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  • 5 Sterne

    3 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    skandinavischbook, 21.08.2017

    Als Buch bewertet

    Inhalt: 
    Die Sklavin Cora, erlebt die alltägliche Odyssee auf den Baumwollplantagen Georgias, so wie Millionen andere Sklaven in den Südstaaten der USA. 
    Wie Cora selbst, träumen so viele der schwarzen Sklaven von der Flucht aus den albtraumhaften Bedingungen, doch alles was ihnen bleibt, ist eben einzig der Gedanke daran. 
    Denn auch wenn die Zustände, wie ein Tier behandelt zu werden grausam sind, ist die Angst zu fliehen und es nicht zu schaffen viel grösser. Denn nicht selten müssen sie miterleben, wie Entflohene zurück gebracht werden und grausam zugrunde gerichtet werden. 
    Doch als Cora eines Abends eine Entscheidung trifft, die ihr mehrere Peitschenhiebe einbringt, hört sie die Worte ihrers Leidensgenossens Ceasar immer lauter in ihrem Kopf.... der Fluchtweg über die underground railroad. 
    Doch können sie es bis dahin überhaupt schaffen und wenn ja, ist das Leben was sie an anderer Stelle erwartet wirklich gnadenvoller? ! 


    Meinung : 
    Dies ist wohl das beste Buch in diesem Jahr, welches ich gelesen habe. Zwar habe ich kurz zuvor, das Buch von Yaa Gyasi gelesen, welches eine ähnliche Thematik beinhaltet und mich ebenfalls sehr überzeugen konnte, doch dieses Buch ist nochmals um einiges besser! 
    Mit einer erbarmungslosen, bildhaften und zum Teil zu tiefst erschütternden Sprache, schafft der Autor Colson Whitehead ein Werk, das zum Klassiker und zur Schullektüre unserer Zeit werden könnte. 
    Dieses Buch setzt ein Plädoyer für Freiheit, für Menschlichkeit, es weist die Grausamkeit der damaligen Zeit auf und es warnt uns davor, dass sich diese Dinge in der heutigen Zeit wiederholen. In meinen Augen sollte gerade aus diesem Grund, dieses Buch jeder gelesen haben, denn gerade in den Zeiten, die wir heutzutage wieder erleben, ist es umso wichtiger, dass uns die Augen geöffnet werden, damit sich Geschichte eben nicht, wie so oft wiederholt. 
    Dieses Buch schafft Aufklärung, auf unbeschönigte Weise, es verstört, rührt zu Tränen und schafft einem Gänsehaut, weil man die reale Grausamkeit der Menschheit kaum mehr zu ertragen weiss. 
    Durch episch gezeichnete Figuren, die man nur schwer vergessen wird, spiegelt er eines der grausamsten Szenarien unserer Menschheit wieder und dies macht er bravourös, mit unfassbaren literarischen Können, welches den Leser staunen lässt. 
    Mit Sätzen, die unter die Haut gehen, die poetisch und einprägsam zugleich sind, weisst der Autor Whitehead darauf hin, was es bedeutete schwarz zu sein und das diese Zeit, wenn wir nicht aufpassen, immer noch nicht vorbei ist. 


    Fazit : 
    Ein Roman, welcher Realismus und Fiktion meisterhaft zu einem Werk, ja zu einem Plädoyer zusammenführt. 
    Ein episches Buch, welches spannend, verstörend, traurig und zu tiefst wachrüttelnd fungiert. 
    Ein Werk welches jung und alt lesen sollte, ein Werk, dass hoffentlich ein wenig Menschlichkeit in jedem von uns wachruft, denn davon gibt es auf der Welt damals wie heute, zu wenig !

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  • 2 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Morgy, 27.12.2019

    aktualisiert am 27.12.2019

    Dieses Buch holt das unsagbare Thema der Skaverei in Amerika aus seiner Versenkung. Gut so! Und das tut es in einem zügigen Erzählstil in einer stellenweise unerträglichen Brutalität. Zwangsläufig taucht die Frage auf, ob die Geschichte die damalige Realität wiedergibt. Ob es also auch als geschichtliches Wissens-Update zur Sklaverei in den Südstaaten gelesen werden kann.
    Nein, das kann es leider nicht. Schlecht so! Colson Whiteheads Geschichte ist Fiktion und wird vom Autor in Interviews auch als solche deklariert. Der Autor bastelt aus der eigentlich sinnbildlichen Underground Railroad ein echtes Tunnelystem. Und er dichtet der Sklaverei-Haltung des Staates Carolina einen fiktiven Ausmerzungs-Plan aller Schwarzen auf.
    Der Leser hält mit Underground Railroad einen historisch anmutenden Roman in Händen, dessen Berechtigung der Autor meiner Ansicht nach selber die allermeiste Luft durch ungeschicktes Mischen von Fiktion und Geschichte ablässt. Schade!

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  • 5 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Diamondgirl, 22.08.2017

    Als Buch bewertet

    Ein sehr beeindruckendes Werk!

    Cora ist Sklavin in dritter Generation auf einer Baumwollplantage in Georgia. Ihre Mutter konnte fliehen, als Cora 10 Jahre alt war - sie wurde von ihr zurück gelassen. Das Leben auf einer solchen Plantage war von täglichen Entbehrungen und Qualen begleitet. Es brauchte keine Zäune, um die Sklaven einzusperren. Täglich wurde ihnen eingebläut, dass es ihr Verderben wäre, wenn sie versuchen zu flüchten. Die Strafen der wieder Eingefangenen waren mehr als drastisch und endeten in der Regel mit dem Tod. Schon ein falscher Blick zog Schläge nach sich und der Versuch lesen zu lernen konnte mit dem Verlust beider Augen enden.
    Als Cora 17 ist macht ihr ein Mitsklave das Angebot, mit ihm zusammen zu fliehen. Ihre anfängliche Weigerung ändert sich erst, nachdem sie bei einer Züchtigung halb tot geschlagen wird. Gemeinsam begeben sie sich auf die Flucht mithilfe der Underground Railroad (URR).

    URR war der Deckname einer Fluchthilfebewegung, die sich über die USA erstreckte, bis in die tiefsten Südstaaten, in denen Sklaverei zum guten Ton gehörte. In dem vorliegenden Roman, der immerhin den Pulitzerpreis 2017 erhielt, wurde aus diesem Netzwerk eine wirkliche Untergrundbahn, die sich durch Tunnelsysteme von Station zu Station fortbewegte und ihre verzweifelte Fracht in Sicherheit bringen sollte.
    So reist Cora durch mehrere US-Staaten um in Freiheit zu leben. Leider ist dies ein steiniger Weg, der sie so manches Mal an die Grenzen ihrer Existenz bringt.
    Wer sich auf dieses Buch einlässt, der muss einiges miterleben. Grausamkeiten, wie ich sie mir wirklich nicht vorstellen konnte. Manchmal stockte mir der Atem, was Menschen sich alles einfallen lassen, wenn sie von Hass erfüllt sind und vor allem: die entsprechende Macht und Legitimation besitzen. Besonders erschreckte mich, was ganz "normale" Menschen für einen Spass haben können, wenn andere gequält und getötet werden. Das Wort Gnade oder Mitgefühl scheint für viele Menschen ein Fremdwort zu sein. Denn eines steht fest: Auch wenn es sich hier um eine fiktive Geschichte, eben einen Roman, handelt, so sind die dort beschriebenen Lebensumstände und Gräueltaten definitiv der Historie entnommen, also wirklich passiert und erduldet - nur an einem womöglich anderen Ort und zu einer abweichenden Zeit sowie anderen Personen. Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass sein Buch keinerlei Anspruch auf historische Genauigkeit erhebt.
    Erschreckend deutlich wird im Verlaufe des Buches, dass es zu jener Zeit eigentlich keinen wirklich sicheren Raum für Farbige in den USA gab. Es handelte sich immer nur um eine Verschnaufpause auf Zeit und leider zeigte sich mehr als einmal, wie trügerisch die scheinbar erlangte Freiheit war.

    Dieser Roman hat mich wirklich gefesselt und auch tief bewegt. Colson Whitehead bietet eine Geschichte in einem mitreissenden Schreibstil, die ich kaum aus der Hand legen konnte. Der Roman ist gegliedert in längere Kapitel unter den jeweiligen US-Staaten-Namen und in dazwischen liegende kürzere Kapitel, in denen er den Leser etwas über andere wichtige Personen des Buches erfahren lässt. Sie machen einen Blick ausserhalb von Coras Blickfeld möglich und schaffen vor allem die Möglichkeit, auch nicht unmittelbar mit ihrem Schicksal verbundene und dennoch für den Autor wichtige Begebenheiten einfliessen zu lassen. Ein für mich perfekter Aufbau!

