeit nicht viel vorhanden war.

    Trotz der Distanziertheit wird alles sachlich, dennoch berührend und der Vater im Buch mit Respekt dargestellt.

    Der Schreibstil hat mich leider immer wieder abschweifen lassen und ich finde, dass das Buch von der Autorin eher als Verarbeitung der Kindheit geschrieben wurde. Dennoch hat es etwas in mir bewegt und nachdenklich gemacht.

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  • 5 Sterne

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    Ulrike R., 05.03.2021

    Der Vater war ein kleiner Mann mit einer grossen Liebe zu Büchern. Aus dem Krieg kehrte er verletzt zurück, ein Bein wurde ihm angenommen Fortan lebte er mit einer Beinprothese. Im Lazarett lernte er Grete kenne. Mit ihr gründete er eine Familie, leitete ein Kriegsversehrtenheim. Gretes Tod warf ihn aus der Bahn, die Kinder wurden in der Verwandtschaft verteilt.
    Eines dieser Kinder ist die Vorarlberger Schriftstellerin Monika Helfer. „Vati“ ist ein Erinnerungsbuch, eine Annäherung an den Vater, eine Entfernung von der kindlichen Sicht.

    „Alles kriegt seinen Namen erst hinterher – was Kindheit ist, was Kompliziertheit, Blödsinn, Ruhe, Undurchsichtigkeit…“

    Einige Jahre nach dem Tod des Vaters befragte die Autorin die Stiefmutter, lässt sich von den vielen Geschwistern der früh verstorbenen Mutter erzählen. Monika Helfer hat sich Zeit gelassen, mit ihren Erinnerungen, gewartet mit dem Buch, dass niemand mehr da ist, den sie verärgern könnte.

    „Wenn man einen Menschen ein Leben lang kennt, und erst spät erfährt man, wer er im Grunde ist, dann kann man das vielleicht schwer ertragen.“

    Monika Helfer beschreibt ihre Kindheit, in der es einen mächtigen Einschnitt gibt. Aufgewachsen ist sie auf der Tschengla, einem Hochplateau in Vorarlberg, dem „Paradies“, in dem Kriegsversehrtenheim, das der Vater leitete. Nach dem Tod der Mutter ist auch der Vater fort, unfähig sich um seine Kinder zu kümmern.

    Bei allem was die Autorin erzählt, wertet sie nicht, beschreibt, liefert Bruchstücke eines Lebens in sehr einfachen wirtschaftlichen Verhältnissen. Immer wieder kommt sie auf die grosse Liebe des Vaters zu Büchern zu sprechen. Bücher waren ein Heiligtum. Um eine Bibliothek zu retten, setzt der Vater einiges aufs Spiel. Die junge Monika verspürte damals den heftigen Wunsch, einmal ihren Namen auf einem Buchrücken zu sehen. Sogar der zukünftige Schwiegersohn musste beim Vater den richtigen Eindruck machen, wie er denn ein Buch zur Hand nimmt.

    Auf wenigen Seiten schafft die Autorin ein feinfühliges Portrait der Nachkriegszeit. Wie es so ist mit dem Erinnern kommt sie auch vom damals ins heute. Auch die eigene Trauer um ihre viel zu früh verstorbene Tochter lässt sie spüren. Sie wiegt behutsam autobiografische Nähe und erzählerische Distanz ab. Ein ständiges Bemühen, nichts verloren gehen zu lassen. Ein Roman, mehr wahr als erfunden.

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  • 5 Sterne

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    Herbstrose, 21.01.2021 bei bewertet

    Erinnerung an den Vater!
    Nach dem Erfolg ihre Buches „Die Bagage“ schrieb Monika Helfer nun ein weiteres Erinnerungsbuch, diesmal über ihren Vater, Josef. „Vati“ sollten ihn seine Kinder nennen, dies würde modern klingen, meinte er, und dies ist auch der Titel des Buches. In einem angenehmen plaudernden Erzählstil, so als würde man bei einer Tasse Kaffee zusammen sitzen, berichtet die Autorin über ihr Leben, ihre Kindheit und natürlich über den Vater, diesen ganz besonderen Mann, der im Krieg ein Bein verlor und im Lazarett Grete, eines der vielen Kinder der „Bagage“, kennen lernte. Sie war seine grosse Liebe, wurde seine Frau und die Mutter von vier seiner sechs Kinder. Seit seiner Kindheit liebte er Bücher, wollte sie besitzen und träumte von einer eigenen Bibliothek. Sein Traum erfüllte sich, als er Verwalter des Kriegsopfer-Erholungsheimes in den Bergen wurde. Dort, inmitten der herrlichen Natur, wuchsen Monika Helfer und ihre drei Geschwister auf. Doch dieses Glück währte nicht ewig, irgendwann schlug das Schicksal erbarmungslos zu. Hier weiter zu erzählen würde m.E. zu viel der Geschichte vorweg nehmen. Nur so viel sei gesagt, dass das Leben des Vaters und der ganzen Familie in völlig anderer Richtung weiter verlief …
    So schweigsam wie ihr Vater war, so verhalten berichtet die Autorin von dessen Leben. Sie geht dabei nicht chronologisch vor, sondern erzählt einzelne Episoden, wie sie gerade aus der Erinnerung auftauchen. Auch die ganze Verwandtschaft, Brüder und Schwestern der Grosseltern, Onkel und Tanten der Autorin und ihrer Geschwister, sind in die Geschichte involviert und steuern mit teils kuriosen Ereignissen und Begebenheiten zum guten Gelingen des Buches bei. Dabei entsteht eine Stimmung, die tief berührt und beeindruckt und gelegentlich an die eigene Kindheit erinnert, an Erlebnisse, die man längst vergessen glaubte. Monika Helfer erzählt viel von sich selbst, von ihrem teils zwiespältigen, teils innigen Verhältnis zum Vater, was diese Biografie sehr persönlich macht. Das Buch gibt dem Leser einen tiefen Einblick in die Verhältnisse der Nachkriegszeit und ist gleichzeitig die Würdigung eines Mannes, dessen Leben und dessen Psyche vom Krieg geprägt wurden.
    Fazit: Schonungslos ehrlich und sehr persönlich, ein wunderbares Buch, das ich gerne weiter empfehle.

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  • 5 Sterne

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    Beust, 26.02.2021 bei bewertet

    Kennen wir unsere Väter? Und können wir sie kennen? Monika Helfer sucht in den Spuren des gemeinsamen Lebens nach ihrem Vater und findet ihn dort, wo er hingehört: in der Familie. Der kurze Roman strahlt eine solche Wärme und Nähe aus, die sich auf wunderbare Weise mit einem wachen Blick für die kleine Geste und das unabdingbare Detail vermengt, dass die „Bagage“ und „Vati“ einem schon sehr bekannt vorkommen. Die Autorin sucht in ihrem Vater nicht nur diesen, sondern auch sich selbst, ihre Familie und den Sinn des Lebens. Denn im Spiegel des elterlichen Lebens steht jeder vor dem Vergleich: Bekomme ich mein Leben ebenso gut hin? Bin ich glücklich, wie ich bin? Waren es die Eltern? Und deren Eltern im Vergleich?

    Die Ich-Erzählerin nähert sich diesen Fragen und ihren Figuren in kleinen und grossen Geschichten, komponiert zarte Zeitsprünge so ein, dass sogar Spannung aufkommt, etwa bei den „beiseitegeschafften“ Büchern und ihren Konsequenzen oder wenn es um das Schicksal von Paula geht, der Tochter der Erzählerin. Ist das, was erzählt wird, die Wahrheit? Aber ja. Ist es also nicht erfunden? Doch – denn die Geschichte muss nicht exakt sein, sie ist dennoch „mehr wahr als erfunden“ (S. 9), weil darüber noch das Allgemeingültige funkelt.