    Underground Railroad bietet dem Leser die Möglichkeit, ein wichtiges und dunkles Kapitel der amerikanischen Geschichte zu erlesen. Dazu gehören natürlich nicht nur die Sklavenhalter und -treiber, sondern auch die Menschen, die ein Netzwerk wie URR erst möglich machten. Sie riskierten für jeden Flüchtling ihr Leben - auch das ihrer Familie. Unwillkürlich hofft man, dass solche Menschen doch bitte heute in der Überzahl sein mögen.

    Mein Dank an Colson Whitehead, der den Pulitzer-Preis ganz sicher verdient hat! Ich kann dieses Buch nur wärmstens jedem empfehlen der sich an etwas anspruchsvollerer Literatur versuchen mag.

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  • 5 Sterne

    1 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    SLovesBooks, 13.08.2017 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Meine Meinung:

    Ich finde amerikanische Geschichte sehr interessant. Vieles ist geschichtlich so stark verwurzelt, dass seine Auswüchse bis in die aktuelle Gegenwart reichen. Meiner Meinung nach ist das Thema Slavery bis heute noch nicht abgehakt und auch noch nicht wirklich aufgearbeitet. Deswegen finde ich es auch sehr wichtig, dass es immer wieder Menschen gibt, die sich dieses Thema zu Herzen nehmen und ein Buch darüber schreiben. Eins kann ich vorweg nehmen: Den Pulitzer Preis hat Colson Whitehead nicht umsonst bekommen. Er schafft es ein geschichtlich traumatisches Ereignis mit Mitteln der Gegenwart in Szene zu setzen. Seine Geschichte enthält fantastische Elemente. So stellt er die Underground Railroad nicht, wie wirklich existierend als ein im Untergrund arbeitendes Netzwerk aus Gegnern der Sklaverei dar, sondern als ein wirkliches unterirdisches Zugsystem.

    Der Einstieg gelang leicht, auch wenn die Geschichte erst nach einigen Seiten wirklich fesselnd wurde. Doch dann nahm sie an Fahrt auf. Whitehead berichtet in schockierender Weise über die damaligen Zustände. Seine Geschichte wirkt gut recherchiert und leider erstaunlich realistisch. Angesichts der menschenverachtlichen Handlungen wünscht man sich, dass es sowas besser niemals gegeben hätte. In dieser schlimmen Zeit schafft er aber mit Cora einen Charakter, der den Leser immer wieder aufbaut und dazu bringt weiter zu lesen. Man möchte erfahren wie es mit ihr weiter geht.

    Cora ist ein vielschichtiger Charakter. Ihre Gedanken, welche in Gesprächen offenbart werden, helfen dem Leser sich in die Geschichte zu versetzen. Man kann sie verstehen und leidet mit ihr mit. Durch diese Art die Geschichte zu erzählen fühlt man sich ihr stark verbunden. Sie ist ein starker Charakter, der trotz der Grausamkeiten noch nach einem Sinn im Leben sucht.

    Die fantastischen Elemente sind eine interessante Idee. Vor allem, da sie vor dem Hintergrund einer so alten Kulisse stattfinden, wo Fantasy an sich noch nicht in der Form existiert hat. Trotzdem finde ich, dass sich Historie auf der einen und Fantasy auf der anderen Seite nicht unbedingt ausschliessen. Vielmehr gehen beide in diesem Buch eine Art Symbiose ein, die erstaunlicherweise gut funktioniert. Ich empfand es nicht als störend oder unpassend. Es schaffte allerdings ein bisschen Distanz von der Realität der Geschichte. So konnte Whitehead auch ein wenig davon Abstand nehmen eine Geschichte über Sklaverei zu erzählen. Selbstverständlich ist der Kern trotzdem eine Erzählung darüber, aber es wurde schon etwas abgeschwächt.

    Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Der Autor schafft es gut zwischen Distanz und Nähe zu seinen Charakteren hin und her zu springen. Das Buch lässt sich flüssig lesen.

    Insgesamt finde ich, dass es ein sehr gelungenes Buch ist, das das Thema Sklaverei beleuchtet und so auch auf aktuelle gesellschaftliche Probleme anspielt. Vielschichtige Gesellschaftskritik.

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  • 5 Sterne

    0 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sommer, 25.08.2017 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Ergreifende Geschichte

    Underground Railroad von Colson Whitehead erzählt eine Geschichte die sehr nah an der Realität ist. Der Pulitzer Preis wurde in meinen Augen verdient für diesen Roman vergeben.

    Cora ist Sklavin auf der Baumwollplantage Randall in Georgia, auch ihre Grossmutter und Mutter waren bereits dort Sklaven. Ihre Grossmutter ist längst verstorben, von ihrer Mutter Mabel wurde sie verlassen als sie 10 Jahre alt war. Seit Mabels Flucht muss Cora sich allein durchschlagen. Sie erlebt Auspeitschungen am eigen Leib und muss im Hob wohnen, ein Bereich der Plantage wo die wohnen die mehr oder weniger ausgestossen wurden aus der Sklavengemeinschaft. Als Caesar, ein gebildeter Sklave Cora die Flucht vorschlägt will sie nichts davon wissen, sie weiss nur zu gut was mit eingefangenen Sklaven geschieht. Doch irgendwann ist der Punkt gekommen an dem Cora, Caesar und ein anderes Sklavenmädchen, dass sich den beiden einfach angeschlossen hat, fliehen. Auf ihrer Flucht werden sie einmal fast aufgegriffen, doch Cora und Caesar können fliehen. Dabei verletzt Cora einen Jungen sehr schwer, sie vermutet, dass er seinen Verletzungen erlegen ist, denn sie wird nun als Mörderin gesucht.
    Cäsar und sie schaffen es mit Hilfe des Farmers Fletcher, ein Kontakt von Caesar, zur Underground Railroad. Diese ist ein Netzwerk, dass es damals wirklich gegeben hat. Die ganze Sache verlief im geheimen, es wurden Codes benutzt. Der Autor bedient sich in diesem Buch einer echten Bahn, die im Untergrund fungiert. Dies ist wichtig für das Verständnis, ansonsten kann es zu Verwirrung kommen.
    In North Carolina angekommen geht es beiden erstmal gut, sie bleiben dort und erholen sich. Doch der Frieden währt nicht lang, der Plantagenbesitzer Randall hat den Sklavenfänger Ridgeway auf Cora angesetzt, und dieser scheint sie gefunden zu haben......

    Im weiteren Verlauf des Romans werden Coras Flucht und ihre Stationen auf der Flucht beschrieben. Der Leser bekommt eine realistische Vorstellung davon wie man sich damals als Sklave gefühlt haben muss. Er erzählt sehr gefühlvoll, beschönigt allerdings auch nichts. Von der Organisation URR hatte ich bis dato noch nie etwas gehört, es war sehr interessant einmal eine ganz neue Perspektive zu erleben. Lediglich die Tatsache das Netzwerk in einen echten Zug zu verwandeln halte ich für etwas übertrieben, zumal die Story auch mit den realen geschichtlichen Fakten funktioniert hätte.

    Alles in allem ist Underground Railroad ein toller und wirklich lesenswerter Roman. Volle Punktzahl!

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  • 5 Sterne

    2 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Laberladen Blog, 09.11.2017

    Als Buch bewertet

    Darum geht’s:

    Cora lebt als Sklavin der dritten Generation auf der Plantage der Randalls. Seit ihre Mutter geflüchtet ist, muss sich das junge Mädchen alleine durchschlagen und obwohl Cora eine starke Persönlichkeit ist, bleibt auch sie von Gewalt und Willkür nicht verschont. Als der Sklave Caesar sie bittet, mit ihm zusammen zu fliehen, zögert sie erst. Doch dann macht sie sich doch mit ihm auf den Weg durch die Underground Railroad auf der Suche nach Freiheit.

    So fand ich’s:

    Das Leben, das Cora und die anderen Sklaven auf der Plantage der Randalls führen, ist hart und brutal. Nicht nur die weissen Herren leben ihren Sadismus willkürlich an den Sklaven aus, sondern auch unter ihnen herrscht eine gewisse Hierarchie, und Gewalt kommt auch unter Sklaven vor. Man versteht, wieso immer wieder Sklaven ihr Leben riskieren und lieber einen grausamen Foltertod in Kauf nehmen, wenn ihre Flucht misslingt, als auszuharrren und das Leben auf der Plantage zu ertragen. Doch auch als Cora sich zur Flucht entschlossen hat, ist sie immer wieder abhängig von anderen und muss auf Grossherzigkeit hoffen – wohl wissend, dass die Hilfsbereitschaft auch den Helfern das Leben kosten könnte.

    Weitestgehend beschreibt das Buch die Erlebnisse Coras in nüchternem Erzählstil. Manchmal fast schon lakonisch wird das schreckliche Leben auf der Plantage geschildert, genauso wie die Grausamkeiten, die Cora auf ihrer Flucht begegnen. Wahrscheinlich ist so eine undramatische Erzählweise genau richtig, denn wenn man sich zu emotional in die Geschichte fallen lässt, könnte man verzweifeln bei dem Gedanken, was Menschen anderen Menschen antun, nur weil sie eine andere Hautfarbe haben. Sie werden ja nicht einmal als Menschen gesehen, sondern erscheinen in den Augen ihrer Besitzer oft genug als so etwas wie Halbaffen ohne Gefühle und Verstand.

    Hauptsächlich erzählt uns Cora ihre Geschichte selbst, aber es werden auch immer wieder kurze Kapitel eingeschoben, die die Hintergründe der Menschen beleuchten, mit denen Cora zu tun hat. Das macht auch scheinbar gleichgültige oder bösartige Leute menschlich und rundet das Bild über das hinaus ab, was Cora selbst weiss.

    Im Vorspann zu diesem Roman wird erläutert, dass die „Underground Railroad“ nicht tatsächlich als unterirdische Bahnlinien existiert hat, sondern ein Synonym für ein Netzwerk von Helfern und Unterschlupfen war und auch als Codierung in Unterhaltungen diente. Leider scheint dieses wichtige Vorwort nur in den Leseexemplaren vorhanden zu sein und in der Ausgabe für den Buchhandel zu fehlen, wie ich der Rezension von Jemima auf dem Blog Hochhorst entnehmen kann. Das finde ich sehr schade.

    Wieso sich der Autor entschlossen hat, diese unterirdische Eisenbahn im Buch als Tatsache darzustellen, weiss ich nicht. Ich fand es zwar schon glaubhaft erzählt, aber da man weiss, dass es nicht wirklich so war, bietet genau dieser Kniff ein Schlupfloch für alle Zweifler, die einwenden könnten, dass auch andere glaubhaft geschilderte Passagen historisch nicht korrekt sind. Und ich habe mich auch wirklich gefragt, was nun historisch verbürgte Tatsachen sind und was der Fantasie des Autors entsprungen ist. Gab es den Plan, Schwarze durch Tricks oder Lügen zu einer Sterilisation zu bringen, um zu verhindern, dass die schwarze Bevölkerung überhand nahm? Bestand diese Möglichkeit einer überwiegend schwarzen Bevölkerung tatsächlich in manchen Staaten? Waren die genannten Bevölkerungszahlen echt oder nur eine ausgedachte Ergänzung wie die Underground Railroad selbst? Existierten diese Ausstellungen, in denen lebende Personen Szenen aus Afrika oder der Reise in die USA nachstellten, wirklich? Durch die Möglichkeit, dass Teile seiner Erzählung nur erfunden waren wie die Railroad, hat Whitehead seiner Erzählung ein bisschen den Schrecken genommen, was ich schade fand. Die Tatsachen sprechen für sich und eine fiktive Lebensgeschichte in historisch korrekter Umgebung hätte mir besser gefallen und mich wahrscheinlich noch viel mehr ergriffen.

    Während des Lesens drängten sich mir gewisse Parallelen auf zur Zeit des dritten Reiches, als Juden unter ähnlichen Umständen wie Cora versteckt wurden. Oder man ihnen unter Einsatz des eigenen Lebens zur Flucht verholfen hat. Aber auch zur Problematik der vielen Zuwanderer, die sich auch äusserlich vom Durchschnittsdeutschen unterscheiden und die nicht wenigen Leuten Angst davor machen, dass sie das Erscheinungsbild zu sehr prägen und das Althergebrachte verdrängen – genau wie die Vielzahl der geflüchteten Sklaven manche Städte und Landstriche prägten.

    Denn leider ist das geschilderte menschliche Verhalten zeitlos und nicht nur auf den Zusammenhang der Rassenproblematik und Versklavung der schwarzen Bevölkerung beschränkt. Quer durch alle Zeiten und Nationen wird immer wieder die Gelegenheit genutzt, auf dem Rücken der Schwachen und ihrer Helfer die eigenen Interessen durchzusetzen, bereitwillig bösartige Gerüchte weiterzuerzählen und unliebsame Nachbarn und Konkurrenten loszuwerden. Man stellt das eigene Wohlergehen an oberste Stelle und überall werden die Schwächen der menschlichen Natur deutlich. Es gibt aber damals wie heute Menschen, die selbstlos ihr Leben riskieren, um zu helfen und das Unrecht wieder ein bisschen auszugleichen.

    Insofern ist „Underground Railroad“ nicht nur ein bedrückend realistisches Zeugnis und eine Erinnerung an die Sklaverei in den US-Amerikanischen Südstaaten, sondern das Thema hat durchaus darüber hinaus Bedeutung. Deshalb wird mich das Buch so schnell nicht loslassen.

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  • 5 Sterne

    2 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 21.08.2017

    Als Buch bewertet

    Georgia, Anfang des 19. Jahrhunderts. Cora lebt als Sklavin auf der Randall Farm, dort ist sie geboren, etwas anderes als die harte Arbeit und die schrecklichen Strafen kennt sie nicht. Ihrer Mutter ist vor Jahren die Flucht geglückt, was das Leben für Cora nicht einfacher macht. Nachdem sie sich einer Gruppe Männer erfolgreich zur Wehr gesetzt hat, gehört sie zu den ausgestossenen Frauen, was ihr aber die Möglichkeit eines halbwegs friedlichen Lebens eröffnet. Als Caesar sie zum ersten Mal wegen einer möglichen Flucht anspricht, lehnt sie ab. Schon ihre Grossmutter hatte das zugeteilte Schicksal widerspruchslos ertragen. Doch die Situation auf der Farm ändert sich und so stimmt Cora schliesslich doch zu, auf das geheime Netzwerk der Underground Railroads zu vertrauen und die gefährliche Flucht zu wagen. Die nächsten Monate wird sie in Angst leben, mal mehr mal weniger, weite Teile der USA kennenlernen, von Freiheit träumen und doch immer wieder an ihre Herkunft erinnert werden. Wird die junge schwarze Frau jemals dem ihr zugeschriebenen Los endgültig entkommen können?

    Colson Whiteheads Romane wurden vielfach mit Preisen ausgezeichnet und mit Lob überhäuft. „Underground Railroad“ konnte jedoch alle vorherigen weit übertreffen. Es wurde zwar schon dadurch geadelt, dass President Obama es als Sommerlektüre 2016 benannte, erhielt danach den National Book Award Fiction 2016, die Carnegie Medal for Excellence in Fiction 2017, den Pulitzer Prize for Fiction 2017, den Arthur C. Clarke Award 2017 und stand auf der Longlist des Booker Prize 2017. Sich einem solchen Roman unvoreingenommen zu nähern, ist quasi unmöglich, aber die Messlatte liegt auch hoch und kurzgefasst resümiert: locker übertrifft der Roman die Erwartungen.

    Zunächst zum titelgebenden Phänomen der Underground Railroads. Diese unterirdischen Züge existierten tatsächlich und waren ein Netzwerk geheimer Routen und sicherer Häuser, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Abolitionisten geschaffen wurden, um Sklaven bei der Flucht zu helfen. Dabei riskierten die Helfer ihr Leben, was man im Roman auch leider immer wieder erleben muss. Die Strafen für sie waren drakonisch, das wussten sie, und dennoch haben sie das Risiko für diese Sache auf sich genommen. In der Geschichte der USA ist dieses Thema für mein Empfinden nur wenig präsent, umso erfreulicher, dass ein Roman es schafft, in der breiten Öffentlichkeit einen Aspekt der Sklaverei bekannt zu machen und so einen wesentlichen Beitrag zur historischen Bildung beizutragen.

    Der Roman lebt jedoch von der Protagonistin Cora. Sie hat einen grossen Überlebenswillen, kann beherzt reagieren, wenn erforderlich, ist jedoch auch sehr bedacht in ihrem Handeln. Sie ist kein bedauernswertes Opfer, sondern eine starke Persönlichkeit, die zukunftsorientiert und wissbegierig ihren Weg geht und Rückschläge tapfer verkraftet. Ihr Leben ist ein kontinuierliches Auf und Ab, geschenkt wird ihr nichts, nur manchmal ist das Glück auf ihrer Seite – aber es ist ein volatiles Gut. Gerade für einen historischen Zeitpunkt, der doch sehr stark männerdominiert war, insbesondere auch bei den Weissen, eine Frau, die mutig ihren Weg geht, als Protagonistin auszuwählen, hat mir insbesondere gefallen.