    Deshalb findet man sich beim Lesen auch selbst ständig wieder, weil so viel Wahres an der Geschichte ist – ich für meinen Teil nicht nur etwa in der Beschreibung Vatis als Buchmenschen, dem nicht nur das Lesen, sondern auch der Gegenstand des Buches wichtig ist (S. 21).

    Wenn es am Ende heisst: „Wir alle haben uns sehr bemüht“ (S. 173), dann ist kein fatales Urteil ausgesprochen wie in einem Arbeitszeugnis, sondern eine hilfreiche Regel formuliert, wie das Leben gelingen kann: indem sich alle bemühen.

    Ich kenne Monika Helfers Erfolgsroman „Bagage“ noch nicht- das muss ich nun aber dringend nachholen!

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  • 4 Sterne

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    Jenny V., 23.01.2021

    „Das ist Glück. Dieses Wort, so will mir scheinen, kommt erst vor, wenn bereits das Gegenteil eingetreten ist. Dann erinnert man sich daran, wie es vorher gewesen war.“

    Inhalt

    Joseph Helfer, der Vati der Autorin, bekommt in diesem autobiografischen Roman ein Denkmal gesetzt, welches zugleich eine Auseinandersetzung der Autorin mit ihrer eigenen Kindheit und Familiengeschichte ist. Vati möchte er gerne genannt werden, es klingt in seinen Ohren modern, ebenso wie Mutti und so verwenden die Kinder ebenjene Namen für ihre Erziehungsberechtigten.

    Monikas Kindheit war sicher keine leichte, aber auch eine sehr vielfältige und bunte, stellvertretend für andere, die sich zur Nachkriegsgeneration zählen. Dieser kurze Roman wird weder chronologisch erzählt, noch aus einer besonderen Perspektive, denn im Prinzip handelt es sich um diverse Erinnerungen, die sowohl Monika als auch die ältere Schwester und ebenso die jüngeren Geschwister teilen und nicht nur die, auch die Tanten und Onkel nehmen einen Grossteil der Handlung ein, denn sie waren, nach dem frühen Tod der Mutter, nicht nur für Vati da, sondern auch für die vier gemeinsamen Kinder der Familie Helfer, von denen das jüngste gerade einmal 2 Jahre alt war, als die Mutter verstarb.

    Und obwohl Vati selbst, ein undurchschaubarer Charakter war, der zwischen der Liebe zu seiner Frau, der Liebe zu jedem Buch, welches er in die Hände bekam und seinen persönlichen Erlebnissen im Krieg zerrissen wird – möchte sich seine zweitgeborene Tochter doch gerne an diesen Mann erinnern, der trotz etlicher Perioden Abwesenheit, immer wieder in den Schoss der Familie zurückkehrt ist und bis zu seinem Tod seinen Grundsätzen treu blieb.

    Meinung

    Bereits vergangenes Jahr konnte mich die Autorin mit dem ebenfalls biografisch orientierten Roman „Die Bagage“ sehr für sich einnehmen, so dass ich nun nicht nur die Geschichte ihrer Grosseltern mütterlicherseits kennenlernen wollte, sondern gern auch ihre unmittelbaren Erlebnisse mit den eigenen Eltern, im speziellen mit ihrem Vater. Und auch hier wird schnell deutlich, wie wichtig der Vorgängerroman auch für diese Erinnerungen war, denn die Familie ihrer Mutter, pflegt einen ungewöhnlich engen Kontakt, wobei sich Schwestern und Brüder gleichermassen verantwortlich fühlen und füreinander einstehen, gerade, wenn einer von ihnen in eine Krise gerät.