    Colson Whitehead und dem Übersetzer Nikolaus Stingl gelingt es auch einen passenden Ton für die Erzählung zu finden. Bisweilen brutal in der Darstellung der Bestrafung der Sklaven schafft dies aber die notwendige Authentizität, die den Roman lebendig wirken lässt. Ähnlich wie Coras Leben mal hektischer und mal in ruhigeren Bahnen verläuft, ist auch der Erzählton angepasst und findet so einen stimmigen Rhythmus.

    „Underground Railroad“ ist vermutlich einer der wichtigsten Romane des Jahrzehnts, der völlig zurecht in den Kanon der amerikanischen Literatur eingehen dürfte und sollte. Es wäre ein Verlust, wenn man sich dieses Werk entgehen lassen würde.

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  • 5 Sterne

    2 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    SLovesBooks, 13.08.2017

    Als Buch bewertet

    Meine Meinung:

    Ich finde amerikanische Geschichte sehr interessant. Vieles ist geschichtlich so stark verwurzelt, dass seine Auswüchse bis in die aktuelle Gegenwart reichen. Meiner Meinung nach ist das Thema Slavery bis heute noch nicht abgehakt und auch noch nicht wirklich aufgearbeitet. Deswegen finde ich es auch sehr wichtig, dass es immer wieder Menschen gibt, die sich dieses Thema zu Herzen nehmen und ein Buch darüber schreiben. Eins kann ich vorweg nehmen: Den Pulitzer Preis hat Colson Whitehead nicht umsonst bekommen. Er schafft es ein geschichtlich traumatisches Ereignis mit Mitteln der Gegenwart in Szene zu setzen. Seine Geschichte enthält fantastische Elemente. So stellt er die Underground Railroad nicht, wie wirklich existierend als ein im Untergrund arbeitendes Netzwerk aus Gegnern der Sklaverei dar, sondern als ein wirkliches unterirdisches Zugsystem.

    Der Einstieg gelang leicht, auch wenn die Geschichte erst nach einigen Seiten wirklich fesselnd wurde. Doch dann nahm sie an Fahrt auf. Whitehead berichtet in schockierender Weise über die damaligen Zustände. Seine Geschichte wirkt gut recherchiert und leider erstaunlich realistisch. Angesichts der menschenverachtlichen Handlungen wünscht man sich, dass es sowas besser niemals gegeben hätte. In dieser schlimmen Zeit schafft er aber mit Cora einen Charakter, der den Leser immer wieder aufbaut und dazu bringt weiter zu lesen. Man möchte erfahren wie es mit ihr weiter geht.

    Cora ist ein vielschichtiger Charakter. Ihre Gedanken, welche in Gesprächen offenbart werden, helfen dem Leser sich in die Geschichte zu versetzen. Man kann sie verstehen und leidet mit ihr mit. Durch diese Art die Geschichte zu erzählen fühlt man sich ihr stark verbunden. Sie ist ein starker Charakter, der trotz der Grausamkeiten noch nach einem Sinn im Leben sucht.

    Die fantastischen Elemente sind eine interessante Idee. Vor allem, da sie vor dem Hintergrund einer so alten Kulisse stattfinden, wo Fantasy an sich noch nicht in der Form existiert hat. Trotzdem finde ich, dass sich Historie auf der einen und Fantasy auf der anderen Seite nicht unbedingt ausschliessen. Vielmehr gehen beide in diesem Buch eine Art Symbiose ein, die erstaunlicherweise gut funktioniert. Ich empfand es nicht als störend oder unpassend. Es schaffte allerdings ein bisschen Distanz von der Realität der Geschichte. So konnte Whitehead auch ein wenig davon Abstand nehmen eine Geschichte über Sklaverei zu erzählen. Selbstverständlich ist der Kern trotzdem eine Erzählung darüber, aber es wurde schon etwas abgeschwächt.

    Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Der Autor schafft es gut zwischen Distanz und Nähe zu seinen Charakteren hin und her zu springen. Das Buch lässt sich flüssig lesen.

    Insgesamt finde ich, dass es ein sehr gelungenes Buch ist, das das Thema Sklaverei beleuchtet und so auch auf aktuelle gesellschaftliche Probleme anspielt. Vielschichtige Gesellschaftskritik.

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  • 5 Sterne

    2 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Martin S., 29.09.2017

    Als Buch bewertet

    Der Mut, die Ketten zu sprengen...

    Das Schicksal von Cora ist als Sklavin einer Baumwollplantage in Georgia vorprogrammiert. Sie hat die täglichen schweren Arbeiten auf der Plantage zu verrichten und muss sich der Willkür und den Gewalt-taten ihrer "Besitzer" beugen. Als sie eines Tages von einem Leidens-genossen namens Caesar gefragt wird, das scheinbar Unmögliche zu wagen und aus dieser grausamen Welt zu fliehen, zögert sie anfangs, ist dann aber bereit das grosse Risiko einzugehen. Beide hoffen auf bei ihrem Vorhaben auf die Hilfe der "Underground Railroad", einer Organisation von aufopferungsvoll kämpfenden Menschen, welche Sklaven die Flucht aus ihrem erniedrigenden Leben ermöglichen möchte. Nachdem der erste Schritt getan ist, gibt es keinen Weg mehr zurück und eine gefährliche und beschwerliche Zeit steht den Beiden bevor...
    Im Vorfeld habe ich schon viel Gutes über "Underground Railroad" gelesen und zudem kann der Autor Colson Whitehead bereits mehrere Preise für das Buch sein Eigen nennen. Meine Erwartungen waren dementsprechend gross und wurden auch voll erfüllt. Colson Whitehead erzählt die Geschichte der Sklavin Cora in einem bildreichen und durchaus anspruchsvollen Schreibstil, der dem schweren Thema der Sklaverei gerecht wird. Er beschreibt schonungslos und offen die Gräueltaten der damaligen Zeit ohne ein Blatt vor dem Mund zu nehmen. Gleichzeitig gelingt es ihm aber auch, niemals mit seinen Schilderungen reisserisch zu wirken, so dass die Ernsthaftigkeit des Buches niemals in Abrede gestellt werden kann. Es ist sehr ergreifend die Hauptprotagonistin auf ihrer Flucht durch das grausame Amerika der damaligen Zeit zu begleiten. Durch die unterschiedlichen Stationen, die Cora auf ihrer Flucht durchläuft, gewährt Colson Whitehead einen sehr facettenreichen Blick auf die dunkle Zeit der amerikanischen Geschichte.
    Der Autor verbindet in seinem Buch Fiktion mit der Realität. So gab es die bewundernswerte Organisation "Underground Railroad" wirklich, nur instrumentalisiert Colson Whitehead sie in seinem Roman mit einer unterirdischen Bahnstrecke. Dies lässt die Organisation greifbarer und nachvollziehbarer erscheinen. Die Atmosphäre des Buches ist allein schon durch die Thematik sehr düster, was durch die teilweise sehr sachlichen und nicht emotionalen Schilderungen der Flucht noch verstärkt wird.
    Aus meiner Sicht ist "Underground Railroad" ein Fingerzeig auf eine dunkle Stunde der Geschichte der Menschheit, welche sich nicht wiederholen darf. Es soll aus historischen Ereignissen gelernt werden, so ist es durchaus sinnvoll sich die unmenschlichen Szenarien der Vergangenheit klar vor Augen zu führen und seine Konsequenzen daraus zu ziehen. Mich hat das Buch nachdenklich zurückgelassen und aufgrund seines aktuellen Bezuges möchte ich es sehr gerne weiteren Lesern ans Herz legen. Da ich den Roman für so wertvoll halte bewerte ich ihn mit vollen fünf von fünf Sternen.