    Deshalb nehmen die Tanten und Onkel der Autorin einen sehr grossen Stellenwert in dieser Erzählung ein. Sie alle erfüllten im Leben von Monika gewissermassen auch Erziehungsaufgaben gerade, nachdem Vati einen Selbstmordversuch hinter sich gebracht hat und auch später, als Mutti nach einem kurzen heftigen Krebsleiden ihrer Krankheit erlag. Das Auf und Ab der bewegten Familiengeschichte mit allen erdenklichen Nebenfiguren wird sehr vielschichtig und authentisch vermittelt. Es gibt Trennungen, Krankheiten, Sorgen und Nöte und meist wenig Geld – aber was immer im richtigen Moment zur Verfügung steht ist familiäre Einigkeit, die über alle unvermeidlichen Schicksalsschläge hinwegtäuscht und auch den Kindern zu einem stabilen Nervenkostüm verhilft, selbst wenn der Vater einmal nicht da ist und die Mutter nicht mehr. Gerade durch diese fehlenden Konstanten, die selten gleichzeitig wegbrachen, entwickelt sich auch zwischen den Geschwistern untereinander wieder eine starke Beziehung, selbst im Erwachsenenalter wissen sie, wie wichtig Familienbande ist.

    Der Schreibstil liest sich sehr angenehm und immer angemessen distanziert, passend zu den tatsächlichen Inhalten. Denn ein Überschwang der Gefühle, knallende Türen und Schimpftiraden gab es eher selten, sowohl die Mutter als auch der Vater haben viele Gefühle für sich behalten und eine strikte Trennung zwischen Erwachsenen und Kindern vorgelebt. Aber die Zuneigung zueinander und den Familienmitgliedern ist dennoch spürbar, denn das vorherrschende Gefühl bei mir als Leser war Faszination. In meinen Augen ist es von entscheidender Bedeutung, wie Kinder aufwachsen, welche Werte ihnen vermittelt werden und wie stark man sich ihnen tatsächlich zuwendet, unabhängig von der investierten Zeit, denn was bringt es, wenn man Eltern hat, die zwar ständig da sind, aber niemals anwesend? Die vielen Unwegbarkeiten des Schicksals lassen sich in einem intakten Familienverband wesentlich leichter ertragen und genau den findet der Leser hier vor.

    Fazit

    Auch mit diesem Buch konnte mich die Autorin gut unterhalten, selbst wenn sich vieles wiederholt und es von Vorteil ist, auch „Die Bagage“ zu kennen. Ich vergebe gute 4 Lesesterne für eine einmalige, erinnerungswürdige Familiengeschichte aus Sicht diverser Protagonisten. Eine Erzählung über das Leben selbst, in Verbindung mit diversen Entscheidungen, mit feinsinniger Erzählstimme, aufgewertet durch Perspektivenvielfalt und abgerundet mit der Einsicht, dass der leichteste Weg nicht immer der beste sein muss.

    Die Vaterfigur ist zwar meines Erachtens etwas blass geraten, die Wirkung von Vati eher unterschwellig greifbar, aber seine Liebe zu den Büchern scheint auch bei seiner Tochter prägende Spuren hinterlassen zu haben, die heute ihren eigenen Namen auf einem Buchrücken lesen kann, ganz so, wie sie es sich als Kind durch die Streifgänge der väterlichen Bibliothek bereits wünschte.

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  • 4 Sterne

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    Jenny V., 23.01.2021 bei bewertet

    „Das ist Glück. Dieses Wort, so will mir scheinen, kommt erst vor, wenn bereits das Gegenteil eingetreten ist. Dann erinnert man sich daran, wie es vorher gewesen war.“

    Inhalt

    Joseph Helfer, der Vati der Autorin, bekommt in diesem autobiografischen Roman ein Denkmal gesetzt, welches zugleich eine Auseinandersetzung der Autorin mit ihrer eigenen Kindheit und Familiengeschichte ist. Vati möchte er gerne genannt werden, es klingt in seinen Ohren modern, ebenso wie Mutti und so verwenden die Kinder ebenjene Namen für ihre Erziehungsberechtigten.