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  • 5 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Buchliese, 01.09.2017

    Als Buch bewertet

    „Irgendwo, vor Jahren, war sie vom Pfad des abgekommen und fand nicht mehr zur Menschenfamilie zurück.“ Cora wurde schon als Sklavin geboren. Bereits ihre Grossmutter Ajaary und ihre Mutter Mabel waren Unfreie gewesen. Ajaary war längst tot, Mabel gelang vor Jahren die Flucht von der Farm und Cora blieb als kleines Mädchen auf sich allein gestellt auf der Baumwollplantage zurück. Die harte Arbeit auf der Plantage, der ständige Kampf um das kleine Stück Land, auf dem sie Rüben und Wurzeln zog, um ihre karge Nahrung aufzubessern, und die Einsamkeit hatten Cora zu einer Einzelgängerin gemacht. Jahre später trifft sie auf Caesar. Nach dem Tod seiner früheren Besitzerin war er als neuer Farmsklave gekauft worden und plante seine Flucht. Gemeinsam mit Cora wollte er mit der Railroad, der unterirdischen Eisenbahn, die, von wem auch immer gebaut, über ein Netz aus geheimen Stationen verfügte und deren Helfer Leibeigenen zur Flucht verhalfen, in die Freiheit aufbrechen. Ein gefährliches Unterfangen, denn Sklaven waren lebenslang Eigentum ihrer Besitzer und kein Aufwand war zu hoch, um sie zurück zu bringen.
    In anschaulichen Bildern erzählt Colson Whitehead über eines der dunkelsten Kapitel der Menschheit, die Sklaverei. Unterdrückung, schwere körperliche Misshandlungen, die Hatz auf entlaufene Sklaven durch Häscher werden thematisiert und durch die Geschichte von Cora zum Leben erweckt. Als roter Faden durch den Roman zieht sich neben ihr auch der Sklavenjäger Rideway. Er verdient sich seinen Lebensunterhalt durch die Rückbringung Geflohener. Gnadenlos und brutal jagt er Cora, nachdem ihm schon ihre Mutter Mabel entwischt war. Cora ist eine starke und unerschütterliche Frau. Überhaupt fällt im Roman auf, dass wenig auf weiche Emotionen gesetzt wird. Das Leben dieser Zeit ist unerbittlich und so hat es auch die Menschen hart gemacht. Whitehead erzählt interessant und spannend von Rasseunterschieden, der „Farbigenfrage“ und vom Abolitionismus, dem Kampf für die Abschaffung der Sklaverei. Ohne Rücksichtnahme wurde jeder, der Sklaven versteckt hat oder auch nur Schriften, die sich gegen die Sklaverei aussprachen, besass, am nächsten Baum aufgeknüpft. Ebenso wie die Bestrafung der Sklaven wurde dies in einem Volksfestcharakter gehalten. Trotz ihrer Flucht fühlte sich Cora weiter in Gefangenschaft. Versteckt, gehetzt, von ständig drohendem Denunziantentum in die Enge gedrängt, die Lebensbedingungen anders, aber nicht besser.
    Ein eindringlicher Roman ist „Underground Railroad“ und eines der, wenn nicht das beste Buch, das ich in diesem Jahr gelesen habe. Vielleicht ist nicht jedes Buch, das mit einem Preis ausgezeichnet wurde, ein besonderes Buch. Das Buch, das den Pulitzerpreis 2017 erhalten hat, ist es aber auf jeden Fall. Ich möchte diesen Roman unbedingt empfehlen!

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    ja nein
  • 5 Sterne

    2 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sommer, 25.08.2017

    Als Buch bewertet

    Ergreifende Geschichte

    Underground Railroad von Colson Whitehead erzählt eine Geschichte die sehr nah an der Realität ist. Der Pulitzer Preis wurde in meinen Augen verdient für diesen Roman vergeben.

    Cora ist Sklavin auf der Baumwollplantage Randall in Georgia, auch ihre Grossmutter und Mutter waren bereits dort Sklaven. Ihre Grossmutter ist längst verstorben, von ihrer Mutter Mabel wurde sie verlassen als sie 10 Jahre alt war. Seit Mabels Flucht muss Cora sich allein durchschlagen. Sie erlebt Auspeitschungen am eigen Leib und muss im Hob wohnen, ein Bereich der Plantage wo die wohnen die mehr oder weniger ausgestossen wurden aus der Sklavengemeinschaft. Als Caesar, ein gebildeter Sklave Cora die Flucht vorschlägt will sie nichts davon wissen, sie weiss nur zu gut was mit eingefangenen Sklaven geschieht. Doch irgendwann ist der Punkt gekommen an dem Cora, Caesar und ein anderes Sklavenmädchen, dass sich den beiden einfach angeschlossen hat, fliehen. Auf ihrer Flucht werden sie einmal fast aufgegriffen, doch Cora und Caesar können fliehen. Dabei verletzt Cora einen Jungen sehr schwer, sie vermutet, dass er seinen Verletzungen erlegen ist, denn sie wird nun als Mörderin gesucht.
    Cäsar und sie schaffen es mit Hilfe des Farmers Fletcher, ein Kontakt von Caesar, zur Underground Railroad. Diese ist ein Netzwerk, dass es damals wirklich gegeben hat. Die ganze Sache verlief im geheimen, es wurden Codes benutzt. Der Autor bedient sich in diesem Buch einer echten Bahn, die im Untergrund fungiert. Dies ist wichtig für das Verständnis, ansonsten kann es zu Verwirrung kommen.
    In North Carolina angekommen geht es beiden erstmal gut, sie bleiben dort und erholen sich. Doch der Frieden währt nicht lang, der Plantagenbesitzer Randall hat den Sklavenfänger Ridgeway auf Cora angesetzt, und dieser scheint sie gefunden zu haben......

    Im weiteren Verlauf des Romans werden Coras Flucht und ihre Stationen auf der Flucht beschrieben. Der Leser bekommt eine realistische Vorstellung davon wie man sich damals als Sklave gefühlt haben muss. Er erzählt sehr gefühlvoll, beschönigt allerdings auch nichts. Von der Organisation URR hatte ich bis dato noch nie etwas gehört, es war sehr interessant einmal eine ganz neue Perspektive zu erleben. Lediglich die Tatsache das Netzwerk in einen echten Zug zu verwandeln halte ich für etwas übertrieben, zumal die Story auch mit den realen geschichtlichen Fakten funktioniert hätte.

    Alles in allem ist Underground Railroad ein toller und wirklich lesenswerter Roman. Volle Punktzahl!

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  • 4 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jenny V., 25.09.2017

    Als Buch bewertet

    „Die Wahrheit war eine wechselnde Auslage im Schaufenster, von menschlicher Hand verfälscht, wenn man gerade nicht hinsah, verlockend und stets ausser Reichweite.“

    Inhalt

    Cora wird als Kind einer Sklavin mitten hinein in ein menschenunwürdiges Leben geboren. Sie wächst auf einer Baumwollplantage in Georgia auf und wird mit 10 Jahren von ihrer Mutter im Stich gelassen, als diese beschliesst, zu fliehen und der Farm unerlaubter Weise den Rücken zu kehren. Fortan muss sich das Mädchen allein durchschlagen und wird auch bald unter Ihresgleichen ausgebeutet und in die Hob verbannt, einen Ort an dem all jene leben, von denen niemand etwas wissen will und die gnadenlos aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden. Demütig erträgt Cora ihr Leid, bewahrt sich aber auch ihren Stolz und beginnt erst ernsthaft über die eigene Flucht nachzudenken, nachdem ihr der junge Sklave Caesar den Vorschlag gemacht hat, mit ihr gemeinsam über die sagenumwobene „Underground Railroad“ – einer Eisenbahnlinie unter der Erde, dem unausweichlichem Schicksal zu entkommen. Gemeinsam gelingt es ihnen dank einiger Verbündeter, die gefährliche Reise anzutreten und weiter nördlich ein besseres Zuhause zu finden. Doch ihre Häscher sind ihnen dicht auf den Fersen und der Abstand wird immer geringer. Als die beiden schliesslich getrennt werden, muss sich Cora alleine durchschlagen, wenn sie überleben will. Ihre Odyssee durch das Land beginnt, gebeutelt von Verrat, gemildert durch wenige Menschen, die ein Herz haben, reist sie von Bundesstaat zu Bundesstaat und begegnet dem ganzen Ausmass der Sklaverei, erkennt die vielen Formen der Gewalt und hofft dennoch auf ein Leben in Freiheit, wenn auch in ferner Zukunft …

    Meinung

    Der amerikanische Autor Colson Whitehead hat mit diesem Roman ein ganz besonderes Buch geschaffen, indem sich auf angenehme Art und Weise Realität und Fiktion vermischen. Seine erfundene Eisenbahnlinie unterhalb der Erde mit dunklen Stationen in engen Tunneln ist zwar erfunden, doch die Organisation selbst, die es einigen Leibeigenen ermöglicht hat, ein besseres Leben in einem anderen Land zu finden, gab es sehr wohl. Doch nicht nur dieser gelungene Mix macht den Roman so besonders, sondern in erster Linie der schonungslose Blick auf ein düsteres Kapitel der Menschheitsgeschichte. Sehr detailliert und ausdauernd beschreibt er die Sklaventreiberei, die alltäglichen Lebensumstände dieser „Untermenschen“, die von ihren Besitzern schlimmer noch als manches Tier behandelt werden. Und so kommt einen die Aussage des Buches nicht wie ein trauriges Einzelschicksal vor, sondern wie ein Schreckensbildnis der Tyrannei. Gerade dieser historische, undankbare Aspekt, der zwischen Willkür, Gräueltaten und Massenmord angesiedelt ist, untermalt die gesamte Geschichte und brennt sich ins Gedächtnis des Lesers.