    Monikas Kindheit war sicher keine leichte, aber auch eine sehr vielfältige und bunte, stellvertretend für andere, die sich zur Nachkriegsgeneration zählen. Dieser kurze Roman wird weder chronologisch erzählt, noch aus einer besonderen Perspektive, denn im Prinzip handelt es sich um diverse Erinnerungen, die sowohl Monika als auch die ältere Schwester und ebenso die jüngeren Geschwister teilen und nicht nur die, auch die Tanten und Onkel nehmen einen Grossteil der Handlung ein, denn sie waren, nach dem frühen Tod der Mutter, nicht nur für Vati da, sondern auch für die vier gemeinsamen Kinder der Familie Helfer, von denen das jüngste gerade einmal 2 Jahre alt war, als die Mutter verstarb.

    Und obwohl Vati selbst, ein undurchschaubarer Charakter war, der zwischen der Liebe zu seiner Frau, der Liebe zu jedem Buch, welches er in die Hände bekam und seinen persönlichen Erlebnissen im Krieg zerrissen wird – möchte sich seine zweitgeborene Tochter doch gerne an diesen Mann erinnern, der trotz etlicher Perioden Abwesenheit, immer wieder in den Schoss der Familie zurückkehrt ist und bis zu seinem Tod seinen Grundsätzen treu blieb.

    Meinung

    Bereits vergangenes Jahr konnte mich die Autorin mit dem ebenfalls biografisch orientierten Roman „Die Bagage“ sehr für sich einnehmen, so dass ich nun nicht nur die Geschichte ihrer Grosseltern mütterlicherseits kennenlernen wollte, sondern gern auch ihre unmittelbaren Erlebnisse mit den eigenen Eltern, im speziellen mit ihrem Vater. Und auch hier wird schnell deutlich, wie wichtig der Vorgängerroman auch für diese Erinnerungen war, denn die Familie ihrer Mutter, pflegt einen ungewöhnlich engen Kontakt, wobei sich Schwestern und Brüder gleichermassen verantwortlich fühlen und füreinander einstehen, gerade, wenn einer von ihnen in eine Krise gerät.

    Deshalb nehmen die Tanten und Onkel der Autorin einen sehr grossen Stellenwert in dieser Erzählung ein. Sie alle erfüllten im Leben von Monika gewissermassen auch Erziehungsaufgaben gerade, nachdem Vati einen Selbstmordversuch hinter sich gebracht hat und auch später, als Mutti nach einem kurzen heftigen Krebsleiden ihrer Krankheit erlag. Das Auf und Ab der bewegten Familiengeschichte mit allen erdenklichen Nebenfiguren wird sehr vielschichtig und authentisch vermittelt. Es gibt Trennungen, Krankheiten, Sorgen und Nöte und meist wenig Geld – aber was immer im richtigen Moment zur Verfügung steht ist familiäre Einigkeit, die über alle unvermeidlichen Schicksalsschläge hinwegtäuscht und auch den Kindern zu einem stabilen Nervenkostüm verhilft, selbst wenn der Vater einmal nicht da ist und die Mutter nicht mehr. Gerade durch diese fehlenden Konstanten, die selten gleichzeitig wegbrachen, entwickelt sich auch zwischen den Geschwistern untereinander wieder eine starke Beziehung, selbst im Erwachsenenalter wissen sie, wie wichtig Familienbande ist.

    Der Schreibstil liest sich sehr angenehm und immer angemessen distanziert, passend zu den tatsächlichen Inhalten. Denn ein Überschwang der Gefühle, knallende Türen und Schimpftiraden gab es eher selten, sowohl die Mutter als auch der Vater haben viele Gefühle für sich behalten und eine strikte Trennung zwischen Erwachsenen und Kindern vorgelebt. Aber die Zuneigung zueinander und den Familienmitgliedern ist dennoch spürbar, denn das vorherrschende Gefühl bei mir als Leser war Faszination. In meinen Augen ist es von entscheidender Bedeutung, wie Kinder aufwachsen, welche Werte ihnen vermittelt werden und wie stark man sich ihnen tatsächlich zuwendet, unabhängig von der investierten Zeit, denn was bringt es, wenn man Eltern hat, die zwar ständig da sind, aber niemals anwesend? Die vielen Unwegbarkeiten des Schicksals lassen sich in einem intakten Familienverband wesentlich leichter ertragen und genau den findet der Leser hier vor.

    Fazit

    Auch mit diesem Buch konnte mich die Autorin gut unterhalten, selbst wenn sich vieles wiederholt und es von Vorteil ist, auch „Die Bagage“ zu kennen. Ich vergebe gute 4 Lesesterne für eine einmalige, erinnerungswürdige Familiengeschichte aus Sicht diverser Protagonisten. Eine Erzählung über das Leben selbst, in Verbindung mit diversen Entscheidungen, mit feinsinniger Erzählstimme, aufgewertet durch Perspektivenvielfalt und abgerundet mit der Einsicht, dass der leichteste Weg nicht immer der beste sein muss.

    Die Vaterfigur ist zwar meines Erachtens etwas blass geraten, die Wirkung von Vati eher unterschwellig greifbar, aber seine Liebe zu den Büchern scheint auch bei seiner Tochter prägende Spuren hinterlassen zu haben, die heute ihren eigenen Namen auf einem Buchrücken lesen kann, ganz so, wie sie es sich als Kind durch die Streifgänge der väterlichen Bibliothek bereits wünschte.

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  • 5 Sterne

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    Batyr, 10.02.2021 bei bewertet

    Nähe? Ferne?
    Sich dem eigenen Vater annähern zu wollen, stellt immer eine schriftstellerische Herausforderung dar, zumal, wenn der Erfahrungshintergrund dieser Figur uns Heutigen so fern gerückt ist. Kriegsteilnehmer und Kriegsversehrter, das hat, zusammen mit der sozial depravierten Herkunft, den Vater der Autorin zutiefst geprägt, und aufgrund der ähnlich determinierten Interessenlage, ihre von allen Kindern intensivste Bindung zu ihm bestimmt. Mit tiefer Einsicht und vollkommen unsentimental stellt sie dar, wie die verwehrten Bildungschancen der Herkunft und die schwere Behinderung den Vater daran hindern, seinen fundamentalen Interessen zu leben. Erschütternd, wie sie dem Leser vermittelt, wie unter diesen Umständen die Liebe des Vaters zu Büchern sich verdinglicht, diese geradezu zum Fetisch werden, so dass manche Verhaltensweisen nur als vollkommen irrational angesehen werden können. Einerseits verschafft seine genuine Verwurzelung in der Welt des Wissens dem Vater Halt, andererseits aber droht er an den Prüfungen, die das Schicksal ihm zumutet, zu zerbrechen. Beeindruckend, welcher betont schlichten, unaufgeregten Sprache sich Monika Helfer bedient, um einem Menschen, einem sozialen Milieu, einem historischen Panorama ein Denkmal zu setzen.

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    Batyr, 10.02.2021

    Nähe? Ferne?
    Sich dem eigenen Vater annähern zu wollen, stellt immer eine schriftstellerische Herausforderung dar, zumal, wenn der Erfahrungshintergrund dieser Figur uns Heutigen so fern gerückt ist. Kriegsteilnehmer und Kriegsversehrter, das hat, zusammen mit der sozial depravierten Herkunft, den Vater der Autorin zutiefst geprägt, und aufgrund der ähnlich determinierten Interessenlage, ihre von allen Kindern intensivste Bindung zu ihm bestimmt. Mit tiefer Einsicht und vollkommen unsentimental stellt sie dar, wie die verwehrten Bildungschancen der Herkunft und die schwere Behinderung den Vater daran hindern, seinen fundamentalen Interessen zu leben. Erschütternd, wie sie dem Leser vermittelt, wie unter diesen Umständen die Liebe des Vaters zu Büchern sich verdinglicht, diese geradezu zum Fetisch werden, so dass manche Verhaltensweisen nur als vollkommen irrational angesehen werden können. Einerseits verschafft seine genuine Verwurzelung in der Welt des Wissens dem Vater Halt, andererseits aber droht er an den Prüfungen, die das Schicksal ihm zumutet, zu zerbrechen. Beeindruckend, welcher betont schlichten, unaufgeregten Sprache sich Monika Helfer bedient, um einem Menschen, einem sozialen Milieu, einem historischen Panorama ein Denkmal zu setzen.