    Dabei legt Whitehead grossen Wert auf die Charakterisierung seiner Protagonisten, die der Geschichte die notwendige Innerlichkeit geben. Ihre Handlungen und Gedanken werden vortrefflich eingefangen und sehr menschlich und direkt wiedergegeben. Fast wie der Tropfen auf dem heissen Stein erscheint dieses willkürliche Betrachten eines erbarmungswürdigen Lebens, doch niemals gewinnt das Mitleid die Oberhand sondern vielmehr die Wut auf all jene, die es vermocht haben, Menschen wie Abfall zu behandeln. Und so offenbart sich dem Leser die Hölle, deren Wurzeln zwar in der Vergangenheit liegen aber auch heute noch unerschütterliche Präsenz haben.

    Ein kleiner Makel, der keiner ist, weil er hervorragend zur Geschichte passt, ist diese allesumfassende Schwere, die bedrückende Stimmung und dieser viel zu kleine Hoffnungsschimmer, der nicht einmal glimmt, geschweige denn brennt. Stellenweise mochte ich das Buch mit all seinen Facetten nicht wahrnehmen, weil ich immer noch geglaubt habe, dass am Ende des Weges etwas wartet, für dass sich dieses dargestellte Leben lohnt. Doch so gut, wie sich das Ende des Textes in das Gesamtkonzept des Buches einfügt, mir war die Geschichte etwas zu düster und schwer, auch und vor allem, wegen der Echtheit der Gefühle und der Realitätsnähe, die man trotz aller Fiktion sehr unmittelbar spürt.

    Fazit

    Ich vergebe gute 4 Lesesterne für diesen wichtigen zeitgenössischen Roman, der der Thematik Sklaverei, Ausbeute und Misshandlung einen sehr hohen Stellenwert einräumt und Geschichte greifbar macht. Zurecht hat dieses Buch seine Auszeichnungen bekommen und es ist ein nachhaltiges, wenn auch schwer verdauliches Werk über Menschen und die Auswüchse ihrer Unbarmherzigkeit, die sich in einer masslosen Selbstüberschätzung äussern.

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  • 4 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    ele, 10.11.2017 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Underground Railroad, Roman von Colson Whitehead, 352 Seiten, erschienen im Carl Hanser Verlag.
    Colson Whitehead widmet sich in seiner Erzählung der Entrechtung, Unterdrückung und Vernichtung von Schwarzen durch Weisse in den USA.
    Die Geschichte von Cora einer jungen Schwarzen, geboren in der Sklaverei, wird von Caesar einem Leidensgenossen aufgefordert, zusammen mit ihm zu fliehen. Die Beiden begeben sich auf eine abenteuerliche Reise vom Süden Amerikas in den Norden. Ob die Flucht gelingt und was den beiden bei ihrer spektakulären Flucht mit der Underground Railroad alles zustösst wird hier im schonungslosen Stil beschrieben.
    Das Buch ist aufgegliedert in 12 Kapitel die abwechselnd mit US-Bundesstaaten und Personennamen benannt sind. Am Anfang eines jedes Staaten- Kapitels erscheint eine Suchanzeige für einen entlaufenen Sklaven. Die Geschichte wird im auktorialen Stil erzählt. Whitehead beschreibt in nüchterner bildhafter Sprache die grausamen Geschehnisse die in der Zeit der dunkelsten Geschichte Amerikas stattfanden. Er erhielt dafür den National Book Award 2016 und den Pulitzer Preis 2017.
    Der Anfang über Ajarry, Coras Grossmutter, ihre Mutter und Coras Kinderzeit und wie sie sich in der Sklavengemeinschaft auf der Baumwollfarm in Georgia behauptet fand ich ungemein spannend, spannend beginnt auch ihre Flucht und was dazu führte. Leider lässt die Spannung zwischendurch nach um am Ende wieder anzuziehen. Leider konnte ich der Geschichte nicht immer folgen, denn der Verlauf wurde durch die Personenkapitel die dazwischen gestreut waren unterbrochen. Das Leben von Charakteren die an diesem Punkt schon verstorben waren wurde aufgegriffen, auch kam es vor, dass Cora bei ihrer Flucht schon an einem anderen Ort angekommen war mit anderem Setting und Personen, im nächsten Kapitel aber beschrieben wurde wie ihre Befreiung von Statten ging. M.E. sind die Kapitel im Roman etwas unglücklich angeordnet. Gut fand ich, dass das Schicksal von Mabel am Ende noch aufgeklärt wurde, was mich wieder mit der Geschichte versöhnt hat. Homo, homini lupus – der Mensch, dem Menschen ein Wolf. So zitiert Plautus und so wird es im vorliegenden Buch auch aufs Grausamste und grauenvoll beschrieben. Die Lektüre hat mich sehr betroffen gemacht, gefesselt und tief bewegt. Die Geschichte der Underground Railroad und des Abolitionismus wird mich wohl auch noch einige Zeit beschäftigen. Die Underground Railroad wird im Buch als eine tatsächliche „Untergrundbahn“ beschrieben, was sie in Wirklichkeit aber nicht war. Zwischen 1810 und 1860 wurde durch dieses „Fluchtnetzwerk“ mit geheimen Routen, geheimen Stationen und Menschen die für ihre Hilfe mit dem Leben bezahlten, 50 000 Sklaven vom Süden in die freien Nordstaaten und Kanada gebracht. Bisher wusste ich nicht, dass es diese „Fluchthilfe“ gab und ich bin dankbar, dass ich es durch diesen Roman erfahren durfte.
    Es handelt sich hier absolut um kein Wohlfühlbuch“, sondern um eine Lektüre, die zum Nachdenken anregt, ja etwas für danach mitgibt. Eine absolute Kaufempfehlung, für die Leser die sich für die Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei interessieren, die etwas über die „Underground Railroad“ erfahren wollen. Und von mir 4 von 5 möglichen Sternen.

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  • 4 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Isabel R., 30.09.2017

    Als Buch bewertet

    Nun bin ich auch fertig mit diesem allseits hochgelobten Buch und lasse es noch ein bisschen nachwirken. Zum Thema an sich gibt es nicht viel zu sagen. Es dürfte hinlänglich bekannt sein, dass noch bis zum heutigen Tage das Thema Rassismus eine gewichtige Rolle in den Vereinigten Staaten spielt. Jedoch möchte ich vorsichtig hinzufügen, dass dies ein zweischneidiges Schwert ist. Hiermit meine ich, dass nicht nur weiss gegen schwarz sondern auch umgekehrt diskriminiert wird, wenn auch nicht im gleichen Ausmass.
    Colson Whitehead hat nun in seinem neuesten Roman genau diese Thematik aufgegriffen, wobei er von Anfang an sagt, dass viele Vorkommnisse so hätten vorkommen können, jedoch im Buch seiner freien Fantasie entsprungen sind. Und genau deshalb bekommt das Buch für mich leider nicht die Bestnote. Zuviel Freiheit hat er hier meiner Ansicht nach walten lassen. Die „Underground Railroad“ als echter Zug, stellvertretend für viele Beispiele, war mir persönlich zu „exotisch“.
    Dennoch schafft der Autor es, den Leser zum Nachdenken zu animieren. Man kann gar nicht anders als Vergleiche zu ziehen, neben der immer noch in unseren Köpfen sehr präsenten Naziherrschaft bis hin zur Gegenwart. Ich denke, Colson Whitehead wollte aufrütteln und das ist ihm fabelhaft gelungen. Mit einem schlüssigen Ende hat er mich als Leserin durchaus befriedigt zurückgelassen. Ich wünsche mir, dass das Buch gerade in der heutigen Zeit von vielen Menschen gelesen wird, denn ich spüre, dass wir uns im Moment in eine Richtung bewegen, die nicht erstrebenswert sein kann.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Benne, 09.09.2017

    Als Buch bewertet

    Wahrscheinlich war in der Geschichte Amerikas der Drang nach Freiheit nie grösser als in der Zeit, in der Sklavenhandel betrieben wurde. In der Geschichte begleitet man die junge Cora, die auf einer Baumwollplantage in Georgia ihr Sklavendasein verbringt. Ihre Mutter floh als Cora noch ein Kind war, nicht wissend, ob die Flucht gelang. Denn wer einmal versucht zu fliehen, erreicht entweder die Freiheit oder wird gefangen, gefoltert und für das Vergehen bestraft. Die titelgebende „Underground“ Railroad“ existierte in Wirklichkeit. Whitehead hält sich grundsätzlich also an wahre Begebenheiten, jedoch war die UR ein Netzwerk aus Fluchthelfern, Unterstützern, Abolitionisten. Whitehead schmückte die Geschichte aus, indem Cora tatsächlich mit einer Eisenbahn im Untergrund die Staatsgrenzen überquert und so den atemberaubendsten, aber auch erschreckendsten Dingen begegnet.
    Im Buch lernt man die verschiedensten Charaktere kennen. Dabei wächst einem Coras Bedürfnis aus der Sklaverei zu entfliehen besonders an Herz, da man mit ihr die Reise antritt. Man trifft auf herzensgute Fluchthelfer, die ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen und das Höchstmass an Altruismus und Mitgefühl zeigen. Auf der anderen Seite stösst man auf Kopfgeldjäger und Sklavenfänger, die über dutzende Leichen gehen, nur um einen Menschen zu fangen, ihn dem Herrn wiederzugeben und dafür die Belohnung zu erhalten. Dieses Buch zeigt zahlreiche Wesenszüge auf, wie es selten ein anderes Buch schafft.
    Colson Whiteheads Schreibstil geht häufig sehr tief. Er zwingt den Leser Pausen zu machen, um das Gelesene wirken zu lassen. Er schafft es, den Leser als Mitwirkenden in die Geschichte mit einzubringen, die Geschichte wirkt greifbar. Manchmal verstrickt sich der Autor aber auch in unwichtigen ellenlangen Beschreibungen, die nicht wirklich nötig sind oder Eindruck hinterlassen.
    Das Cover ist meiner Meinung nach atemberaubend. Dominante Schrift über einem Sternenhimmel, darunter ein Holzhaus, welches so auch in der Geschichte eine Rolle spielen könnte, das ist Interpretationssache des Lesers, hinterlässt aber bleibenden Eindruck

    Bei „Underground Railroad“ muss man globaler denken, als nur das Buch an sich zu bewerten. Colson Whitehead schafft nämlich mit der dunkelsten Stelle US-Amerikanischer Geschichte und eigener Phantasie ein Werk zu schaffen, welches Augen öffnet und nachhaltig beeinflusst.

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  • 5 Sterne

    7 von 15 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    steffi k., 21.08.2017

    Als Buch bewertet

    Ein dunkles Kapitel Amerikas treffend inszeniert
    Amerika steht bei uns Deutschen als Land der Demokratie hoch im Kurs – sehen wir mal von den derzeitigen Auswüchsen ab.
    Wir beneiden die Amerikaner um ihr Nationalbewusstsein – aber nicht nur wir Deutschen haben blinde Flecken in unserer Geschichte …
    Mir erscheint es nach der Lektüre dieses Roman zweifelhaft , ob die Amerikaner mit diesen Flecken so umgehen , wie sie das von uns Deutschen gerne erwarten – und wie es auch richtig ist.
    COLSON WHITEHEAD erklärt in seinem Roman Amerikas schmutzige Seiten im Georgia des frühen 19. Jahrhunderts : Eine Sklavin flieht durch ein geheimes Fluchtwegenetz: die Untergrundbahn des Titels .In der Realität war sie ein Netzwerk von Gegnern der Sklaverei - im Roman wird sie zu einer echten unterirdischen Eisenbahn, die quer durch Amerika geflohene Sklaven in den Norden bringt.
    Deshalb bekam Colson Whitehead auch den National Book Award in der Kategorie "Fiktion".
    Er erzählt die Geschichte von Cora, einer Sklavin auf einer Baumwollplantage in Georgia vor dem amerikanischen Bürgerkrieg. Durch den Sklaven Caesar , der neu auf der Plantage, ist erfährt sie von einem geheimen Fluchthelfer-Netzwerk. Die beiden entschliessen sich zur Flucht.
    Der Roman beginnt mit Ajarry, Coras Grossmutter, die mit einem Schiff nach Amerika verschleppt wurde und die immer wieder weiterverkauft wurde.
    Am Ende ihres Lebens kam sie auf die Farm der Randalls. An diesem Ort wuchs auch ihr Enkelin Cora auf. Deren Mutter Mabel wagte den Weg in den Norden, während ihre Grossmutter ihr Schicksal ertrug. In Cora sind Beide verwurzelt, deshalb will sie zunächst nicht fliehen; sie weiss ja auch nicht, was sie erwartet.
    Die Flucht gestaltet sich schwierig und die Angst, wieder eingefangen zu werden, hängt ständig wie ein Damoklesschwert über Cora.
    Am Cover gefällt mir besonders der weite Sternenhimmel; ein Himmel , den Cora sicher oft auf ihrer Flucht gesehen hat und der sie vielleicht auch zum Träumen von der grossen Freiheit lässt. Und im Hintergrund – wie zum Beweis- beginnt der neue Tag.
    Das fundierte Sachwissen des Romans spiegeln im Cover die grossen Letter des Titels sehr gut wider. Fiction und Realität sind nicht nur im Cover gut verwoben.

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  • 5 Sterne

    3 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Maya W., 20.08.2017 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Underground Railroad ist die Bezeichnung für ein Netzwerk Sklavengegnern, das entflohenen Sklaven half aus den Südstaaten der USA in die Nordstaaten und damit in Sicherheit zu gelangen. Es wurden Fluchtrouten ausgetüftelt, falsche Papiere ausgestellt, Menschen stellten Schutzquartiere zur Verfügung, alles unter dem Mantel der Geheimhaltung. Denn auch in den vermeintlich sicheren Nordstaaten war es Sklavenfängern erlaubt, sich das „Eigentum“ des Sklavenhalters wieder anzueignen und es seinem rechtmässigen „Besitzer“ wieder zuzuführen. Unangekündigte Hausdurchsuchungen und willkürliche Kontrolle Farbiger auf den Strassen waren von Gesetzes wegen ebenfalls gestattet.

    In die Hände der Underground Railroad begibt sich auch Cora, eine entflohene Sklavin aus Giorgia. Die Flucht gelingt, allerdings unterliegt auch Cora der ständigen Gefahr entdeckt, aufgegriffen und zurückgeführt zu werden. Und was das für Cora bedeuten könnte erfährt der Leser nur zu genau. Colson Whitehead beschreibt sehr bildhaft welche Bestrafungen Sklaven für kleinste Vergehen zu erwarten haben. Kaum vorzustellen, welche Bestrafung einen Sklaven erwartet, der entflohen und zurückgeführt wurde. Fest steht für Cora, dass sie dies nicht überleben würde. Und somit beisst Cora sich durch, entwickelt eine unglaubliche mentale, aber auch körperliche Stärke. Bezeichnend ist, dass sie selbst weiterhin Weissen, die ihr helfen wollen ein gewisses Mass an Misstrauen entgegenbringt, da es für sie unvorstellbar ist, dass in einem Weissen etwas Gutes steckt.

    Wir lernen in diesem Roman aber nicht nur Cora kennen, sondern erfahren Einiges über die Fluchthelfer, die selber ständig in Lebensgefahr schweben und ihre Beweggründe sich für entflohene Sklaven zu engagieren. Wir lernen auch die Sklavenfänger kennen, die einzig und allein den finanziellen Vorteil ihrer Tätigkeit sehen und ihre Arbeit möglichst erfolgreich machen wollen.

    Der Leser wird in einen ständigen Strudel aus Angst, Sicherheit, Verrat, Gewalt, Resignation aber auch Hoffnung, immer wieder Hoffnung. Cora ist eine Figur, die dem Leser Respekt für ihren Mut abverlangt. Zwar wird ihr viel geholfen, aber letztendlich ist es immer wieder sie selber, die sich aus dem Sumpf zieht.