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  • 5 Sterne

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    Renate D., 09.02.2021

    Sehr gefühlvoll und besonders

    Mit VATI erzählt MONIKA HELFER die eigene Familiengeschichte weiter. Begonnen hat sie mit dem Buch DIE BAGAGE, wo die Geschichte der Mutter im Vordergrund stand. Ihr umfassenden Kenntnisse hat sie von ihrer Tante Kate erzählt bekommen, mit der Bedingung erst nach deren Tode daraus ein Buch zu schreiben. Es ist nicht zwingend notwendig, die Bagage vorab gelesen zu haben, VATI ist ein Buch für sich und alles notwendige wird am Anfang erklärt-

    Der Vater der Familie hatte eine schwere Kindheit und wurde von einer Familie aufgenommen und seine Liebe zu Büchern gefördert. Kaum erwachsen, wurde er in den Krieg berufen, in dem er ein Bein und seine Würde verlor.
    Wieder zurück lernet er bald seine Frau kennen, zusammen gründeten sie völlig mittellos eine Familie. Wie zur damaligen Zeit üblich wurde nicht über Gefühle gesprochen. Das Leben sehr lieblos. Des Vaters grosser Traum, ein Buch zu schreiben, verwirklichte schliesslich seine Tochter Monika. Ihr Sprache dabei ist kurz und knapp, vermag aber trotzdem viel zu sagen. Dieser Roman bleibt im Gedächtnis, weil er so besonders ist.
    Von mir bekommt das Buch 5 Sterne

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    Bücherwelt1967, 28.01.2021

    Monika Helfer erzählt in ihrem neuen Roman mit viel Wärme und niemals wertend über ihren Vater und geht dabei auf Spurensuche nach ihrer eigenen Vergangenheit.
    Helfer erzählt kurz und knapp, aber intensiv und mit viel Feingefühl. Sie gibt viel Persönliches preis, zeichnet eine ungeschönte Vaterfigur mit Ecken und Kanten.
    Der Vater kann aufgrund der schwierigen Umstände in seinen jungen Jahren nicht studieren, im Krieg verliert er das halbe Bein, wird zum Invaliden. Er redet nicht viel, ist schweigsam, die schwere Zeit hat Spuren hinterlassen. Der Vater steht stellvertretend für eine ganze Generation Väter- gezeichnet vom Krieg.
    Monika Helfer springt in den Zeiten, setzt eigene und fremde Erinnerungen schemenhaft zusammen, es entsteht ein gewollt unvollständiges, aber authentisches Bild des Vaters.
    Helfer hat ein Buch der leisen Töne geschrieben, nur knappe 173 Seiten lang und doch kommt es mit einer emotionalen Wucht daher. Eine absolute Leseempfehlung.

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    inya, 24.01.2021

    einfach schön

    Ich liebe die Erzählweise dieser Autorin. Ich habe schon das Buch die Bagage gelesen und finde es toll, dass dieses neue Buch von ihr sozusagen anknüpft, ohne anzuknüpfen. Es geht um den Buch um eine Familiengeschichte, wie sie wohl ähnlich tausendfach sich auf der Welt zugetragen hat. Aber genau deshalb, finde ich mich als Person so einfach in die Figuren und das Geschehen ein, denn es geht im Endeffekt, um die Banalität und wieder auch um das Besondere eines Lebens. Um das Leben ihres Vatis und damit ihr Leben. Das Buch ist sehr unaufgeregt geschrieben und doch verspüre ich in keiner Zeile Langeweile, sondern möchte unbedingt wissen, wie es mit ihrer Mutti, ihrem Vati, ihren Geschwistern und ihr weitergeht. Das Buch und die Autorin sind für mich wunderbare, literarische Entdeckungen welche ich wirklich nicht missen möchte. Ich kann es jedem Literaturliebhaber wärmstens empfehlen.

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