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  • 5 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gartenkobold, 21.08.2017

    Als Buch bewertet

    Freiheit - unbezahlbar
    Undergroundrailroad ist eine zu tiefst beeindruckende Geschichte über die Sklaven zu Zeiten der Nord- und Südstaaten Amerikas. Eine Geschichte, die den Leser tief bewegt, manchmal auch fassungslos macht, angesichts der Brutalität und Menschenverachtung, mit der man damals die Sklaven behandelte, sie schon für geringste Vergehen zu Tode prügelte oder misshandelte, wenn der Plantagenbesitzer dies aus Gutdünken befahl.
    Der Roman beschreibt sehr eindrucksvoll die Geschichte von Cora, der Protagonistin des Romans, die als Sklavin in dritter Generation auf einer Baumwollplantage in Georgia lebt und Caesar, dem Sklaven, der lesen und schreiben gelernt hat. Die Zeit zur Flucht ist gekommen, als der nicht ganz so brutale Bruder James, der die Plantage zusammen mit seinem brutalen Bruder Terrance führt, verstirbt. Caesar flieht mit Cora, denn er weiss um das Netzwerk, dem auch Weisse angehörten und eine Flucht auf Leben und Tod beginnt…
    Underground Railroad war ein Netzwerk aus vielen Menschen, Gegner der Sklaverei die es sich zum Ziel gesetzt hatten, den flüchtigen Sklaven zu helfen, um ein Leben in Freiheit zu führen. Schutzhütten, geheime Routen und Geldspenden und eine verschlüsselte Art der Kommunikation aus Metaphern der Eisenbahn bildeten die Grundlage der Verständigung zwischen Sklaven und Fluchthelfern.
    Die Sklaverei ist nicht nur ein Kapitel amerikanischer Geschichte, Sklaven gab und gibt heute immer noch auf dieser Welt, auch wenn die Sklaverei offiziell abgeschafft ist.
    Der Roman von Colson Whitehead ist eine aussergewöhnlich gelungene Mischung aus Fiktion und amerikanischer Geschichte, flüssig geschrieben und die Protagonistin Cora ist eine starke und sympathische Frau, deren Geschichte sich in das Herz des Leser gräbt und um dort haften zu bleiben.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sanne, 13.09.2017

    Als Buch bewertet

    Düster und grausam

    „Underground Railroad“ von Colson Whitehead ist ein Roman über ein dunkles Kapitel der amerikanischen Geschichte, der mich sehr bewegt hat.
    Schauplatz ist eine Baumwollplantage im tiefen Süden, in Georgia. Die Geschichte spielt vor der Sklavenbefreiung, also vor mehr als 150 Jahren. Erzählt wird das Schicksal der 17-jährigen Cora. Aber auch das ihrer Grossmutter und Mutter, die ebenfalls auf der Plantage gearbeitet haben.
    Eines Tages wird Cora gefragt, ob sie Caesar auf seiner Flucht in den Norden begleiten möchte. Eine aufregende Zeitreise beginnt…
    Colson Whitehead hat den Überlebenskampf der Sklaven in den Südstaaten spannend in Szene gesetzt. Ab und zu sind echte Steckbriefe eingestreut. Auch die Emotionen kommen nicht zu kurz. „Underground Railroad“ beinhaltet grausame Szenen, die schwer auszuhalten sind:
    „Die Leichen hingen wie verrotteter Schmuck in den Bäumen. Manche waren nackt, andere teilweise bekleidet...“
    Dieses geheime Netzwerk, das es wirklich gegeben hat, als unterirdische Eisenbahn darzustellen, finde ich genial. Denn ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. South und North Carolina, Tennessee, Indiana. Immer, wenn Cora an einer Station aussteigt, findet sie ein anderes Amerika.
    Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Cora ist mir sofort ans Herz gewachsen. Sie ist eine starke Frau, die viele Rückschläge zu verkraften hat. Gekonnt seziert der Autor ihre Gedanken und Gefühle. Und so fiebert man mit ihr mit, ob am Ende tatsächlich die Freiheit wartet.

    Fazit: Ein anspruchsvoller Roman, der ambivalente Gefühle auslöst. Gut geschrieben, ohne Frage. Eine Lektüre, die einen klüger macht und nachhallt.

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  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jenny V., 25.09.2017 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    „Die Wahrheit war eine wechselnde Auslage im Schaufenster, von menschlicher Hand verfälscht, wenn man gerade nicht hinsah, verlockend und stets ausser Reichweite.“

    Inhalt

    Cora wird als Kind einer Sklavin mitten hinein in ein menschenunwürdiges Leben geboren. Sie wächst auf einer Baumwollplantage in Georgia auf und wird mit 10 Jahren von ihrer Mutter im Stich gelassen, als diese beschliesst, zu fliehen und der Farm unerlaubter Weise den Rücken zu kehren. Fortan muss sich das Mädchen allein durchschlagen und wird auch bald unter Ihresgleichen ausgebeutet und in die Hob verbannt, einen Ort an dem all jene leben, von denen niemand etwas wissen will und die gnadenlos aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden. Demütig erträgt Cora ihr Leid, bewahrt sich aber auch ihren Stolz und beginnt erst ernsthaft über die eigene Flucht nachzudenken, nachdem ihr der junge Sklave Caesar den Vorschlag gemacht hat, mit ihr gemeinsam über die sagenumwobene „Underground Railroad“ – einer Eisenbahnlinie unter der Erde, dem unausweichlichem Schicksal zu entkommen. Gemeinsam gelingt es ihnen dank einiger Verbündeter, die gefährliche Reise anzutreten und weiter nördlich ein besseres Zuhause zu finden. Doch ihre Häscher sind ihnen dicht auf den Fersen und der Abstand wird immer geringer. Als die beiden schliesslich getrennt werden, muss sich Cora alleine durchschlagen, wenn sie überleben will. Ihre Odyssee durch das Land beginnt, gebeutelt von Verrat, gemildert durch wenige Menschen, die ein Herz haben, reist sie von Bundesstaat zu Bundesstaat und begegnet dem ganzen Ausmass der Sklaverei, erkennt die vielen Formen der Gewalt und hofft dennoch auf ein Leben in Freiheit, wenn auch in ferner Zukunft …

    Meinung

    Der amerikanische Autor Colson Whitehead hat mit diesem Roman ein ganz besonderes Buch geschaffen, indem sich auf angenehme Art und Weise Realität und Fiktion vermischen. Seine erfundene Eisenbahnlinie unterhalb der Erde mit dunklen Stationen in engen Tunneln ist zwar erfunden, doch die Organisation selbst, die es einigen Leibeigenen ermöglicht hat, ein besseres Leben in einem anderen Land zu finden, gab es sehr wohl. Doch nicht nur dieser gelungene Mix macht den Roman so besonders, sondern in erster Linie der schonungslose Blick auf ein düsteres Kapitel der Menschheitsgeschichte. Sehr detailliert und ausdauernd beschreibt er die Sklaventreiberei, die alltäglichen Lebensumstände dieser „Untermenschen“, die von ihren Besitzern schlimmer noch als manches Tier behandelt werden. Und so kommt einen die Aussage des Buches nicht wie ein trauriges Einzelschicksal vor, sondern wie ein Schreckensbildnis der Tyrannei. Gerade dieser historische, undankbare Aspekt, der zwischen Willkür, Gräueltaten und Massenmord angesiedelt ist, untermalt die gesamte Geschichte und brennt sich ins Gedächtnis des Lesers.

    Dabei legt Whitehead grossen Wert auf die Charakterisierung seiner Protagonisten, die der Geschichte die notwendige Innerlichkeit geben. Ihre Handlungen und Gedanken werden vortrefflich eingefangen und sehr menschlich und direkt wiedergegeben. Fast wie der Tropfen auf dem heissen Stein erscheint dieses willkürliche Betrachten eines erbarmungswürdigen Lebens, doch niemals gewinnt das Mitleid die Oberhand sondern vielmehr die Wut auf all jene, die es vermocht haben, Menschen wie Abfall zu behandeln. Und so offenbart sich dem Leser die Hölle, deren Wurzeln zwar in der Vergangenheit liegen aber auch heute noch unerschütterliche Präsenz haben.

    Ein kleiner Makel, der keiner ist, weil er hervorragend zur Geschichte passt, ist diese allesumfassende Schwere, die bedrückende Stimmung und dieser viel zu kleine Hoffnungsschimmer, der nicht einmal glimmt, geschweige denn brennt. Stellenweise mochte ich das Buch mit all seinen Facetten nicht wahrnehmen, weil ich immer noch geglaubt habe, dass am Ende des Weges etwas wartet, für dass sich dieses dargestellte Leben lohnt. Doch so gut, wie sich das Ende des Textes in das Gesamtkonzept des Buches einfügt, mir war die Geschichte etwas zu düster und schwer, auch und vor allem, wegen der Echtheit der Gefühle und der Realitätsnähe, die man trotz aller Fiktion sehr unmittelbar spürt.

    Fazit

    Ich vergebe gute 4 Lesesterne für diesen wichtigen zeitgenössischen Roman, der der Thematik Sklaverei, Ausbeute und Misshandlung einen sehr hohen Stellenwert einräumt und Geschichte greifbar macht. Zurecht hat dieses Buch seine Auszeichnungen bekommen und es ist ein nachhaltiges, wenn auch schwer verdauliches Werk über Menschen und die Auswüchse ihrer Unbarmherzigkeit, die sich in einer masslosen Selbstüberschätzung äussern.

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